Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz: OB
GRDrs 914/2011
Stuttgart,
11/21/2011



Die Zukunft des Stuttgarter Carl-Zeiss-Planetariums und das Projekt Science Center der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Umwelt und Technik
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
29.11.2011
30.11.2011
01.12.2011



Beschlußantrag:

1. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von der Konzeption „Planetarium der Zukunft“ und von der vergleichenden Betrachtung der drei Standortvarianten für ein künftiges Planetarium.

2. Die Verwaltung wird auf diesen Grundlagen beauftragt, die Standortvariante „Neubau in Synergie mit einem Science Center“ gemeinsam mit der Porsche AG weiterzuentwickeln und einen konkreten Vorschlag zur Umsetzung der Konzeption „Planetarium der Zukunft“ zu machen. Dies mit dem Ziel, nach einer positiven Grundsatzentscheidung der Porsche AG einen entsprechenden Beschluss des Gemeinderats herbeiführen zu können. In diesem Zusammenhang werden verbindliche Eckdaten für Kooperationsverträge zwischen Science Center, Planetarium und SSB formuliert.

3. Vom Bedarf an einer befristeten 0,5-Stelle in EG 13 TVöD zur planetariums-fachlichen Begleitung des Vorhabens wird Kenntnis genommen. Über die Schaffung des Stellenanteils wird im Rahmen des aktuellen Stellenplanverfahrens entschieden.

4. Die Verwaltung wird beauftragt, mit der SSB den Erwerb der Grundstücke Flst. 2942, 2943, 2944 und 2956 (Veielbrunnenweg 6, Mercedesstr. 23, 25 und 31) zu verhandeln. Die Überlassung der für das Science Center benötigten Flächen an die Porsche AG soll im Rahmen eines Erbbaurechts erfolgen. Für den Erwerb der Grundstücke und die Vergabe des Erbbaurechts wird die Verwaltung dem Gemeinderat zu gegebener Zeit eine gesonderte Beschlussvorlage vorlegen.


Begründung:


1. Das Projekt Science Center der Porsche AG

Am 19. Juli 2011 hat uns die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG mitgeteilt, dass sie Bedingungen und Möglichkeiten eines Science Centers für Mobilität an der Mercedesstraße prüfen wird. Dies soll auf der Grundlage eines Architektenwettbewerbs in Form einer Mehrfachbeauftragung geschehen, der in Kürze gestartet wird, um die Machbarkeit des Projekts abschließend nachzuweisen. Von der Porsche AG sollen dazu nach derzeitigem Stand drei bis fünf Büros aufgefordert werden, eine Konzeptstudie für das Science Center mit Ideenteil Planetarium zu erstellen.

Ausschlaggebend für diesen Entschluss war vor allem auch das vom Gemeinderat beschlossene pädagogische Konzept, naturwissenschaftliche und technische Phänomene bei Kindern und Jugendlichen durch eigenes Anfassen bzw. Erleben „begreifbar“ zu machen. So sollen Neugierde, Motivation und ein positives Lernklima für die Naturwissenschaften erlebnisorientiert geweckt werden.

Das Science Center für Mobilität soll so zu einem lebendigen Klassenzimmer werden, zu einem attraktiven „Edutainment-Center“ für selbstbestimmtes Lernen. Deshalb werden die Experimentieranordnungen und Nutzungsmöglichkeiten auch in enger Kooperation mit dem Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg und den Schulen entwickelt.

Die Porsche AG sieht wie die Landeshauptstadt Vorteile darin, dass die Stadt in baulichem, räumlichem und funktionalem Zusammenhang ein Planetarium errichtet und betreibt, um so Synergieeffekte zu erzielen. Der Architektenwettbewerb fordert im Ideenteil Lösungsvorschläge dazu.

Der Gemeinderat der Landeshauptstadt hat mit Beschluss vom 27. Juli 2011 auf der Grundlage von GRDrs. 630/2011 zunächst eine Gegenüberstellung der Kosten gefordert, die für Bau und laufenden Betrieb eines Planetariums an der Mercedesstraße bzw. durch das Weiterführen der Einrichtung am alten Standort anfallen.


2. Die Standortfrage

Eine endgültige Entscheidung der Porsche AG ist für Frühjahr 2012 zu erwarten. Erst zu diesem Zeitpunkt kann daher auch eine abschließende Grundsatzentscheidung des Gemeinderats erfolgen, ob sich die Landeshauptstadt an einer „Synergielösung“ beteiligt. Die Verwaltung sollte dazu allerdings bereits zum jetzigen Zeitpunkt mit der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG Verhandlungen aufnehmen, mit dem Ziel, im Rahmen der Einrichtung eines Science Centers auch einen Neubau des Stuttgarter Planetariums an der Mercedesstraße zu realisieren.


Die Verlagerung des Planetariums an diesen Standort ist notwendig, sinnvoll und wirtschaftlich:


2.1 Betriebliche Einschränkungen aufgrund der Baumaßnahmen zu Stuttgart 21

Die Verlagerung des Planetariums ist notwendig, weil die Bauarbeiten für Stuttgart 21, wenn sie in vollem Umfang laufen, den Betrieb massiv behindern und stören. Die bereits 2009 dargestellten Schwierigkeiten hinsichtlich Zugänglichkeit - insbesondere auch für Behinderte und Kinder -, Erschütterungen durch die Baumaßnahmen und Lärmbelastung sind nach wie vor gültig (Anlage 5, vgl. auch Anlage 2, Ziff. 1).

Die Einrichtung verliert so an Attraktivität. Seit Jahren bereits stagnieren aufgrund der Situation vor Ort die Zuschauerzahlen, trotz der hervorragenden Arbeit des Teams im Planetarium. Dies wird sich in den nächsten Jahren noch verschlimmern.

Das aktuelle Rechnungsergebnis 2010 zeigt für das Planetarium – ohne Berücksichtigung von kalkulatorischen Abschreibungen und Zinsen – einen jährlichen Finanzbedarf von knapp 1,54 Mio. €. Im Jahr 2010 haben rund 136.000 Besucher die Vorführungen und Veranstaltungen des Planetariums besucht, bei Eintrittspreisen von 6,- € und ermäßigt 4,- €. Insgesamt wurden so ca. 600.000 € eingenommen. Damit ergibt sich ein jährlicher Abmangel von rund 940.000 €.

Darüber hinaus ist das Planetarium technisch veraltet und müsste generalsaniert werden. Nixdorf Consult hat im Jahr 2009 dafür einen finanziellen Aufwand in der Größenordnung von 4,2 Mio. € ermittelt.

Bereits im Jahr 2009 hatten wir im Gemeinderat (vgl. GRDrs. 372/2009 und 846/2009) die möglichen Perspektiven des Planetariums diskutiert. Dabei sind wir von insgesamt 4,8 Mio. € für notwendige Erneuerungen bei Technik und Ausstattung ausgegangen. Im laufenden Doppelhaushalt sind daraufhin 2,7 Mio. € für Modernisierungs- und Baumaßnahmen bereitgestellt worden.

Das Verfahren zur Beschaffung eines neuen, standortunabhängigen Projektionssystems wurde in der Zwischenzeit allerdings von der Vergabekammer Baden-Württemberg aufgehoben. Die EU-weite Neuausschreibung unter Berücksichtigung der Vorgaben der Vergabekammer wird mindestens sechs Monate in Anspruch nehmen. Ein formgerechter Zuschlag ist somit nicht vor Mitte 2012 zu erwarten.

An den Verhältnissen vor Ort hat sich seit dem Jahr 2009 nichts geändert. In die Technik und Einrichtung des Planetariums Stuttgart wurde in den letzten Jahren im Hinblick auf einen möglichen Standortwechsel nur noch das Allernötigste investiert. Mit GRDrs. 465/2011 wurde daher auf notwendige Maßnahmen im Umfang von 1,2 Mio. € am alten Standort hingewiesen, die vor zwei Jahren zum Teil noch „wünschenswert“ waren, jetzt aber dringlich geworden sind. Davon sind nach heutigem Kenntnisstand folgende Maßnahmen unverzüglich durchzuführen, um den Betrieb für die nächsten 2 bis 3 Jahre aufrecht zu erhalten:

Ersatz des älteren der beiden Laser ca. 150.000 Euro
Reparatur der hydraulischen Hebebühne ca. 20.000 Euro
Austausch verschlissener Sitzpolster ca. 60.000 Euro

Summe ca. 230.000 Euro

Der Laser kann im Falle des Umzugs mitgenommen werden.

Unter Berücksichtigung dieser Entwicklung haben wir daher von Erneuerungskosten bei Technik und Ausstattung in Höhe von jetzt rund 5 Mio. € (statt der oben genannten 4,8 Mio. €) auszugehen.


2.2 Konzeptionelle Perspektiven des Planetariums

Die Verlagerung des Planetariums an einen anderen Standort ist pädagogisch und konzeptionell sinnvoll, da es am alten Standort – zumindest für die nächsten zehn Jahre, während der Bauzeit Stuttgart 21 – keinerlei Entwicklungsmöglichkeiten hat.

Entsprechend dem Auftrag des Gemeinderats der Landeshauptstadt vom 27. Juli 2011 hat der Leiter des städtischen Carl-Zeiss-Planetariums, Herr Dr. Lemmer, seine konzeptionellen Überlegungen für ein „Planetarium der Zukunft“ vorgelegt
(Anlage 1).

Der dort geltend gemachte Flächenmehrbedarf bezieht sich im Wesentlichen auf Produktionsräume, Werkstätten sowie Ausstellungs- und Aktionsflächen. Solche Flächen sind nötig, wenn das Planetarium einen konzeptionellen Entwicklungsspielraum erhalten soll. Im Übrigen orientiert sich die Konzeption im Wesentlichen an den bereits am alten Standort vorhandenen Flächen.

Über die konkrete Umsetzung der Konzeption, insbesondere hinsichtlich Flächenbedarf und Personalausstattung, ist im Zusammenhang mit einem Architektenwettbewerb zum Planetarium zu entscheiden, der erst nach einer Entscheidung der Porsche AG im Frühjahr 2012 sinnvoll zu beschließen ist. Bis dahin können auch belastbare Kostenaussagen getroffen werden.


2.2.1 Mögliche Synergien und Kooperationen:

Nur ein Neubau an einem attraktiven Standort bietet hinreichend Chancen, dass sich das Planetarium mit guten Perspektiven konzeptionell weiterentwickeln kann.

Bei der Wahl eines solchen neuen Standorts gilt nach wie vor: Das städtische Planetarium und das angedachte Science Center der Porsche AG versprechen als zentrale Bildungseinrichtungen optimale Synergieeffekte. Dazu passen hervorragend

o die Angebote der SSB in der oberen Halle (künftig Straßenbahnwelt und historischer Betrieb) sowie
o die geplanten „School Labs“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und
o der Showroom für Elektromobilität in der unteren Halle.

Synergieeffekte sind in diesem frühen Stadium der Planungen nicht vollständig bezifferbar. Auch gibt es keine vergleichbaren Einrichtungen in Deutschland, die Rückschlüsse zuließen. Deshalb haben wir nur die gemeinsam genutzten Synergieflächen bei der vergleichenden Betrachtung quantitativ in den wirtschaftlichen Vergleich eingerechnet (s.u. Ziff. 2.3), Synergien bei Personal, Marketing etc. dagegen nicht.

Die Zusammenarbeit mit dem geplanten Science Center ist für unser Planetarium allerdings allein schon qualitativ eine einzigartige Möglichkeit, seine anspruchsvollen Programme einem größeren Publikum zu präsentieren. Der gemeinsame Standort an der Mercedesstraße und die außerdem mögliche Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt bieten hervorragende Chancen, mehr Besucher sowie zusätzliche und vor allem thematisch interessierte Zuschauergruppen anzusprechen – insbesondere Schulklassen.

Die geplante technische Ausstattung des Kuppelsaals erlaubt auch technische Präsentationen, wie etwa eine Reise durch die Technik des Automobils, die über das klassische Angebot eines Planetariums hinausgehen. Zudem ist hier eine Nutzung als attraktiver und exklusiver Präsentationsraum möglich.

Die Synergien, insbesondere die Raumnutzungen im Science Center und der gemeinsame Personaleinsatz, sind über Kooperationsverträge abzusichern. Diese gewährleisten auch, dass das Planetarium in bewährter Weise seine Arbeit als städtische Bildungseinrichtung weiterentwickeln kann. Die Kooperationen können dann im Detail verhandelt werden, wenn bei der Porsche AG eine Grundsatzentscheidung gefallen ist. Wir werden aber bis zu diesem Zeitpunkt mit den Verantwortlichen dort die Eckpunkte definieren. Dies gilt auch für die Einbindung der Straßenbahnwelt und den historischen Fahrbetrieb. Dabei kann es ggf. noch zu Anpassungen beim Flächenbedarf des Planetariums kommen.


2.3 Wirtschaftlicher Vergleich der drei Standortvarianten (s. Anlagen 2, 3 und 4)

Die Verlagerung des Planetariums an einen anderen Standort ist auch wirtschaftlicher als ein Verbleib im Schlossgarten. Und die Synergieeffekte durch die gemeinsame Nutzung von Flächen, Räumen und evtl. Personal mit dem Science Center sind ein zusätzliches Argument für eine gemeinsame Entwicklung.

Belastbare Aussagen lassen sich in erster Linie bei den Bau- und Sanierungskosten sowie, mit Einschränkungen, zum absehbaren städtischen Zuschuss an das Planetarium in den kommenden zehn Jahren treffen. Die entsprechenden Daten und Erläuterungen sind im Einzelnen in Anlagen 2 und 3 zusammengestellt. In der Folge werden Bruttozahlen genannt, um die konkreten Auswirkungen auf den städtischen Haushalt deutlich zu machen.


2.3.1 Übersicht zu den Programmflächen bei allen drei Varianten:

Drees & Sommer haben die Baukosten der drei Standortvarianten, die 2009 auf der Grundlage einer Kalkulation von Wolff & Müller erstmals erhoben worden sind, nochmals überprüft und aktualisiert (vgl. Übersicht „Raumprogramm“ Anlage 4; angegeben wird im Folgenden immer die für den Betrieb relevante Programm- oder Nutzfläche, die Kosten werden jeweils auf Grundlage der Bruttogrundfläche ermittelt).

Es geht um die drei Varianten:

  Alter Standort
  Neubau ohne Science Center
  Neubau mit Science Center (Synergielösung).

Wir haben dazu sowohl die am alten Standort zur Verfügung stehenden Flächen, das sog. „Raumprogramm Bestand“, als auch diejenigen der Konzeption „Planetarium der Zukunft“ in die vergleichende Betrachtung genommen.

o Am alten Standort (Variante 1) stehen derzeit insgesamt 1.871 qm zur Verfügung.
o Zur Umsetzung der Konzeption „Planetarium der Zukunft“ werden bei der Variante 2 (Neubau ohne Science Center) rd. 2.535 qm benötigt. Ein „Raumprogramm Bestand“ macht 1.871 qm erforderlich (= aktuelle Programmflächen).
o Bei der Synergielösung mit einem Science Center (Variante 3) müssen wir bei einem „Planetarium der Zukunft“ für Räume, die ausschließlich durch das Planetarium genutzt werden, von ca. 1.660 qm ausgehen. Es ist vorgesehen, durch vertragliche Regelungen in Form von Kooperationsvereinbarungen die gemeinsamen Nutzungen von Foyer, Garderobe, Ticketing, Cafeteria, Vortrags- und Seminarräumen, Labors etc. abzusichern.

Eine Minimallösung auf der Grundlage des „Raumprogramms Bestand“ macht in einer Synergielösung etwa 1.300 qm ausschließlich für das Planetarium erforderlich. Diese Größe war auch Teil des Angebots der Bietergemeinschaft für das Mobilitäts-Erlebniszentrum. Sie stellt m.E. für den sinnvollen Betrieb eines Planetariums mit Perspektivekeine Option dar.


2.3.2 Zur Darstellung der Größenordnung künftiger Zuschüsse:

Bei der vergleichenden Betrachtung der verschiedenen Optionen gehen wir davon aus, dass mit einer umfassend ertüchtigten Technik wesentlich attraktivere Angebote als bisher zu realisieren sind. Die künftigen Besucherzahlen bei allen Alternativen sind trotzdem nur schwer abschätzbar, ebenso ein marktgängiger Eintrittspreis.

Zugleich müssen wir auch davon ausgehen, dass die laufenden Betriebskosten für Personal und Sachmittel entsprechend der zunehmenden Anzahl an Veranstaltungen steigen werden. Die aktuellen personellen und finanziellen Ressour-cen des Planetariums erlauben keine Ausweitung der Veranstaltungszahlen. Hinzu kommt, dass bei einem 7-Tage-Betrieb parallel zu einem Science Center, inkl. Abendveranstaltungen alle Wartungsarbeiten sowie Programmentwicklungen und Proben, aber auch alle größeren Reinigungsmaßnahmen auf den späten Abend oder in die Nacht verlagert werden müssen, was zu einem kostenintensiveren Schichtbetrieb führt. Bisher ist das Planetarium an sechs Tagen in der Woche geöffnet.

Auch für eine sinnvolle Nutzung der vorgesehenen neuen technischen Möglichkeiten eines „Planetariums der Zukunft“ muss das Personal fachlich und zahlenmäßig ergänzt werden.

Da v.a. die Ausgabenseite insoweit nicht sicher kalkulierbar ist, haben wir, um zumindest eine grobe Vorstellung vom künftigen Zuschussbedarf in den laufenden Betrieb zu bekommen, nur die Einnahmenseite in den Blick genommen und dabei die möglichen Entwicklungen sehr zurückhaltend kalkuliert, um keine überzogenen positiven Effekte zu prognostizieren, die zu falschen Erwartungen führen. Es geht insoweit nicht um einen konkreten Kostenvergleich, sondern um Größenordnungen möglicher Reduzierungen des künftigen Zuschussbedarfs.


2.3.3 Fazit des Kostenvergleichs (vgl. Anlage 2 und Synopse Anlage 3):

o Spalte 1:
Eine Entscheidung für den alten Standort (Variante 1) wäre mit Investitionen in Höhe von ca. 10 Mio. € verbunden. Es sind die städtischen Zuschüsse infolge des aktuellen und auch für die Zukunft vorhersehbaren Abmangels hinzuzurechnen (ca. 1 Mio. €/Jahr). In den kommenden zehn Jahren sind bei dieser Variante insoweit auf jeden Fall rund 20 Mio. € an städtischen Haushaltsmitteln einzusetzen.

o Spalte 2:
Ein Neubau des Planetariums ohne Science Center (Variante 2) würde unter Zugrundelegung des „Raumprogramms Bestand“ (1.871 qm) bei Investitionen von 15,5 Mio. € in zehn Jahren zu einem Mittelbedarf von rund 20 Mio. € führen, der jährliche Zuschuss in den laufenden Betrieb (400.000 €) ist hier deutlich geringer.

o Spalte 3:
Für das „Planetarium der Zukunft“ würde ein Neubau ohne Science Center (2.535 qm) Investitionen von 19 Mio. € und in den kommenden zehn Jahren insgesamt einen Mittelbedarf von 23 Mio. € verursachen.

o Spalte 4:
Ein Neubau des „Raumprogramms Bestand“ mit dem geplanten Science Center (Variante 3) würde 1.300 qm Programmfläche notwendig machen, die ausschließlich dem Planetarium zuzurechnen ist, also ohne „Synergieflächen“. Dafür wären – mit Erneuerung von Ausstattung und Technik – etwa 12,5 Mio. € an Investitionen notwendig. Es wird davon ausgegangen, dass bei dieser Variante im günstigsten Fall kein wesentlicher Zuschussbedarf für den laufenden Betrieb entsteht. Innerhalb von zehn Jahren haben wir insoweit einen Mittelbedarf von insgesamt etwa 13 Mio. € zu erwarten.

o Spalte 5:
Eine Synergielösung des „Planetariums der Zukunft“ würde unter Berücksichtigung der „Synergieflächen“ zu Investitionen in Höhe von 14,5 Mio. € nur für das Planetarium führen. Wir nehmen dabei eine Programmfläche von 1.660 qm an. In einem Zehnjahreszeitraum müssen wir hier insoweit von einem Mittelbedarf von insgesamt 15 Mio. € ausgehen.

Bei allen Varianten wurden für die Erneuerung von Technik und Ausstattung 5 Mio. € (s.o. Ziff. 2.1) angesetzt. Für die beiden Varianten an einem neuen Standort wurden auch Umzugskosten in einer geschätzten Größenordnung von 0,5 Mio. € in die Kalkulation genommen, für den bisherigen Standort erwarten wir während der Sanierungsarbeiten Einnahmeausfälle in Höhe von 0,6 Mio. €, dies entspricht den derzeitigen Jahreseinnahmen aus Tickets.

Darüber hinaus können wir aber auch Mieteinnahmen von ca. 140.000 € pro Jahr erwarten, wenn das alte Planetarium als Baubüro oder als „Blue Box“ für Baustellentouristen genutzt wird (vgl. Anlage 2, Ziff. 4).

2,7 Mio. € sind bislang im Doppelhaushalt 2010/2011 für Modernisierungs- und Baumaßnahmen veranschlagt. Um diesen Betrag sind die investiven Kosten jeweils zu reduzieren, wenn es um die noch zu finanzierende Summe geht.


2.3.4 Derzeit noch nicht kalkulierbare Kostenfaktoren:

Zum jetzigen Zeitpunkt sind wesentliche Kostenfaktoren noch nicht fassbar, auch nicht der Größenordnung nach. Andererseits beeinflussen diese den Vergleich nicht, da sie bei allen Varianten anfallen:

 Nicht berücksichtigt ist die sog. „unbewegliche Ausstattung“: Sie umfasst nach heutigem Kenntnisstand im Wesentlichen die Innenkuppel (Projektionsfläche) entsprechend den noch nicht definierten konkreten technischen Anforderungen, die ebenso wie die hydraulische Hebebühne für den Projektor nicht transportabel ist, sowie teilweise die Innenausstattung. Da diese Bestandteile des Planetariums über den ins Auge gefassten Zeitraum der nächsten zehn Jahre auch am alten Standort absehbar erneuert werden müssen, fallen sie bei allen drei Varianten gleich ins Gewicht, haben also keinen Einfluss auf die vergleichende Bewertung.

In den Kalkulationen des früheren MEZ-Projekts waren diese Kosten in den 5 Mio. € für die Projektionskuppel und den 25 Mio. € für den Neubau des Science Centers insgesamt enthalten. Die aktuellen Berechnungen von Drees & Sommer beziehen sich auf die reinen Baukosten.

Mit der Konzeption „Planetarium der Zukunft“ sind zudem erweiterte Produktionsarbeitsplätze, Schülerlabore, Ausstellungstechnik sowie der optionale Einbau einer innovativen 3D-Technik verbunden. Auch dies gilt für alle Standortvarianten. Diese Kosten sind nicht einmal der Größenordnung nach bezifferbar.

Dies gilt auch für andere, noch nicht erkennbar notwendige Ersatzinvestitionen für Technik und Ausstattung, die nicht sinnvoll mit „umziehen“ können. Belastbare Zahlen können hier erst genannt werden, wenn sich die Planungen konkretisieren.

Deshalb wird ein Facility-Management-Gutachten für sinnvoll erachtet, das die Gebäudebetriebskosten im Abgleich mit den Betriebsabläufen des Science Centers ermittelt. Sie können bis zu einer endgültigen Beschlussfassung durch den Gemeinderat erhoben werden, sollte eine grundsätzliche Entscheidung für eine Standortverlagerung fallen.

Die vergleichende Betrachtung der notwendigen Investitionen und Zuschüsse für das Planetarium in allen Varianten zeigt, trotz aller derzeit noch nicht bezifferbaren Kostenfaktoren, dass die Synergie mit einem geplanten Science Center die – auch wirtschaftlich – optimale Lösung ist.


2.4 Zusätzlicher Personalbedarf

Um eine belastbare Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat zu schaffen, bedarf es – wie bei anderen Projekten (Kunstmuseum, Stadtbibliothek, Stadtarchiv, Stadtmuseum) auch – eines entsprechenden, personell unterstützten Vorlaufs. In diesem Sinne wird eine befristete halbe Stelle für die weiteren Arbeiten an diesem Projekt für sinnvoll und notwendig erachtet.

Die Planung eines neuen Planetariums erfordert eine enge Verzahnung zwischen den baulichen Anforderungen der Gebäudeplanung und den technischen Anforderungen eines modernen und innovativen Planetariumsangebots, das sich auf dem neuesten Stand der Technik befindet.

Auf dem Gebiet der Kuppel füllenden digitalen Videoprojektion hat sich die Technik in den letzten Jahren gravierend verändert und weiterentwickelt. Die derzeitige personelle Ausstattung des Planetariums lässt keinen Spielraum für die umfassende Planung eines neuen Planetariums, das einen Platz in der Spitzengruppe der deutschen Planetarien einnehmen soll.

Auch bei den bisherigen großen Baumaßnahmen, wie der neuen Stadtbibliothek am Mailänder Platz, dem Kunstmuseum und dem Stadtarchiv wurden zur fachlichen Begleitung der Baumaßnahmen wissenschaftliche Stellen im Umfang von 50 bis 100 % einer Stelle in EG 13 TVöD zur Verfügung gestellt. In gleicher Weise wird auch bei der Planung des Stadtmuseums verfahren. Für die planetariumsfachliche Begleitung und Betreuung der weiteren Planungen des Planetariums wird daher eine wissenschaftliche Stelle im Umfang von 50 % benötigt.


2.5 Zeitachse

Die Porsche AG geht von einer abschließenden Entscheidung zur Realisierung ihres Science Centers im Frühjahr kommenden Jahres aus. Bis zu diesem Zeitpunkt soll insoweit auch eine definitive Entscheidung des Gemeinderats ermöglicht werden. Die Verwaltung sollte daher nun beauftragt werden, die Standortvariante „Neubau in Synergie mit einem Science Center“ gemeinsam mit der Porsche AG weiterzuentwickeln und in diesem Zusammenhang auch einen konkreten Vorschlag zur Umsetzung der Konzeption „Planetarium der Zukunft“ zu machen.

Parallel dazu werden verbindliche Eckdaten für Kooperationsverträge zwischen Science Center, Planetarium und SSB ausgehandelt.

Wir gehen davon aus, dass für das Science Center ein Beginn der Baumaßnahmen noch im Jahr 2012 realistisch ist, für das Planetarium im Jahr 2013, da die Stadt erst einen Architektenwettbewerb durchführen muss. Mit der Fertigstellung der Gebäude und der Inbetriebnahme des Science Centers der Porsche AG und dem Planetarium der Landeshauptstadt ist 2015 zu rechnen.


3. Finanzielle Auswirkungen

3.1 Wirklich belastbare Kosten für die Stadt sind nur auf der Grundlage detaillierter Vorarbeiten zu ermitteln. Die genannten Investitionen und Aufwendungen wurden auf der aktuell zur Verfügung stehenden Faktenbasis zum Vergleich der drei Standortvarianten kalkuliert. Die Größenordnungen und damit die Relationen zwischen den verschiedenen Standortvarianten sind nachvollziehbar und plausibel. Auf dieser Grundlage ist jetzt eine grundsätzliche Weichenstellung des Gemeinderats möglich und nötig, um eine endgültige Standort- und Konzeptentscheidung auf den Weg zu bringen.

3.2 Die kalkulatorischen Kosten – Abschreibungen und kalkulatorische Verzinsung – die sich durch die Investitionen bei den unterschiedlichen Varianten ergeben würden, bleiben bei dieser Berechnung außer Betracht, da sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht hinreichend genau ermittelt werden können.

3.3 Für die 0,5-Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters/einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin in EG 13 TVöD entstehen Kosten in Höhe von 39.800 € pro Jahr. Die notwendigen Projektmittel für das Facility-Management-Gutachten werden aus dem vorhandenen Budget gedeckt.

3.4 Es ist keine Übernahme von Kosten und Folgekosten städtischerseits vorgesehen für

  die Bespielung der unteren Halle,
  die Herrichtung der Parkplätze und
  des Umfelds.

3.5 Mit der SSB soll über den Erwerb der Grundstücke Flst. 2942, 2943, 2944 und 2956 (Veielbrunnenweg 6, Mercedesstr. 23, 25 und 31) noch verhandelt werden. Es ist daran gedacht, der Porsche AG die für das Science Center benötigten Flächen im Rahmen eines Erbbaurechts zu überlassen. Für den Erwerb der Grundstücke und die Vergabe des Erbbaurechts wird die Verwaltung dem Gemeinderat eine gesonderte Beschlussvorlage vorlegen.


Das „Planetarium der Zukunft“ und das geplante Science Center für Mobilität der Porsche AG werden zusammen mit den anderen bestehenden und geplanten Angeboten an der Mercedesstraße zentrale Bildungseinrichtungen sein, insbesondere für unsere Kinder und – im Sinne eines „lebendigen Klassenzimmers“ für selbstbestimmtes Lernen – für die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des naturwissenschaftlichen und technischen Unterrichts. Dies war von Anfang an die Ausrichtung unseres gemeinsam entwickelten pädagogischen Ansatzes.

Die dargelegten Chancen und Perspektiven unseres Planetariums sind realistisch und erreichbar, wenn es uns gelingt, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Dies ist am alten Standort nicht möglich. Deshalb plädiere ich für eine Verlegung an einen attraktiven neuen Standort und die Nutzung der Synergien und Kooperationen mit dem Science Center und den anderen an der Mercedesstraße vorgesehenen Einrichtungen.

Wir haben hier die Möglichkeit, eine wichtige Investition in die Bildung vorzunehmen und zugleich den Mobilitätsstandort Stuttgart auf attraktive und innovative Weise zu präsentieren.


Finanzielle Auswirkungen




Beteiligte Stellen






Dr. Wolfgang Schuster

Anlagen

Anlage 1: Konzeption "Planetarium der Zukunft"
Anlage 2: Vergleichende Betrachtung der drei Standortvarianten
Anlage 3: Synopse der möglichen Standortvarianten für das Planetarium
Anlage 4: Planetarium Stuttgart - Raumprogramm, Abschätzung Baukosten
Anlage 5: Bauaktivitäten am alten Standort
Anlage 6: Grafik Standort Mercedesstraße




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914-2011 Zukunft Planetarium - Anlage 1 Konzeption.pdf 914-2011 Zukunft Planetarium - Anlage 2.pdf 914-2011 Zukunft Planetarium - Anlage 3 Synopse.pdf914-2011 Zukunft Planetarium - Anlage 4 Raumprogramm.pdf914-2011 Zukunft Planetarium - Anlage 5 Bauaktivitäten am alten Standort.pdf914-2011 Zukunft Planetarium - Anlage 6 Grafik Standort Mercedesstraße.pdf