Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Jugend und Bildung
Gz: JB
GRDrs 575/2019
Stuttgart,
06/14/2019


Interkulturelle Brückenbauerinnen und Brückenbauer:
Evaluation des Projektes/Vorschlag zur Verstetigung und Ausweitung




Mitteilungsvorlage zum Haushaltsplan 2020/2021


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Jugendhilfeausschuss
Internationaler Ausschuss
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
01.07.2019
06.11.2019

Bericht:

Im Rahmen der Implementierung des Landesprogramms Bildungsregion durch die Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft und dem Elternseminar des Jugendamtes startete 2015 das Pilotprojekt „Interkulturelle Brückenbauerinnen und Brückenbauer“ in Untertürkheim. Damit wurde unter anderem einem vom Arbeitskreis „Kinder, Jugend und Familie Untertürkheim“ stark geäußerten Bedarf nach einem konkreten Unterstützungsangebot sowohl für die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen wie auch für Bewohner des Stadtbezirks Rechnung getragen.

Im Februar 2017 wurde mit GRDrs 07/2017 die Ausweitung der Erprobung des Projekts auf Wangen und Obertürkheim beschlossen sowie eine Evaluation in Auftrag gegeben. Diese stützt sich auf die Analyse der ca. 800 Einsätze seit dem 01.09.2017.
Insgesamt wurden seit Beginn des Projektes im Herbst 2015 bis Mai 2019 über 1500 Einsätze durchgeführt.

Das Projekt „Interkulturelle Brückenbauerinnen und Brückenbauer“ (in der Folge IBB) bietet ein schnelles und leicht verfügbares Unterstützungsangebot rund um die Themen Bildung und Erziehung in ausgewählten Stadtbezirken. Ehrenamtliche, die meist selbst eine Migrationsgeschichte haben, agieren als mehrsprachige, kultursensible Ansprechpersonen bei persönlichen Terminen wie auch in offenen Sprechstunden in Kinder- und Jugendeinrichtungen vor Ort. Auch in einem Kinder- und Familienzentrum sowie in Schulen finden Sprechstunden statt, die von Fach- und Lehrkräften sowie Eltern genutzt werden. Zudem bieten sich IBB für die Begleitung von Elterngesprächen an.
Es handelt sich um ein niederschwelliges Unterstützungssystem, das Barrieren abbaut, die Zusammenarbeit von Fach-/Lehrkräften und Eltern stärkt und den Eltern Orientierung im deutschen Bildungssystem sowie in den sozialen Diensten bietet.

Zu den Aufgaben der vor Ort tätigen IBB gehören:

Der Zugang der IBB zu den Eltern erfolgt niederschwellig und auf Augenhöhe. Die Kontaktaufnahme und Vermittlung geschieht in der Regel über die Projektkoordinatorinnen, die die Qualitätsstandards aufrechterhalten und zeitnah Anfragen und Bedarf mit der Ressource IBB in Verbindung bringen. Ein detailliertes Clearing der Anfrage ist die Voraussetzung für die Auswahl einer/s geeigneten IBB.
Die Besonderheit des Ansatzes ist seine Einbettung in das Landesprogramm Bildungsregion mit der Schwerpunktsetzung auf den Abbau von Bildungsungleichheiten durch Vernetzung bereits bestehender Strukturen auf lokaler Ebene. Demzufolge liegt bei der Arbeit der IBB der Fokus auf Bildungs- und Erziehungsthemen wie auch auf eine enge Anbindung an die beteiligten Institutionen vor Ort.

Ergebnisse der Evaluation

Die Evaluation wurde im Zeitraum August 2018 bis Mai 2019 durchgeführt (siehe Anlage 1: Evaluationsbericht). Dabei wurden Einsatzprotokolle analysiert und explorative Interviews mit mehreren Fokusgruppen (IBB; Institutionen) geführt.

Folgende Ergebnisse lassen sich zusammenfassen:

Vorschlag zur Verstetigung und Ausweitung

Sowohl Pilotphase wie auch ausgeweitete Erprobung der IBB in den Neckarvororten wurden bislang über Projektmittel der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft ermöglicht. Es wurde eine professionelle Struktur installiert (Projektleitung und – koordination mit 50 %; Assistenz der Koordination mit 50%), die neben der o.g. Clearing-Aufgabe die Reflexion der Einsätze der Ehrenamtlichen wie auch die Organisation spezifischer Fortbildungen verantwortet. Des Weiteren sichert die Koordination den aktuellen Informationsstand über das Angebot (Verfügbarkeit, Zugangswege) in den betreffenden Stadtteilen und Institutionen.

Für die Sicherstellung einer bedarfsorientierten Versorgung ist, neben der Akquise weiterer IBB, zudem die realistische Einschätzung der Möglichkeiten aber auch der Grenzen eines ehrenamtlichen BB-Einsatzes bei den anfragenden Personengruppen wichtig.

Für diese unersetzlichen Funktionen bei der Verstetigung des erfolgreichen und ausgereiften IBB-Ansatzes als dauerhaftes Programm bedarf es, sowohl an den bestehenden wie auch an neuen Standorten, weiterhin einer durch qualifizierte Fachkräfte aufrecht zu erhaltenden Unterstützungsstruktur.
Seit längerem werden Interessensbekundungen nach Übernahme des vielversprechenden Modells von den Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe und Schule aus anderen Stadtbezirken mit hohem Migrationsanteil formuliert, ebenso aus den Gemeinschaftsunterkünften.


Die Ausweitung auf weitere Stadtbezirke mit entsprechenden Bedarfen wird vorgeschlagen, entsprechend der Grundidee der Bildungsregionen, innovative Ansätze modellhaft zu initiieren und nach gelungenem Start und erfolgreicher Erprobung in nachhaltige Strukturen zu überführen. Die Stadtbezirke werden über ein Interessenbekundungsverfahren und unter Berücksichtigung sozialräumlicher Bedarfslagen ausgewählt.

Zum Stellenplan 2020/2021 wurde deshalb für Leitung, Koordination und Verwaltung des vorgesehenen Programmes „Interkulturelle Brückenbauerinnen und Brückenbauer“ beim Elternseminar die Schaffung von 3,2 Stellen beantragt (Stellenplanantrag 115).

Grundlage der Kalkulation ist der geplante Fortbestand des Programmes IBB an den drei bewährten Standorten sowie die Ausweitung auf weitere drei auszuwählende Stadtbezirke mit einem jeweiligen Sachkostenbudget von 4.000 Euro.
Den größten Anteil daran stellen die Aufwandsentschädigungen für die ehrenamtlichen IBB dar auf der Basis des Erfahrungswertes von etwa 300 Einsätzen pro Standort und Jahr. Zu einem geringen Teil sind auch Aufwendungen für die Schulung und Ausstattung der Ehrenamtlichen (Werbematerial, Präsentationshilfen etc.) berücksichtigt.





Finanzielle Auswirkungen


Ergebnishaushalt (zusätzliche Aufwendungen und Erträge):
Maßnahme/Kontengr.
2020
TEUR
2021
TEUR
2022
TEUR
2023
TEUR
2024
TEUR
2025 ff.
TEUR
Personalkosten, Grp. 4 *
190,68
190,68
Sachkosten (Aufwandsentschädigungen und Fortbildungs-kosten für Ehrenamtliche)
24,00
24,00
Finanzbedarf
214,68
214,68
(ohne Folgekosten aus Einzelmaßnahmen, Investitionen oder zusätzlichen Stellen – diese bitte gesondert darstellen)


Stellenbedarf (Mehrungen und Minderungen):
Beschreibung, Zweck, Aufgabenbereich
Anzahl Stellen zum Stellenplan
2020
2021
später
Programmleitung und –koordination „Interkulturelle Brückenbauerinnen und Brückenbauer, S 15
2,0
Programmassistenz „Interkulturelle Brückenbauerinnen und Brückenbauer“, S 8
1,0
Sekretariatsanteil „Interkulturelle Brückenbauerinnen und Brückenbauer“, EG 5
0,2

Mitzeichnung der beteiligten Stellen

Das Referat AKR hat Kenntnis genommen. Referat WFB hat Kenntnis genommen, macht aber ausdrücklich darauf aufmerksam, dass der beantragte Ausbau der projektfinanzierten 0,5 Stelle Projektleitung bzw. 0,5 Stelle Assistenz auf insgesamt 3,2 Stellen keines der städtischen Stellenschaffungskriterien erfüllt. Eine haushaltsneutrale Weiterführung des Projekts im bisherigen Umfang aus Projektmitteln der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft kann jedoch aus Sicht von Referat WFB mitgetragen werden. Haushalts- und stellenrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der Haushaltsplanberatungen erfolgen.

Vorliegende Anträge/Anfragen

o Beschluss des Bezirksbeirats Stuttgart-Obertürkheim vom 13.12.2017:
"Der Bezirksbeirat Obertürkheim nimmt vom Bericht über das Pilotprojekt "Interkulturelle Brückenbauerinnen und Brückenbauer" zustimmend Kenntnis und begrüßt die Durchführung des Pilotprojekts im Stadtbezirk. Aus seiner Sicht sollte es als ständige Einrichtung über das Jahr 2019 hinaus auf jeden Fall fortgeführt werden, wenn das Ergebnis der vorgesehenen Evaluation positiv ausfällt."

o Antrag des Bezirksbeirats Zuffenhausen vom 22.01.2019 (Antrag NR. 2 zu TOP 5) auf Verwirklichung des Programmes IBB im Stadtbezirk Zuffenhausen





Isabel Fezer
Bürgermeisterin



Anlagen:

Anlage 1: Bericht zur Evaluation des Projektes "Interkulturelle Brückenbauerinnen und Brückenbauer"

<Anlagen>

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IBB Evaluationsbericht.002.docx