Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales und gesellschaftliche Integration
Gz: SI-Strat
GRDrs 418/2024
Stuttgart,
06/26/2024


4. Stuttgarter Armutskonferenz 2023 - Beschlüsse der Haushaltsplanberatungen 2024/2025 und Nachhaltigkeit



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Sozial- und Gesundheitsausschuss
Jugendhilfeausschuss
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
22.07.2024
23.09.2024

Bericht:



Die 4. Stuttgarter Armutskonferenz 2023 hat am 9. Mai 2023 mit über 400 Teilnehmenden erfolgreich im Stuttgarter Rathaus und dezentral in sozialen Angeboten stattgefunden. Sie wurde von der Abteilung Strategische Sozialplanung in enger Zusammenarbeit mit der Politik, zahlreichen Ämtern und Abteilungen der Stadtverwaltung, der Liga der Wohlfahrtspflege Stuttgart und weiteren Partnern wie Stiftungen, Selbstvertretungen und Initiativen sowie mit Betroffenen vorbereitet und umgesetzt. Ziel der Armutskonferenz war es, die Stellschrauben zu identifizieren, die insbesondere auf lokaler Ebene zur Bekämpfung von Armut angesetzt werden können. Damit knüpft diese Konferenz an die zurückliegenden drei Stuttgarter Armutskonferenzen an, die 2008 mit dem Fokus „Kinderarmut in Stuttgart“ (vgl. GRDrs 503/2008), 2013 mit dem Titel „Arm und Alt“ und 2019 unter der Überschrift „Vernetzt gegen Armut“ (vgl. GRDrs 606/2019) stattfanden.

Konzipiert wurde der Prozess der 4. Armutskonferenz 2023 von der Abteilung Strategische Sozialplanung. Grundlegend für die Arbeitsweise der Strategischen Sozialplanung ist eine fachliche Problemanalyse, die zu einer strategischen und zugleich lösungsorientierten Herangehensweise führt. Ergänzend zu den weithin bekannten Folgen von Armut (z.B. geringere formale Bildung, Arbeitslosigkeit, schlechtere Wohnungen und Ernährung) ergab diese, dass sich arme Menschen tendenziell weniger gehört fühlen und nachweislich ein geringeres Vertrauen in politische und gesellschaftliche Institutionen haben (Ergebnisse der Hans-Böckler-Stiftung 2022 vorgestellt von Frau Dr. Spannagel auf der Stuttgarter Armutskonferenz am 9. Mai 2023). Dies macht einen sektorenübergreifenden, beteiligungsorientierten sowie kollaborativen Ansatz in der Armutsbekämpfung notwendig.

Daher konzipierte die Strategischen Sozialplanung die 4. Armutskonferenz als eine stadtweite Gemeinschaftsaufgabe mit verteilten Verantwortlichkeiten, an der städtische Ämter, soziale Träger, die Liga der Wohlfahrtspflege, Zivilgesellschaft und Selbstvertretungen gemeinsam arbeiteten. Über die Koordination der Strategischen Sozialplanung ist es gelungen, breit zu mobilisieren, zielgruppenübergreifend und in gemeinsamer Abstimmung Armut in Stuttgart greifbar zu machen und gemeinsame Ideen zur Linderung und Bekämpfung von Armut zu entwickeln.

Dank der Beschlüsse des Stuttgarter Gemeinderates im Doppelhaushalt 2024/2025 kann dieser kooperative Planungsansatz der Strategischen Sozialplanung seit 2022 verstetigt und weiter ausgebaut werden. Zwei weitere Personen (je 0,5 VZÄ) mit den Themenschwerpunkten „Intergenerative Beziehungen“ und „Veranstaltungs- und Verwaltungsmanagement“ können sich ab 2024 einbringen. Zudem wurde das befristete Budget (40.000 EUR/Jahr) entfristet und auf 67.000 EUR/Jahr aufgestockt.


1. Schwerpunkte der 4. Armutskonferenz 2023 und Zusammenarbeit

In den 6 Foren der 4. Stuttgarter Armutskonferenz 2023 wurden die bestehenden Maßnahmen gegen Armut in einem breiten Beteiligungsprozess aufgearbeitet, weitere mittel- und langfristige Maßnahme-Empfehlungen formuliert sowie auf damit zusammenhängende bestehende haushaltsrelevante Vorlagen zum Stuttgarter Doppelhaushalt 2024/25 verwiesen.

Rund 100 Personen, davon 19 Fachexpertinnen und Fachexperten in Leitungsverantwortung für die 6 Foren, haben die Konferenz ein halbes Jahr lang in multiperspektivischen Kleingruppen vorbereitet, armutsbetroffene Personen eingebunden und beteiligt sowie thematische Schwerpunkte identifiziert. Die geteilte Leitung der Foren (Stadtverwaltung und Liga der Wohlfahrtspflege) stellte die Konzentration auf die gemeinsamen Problemanalysen und die Erarbeitung von Lösungsansätzen sicher.

Forum Wohnen und Wohnraumversorgung
Leitung: Stuttgarter Sozialamt, Caritasverband für Stuttgart, Ambulante Hilfe e.V. Stuttgart
Forum Soziale und kulturelle Teilhabe
Leitung: Stuttgarter Sozialamt, Caritasverband für Stuttgart, eva Stuttgart
Forum Aufwachsen in Armut
Leitung: Stuttgarter Jugendamt, Kinderbeauftragte der Stadt Stuttgart, AWO Stuttgart
Forum Arbeit – Weiterentwicklung der Arbeitsgelegenheiten
Leitung: Jobcenter Stuttgart, Sozialunternehmen Neue Arbeit gGmbH
Forum Gesundheit: (Neue) Perspektiven für Menschen ohne Krankenversicherung
Leitung: Stuttgarter Gesundheitsamt, eva Stuttgart
Forum Gesundes, nachhaltiges Essen für Alle!
Leitung: Strategische Sozialplanung der Stadt Stuttgart, Diakoniepfarramt Stuttgart

2. Ergebnisse der 4. Armutskonferenz 2023 und Bewertung

In der GRDrs 200/2023 „4. Stuttgarter Armutskonferenz 2023: Inhalte und Ergebnisse“ wurden der Prozess, die Forenarbeit und die Ergebnisse der Konferenz zusammengefasst.

Ergebnisse waren


Die Dokumentation der grundlegenden Ergebnisse sowie weitere Informationen zum Thema Armut in Stuttgart sind auf der Stuttgarter Website zur Armutskonferenz zusammengefasst und für die Öffentlichkeit transparent zugänglich (https://www.stuttgart.de/leben/soziales/sozialplanung/armutskonferenz/).

Die GRDrs 200/2023 „4. Stuttgarter Armutskonferenz 2023: Inhalte und Ergebnisse“ wurde beginnend mit dem beauftragenden Sozial- und Gesundheitssauschuss am 24.07.2023 in weitere gemeinderätliche Gremien eingebracht: Beirat für Menschen mit Behinderungen: 18.09.; Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik: 10.10.; Jugendhilfeausschuss: 16.10.; Schulbeirat: 24.10.; Internationaler Ausschuss: 25.10.; Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen: 10.11.; Ausschuss für Klima und Umwelt: 01.12.2023. Hierbei wurden thematische Schwerpunktsetzungen vorgenommen und Hinweise der Gremien für die zukünftige Arbeit aufgenommen. Einzelne Themen werden von den zuständigen Akteuren der Stadtverwaltung weitergeführt und in den relevanten Gremien diskutiert.

Übereinstimmend wurde hervorgehoben, dass die dem Konferenztag vorausgegangene Zusammenarbeit in den Arbeitsgruppen, an denen Vertretungen der Stadtverwaltung, der Liga der Wohlfahrtspflege Stuttgart, aus Stiftungen, Initiativen und Vereinen mitwirkten, ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal der 4. Armutskonferenz gewesen ist. Diese sektorenübergreifende Zusammenarbeit hat einen nachhaltig positiven Effekt auf die Vernetzung innerhalb der Stadtverwaltung und mit der Stuttgarter Träger- und Angebotslandschaft. Ebenso positiv eingeschätzt wurde die intensive Beteiligung von Nutzerinnen und Nutzern sozialer Angebote, Selbstvertretungen und Armutsbetroffenen im Vorfeld und bei der Konferenz, die u.a. vom Chor der Vesperkirche Stuttgart eröffnet wurde.

3. Nachhaltigkeit der Stuttgarter Armutskonferenz

Mit den Stuttgarter Gemeinderatsfraktionen, der Stadtverwaltung und der Liga der Wohlfahrtspflege Stuttgart wurde vereinbart, auf eine Nachhaltigkeit der Ergebnisse und der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit in der Koordination der Strategischen Sozialplanung hinzuwirken. Aufgrund der Vielzahl der Konferenzergebnisse erfolgte zunächst eine Priorisierung und Fokussierung auf einzelne Themen und Ansatzpunkte, die seit Mitte 2023 weiterverfolgt werden (vgl. ausführlich Anlage 1: 4. Stuttgarter Armutskonferenz 2023: Weiterführung und Umsetzung der Ergebnisse).

Ergebnisse der Armutskonferenz im Doppelhaushalt 2024/25:

Von den 40 haushaltsrelevanten Gemeinderatsvorlagen (auch Sammelvorlagen) mit Bezug zu den Ergebnissen der 4. Armutskonferenz 2023 wurden vom Gemeinderat 35 Vorlagen im Stuttgarter Doppelhaushalt 2024/25 beschlossen und können umgesetzt werden (vgl. Anlage 2: Übersicht der Beschlüsse im Stuttgarter Doppelhaushalt 2024/2025, die im Rahmen der 4. Armutskonferenz 2023 zusammengefasst wurden, vgl. Anlage 1 zur GRDrs 200/2023 „4. Stuttgarter Armutskonferenz 2023“). Über den Aktionsplan Kinder- und Jugendfreundliche Kommune 2024-2026 (vgl. GRDrs 134/2024) werden weitere Vorhaben zur Artmutslinderung realisiert.

Darüber hinaus werden weitere Projekte der Armutskonferenz unabhängig vom Stuttgarter Haushalt z.B. über Förderprogramme von Stiftungen unterstützt (u.a. Stuttgarter Bürgerstiftung, Vector Stiftung).

Das Ziel, gemeinsame Lösungsansätze gegen Armut zu entwickeln und umzusetzen, kann damit dank der Beschlüsse des Stuttgarter Gemeinderats und dank der thematischen Zusammenarbeit mit Stiftungen in einem hohen Maße erreicht werden.

Sektorenübergreifende Zusammenarbeit und Umsetzung einzelner Ergebnisse der Armutskonferenz:

Die internen wie externen Forenleitungen der Armutskonferenz haben sich zu einer gemeinsamen Weiterarbeit an den Ergebnissen der Armutskonferenz entschlossen. Themenbezogen finden seit Mitte 2023 regelmäßig Treffen der Fachexpertinnen und -experten (Forenleitungen) statt, die von der Strategischen Sozialplanung moderiert werden. Erste Ansätze der Armutsbekämpfung aus dem Ergebnisbericht wurden priorisiert und werden bereits umgesetzt, z.B. zur digitalen Teilhabe oder zur Schaffung besserer Zugangswege zu städtischen Hilfs- und Unterstützungsangeboten. Weitergehend werden aktuelle Herausforderungen in der Armutsbekämpfung diskutiert und gemeinsame Lösungsansätze entwickelt.

Wirksamkeit und Evaluation von Projekten zur Armutslinderung:

Ein gemeinsames Anliegen der Armutskonferenz ist die bessere Darstellung der Wirksamkeit von Projekten zur Armutslinderung, um die Nachhaltigkeit der Armutsbekämpfung zu sichern. Im Leitungskreis der Armutskonferenz 2023 wird seit Anfang 2024 diskutiert, wie die Wirksamkeit von sozialen Angeboten zur Armutsbekämpfung und -linderung darzustellen ist. Im Fokus stehen die Fragen, ob und wie Armut für Betroffene durch gezielte Angebote gelindert bzw. ihre Teilhabe am öffentlichen Leben und damit ihre Lebensqualität verbessert werden können und wie dies deutlich werden kann.
Ergebnisse können dann in Angebote und bei Passung in mögliche Steuerungsprozesse der beteiligten Ämter, Träger und Initiativen und in die dort bereits angestoßenen Projekte für deren Weiterentwicklung einfließen.

4. Ausblick und weiteres Vorgehen

Aus fachlicher und methodischer Sicht wird empfohlen, die Ergebnisse der Armutskonferenz 2023 in einem agilen Ansatz themenbezogen und mit wechselnden Verantwortungsgemeinschaften aus internen wie externen Partnern zu priorisieren und sukzessive umzusetzen (zu den bisherigen Resultaten dieser Arbeitsweise, vgl. Anlage 1: 4. Stuttgarter Armutskonferenz 2023: Weiterführung und Umsetzung der Ergebnisse). Arbeitsgruppen sollen demnach themen- und anlassbezogen, z.B. in der Koordination der Strategischen Sozialplanung, einzelne Ansatzpunkte gemeinsam bearbeiten. Grundlegend hierfür ist eine Vernetzung und Abstimmung mit bestehenden stadtinternen wie externen Gremien.

Der Stuttgarter Gemeinderat wird über die Umsetzung einzelner Vorhaben aus der Armutskonferenz u.a. mit der Liga der Wohlfahrtspflege Stuttgart informiert. Die Fachämter und Abteilungen werden zur Durchführung ihrer in den Stuttgarter Doppelhaushalt 2024/25 eingebrachten Vorhaben an geeigneter Stelle berichten.

Der Dank geht an den Stuttgarter Gemeinderat sowie an alle beteiligten Abteilungen und Ämter der Stadtverwaltung, die die Armutskonferenz 2023 gestaltet haben und nun in der Umsetzung und Begleitung vieler Vorhaben und Projekte federführend sind.


Beteiligte Stellen

OB-KB, S/OB, L/OB, AKR, SOS, JB, SWU






Dr. Alexandra Sußmann
Bürgermeisterin





Anlage 1: 4. Stuttgarter Armutskonferenz 2023: Weiterführung und Umsetzung der Er-gebnisse
Anlage 2: Übersicht der Beschlüsse im Stuttgarter Doppelhaushalt 2024/2025, die im Rahmen der 4. Armutskonferenz 2023 zusammengefasst wurden
Anlage 3: Dokumentation der Veranstaltung "Digitale Teilhabe für alle. Zugänge, Kompetenzen, Lösungsansätze" der Strategischen Sozialplanung und der Vector Stiftung am 27.10.2023
Anlage 4: Förderausschreibung der Vector Stiftung "Digitale Teilhabe" und Übersicht der ausgewählten Förderprojekte


4. Stuttgarter Armutskonferenz 2023: Weiterführung und Umsetzung der Ergebnisse

1. Berücksichtigung der Ergebnisse der Armutskonferenz 2023 in den Beschlüssen zum städtischen Doppelhaushalt 2024/25

Die Gemeinderatsdrucksache 200/2023 „4. Stuttgarter Armutskonferenz 2023: Inhalte und Ergebnisse“ beinhaltet eine Übersicht mit haushaltsrelevanten Vorlagen im Stuttgarter Doppelhaushalt 2024/2025, auf die im Rahmen der 4. Armutskonferenz 2023 gezielt und verstärkend hingewiesen wurde. Von den 40 genannten Gemeinderatsdrucksachen der Fachämter und Abteilungen, darunter auch Sammelvorlagen, mit Bezug zu den Anliegen und Ergebnissen der Armutskonferenz 2023 wurden 35 Vorlagen im Stuttgarter Doppelhaushalt 2024/2025 beschlossen (siehe Anlage 2: Übersicht der Beschlüsse im Stuttgarter Doppelhaushalt 2024/2025, die im Rahmen der 4. Armutskonferenz 2023 zusammengefasst wurden).

Zusätzlich werden über den Aktionsplan Kinder- und Jugendfreundliche Kommune 2024-2026 (vgl. GRDrs 134/2024) noch weitere Vorhaben umgesetzt, die Armut lindern können.

Überblick:

Dank der Beschlüsse des Stuttgarter Gemeinderats lassen sich viele Ansätze zur Linderung von Armutsfolgen und zur Armutsbekämpfung umsetzen. Über die Umsetzungen wird in den gemeinderätlichen Gremien berichtet.

In den Themenfeldern der Armutskonferenz konnten durch die Beschlüsse des Stuttgarter Doppelhaushalts 2024/25 sowie über weitere und zusätzlich akquirierte Finanzierungsquellen wie überregionale bundesweite Förderprogramme, Stiftungsmittel etc. seit Mitte 2023 bereits erste Maßnahmen und Projekte angestoßen werden.

Nachfolgend werden einige davon beispielhaft vorgestellt.

1.1 Wohnraumversorgung für wohnungslose Menschen

Wohnen in Stuttgart ist eine zentrale soziale Frage. Im Fokus des Forums „Wohnen und Wohnraumversorgung“ auf der 4. Stuttgarter Armutskonferenz stand die Wohnraumversorgung für besonders vulnerable Gruppen wie Wohnungslose, Armutsgefährdete, Geflüchtete und Migrantinnen und Migranten.

Die Anzahl der in Stuttgart aufgrund von Wohnungslosigkeit untergebrachten Personen wird jährlich am 31.1. in einer Stichtagserhebung erfasst. Am 31.1.2024 waren in Stuttgart insgesamt 8.300 Personen aufgrund von Wohnungslosigkeit untergebracht. Dies entspricht einer Steigerung von 9,6% (724 Personen) im Vergleich zum Stichtag im Jahr 2023. Diese Steigerung ist auf die gestiegene Zahl von anerkannten Geflüchteten zurückzuführen, die aufgrund Wohnungsmangels weiterhin in Unterkünften für Geflüchtete untergebracht sind.

Die Stichtagserhebung gibt Einblicke über Bedarfe an Wohnraum für Wohnungslose und anerkannte Geflüchtete. Weitere vulnerable Gruppe, die Herausforderungen auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt haben, wie beispielsweise Armutsgefährdete oder Migrantinnen und Migranten sind hier statistisch nicht berücksichtigt.

Es wird deutlich, dass der lokale Wohnungsmarkt weiterhin angespannt bleibt. Das Themenfeld Wohnen und Wohnraumversorgung liegt jedoch nicht alleine in kommunaler Verantwortung. Es spielen einige Faktoren zusammen, die teilweise von Land und Bund abhängig sind.

Bei der Armutskonferenz konnte im Forum Wohnen anhand von verschiedenen Fallbeispielen für Transparenz für die Hürden auf dem Wohnungsmarkt gesorgt werden. Im gleichen Zuge ist es wichtig, dass die Kommune ihre Handlungsspielräume beim Themenfeld Wohnen ausschöpft. So konnte die Mehrheit der von den Fachämtern eingebrachten haushaltsrelevanten Mitteilungsvorlagen zum Themenfeld Wohnen und Wohnraumversorgung verabschiedet werden und befinden sich nun in der Umsetzung.

Zusätzlich: Neues Vorhaben u.a. für wohnungslose Menschen des Sozialunternehmens Neue Arbeit gGmbH im Förderprogramm EhAP Plus

Das Sozialunternehmen Neue Arbeit gGmbH befindet sich im Antragsverfahren für das Bundesförderprogramm „EhAP Plus – Eingliederung hilft gegen Ausgrenzung der am stärksten benachteiligten Personen“. Die Strategische Sozialplanung wird bei positivem Bescheid das geplante Projekt als Kooperationspartner unterstützen. Mit dem EhAP Plus soll die Lebenssituation und die soziale Eingliederung von besonders benachteiligten Menschen verbessert und eine Integration in die Gesellschaft ermöglicht werden. Zielgruppen sind neuzugewanderte Unionsbürger und Unionsbürgerinnen sowie deren Kinder unter 18 Jahren und wohnungslose Menschen und deren Kinder unter 18 Jahren. Die Neue Arbeit gGmbH beabsichtigt über die Infrastruktur ihrer „Straßen-Universität“ einen Zugang zur Zielgruppe zu bekommen. Es sollen Veranstaltungen angeboten werden, die als Türöffner für weitergehende Beratungen fungieren. Ziel ist ein Vertrauensaufbau zur Zielgruppe, der in die Vermittlung ins bestehende Hilfesystem münden soll.



1.2 Soziale und kulturelle Teilhabe

Soziale und kulturelle Teilhabe sollen allen Menschen offenstehen. In diesem Themenfeld der Armutskonferenz ging es um die Frage, welche Rahmenbedingungen vorhanden sein müssen, damit alle Menschen in Stuttgart die Möglichkeit auf soziale und kulturelle Teilhabe haben. Die Weiterentwicklung der bestehenden Bonuscard + Kultur sowie die Verbesserung der digitalen Teilhabe und der Mobilität bei geringen finanziellen Ressourcen waren hier ebenso Themen wie die Information über und niederschwellige Zugangswege zu Transferleistungen. Viele der im Themenfeld in den Stuttgarter Doppelhaushalt 2024/25 eingebrachten Vorlagen der Fachämter wurden genehmigt und werden nun sukzessive umgesetzt.

Auf folgende Vorhaben wird hier exemplarisch verwiesen:

Sport und Bewegung: Für einkommensschwache Einwohner und Einwohnerinnen mit Bonuscard sieht die beschlossene Sportförderrichtlinie ein dauerhaftes Budget unter dem Namen „Gutscheine für Bewegung“ vor. Insgesamt 6.000 Gutscheine in Höhe von je 50,00 Euro stehen zur Verfügung, die für eine Vereinsmitgliedschaft oder einen Kurs eingesetzt werden können (vgl. GRDrs 257/2023 „Richtlinien zur Förderung von Sport und Bewegung – Fortschreibung“).

Kulturbesuche: Bonuscard-Inhaberinnen und -Inhaber können sich jetzt über den Verein „Kultur für Alle“ eine Begleitung für kulturelle Veranstaltungen suchen lassen und diese dann umsonst besuchen (vgl. GRDrs 337/2023 „Förderung des Angebots Kulturbegleiter*innen“). Auch mehrere Personen mit Bonuscard können als Gruppe Veranstaltungen umsonst besuchen, dies ebenso mit Begleitung, falls gewünscht. Durch eine Begleitung und die Möglichkeit, Veranstaltungen als Gruppe zu besuchen, ist das Angebot deutlich niedrigschwelliger und flexibler.

Digitale Teilhabe: Beim Bürgerservice Leben im Alter des Sozialamts wurde eine halbe Stelle zum Ausbau der Angebote der Fachstelle „Digitale Teilhabe im Alter bewilligt (GRDrs 466/2023 „Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe im Alter – Aktueller Sachstand und weitere Planung“).
Die Förderung des Angebots Medienkompetenzraum: eva’s Media Raum (GRDrs 321/2023) wurde im Stuttgarter Doppelhaushalt nicht berücksichtigt. Allerdings werden 50% der Kosten ab dem Jahr 2024 über die Förderinitiative „Mittendrin – Chancen für morgen gestalten“ der Bürgerstiftung Stuttgart und Mercedes-Benz finanziert. Ziel ist die Vermittlung von digitalen Kompetenzen und der Zugang zur digitalen Teilhabe für armutsbetroffene und wohnungslose Menschen.

Die Themen digitale Teilhabe und Zugang zu Informationen und Angeboten für Hilfesuchende von Jung bis Alt wurden von allen Forenleitungen als Schwerpunkte identifiziert und daher gemeinsam aufgegriffen und weiterverfolgt (vgl. hierzu Punkt 2, Seite 14).

1.3 Aufwachsen in Armut

Das Forum Aufwachsen in Armut der Armutskonferenz 2023 setzte es sich zum Ziel, Ideen und Lösungsansätze zu entwickeln, um die Teilhabe von in Armut aufwachsenden Kindern und Jugendlichen zu stärken und die Folgen von Armut zu lindern. Ein besonderer Fokus lag auf der Beteiligung der Kinder und Jugendlichen im Vorfeld der Konferenz.
Mobile Jugendarbeit

Durch die Haushaltsbeschlüsse 2024/25 kann die Mobile Jugendarbeit deutlich ausgebaut werden. Im Europaviertel bekommt diese beispielsweise ein sog. „Tiny House“ und die Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek wird verstetigt.

Aktionsplan Kinder- und Jugendfreundliche Kommune

Viele der Ergebnisse der Armutskonferenz fanden Eingang in das Handlungsfeld „Teilhabe und Chancengerechtigkeit“ des Aktionsplans Kinder- und Jugendfreundliche Kommune 2024-2026 (GRDrs 134/2024). Ergänzend zu den darin speziell für die Gruppe der benachteiligten Kinder und Jugendlichen beschlossenen Mittel kommen auch weitere Maßnahmen aus dem Aktionsplan Armutsbetroffenen zugute, z.B. zur Teilhabe von Jugendlichen im öffentlichen Raum, temporäre Spielstraßen oder Kinder-Sprechstunden. Zudem setzt auch die Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaften diverse Vorhaben zum Thema Teilhabegerechtigkeit um, die benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützen.

Projekt „AWO Kids Cube“

Ein weiteres konkretes Ergebnis aus der Armutskonferenz ist das Projekt „AWO Kids Cube“. Ziel des Projekts ist die Verbesserung der Teilhabechancen sowie Eröffnung individueller Freiräume und Ermöglichung von Zukunftsperspektiven im Zuge der Integration für Kinder und Jugendliche in Stuttgarter Sozial- und Gemeinschaftsunterkünften. Die AWO Stuttgart leitet das Projekt, das aus Mitteln der Förderinitiative „Mittendrin – Chancen für morgen gestalten“ der Bürgerstiftung und Mercedes Benz mit 150.000,00 Euro pro Jahr von 2024 bis 2028 unterstützt wird. Der „Kids Cube“ ist ein Holzwürfel, der zusammen mit den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen gestaltet wird. Er bietet angesichts der beengten Verhältnisse in den Unterkünften sowohl physischen (Frei-)Raum als auch einen Ort für Privatsphäre und persönliche Gegenstände. Die Produktion und Umsetzung erfolgt in Kooperation mit dem Sozialunternehmen Neue Arbeit gGmbH, das Zentrum für Interdisziplinäre Lehre und Forschung der DHBW Stuttgart ist für die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation verantwortlich. Das Projekt ist zudem eingebettet in ein Netz von Kooperationspartnern, u.a. dem Stuttgarter Kinderbüro, der Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung BW, der Abteilung Bildungspartnerschaften der Landeshauptstadt Stuttgart sowie weiteren lokalen Partnern.

1.4 Arbeit

Weiterentwicklung der Arbeitsgelegenheiten (AGH):

In diesem Forum der Armutskonferenz 2023 zur Weiterentwicklung der AGHs beschäftigten sich die Träger, das Jobcenter sowie Nutzerinnen und Nutzer mit der Frage, wie Arbeitsgelegenheiten als wichtiges Element zur Wiederherstellung der Beschäftigungsfähigkeit und Integration attraktiver gestaltet werden können. Dabei wurden u.a. folgende Handlungsschwerpunkte identifiziert


und teilweise bereits umgesetzt. So haben die Träger eine Broschüre über die Tätigkeiten in den Arbeitsgelegenheiten und deren gesellschaftlichen Mehrwert bereitgestellt. Die Broschüre ist online abrufbar unter: https://neuearbeit.de/arbeitsgelegenheiten-in-stuttgart. Sie kann zum einen von den persönlichen Ansprechpersonen oder von den Trägern ausgegeben werden. Am 19.03.2024 fand im Stuttgarter Rathaus eine Messe statt, an der die Träger ihre Einsatzfelder interessierten Leistungsberechtigten vorstellen konnten. Außerdem gab es hier „Mutmachgeschichten“ und einen Informationsstand zur Stuttgarter Bonuscard. Im Sommer 2024 sollen sog. Dreiseitengespräche stattfinden (nicht zwingend zu AGH), an denen Leistungsberechtigte, Mitarbeitende von Trägern und des Jobcenters teilnehmen, um in einem anderen Setting als im Jobcenter oder als Teilnehmende an einer Maßnahme Erfahrungen auszutauschen und somit die Qualität der Angebote zu verbessern.

Unterstützung und Kooperation in ESF-Projekten

Die Strategische Sozialplanung kooperiert mit dem Jobcenter und verschiedenen Trägern in weiteren ESF-Projekten, die einer Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit zur Linderung von Armutsfolgen und der Reintegration in den Arbeitsmarkt dienen.

Regionale Arbeitsmarktstrategie 2025 für die Umsetzung des Europäischen Sozialfonds (ESF Plus) in Baden-Württemberg in der Förderperiode 2021-2027 für die Landeshauptstadt Stuttgart (ESF-Geschäftsstelle / Jobcenter Stuttgart): Zielgruppen in prekären Lebenssituationen werden über gezielte Arbeitsprojekte angesprochen. Angestrebt wird u.a. die gesellschaftliche Teilhabe von Langezeitarbeitslosen oder die Förderung der Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitslosen mit Lebenserfahrung.

„BIWAQ VorOrt – Digitale Bildung, Beratung und Begegnung in sechs Stuttgarter Stadtteilen“ (01.07.2023 bis 30.06.2026) im Rahmen des ESF Plus-Programms „BIWAQ – Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“; Träger: Gesellschaft für Jugendsozialarbeit und Bildungsförderung e.V. (GJB), Jobcenter Stuttgart
Über bedarfsgerechte, wohnortnahe, kostenlose und niedrigschwellige Angebote zur Sozial- und Erwerbsintegration soll eine Verbesserung der individuellen Lebens- und Berufssituation der Projektteilnehmenden ermöglicht werden. Zentrale Bestandteile sind ein BIWAQ-Infopoint vor Ort im Stadtteil zur Beratung auf dem Weg in Beschäftigung oder Weiterbildung; BIWAQ digital, der z.B. bei Onlineanträgen oder der Orientierung im Digitalen unterstützt; und BIWAQ Mehrwert, der eine Vernetzung im Quartier sicherstellt.

KIZplus 5.0 – Familien und ihre Kinder im Zentrum (beantragt: 1.10.2023 bis 30.09.2027) im Rahmen des ESF Plus-Bundesprogramms „Akti(F) Plus – Aktiv für Familien und ihre Kinder“; Projektverbund unter Federführung der PHOENIX e.G. und der Gesellschaft für Jugendsozialarbeit und Bildungsförderung e.V. (GJB)
Gemeinsame Zielsetzung von ESF-Programm und Vorhaben ist die Verbesserung der Lebenssituation und der gesellschaftlichen Teilhabe von Familien und ihren Kindern, die von sozialer Ausgrenzung und Armut bedroht sind. Der Handlungsbedarf des sich derzeit im Antragsverfahren befindlichen Akti(F)plus-Vorhabens KIZplus 5.0 der GJB bezieht sich vor allem auf die Erhöhung der Inanspruchnahme und der Bekanntheit des Kinderzuschlags durch armutsbedrohte Familien und die Inanspruchnahme weiterer Leistungen gemäß SGB XII, SGB VIII, sowie Bildung und Teilhabe. Hierzu sollen rechtskreisübergreifende Kooperationsstrukturen unter relevanten Akteuren auf- und ausgebaut werden.
1.5 Gesundheit

(Neue) Perspektiven für Menschen ohne Krankenversicherung:

Im Rahmen des gleichnamigen Forums der Armutskonferenz 2023 wurde ein konzeptioneller Vorschlag für eine Clearingstelle und einen Gesundheitsfonds entwickelt, deren Aufgaben die Beratung und Reintegration der Betroffenen in die Regelversorgung des Gesundheitssystems und die Finanzierung medizinisch notwendiger Behandlungen sind. Die beantragte Clearingstelle (vgl. GRDrs 737/2023 „Einrichtung einer Clearingstelle“) wurde nicht im Doppelhaushalt 2024/2025 beschlossen. Aus gesundheitsplanerischer Sicht wird jedoch weiter an der Konzeptentwicklung gearbeitet. Wichtig ist eine nachvollziehbare Plausibilisierung der Notwendigkeit und Höhe des geplanten Gesundheitsfonds.

In die Weiterentwicklung des Konzepts werden die Erfahrungen des Malteser Hilfsdienst e.V. einbezogen, der über die Landesförderung „Anonyme Krankenversorgung“ eine halbe Personalstelle für 2024/25 erhalten hat. Über die gemeinsamen Förderinitiative der Bürgerstiftung Stuttgart und Mercedes-Benz „Mittendrin – Chancen für morgen gestalten“ bekommt der Malteser Hilfsdienst e.V. zudem Mittel für ein zahnärztliches Hilfsangebot, das eine kostenfreie zahnmedizinische Behandlung für Menschen ohne Versicherungsschutz ermöglicht. Auch diese Erfahrungen fließen in die städtischen Überlegungen zur Konzeption einer Clearingstelle ein. In der Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Stuttgarter Gemeinderats am 19.02.2024 wurde das Gesundheitsamt um eine frühzeitige Berichterstattung über die ersten Erfahrungen des Malteser Hilfsdienstes gebeten.

1.6 Gesundes und nachhaltiges Essen für alle

Die Armutskonferenz 2023 beschäftigte sich erstmalig mit Ernährungsarmut in Stuttgart. Infolge der Energiekrise und der Inflation können sich immer mehr Haushalte weder gesunde Lebensmittel noch einen Restaurantbesuch o.ä. leisten. Im Fokus des Forums „Gesundes und nachhaltiges Essen für alle“ stand daher die Frage, wie alle Menschen von Jung bis Alt einen Zugang zu gesundem und nachhaltigem Essen in Stuttgart erhalten können. Ein Ergebnis des Forums war die Bildung eines Netzwerks aus Verwaltung, sozialen Einrichtungen, der Schwäbischen Tafel e.V., Stiftungen, FoodsharingInitiativen und engagierten Stuttgarterinnen und Stuttgartern, die das Themenfeld seither fortführen.


Vesperkirche 2024

Anknüpfend an die gelungene Zusammenarbeit mit dem für die Vesperkirche verantwortlichen Diakoniepfarramt Stuttgart im Rahmen der Armutskonferenz 2023 besuchte Frau Bürgermeisterin Dr. Sußmann am 26.01.2024 die Vesperkirche mit einer Delegation aus den Ämtern ihres Referats. Frau Dr. Sußmann und die Mitarbeitenden des Sozialamts, des Gesundheitsamts, der Abteilung Strategische Sozialplanung sowie die städtische Behindertenbeauftragte standen beratend für Betroffene u.a. zu den Themen Wohnen, Rente, Behinderung und Gesundheit zur Verfügung.

Der Besuch in der Vesperkirche legte einen steigenden sozialpsychiatrischen Bedarf bei Armutsbetroffenen offen, der nicht ausreichend durch bestehende Beratungsangebote beantwortet werden kann. Mit den Forenleitungen der Armutskonferenz, die einen ähnlichen Bedarf in verschiedenen Hilfeangeboten feststellten, wurde abgestimmt, im Vorfeld der nächsten Vesperkirche 2025 trägerübergreifend das sozialpsychiatrische Angebot vor Ort zu erweitern und langfristig zu prüfen, ob Fortbildungen für soziale Träger im Hinblick auf diesen herausfordernden Personenkreis angeboten werden könnten.

Klimafreundliche und gesunde Ernährung für alle: Fairteiler und Foodsharing

Dieses Themenfeld wird durch die seit Mitte 2023 eingesetzte referatsübergreifende Projektgruppe „Ernährung“ in Federführung der Stabsstelle Klimaschutz weitergeführt, an der die Strategische Sozialplanung beteiligt ist. Ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist die geplante städtische Fairteiler-Förderung, die anknüpfend an die Ergebnisse der Armutskonferenz auch einen Ausbau der Fairteiler in Stuttgart als soziale und niederschwellige Orte für alle vorsieht (vgl. GRDrs 334/2024 „Lebensmittel wertschätzen: Mit Fairteilern Lebensmittelverschwendung eindämmen“).

Ein weiteres Vorhaben der Projektgruppe „Ernährung“ ist die Konzeptentwicklung und Skalierung für einen wandernden Mittagstisch. Ziel ist es, im Stadtteil aktive Institutionen und Initiativen zu aktivieren, untereinander zu vernetzen und Gemeinschaft zu fördern. Unter Einbezug von Bildungseinrichtungen, Kindern und Jugendlichen werden quartiersbezogen passgenaue Angebote für Themen wie Reduzierung von Lebensmittelverschwendung und Sensibilisierung für nachhaltige, klimafreundliche und gesunde Ernährung gefördert. Für den Herbst 2024 ist eine stadtweite Kampagne zum Thema Lebensmittelverschwendung geplant, bei der auch die soziale Bedeutung von gemeinsamen, niederschwelligen Essensgelegenheiten im öffentlichen Raum aufgegriffen wird.

Aufgrund der großen gesundheitsförderlichen Bedeutung des Themas Ernährung hat auch das Gesundheitsamt durch die Beschlüsse des Stuttgarter Doppelhaushalts 2024/25 nicht nur zusätzliche personelle Ressourcen für die Gesundheitsplanung zum Thema Ernährung (0,5 VZÄ) erhalten, sondern kann auch die Zahl der Schulgesundheitsfachkräfte auf 8 erhöhen. Zudem wurde die Gesundheitsberichterstattung verlängert, in der auch die Schuleingangsuntersuchungen berücksichtigt werden, die u.a. wichtige Daten zum Thema ernährungsbedingte Erkrankungen und Übergewicht liefern.

Zudem zeigen die Ergebnisse der Armutskonferenz, dass über Maßnahmen der Ernährungsbildung bei Kindern und Erwachsenen Informationen zum Thema Foodsharing vermittelt und ein Bewusstsein für den Umgang mit und die Verarbeitung von Lebensmitteln, auch und gerade mit wenig Geld, geschaffen werden kann. Diesem Ziel widmet sich u.a. die „Straßen-Universität“ der Neuen Arbeit gGmbH, die in ihrem aktuellen Sommersemesterprogramm 2024 kostenlose Kurse z.B. zu „Foodsharing Teil II: Hygiene und gesunde Ernährung“ oder „Foodsharing Teil III: Foodsharing-Quiz“ anbietet.

Auch das erfolgreiche Fairteiler-Projekt „Harrys Bude“ an der St. Maria Kirche in Stuttgart Mitte setzt sich für eine bessere Ernährungsbildung ein. Unter der Überschrift „Harrys Lab“ werden die sozial-ökologischen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern gestärkt. Dieses Projekt wird ab 2024 aus Mitteln der „Förderinitiative Mittendrin – Chancen für morgen gestalten“, einer gemeinsamen Förderinitiative der Bürgerstiftung Stuttgart und Mercedes-Benz, finanziert.

In diesem Zusammenhang wurde die Strategische Sozialplanung gemeinsam mit der Stabsstelle Klimaschutz am 13.02.2024 zur Kinderkonferenz der Stuttgarter Kinderbeauftragten eingeladen. Hier stellten Kinder einen Antrag an die Stadtverwaltung, wie auch arme Kinder an gutes und gesundes Essen kommen können. Eine Idee bestand darin, Fairteiler an Stadtteilhäuser oder Jugendzentren anzudocken. Mit der o.g. Förderrichtlinie wird dann gezielt auch die Liga der Wohlfahrtspflege mit ihren sozialen Angeboten angesprochen.

Aktuell sind z.B. zwei neue Fairteiler in Kooperation der evangelischen Gemeinde, dem Stadtteiltreff Oase, der Pauluskirche und weiterer Partner in Stuttgart-Zuffenhausen entstanden. Dies sind gute Beispiele dafür, wie soziale Aspekte bei der Rettung von Nahrungsmitteln zum Tragen kommen können.

Unterstützung der Schwäbischen Tafel Stuttgart e.V.

Die Schwäbische Tafel e.V. versteht sich als sozialer Akteur in der Stadtgesellschaft und pflegt Kontakte zur kommunalen Verwaltung und zu Mitgliedern des Gemeinderates. Sie sieht sich mit ihrem spezifischen Ansatz als Teil des dynamischen Food-Sharing-Netzwerks, wobei die Lebensmittelrettung zugunsten Armer in der Gesellschaft im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht. Bedürftige sollen auch mit geringen finanziellen Mitteln im Tafelladen selbst entscheiden, was sie einkaufen wollen. Damit sollen die Tafelläden eine möglichst ansprechende Einkaufssituation ermöglichen.

Die Lebensmittelangebote der Tafelläden in Stuttgart sind angesichts der weltweiten Multiproblemlagen deutlich nachgefragt. Das Jobcenter unterstützt die Stuttgarter Tafeln über Beschäftigungsmaßnahmen und Lohnkostenzuschüsse. Mehr als 40.000 Kundinnen und Kunden pro Monat versorgen die vier Tafelläden der Schwäbischen Tafel und der Feuerbacher Tafel – und dies zum Teil in beengten räumlichen Verhältnissen. Daher unterstützt die Strategische Sozialplanung gemeinsam mit dem Liegenschaftsamt die Schwäbische Tafel e.V. seit 2022 bei der wieder sehr schwierigen Suche nach alternativen Räumlichkeiten für den Standort in der Hauptstätter Straße. Für den ehemaligen Tafelladen in Bad Cannstatt konnte bereits 2023 ein neues Ladengeschäft in Steinhaldenfeld bezogen werden.

Zudem wird z.B. über die Mitwirkung an der Armutskonferenz 2023 eine stärkere Vernetzung der Stuttgarter Tafeln mit anderen Foodsharing-Initiativen angestrebt. Die Ideen zur Weiterentwicklung, die während der Armutskonferenz entwickelt wurden, waren auch Bestandteil des Vortrags der Strategischen Sozialplanung zum Thema „Ein Blick aus Sicht einer Großstadt: Tafeln, Foodsharing und Co.“ beim Tafel-Fachtag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration „Zur Zukunft der Tafeln in Baden-Württemberg“ am 06.02.2024 mit über 150 Teilnehmenden. Die Sicherheit, die Tafeln als eine bekannte Anlaufstruktur vermitteln, die Erfahrung der Tafeln, die Spendenakquise, die Einwerbung zusätzlicher kommunaler Mittel oder Landesmittel, die Kooperation mit Partnern aus der Sozialwirtschaft und Wirtschaft und die gute Zusammenarbeit mit der Politik machen die Tafeln über die Linderung der materiellen Bedürftigkeit hinaus zu einem wichtigen Akteur in der Bekämpfung von Armutsfolgen. Dies können angedockte soziale Angebote, Bildungsangebote oder Kooperationen unterstützen.

Soziale Teilhabe durch gemeinsames Essen

Ernährung ist zugleich ein wichtiger Bestandteil des sozialen Lebens. Nicht selten leiden gerade armutsbetroffene Menschen darunter, dass sie sich ein gemeinsames Essen in einem Restaurant o.ä. nicht leisten können. Gemeinsame und kostengünstige Essensangebote ermöglichen somit Integration und Teilhabe, stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl und können Einsamkeit lindern. Daher veröffentlichte die Strategische Sozialplanung im Rahmen der Kampagne gegen Einsamkeit eine Übersicht mit kostenfreien Mahlzeiten über die Feiertage und den Jahreswechsel 2023/24 auf der Homepage www.stuttgart.de/gemeinsam. Diese Übersicht wurde stadtweit nachgefragt, da damit auch eine gegenseitige und zielgruppenübergreifende Weiterverweisung möglich war.


2. Zusammenarbeit und Umsetzung einzelner Ergebnisse der Armutskonferenz

Die Nachhaltigkeit der im Rahmen der Armutskonferenz erprobten sektorenübergreifenden Zusammenarbeit zeigt sich auf unterschiedlichen Ebenen. In einem Gespräch auf Bürgermeisterebene mit dem Vorstand der Liga der Wohlfahrtspflege am 19.02.2024 bestanden Einigkeit und große Bereitschaft, die Ergebnisse der Armutskonferenz in einem agilen Ansatz mit wechselnden Verantwortungsgemeinschaften zu priorisieren und sukzessive umzusetzen. Die Ergebnisse der Armutskonferenz können mittel- und langfristig aufgenommen werden, um Armut zu bekämpfen.

Diese neue Form der Zusammenarbeit setzt sich auch auf der Arbeitsebene fort. So haben sich die internen wie externen Forenleitungen der Armutskonferenz zu einer gemeinsamen Weiterarbeit an den Ergebnissen bereiterklärt. Die Strategische Sozialplanung moderiert diesen Prozess und lädt seit Mitte 2023 regelmäßig und themenbezogen zu Austauschrunden der Forenleitungsgruppe ein. Ziel ist es, aus dem 60-seitigen Ergebnispapier bereits im Vorfeld des nächsten Haushalts Themen zu identifizieren, zu priorisieren und gemeinsam weiterzuverfolgen. Grundlegend ist weitergehend die selbstverantwortliche Umsetzung konkreter Ansätze der beteiligten Partnerinnen und Partner aus Stadtverwaltung und sozialen Angeboten.

Große Schnittmengen aller Handlungsfelder bzw. Forenergebnisse ergaben sich bei den Themen digitale Teilhabe, Zugänge zu Informationen und Angeboten für Hilfesuchende von Jung bis Alt sowie Wirksamkeit und Evaluation von Projekten zur Armutslinderung. Diese Themen werden seit Mitte 2023 gemeinsam weiterverfolgt.

2.1 Digitale Teilhabe

Unter digitaler Teilhabe wird der Zugang, die Befähigung und das selbstverständliche Nutzen digitaler Medien und Endgeräte verstanden. Gerade sozial benachteiligte Personengruppen verfügen jedoch häufig nicht über einen selbstverständlichen Zugang zur digitalen Welt und es besteht für sie die Gefahr, digital abgehängt zu werden. Daher haben sich alle Foren der Armutskonferenz mit der Frage beschäftigt, wie armutsbetroffenen Menschen digitale Teilhabe ermöglicht bzw. Hürden durch digitale Zugangsvoraussetzungen reduziert werden können.

In der Federführung der Strategischen Sozialplanung wird das Thema seit Mitte 2023 anknüpfend an die Ergebnisse der Armutskonferenz und in Kooperation mit externen wie internen Partnern weiterverfolgt. Seitens der Fachstelle für digitale Teilhabe im Alter, Sozialamt der Stadt Stuttgart, werden u.a. Digital-Standorte aufgebaut um die digitalen Kompetenzen von älteren Menschen aufzubauen. Darüber hinaus werden bürgerschaftlich Engagierte zu sog. Digital-Helferinnen und -helfern qualifiziert. Die Digital-Helfenden bieten älteren Menschen stadtweit gezielte Unterstützung und Lernbegleitung.

Veranstaltung „Teilhabe und Digitalisierung“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Stuttgart am 19.09.2023

Am 19.09.2023 stellten die Strategische Sozialplanung, das Amt Do.IT und das Sozialamt bei der Veranstaltung „Teilhabe und Digitalisierung“ des Paritätischen Stuttgart gemeinsam ihre Überlegungen zum Thema Digitalisierung der Stadt und digitale Teilhabe vor. Die Veranstaltung trug dazu bei, Impulse und Bedarfe der Träger aufzugreifen, Kooperationen anzubahnen und über Vorhaben der Stadt zu informieren. Gerade der übergreifende Ansatz der Strategischen Sozialplanung wurde von den Teilnehmenden sehr befürwortet. Zuspruch erfuhr auch die beim Sozialamt angesiedelte Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe, die durch die Beschlüsse zum Stuttgarter Doppelhaushalt 2024/25 personell wie konzeptionell ausgebaut werden soll (vgl. GRDrs 466/2023 „Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe im Alter – Aktueller Sachstand und weitere Planung“).

Veranstaltung „Digitale Teilhabe für alle. Zugänge, Kompetenzen, Lösungsansätze“ der Strategischen Sozialplanung mit der Vector Stiftung am 27.10.2023

Die Impulse aus der Veranstaltung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes fanden auch Eingang in die Kooperationsveranstaltung der Strategischen Sozialplanung mit der Vector Stiftung am 27.10.2023 zum Thema „Digitale Teilhabe für alle. Zugänge, Kompetenzen, Lösungsansätze“. Die Mitglieder der Forenleitungsgruppe der Armutskonferenz wurden in die Vorbereitung und Umsetzung der Veranstaltung einbezogen. Der Veranstaltung lag ein zielgruppen- und sektorenübergreifender Ansatz zugrunde. Vernetzung, Austausch sowie Bestands- und Bedarfsermittlung zur digitalen Teilhabe von armutsbetroffenen und benachteiligten Menschen in Stuttgart waren die zentralen Ziele. Die Veranstaltung lieferte durch den Vortrag von Frau Schabram (Paritätische Forschungsstelle) zudem neue Daten und Erkenntnisse zum Thema „Armut und digitale Teilhabe“ (vgl. Anlage 3: Dokumentation der Veranstaltung „Digitale Teilhabe für alle. Zugänge, Kompetenzen, Lösungsansätze“ der Strategischen Sozialplanung und der Vector Stiftung am 27.10.2023)

In beiden Veranstaltungen wurden die Ergebnisse der Armutskonferenz zur digitalen Teilhabe bestätigt und weiter konkretisiert. Erforderlich sind

Zudem wurde deutlich, dass es Förderangebote zur Erprobung innovativer Ansätze zu den o.g. Themen sowie Plattformen für sektorenübergreifende Vernetzung und Austausch braucht. Diesen Bedarf aufgreifend hat die Vector Stiftung Anfang 2024 die „Ausschreibung zur digitalen Teilhabe für die Arbeit mit chancenarmen Jugendlichen sowie wohnungslosen Menschen“ gestartet. Die Strategische Sozialplanung ist neben dem Sozialministerium Baden-Württemberg Teil der Auswahljury der Vector Stiftung und stellt die Vernetzung in die Stadtverwaltung sicher. Die ausgewählten Projekte aus ganz Baden-Württemberg sollen durch digitale Netzwerktreffen begleitet werden, in denen gemeinsames, zielgruppenübergreifendes Lernen durch einen Peer-to-Peer-Ansatz ermöglicht wird. Stuttgarter Träger und Einrichtungen wurden angesprochen und informiert. Die Erkenntnisse der Netzwerktreffen werden über die Forenleitungsgruppe stadtweit zugänglich gemacht (vgl. Anlage 4: Förderausschreibung der Vector Stiftung „Digitale Teilhabe“ und Übersicht der ausgewählten Förderprojekte)

2.2 Zugänge zu Informationen und Angeboten für Hilfesuchende von Jung bis Alt

In nahezu allen Foren der Armutskonferenz wurde konstatiert, dass Stuttgart zwar über ein breit gefächertes Angebot an Hilfen und Informationen für benachteiligte bzw. hilfesuchende Menschen verfügt, jedoch vieles in der Öffentlichkeit und selbst unter den Fachkräften nicht bekannt ist und einfache, niederschwellige Zugänge fehlen. In diesem Zusammenhang wurde vielfach der Bedarf nach digital zugänglichen und verständlichen Antragsformularen geäußert sowie nach einer stadtweiten Übersicht an sozialen Hilfs- und Unterstützungsangeboten.

„Unterstützungsdatenbank Stuttgart“ der Selbsthilfekontaktstelle KISS e.V. und des Jobcenters Stuttgart

Eine ämterübergreifende Abfrage sozialer Hilfs- und Unterstützungsangebote seitens des Sozialamts erfolgte Ende 2023. Es wurde eine erste Übersicht erstellt, die nun Eingang in die entstehende „Unterstützungsdatenbank Stuttgart“ der Selbsthilfekontaktstelle KISS e.V. und des Jobcenters Stuttgart findet. Hierbei handelt es sich um eine barrierefreie und mehrsprachige Datenbank mit allen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Unterstützungsangeboten aus den Bereichen Soziales, Gesundheit, Ausbildung und Beruf in Stuttgart von Jung bis Alt. Das Projekt wird finanziert aus Mitteln der „Förderinitiative Mittendrin – Chancen für morgen gestalten“, einer gemeinsamen Förderinitiative der Bürgerstiftung Stuttgart und Mercedes-Benz. Damit wird ein direkter, dauerhafter und niederschwelliger Zugang zu Unterstützungswissen für alle geschaffen.

Zudem arbeitet das Sozialamt aktuell mit der Bürgerstiftung Stuttgart an partizipativen Methoden zur Vereinfachung städtischer Formulare.

2.3 Jugendamtsinterner Fachtag Armut am 15.05.2024 als Qualifizierungsmaßnahme zur Armutsbekämpfung

Das Jugendamt hat am 15.05.2024 als Folge der stadtweiten Armutskonferenz einen trägerinternen Fachtag zum Thema Armut durchgeführt, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamts zum Thema Armut weiter zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Unter dem Titel „Aufwachsen in Armut – in einer reichen Stadt“ beschäftigten sich insgesamt 98 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus fünf Abteilungen des Jugendamts mit den Fragen, was Leben und Aufwachsen in Armut für Familien und junge Menschen konkret bedeutet, wie kindbezogene Armutssensibilität gelingen kann und welche Angebote der Armutsprävention es in Stuttgart gibt. In abteilungshomogenen Workshops arbeiteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu dem Zusammenhang zwischen Kinderrechten und Kinderarmut und zu den Fragen, wie Kinderarmut in den jeweiligen Abteilungen sichtbar wird, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter damit umgehen und welche Möglichkeiten der Unterstützung sie den in Stuttgart lebenden Familien und jungen Menschen bieten.

Dabei wurde deutlich, dass eine Vielzahl der bereits entwickelten Angebote zur Armutsprävention bekannt sind und genutzt werden. Nur eine gute Kooperation aller beteiligten Abteilungen gewährleistet, dass die Angebote wirklich allen betroffenen Familien zugänglich gemacht werden.

Das Jugendamt unterstützt als Teil der Landeshauptstadt Stuttgart die Umsetzung der globalen Agenda 2023 auf lokaler Ebene. Für die Jugendhilfe ist dabei u.a. das Nachhaltigkeitsziel (Sustainable Development Goals, kurz: SDGs) „keine Armut“ relevant (s. Geschäftsbericht Jugendamt 2022). Der Fachtag soll zur Erreichung der SDGs beitragen.

3. Wirkungsorientierung

Ein gemeinsames Anliegen der Armutskonferenz ist die bessere Darstellung der Wirksamkeit von Projekten zur Armutslinderung, um die Nachhaltigkeit der Armutsbekämpfung zu sichern. Im Leitungskreis der Armutskonferenz 2023 wird seit Anfang 2024 diskutiert, wie die Wirksamkeit von sozialen Angeboten zur Armutsbekämpfung und -linderung darzustellen ist. Im Fokus stehen die Fragen, ob und wie Armut für Betroffene durch gezielte Angebote gelindert bzw. ihre Teilhabe am öffentlichen Leben und damit ihre Lebensqualität verbessert werden können und wie dies deutlich werden kann. Ergebnisse können dann in Angebote und bei Passung in mögliche Steuerungsprozesse der beteiligten Ämter, Träger und Initiativen und in die dort bereits angestoßenen Projekte für deren Weiterentwicklung einfließen.

4. Überregionale Maßnahmen zur Armutsbekämpfung

Im Rahmen der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2023 in Stuttgart wird in Bezug auf das 1. Nachhaltigkeitsziel „Keine Armut“ ausführlich über die 4. Stuttgarter Armutskonferenz 2023 und die Armutsentwicklung in Stuttgart berichtet. Die Ergebnisse sind im SDG-Bericht „Lebenswertes Stuttgart – Die globale Agenda 2030 auf lokaler Ebene“ zusammengefasst (siehe https://www.stuttgart.de/leben/internationale-beziehungen/global-und-nachhaltig/bericht-lebenswertes-stuttgart.php, S. 15-27). Über verschiedene Armutsindikatoren hat das Statistische Amt hier die Ergebnisse der Armutsmessung in Stuttgart im Zeitraum von 2010 bis 2022 dargestellt. Dieser Ansatz wurde vom Deutschen Verein für öffentliche und private Wohlfahrtspflege nachgefragt. Das Statistische Amt und die Strategische Sozialplanung haben die Grundlagen der Indikatoren der SDG und der Armutsbekämpfung in Stuttgart in einem bundesweiten Forum in 2023 vorgestellt. Durch die Berufung der Strategischen Sozialplanung in den Arbeitskreis „Neue Strategien für den sozialen Raum“ des Deutschen Vereins für öffentliche und private Wohlfahrtspflege gibt es einen dauerhaften bundesweiten Austausch über Armutsfragen.

Auf Bundesebene bringt sich die Strategische Sozialplanung auch mit den Stuttgarter Ergebnissen der Armutskonferenz in die Beteiligungsformate der Initiative des Bundes zum 7. Armuts- und Reichtumsbericht „Armut?! Das geht uns alle an!“ ein.

Auf Landesebene veröffentlicht das Statistische Landesamt Baden-Württemberg Mitte 2024 den Gesellschaftsreport „Soziale Isolation und Einsamkeit Armutsgefährdeter in Baden-Württemberg“. Darin werden die Stuttgarter Strategie gegen Einsamkeit und die Stuttgarter Armutskonferenz 2023 als Praxisbeispiele vorgestellt. Im Fokus stehen die Stuttgarter Angebote gegen Einsamkeit, die für armutsgefährdete Menschen zugänglich sind.

Weitergehend gibt es eine enge Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium Baden-Württemberg, insbesondere zu den Themen Armutsbekämpfung und Quartiersarbeit.

Im Hinblick auf das Thema „Breite Beteiligung“ besteht eine gute Kooperation mit der Baden-Württemberg weit tätigen Allianz für Beteiligung e.V., die auch auf der Armutskonferenz 2023 durch einen Impuls des Vorstandes und mit einem Informationsstand über Fördermöglichkeiten vertreten war. Breite Beteiligung umfasst den Ansatz der Strategischen Sozialplanung, die Stimmen von Bürgerinnen und Bürgern von Beginn an in die Analysen und Planungen aufzunehmen, beispielhaft auch auf der Armutskonferenz 2023. Beteiligungsprozesse sollen gerade auch in den gesellschaftlichen Bereichen stattfinden, in denen Beteiligung per se kein Thema ist. Beteiligungsformate müssen die Diversität der Gesellschaft abbilden, um eine gesellschaftliche Kraft zu entfalten.

Der Erfolg und die Nachhaltigkeit der Armutskonferenz 2023 sind Ergebnis einer Beteiligungskultur, die Analyse, Planung und Umsetzung bestimmt. Strategisch kann Armut in Stuttgart nur gemeinsam von Politik, Stadtverwaltung, sozialen Partnern, Stiftungen, Zivilgesellschaft, Selbstvertretungen erkannt, gelindert und bekämpft werden. Zu danken ist allen Beteiligten und dem Stuttgarter Gemeinderat insbesondere für die Beauftragung und für die Beschlüsse in den städtischen Haushaltsplanberatungen.


zum Seitenanfang


File Attachment Icon
Anlage 2_Übersicht der DHH-Beschlüsse 2024_25_4. Armutskonferenz.pdf
File Attachment Icon
Anlage 3_Dokumentation Veranstaltung Digitale Teilhabe für alle 27.10.2023.pdf
File Attachment Icon
Anlage 4_Ausschreibung Digitale Teilhabe_ausgewählte Projekte_Vector Stiftung.pdf