Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz:
AKR
GRDrs
1016/2018
Stuttgart,
11/19/2018
Umbenennung des Straßburger Platzes
Beschlußvorlage
Vorlage an
zur
Sitzungsart
Sitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Beschlussfassung
öffentlich
05.12.2018
Beschlußantrag:
Die im Jahr 1998 als Straßburger Platz benannte Fläche wird in Manfred-Rommel-Platz umbenannt.
Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1
Den 5. Todestag des ehemaligen Oberbürgermeisters Manfred Rommel will die Landeshauptstadt Stuttgart auf vielfachen Wunsch zum Anlass nehmen, einen Platz nach ihm zu benennen. Im Ältestenrat hat die Idee, den Straßburger Platz umzubenennen, bereits großen Anklang gefunden.
Finanzielle Auswirkungen
-
Beteiligte Stellen
L/OB hat die Vorlage mitgezeichnet.
Vorliegende Anträge/Anfragen
-
Erledigte Anträge/Anfragen
912/2017, 913/2017, 211/2018
Dr. Fabian Mayer
Bürgermeister
Anlagen
Stuttgart-Mitte
Bisherige Bezeichnung gemäß Planfeststellung
Beschrieb
Neue Bezeichnung
Straßburger Platz
(rot)
Platz auf dem künftigen Hauptbahnhof zwischen Kurt-Georg-Kiesinger-Platz und Mittlerem Schloßgarten
Manfred-Rommel-Platz
Text des Ergänzungsschilds:
Manfred Rommel
1928 – 2013
Oberbürgermeister von 1975 bis 1996
Weggefährten des ehemaligen Oberbürgermeisters Manfred Rommel sind ebenso wie Bürgerinnen und Bürger an die Stadtverwaltung herangetreten mit dem Wunsch, ihn mit der Benennung eines Platzes in Stuttgart zu ehren. Nun soll der Straßburger Platz künftig die Bezeichnung Manfred-Rommel-Platz tragen.
Der Platz, der sich auf dem Dach des neuen Tiefbahnhofs befinden wird, wird erst in einigen Jahren fertiggestellt sein. Die Fläche befindet sich im Eigentum der Bahn und ist als Eisenbahnbetriebsanlage der Bahn gewidmet. Eine Widmung als Straße scheidet daher zwar aus, die Bahn stellt den Platz jedoch im Rahmen einer vertraglichen Regelung (GRDrs 883/2018) mit der Landeshauptstadt Stuttgart für die Nutzung durch die Allgemeinheit zur Verfügung. Sie ist auch mit der geplanten Namensänderung einverstanden. Der Bezirksbeirat Mitte wird in seiner Sitzung am 26. November 2018 dazu beteiligt. Auch die Witwe des Namensgebers und die Partnerstadt Straßburg haben keine Einwände.
Adressenänderungen hat die Umbenennung der Fläche nicht zur Folge.
Für den 13. Dezember ist eine symbolische Platzeinweihung im StadtPalais vorgesehen. Bei dieser Veranstaltung soll gleichzeitig eine Ausstellung zu Manfred Rommel eröffnet und das Manfred-Rommel-Stipendium vergeben werden.
Manfred Rommel wurde am 24. Dezember 1928 in der Landhausstraße 122 in Stuttgart geboren. Sein Vater war der spätere Generalfeldmarschall Erwin Rommel. Die Familie zog häufig um. Nach Aufenthalten in Dresden, Goslar, Potsdam und Wien siedelte sie sich in Herrlingen bei Ulm an. Dort wurde sein Vater gezwungen, sich am 14. Oktober 1944 mit Gift das Leben zu nehmen, da er unter dem Verdacht stand, an der Verschwörung gegen Hitler beteiligt zu sein. Dieses Erlebnis prägte Manfred Rommel stark. In Folge setzte er sich mit seiner Politik immer für die Stärkung der Demokratie ein und plädierte dafür, sie auch in schwierigen Zeiten nicht preiszugeben.
Im Januar 1944 wurde Manfred Rommel als Luftwaffenhelfer eingezogen, bevor er im Februar 1945 zum Reichsarbeitsdienst kam. Im April desselben Jahres geriet er in französische Kriegsgefangenschaft. Als 16jähriger kam er bereits im September wieder frei und besuchte ab dem Frühjahr 1946 ein Gymnasium in Biberach/Riss, wo er 1947 das Abitur machte. Danach studierte er Rechtswissenschaften in Tübingen. Noch während dieser Zeit als Student engagierte er sich in der CDU. 1953 trat er in die Partei ein.
1956 begann Manfred Rommel seinen Berufsweg als Regierungsassessor beim Land Baden-Württemberg, wo er schnell Karriere machte. Von 1960 bis 1963 war er persönlicher Referent des damaligen Innenministers Hans Filbinger. Anschließend arbeitete er bis 1966 als dessen Grundsatzreferent.
1974 trat er als Kandidat der CDU bei der Wahl zum Stuttgarter Oberbürgermeister an, nachdem Dr. Arnulf Klett überraschend verstorben war. Mit 58,9 % der Stimmen wurde er am 1.Dezember 1974 im zweiten Wahlgang gewählt.
Die Position des Oberbürgermeisters hatte er von 1975 bis 1996 inne. Während seiner Amtszeit setzte er sich intensiv dafür ein, Stuttgart zu einer modernen, weltoffenen Me-
tropole und zu einem europäischen Wirtschaftszentrum zu machen. Durch Parteipolitik ließ sich Manfred Rommel nicht gerne einengen. Vielmehr arbeitete er im Gemeinderat, auf Bürgermeisterebene und mit Kollegen anderer Städte und Gemeinden über Parteigrenzen hinweg zusammen.
Große Beachtung fand 1977 seine Entscheidung, die für die Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer verantwortlichen Terroristen Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan Carl Raspe gemeinsam auf dem Dornhaldenfriedhof bestatten zu lassen, nachdem diese während ihrer Inhaftierung in Stuttgart-Stammheim Selbstmord begangen hatten.
Seine grundsolide, überlegte Finanzpolitik, eine liberalprogressiven Ausländerpolitik und eine kommunale Außenpolitik mit zahlreichen Städtepartnerschaften in aller Welt fand viel Zustimmung. Daneben war es Manfred Rommel ein großes Anliegen, die Jüdische Gemeinde in Stuttgart zu unterstützen und zu stärken. Allgemein setzte er sich stets eindringlich für Versöhnung und einen bewussten, verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte ein.
Neue zukunftsweisende Akzente von besonderer Tragweite setzte er 1994 mit der Entscheidung für das Verkehrs- und Infrastrukturprojekt Stuttgart 21 und seinem Engagement für die Gründung des Verbands Region Stuttgart.
Auch im Deutschen Städtetag engagierte sich Manfred Rommel. Acht Jahre lang war er Präsident des Gremiums, außerdem 10 Jahre Vizepräsident bzw. Stellvertreter des
Städtetagspräsidenten. Gegenüber Bund und Ländern vertrat er mit Nachdruck die Interessen der deutschen Städte. Besonders sein Einsatz für eine angemessene Finanzausstattung der Kommunen machte ihn nicht immer beliebt.
Am 17. Dezember 1996 wurde Manfred Rommel nach 22 Dienstjahren als Oberbürgermeister verabschiedet. In einem Festakt im Staatstheater Stuttgart zeichnete ihn Bundeskanzler Helmut Kohl mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus. Außerdem verlieh ihm der Baden-Württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel den Titel Professor. Am 19. Dezember 1996 machte ihn der Gemeinderat einstimmig zum Stuttgarter Ehrenbürger.
Bereits ein Jahr vor seiner Zurruhesetzung war Manfred Rommel zum Koordinator für die deutsch-französische Zusammenarbeit ernannt worden. Diese Funktion führte er auch im Ruhestand bis Juli 1999 mit viel Engagement aus. Dabei war ihm wichtig, die Beziehungen als Chance für die Zukunft zu sehen und die Perspektiven, die eine enge Kooperation der beiden Länder für die künftigen Entwicklungen bietet, herauszustellen.
Von Manfred Rommel erschienen zahlreiche Bücher, wobei seine humorvollen Sprüche, Gedichte und Parodien besonders beliebt waren. Auch seine Kolumne in der Stuttgarter Zeitung zu aktuellen Themen fand großen Anklang.
Nicht nur seine politischen Verdienste, sondern auch seine menschlichen Qualitäten und seine Persönlichkeit wurden während seines Lebens geehrt. 1985 wurde Manfred Rommel zunächst der Verdienstorden Chevalier der Ehrenlegion der französischen Republik verliehen, 2001 der des Commandeurs. 1998 erhielt er den Konrad-Adenauer-Preis für Kommunalpolitik und den Dolf-Sternberger-Preis für öffentliche Rede. Vom Städtetag Baden-Württemberg wurde er 2008 zum Ehrenpräsidenten ernannt, im September desselben Jahres bekam er den Hans-Peter-Stihl-Preis des Forums Region Stuttgart.
Am 7. November 2013 starb Manfred Rommel im Alter von 84 Jahren.
zum Seitenanfang
444_2018.docx