Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales und gesellschaftliche Integration
Gz:
SI
GRDrs
466/2023
Stuttgart,
06/12/2023
Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe im Alter
Aktueller Sachstand und weitere Planung
Mitteilungsvorlage
Vorlage an
zur
Sitzungsart
Sitzungstermin
Sozial- und Gesundheitsausschuss
Kenntnisnahme
öffentlich
03.07.2023
Bericht:
Ausgangslage
Die Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe im Alter wurde im Jahr 2020 zur Ergebnissicherung des vorangegangenen Verbundprojekts „KommmiT“ (Kommunikation mit intelligenter Technik) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung eingeführt, um in Stuttgart nachhaltige Strukturen zur Förderung der digitalen Teilhabe von älteren Menschen zu schaffen (vgl. GRDrs 5/2020 Zusammenfassung der Ergebnisse der Haushaltsplanberatungen 2020/2021 für den Bereich Sozialamt). Die Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe im Alter arbeitet seitdem mit einem Stellenkontingent von 0,5 VZÄ in der Abteilung Sozialarbeit und Betreuungsbehörde im Sozialamt.
Die Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe im Alter initiiert und schafft nachhaltige Ermöglichungsstrukturen, damit im Zusammenwirken mit engagierten Personen, lokalen Akteur*innen, Trägern der freien Wohlfahrtspflege und anderen Mitwirkenden dauerhafte Angebote entstehen, um Unterstützung bei digitalen Belangen zu leisten. Hauptziel ist es, interessierte, ältere Menschen mit vielfältigen Angeboten an die Nutzung digitaler Anwendungen heranzuführen.
Im Zuge der Digitalisierung von alltäglichen Prozessen sind Bürger*innen gefordert, sich für Terminvereinbarungen (z. B. Arzt- oder Impftermin), Bankgeschäfte und Bestellungen mit dem Thema Digitalisierung zu beschäftigen. Dafür werden Technik- und Medienkompetenzen zunehmend unerlässlich, um die Möglichkeiten eines selbstständigen und selbstbestimmten Lebens uns Alterns im Sozialraum aufrechtzuerhalten.
Die Fachstelle digitale und soziale Teilhabe orientiert sich an folgenden Leitzielen:
·
Förderung der digitalen und sozialen Teilhabe von älteren Menschen in der Landeshauptstadt Stuttgart
·
Heranführung an die Nutzung von digitalen Medien und Technik sowie Aufbau von digitalen Kompetenzen von älteren Menschen
·
Stärkung der selbstbestimmten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
·
Förderung des bürgerschaftlichen Engagements durch den Einsatz und Schulungen von Engagierten zu Digital-Trainer*innen und Digital-Helfenden
Standortübersicht und Angebotsformate
In Kooperation mit Engagierten, Vereinen, Trägern und Initiativen werden sogenannte „Digital-Standorte“ ins Leben gerufen, an denen interessierte Bürger*innen unterstützt werden, digitale Kompetenzen auf- und auszubauen. Derzeit (Stand April 2023) gibt es 22 Standorte von „Digital im Alter“ (kurz: DiA-Standorte). In der beigefügten Tabelle (vgl. Anlage 1) erhalten Sie eine Übersicht über die bisherigen DiA-Standorte in den Stuttgarter Stadtbezirken.
Die Anfragen von Kooperationspartner*innen zum Aufbau neuer DiA-Standorte und nach Unterstützung durch die Fachstelle „digitale und soziale Teilhabe“ steigen weiter an, insbesondere mit zunehmendem Bekanntheitsgrad. Derzeit sind drei weitere Standorte in der Aufbauphase. Die Fachstelle digitale und soziale Teilhabe im Alter berät und begleitet die Partner*innen vor Ort vor, während und nach der Aufbauphase im Stadtteil. Es erfolgt zudem die Schulung von engagierten Personen, die Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit sowie eine Einbindung in das stadtweite Netzwerk.
Die bestehenden Angebote haben sich in den jeweiligen Stadtbezirken gut etabliert und werden regelmäßig beansprucht. Vor Ort tragen die DiA-Standorte, neben der Entwicklung von digitalen Kompetenzen, auch der Verminderung von sozialer Isolation, der Stärkung der nachbarschaftlichen Vernetzung und der digitalen Inklusion bei.
Die Unterstützungsleistungen für Bürger*innen an den DiA-Standorten hängen von den Gegebenheiten, Bedarfen und Möglichkeiten vor Ort ab. Ältere Menschen können zum Beispiel an
Gruppenkursen, Einzelsprechstunden oder offenen Gesprächsrunden
teilnehmen. In einer Gruppe wird je nach Interessenlage zu einem speziellen Thema referiert, in Einzelsprechstunden werden individuelle Anliegen geklärt oder konkrete Hilfen geleistet (z. B. bei der Buchung einer Zugfahrkarte oder beim Datentransfer auf ein neues Smartphone). Darüber hinaus werden regelmäßige Vorträge und Veranstaltungen für Digital-Interessierte organisiert, wobei auch der soziale Austausch gefördert wird.
Die freiwillig Engagierten sind bei Trägern der freien Wohlfahrtspflege als Digital-Helfer*innen an den jeweiligen Standorten im Einsatz. Aus dem damaligen Modellprojekt „KommmiT“ sind weiterhin Engagierte für die Fachstelle digitale und soziale Teilhabe aktiv. Derzeit sind insgesamt 64 Engagierte des Sozialamts der Landeshauptstadt Stuttgart an den DiA-Standorten in Einsatz. In Kooperation mit der Landesanstalt für Kommunikation werden derzeit Schulungseinheiten getestet (Projekt „Digital dabei“) und es wurde eine Materialsammlung für Digital-Helfende entwickelt.
Es handelt es sich um einen attraktiven Engagementbereich mit Wachstumspotenzial. Das Interesse an der Mitwirkung ist hoch.
Aufgaben der Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe
Die standortbezogenen Kooperationspartner*innen werden während des Aufbaus der Digital-Standorten qualifiziert, beraten und kontinuierlich begleitet. Die Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe im Alter übernimmt, neben der Anwerbung und Auswahl von neuen Engagierten, auch die Schulung und Weiterbildung der mitwirkenden Personen sowie vereinzelt auch die Terminkoordination zwischen Engagierten und Interessierten hinsichtlich der Angebote vor Ort.
Die Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe im Alter nimmt regelhaft folgende
Aufgaben wahr:
Information
über den Ansatz „Digital im Alter“
in interessierten Stadtbezirken, Stadtteilen, Quartieren und deren Gremien, Interessensvertretungen, Vereinen oder Gruppierungen (kurz: Anbietenden) in Form von der
·
Bereitstellung von Informationsmaterialien zum Konzept der Fachstelle und zur Förderung digitaler Kompetenzen
·
Durchführung von Informationsveranstaltungen, Vorträgen und Beratungsgesprächen
Beratung zur Gründung
von neuen DiA-Standorten
und Starthilfe für beteiligte Stadtbezirke, Stadtteile und Quartiere
In der Sondierungsphase mit den Anbietenden Unterstützung bei:
·
der Sozialraumanalyse (Bestandserhebung von Angeboten und barrierefreien Räumen mit WLAN-Verfügbarkeit im Sozialraum, Ermittlung statistischer Daten zur Alterszusammensetzung im Sozialraum, erste Gespräche mit Schlüsselpersonen und Multiplikator*innen vor Ort)
·
dem Aufbau eines Organisationsteams vor Ort, für die gemeinsame Planung zur Schaffung eines neuen DiA-Standortes
·
Vorüberlegungen zu möglichen Angebotsformen und deren Koordinierung für einen Standort zur digitalen Unterstützung
In der Aufbauphase Unterstützung bei der
·
Einrichtung einer Koordinierungsfunktion vor Ort
·
Initiierung und Schaffung eines DiA-Standortes vor Ort, insbesondere der Klärung der Angebotsform, der inhaltlichen Gestaltung, der Terminkoordination, der Einbindung von Engagierten oder Erstellen eines ersten Angebotsplanes
·
Umsetzung des DiA-Standortes
·
Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen, Werbemaßnahmen
Unterstützung der bestehenden DiA Standorte durch
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Schulung und Weiterbildung von Engagierten zu Digital-Trainer*innen (als Kursleitungen für die Schulungen) und Digital-Helfer*innen (für Direktkontakt mit Interessierten)
·
Beratung, Unterstützung und Begleitung der DiA-Standorte
Aufbau und Pflege einer gesamtstädtischen Struktur
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Aufbau, Organisation und fachliche Begleitung des stadtweiten Netzwerkes „Bündnis Digital in Stuttgart“
·
fachliche Weiterentwicklung und Koordination der Angebotsstruktur
·
Organisation von Veranstaltungen und Aktionstagen zum Thema „digitale und soziale Teilhabe“
·
Öffentlichkeitsarbeit
Geplante Weiterentwicklung
Für die Förderung der digitalen und sozialen Teilhabe älterer Menschen sowie die fachliche Weiterentwicklung von „Digital im Alter“ stehen derzeit 0,5 VZÄ zur Verfügung. Damit können mittlerweile nur noch die vorhandenen Unterstützungsangebote begleitet und im Sinne der Nachhaltigkeit verstetigt werden.
Zur Ausweitung der Angebote im Stadtgebiet der Landeshauptstadt Stuttgart ist eine höhere Personalausstattung erforderlich. Nur durch den personellen Ausbau der Fachstelle können nachstehende
Zielsetzungen
erreicht und vorhandene Bedarfe gedeckt werden:
Ausweitung der Angebote
In jedem Stadtbezirk sollte perspektivisch mindestens eine Anlaufstelle mit Einzel- oder Gruppensprechstunde installiert werden, in denen Engagierte zu bestimmten Zeiten ansprechbar sind. Dies erfordert für jeden Standort eine Begleitung und Beratung sowie Gewinnung und Schulung von engagierten Personen.
Qualifizierungen
Gleichzeitig ist es erforderlich, die Schulungs- und Weiterbildungsangebote für engagierte Personen auszubauen. Alle Engagierten, die als Digital-Helfer*innen für die DiA-Standorte im Einsatz sind, sollen eine Grundlagenschulung erhalten.
Weiterentwicklung des Netzwerkes
Regelhafter Austausch und ein engeres Zusammenwirken der Akteur*innen im Bereich digitaler Teilhabe sind ein wichtiger Bestandteil der stadtweiten Vernetzung. Hierzu sollen verbindlichere Absprachen getroffen werden, um ein Digital-Bündnis aufzubauen.
Zielgruppenerweiterung
Neben dem zielgruppenübergreifenden Ansatz bei der Planung und Gestaltung von Angeboten ist zukünftig eine Erweiterung auf Menschen mit Behinderung geplant. Für beide Zielgruppen ist es wichtig, dass ihnen die Nutzung digitaler Medien durch verständliche Informationsaufbereitung und ein individuelles, bedarfsgerechtes Unterstützungsangebot zugänglich gemacht wird. Dies geht jedoch mit zusätzlichen Erfordernissen im Standortaufbau, der Konzeptionierung und bei der Einbindung von Engagierten einher.
Die derzeitigen Bedarfe in Bezug auf ältere Menschen sind weit größer, als dass sie derzeit von der Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe im Alter personell abgedeckt werden können. Die Erfahrung in den Stadtteilen vor Ort zeigt, dass auch bei anderen Zielgruppen - Menschen mit Beeinträchtigungen - ein hoher Bedarf in Bezug auf den Aufbau und die Förderung von digitalen Kompetenzen besteht. Für eine Zielgruppenerweiterung (z. B. Menschen mit Behinderung) wären jedoch weitere personelle Ressourcen notwendig, um zielgruppenspezifische Angebote zu initiieren. Dabei wären verständliche Informationsmaterialien genauso wichtig sein, wie kultur- und milieuspezifische Maßnahmen.
Fazit
Die Möglichkeiten der Digitalisierung eröffnen neue Zugänge zur sozialen Teilhabe, bürgerschaftlicher Partizipation, zum Engagement im digitalen Bereich und zur nachbarschaftlichen Unterstützung. Die Notwendigkeit, die digitale Teilhabe von Bürger*innen zu fördern, wird von vielen Netzwerkpartner*innen gleichermaßen gesehen. All dies bedarf jedoch einer fachlichen Unterstützung, Koordination und Steuerung.
Die Tätigkeit der Fachstelle für digitale und soziale Teilhabe stößt auf große Resonanz und Mitwirkung. Mit einer personellen Erweiterung kann die Fachstelle die Ausweitung der Angebote, die Schulung aller Digital-Helfer*innen, die Weiterentwicklung des Netzwerkes und die Koordination der Standorte bedarfsgerecht voranbringen und nachhaltig sichern.
Beteiligte Stellen
Für den in der Drucksache geltend gemachten Personalbedarf wurde im Stellenplanverfahren 2024/2025 ein Stellenplanantrag (Nr. 19) im Umfang von 1,5 zusätzlichen VZK gestellt.
Für die Bearbeitung dieser Thematik stehen der Abteilung Sozialarbeit und Betreuungsbehörde des Sozialamtes bereits 0,5 VZK, EG 11 TVöD zur Verfügung. Es handelt sich um freiwillige Aufgaben. Ein Stellenzuwachs um weitere 1,5 VZK ist mit Blick auf die beschriebenen Aufgaben nicht nachvollziehbar und sicherlich auch mit einer weiteren Stelle umsetzbar.
Das Referat WFB zeichnet die Vorlage mit.
Dr. Alexandra Sußmann
Bürgermeisterin
Anlage 1 Standorte Fachstelle DiA
<Anlagen>
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Anlage 1_GRDrs466_2023_Standorte Fachstelle DiA.pdf