Protokoll:
Krankenhausausschuss
des Gemeinderats der Landeshauptstadt Stuttgart
Niederschrift Nr.
TOP:
47
1
Verhandlung
Drucksache:
GZ:
Sitzungstermin:
23.09.2016
Sitzungsart:
öffentlich
Vorsitz:
EBM Föll
Berichterstattung:
Herr Dr. Reize (KS)
Protokollführung:
Frau Atzrott
pö
Betreff:
Klinikum Stuttgart -
Bericht durch Herrn Ärztlichen Direktor Dr. Reize,
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Krankenhaus Bad Cannstatt
Die zu diesem Tagesordnungspunkt gezeigte Präsentation ist dem Protokoll als Dateianhang hinterlegt. Dem Originalprotokoll und dem Protokollexemplar für die Hauptaktei ist sie in Papierform angehängt.
Herr
Dr. Reize
dankt für die Gelegenheit, die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus Bad Cannstatt vorstellen zu dürfen. Der Präsentation folgend nennt er zunächst die wichtigsten Basisdaten: Die "kleine, aber feine" Klinik bestehe aus ihm selbst als Ärztlichem Direktor sowie 4 Oberärzten und 6,6 Assistenzärzten. Sie verfüge über 35 Betten sowie ein Intensivbett und belege darüber hinaus 4 Betten in der Schmerztherapie und durchschnittlich 3 in der Geriatrischen frührehabilitativen Komplexbehandlung. Die Klinik versorge vor allem die Stadtbezirke Bad Cannstatt, Stuttgart-Nord und Stuttgart-Ost. Insgesamt liege ihr Einzugsgebiet hauptsächlich nördlich des Neckars und erstrecke sich bis in den Rems-Murr-Kreis hinein. An der Klinik würden im Jahr durchschnittlich 2.000 Operationen durchgeführt; daneben fänden 6.500 ambulante Kontakte statt. Außerdem würden pro Tag etwa 15 Konsile für die anderen Kliniken im Krankenhaus Bad Cannstatt erbracht. Dadurch erlöse die Klinik 2.150 Case-Mix-Punkte und erbringe für Fremdabteilungen - insbesondere die Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie von Herrn Prof. Dr. Lobmann - etwa 300 Case-Mix-Punkte. Hinzu kämen weitere 300 Case-Mix-Punkte für die International Unit. Pro Arzt schaffe die Klinik einen Erlös von etwas über 700.000 €.
Die medizinischen Schwerpunkte der Klinik seien die Arthrosetherapie, die Rheumatherapie und die Traumatologie. Dies münde auch in das Gebiet der Endoprothetik, in dessen Rahmen Schultern, Ellbogen, Hüften, Knie und Sprunggelenke behandelt würden.
Die historische Entwicklung der Klinik weise mehrere "Meilensteine" auf. Dazu gehöre z. B. die Implantation einer ersten Knieprothese speziell für Frauen vor etwa 10 Jahren, sodann die erste minimalinvasive Hüftendoprothetik in Stuttgart und die erste Stammzellentransplantation zum Knochenaufbau in Stuttgart. Später habe sich die Klinik dann als Gewebetransplantationszentrum zertifizieren lassen, und im Jahr 2011 sei die Zertifizierung als Traumazentrum erfolgt.
Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Krankenhaus Bad Cannstatt habe sich auch wissenschaftliche Meriten verdient - und zwar im Rahmen eines großen Projekts des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Hier sei die Klinik im Verbund mit der Universität Bremen und einem Bewegungsschienenhersteller an der Entwicklung einer aktiv-assistiven Bewegungsschiene für die Rehabilitation nach dem Einsatz von Knieendoprothesen beteiligt gewesen, wobei die Schiene inzwischen kurz vor der Markteinführung stehe. Da dieses Projekt erfolgreich war, habe die Klinik an einem weiteren Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung teilnehmen dürfen. In dessen Rahmen sei gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Bäzner eine Aufstehhilfe für neurologische Schlaganfallpatienten entwickelt worden, die mittlerweile auch in Rehabilitationskliniken eingesetzt werde.
Herr Dr. Reize informiert weiter, dass seine Klinik in der vorvergangenen Woche als Endoprothesenzentrum zertifiziert wurde. Kommende Woche finde die Auftaktveranstaltung für das Projekt "HuBertDA" zur Verbesserung der Situation von dementen und deliranten Patienten im Krankenhaus statt. Kooperationspartner und Unterstützer des Projekts seien u. a. die Hochschule Esslingen, die Klinik für Gerontopsychiatrie und die Robert-Bosch-Stiftung. Ebenfalls in der kommenden Woche werde seine Klinik den 10. Stuttgarter Arthrosetag veranstalten.
Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Krankenhauses Bad Cannstatt lege viel Wert darauf, ihre Patienten gut zu informieren - zu diesem Zweck werde eine große Zahl von Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt, wobei man hierfür auch mit der Volkshochschule und der Rheuma-Liga kooperiere.
Bei Arthrose- und Rheumabehandlungen wende die Klinik ein umfassendes Therapiekonzept an, dessen Bandbreite von der Prävention über konservative Maßnahmen, Rekonstruktionen, Knorpelzelltransplantationen und Umstellungen bis hin zur Endoprothetik und Revisionsendoprothetik reiche. Bei der Endoprothetik gebe es ein stark differenziertes Therapieangebot, das vom Oberflächenersatz über Kurzschaftprothesen bis zur Anfertigung individueller Endoprothesen für einzelne Patienten gehe. In der Knieendoprothetik reiche das Spektrum vom Teilgelenkersatz bis zur großen Tumorendoprothetik; weitere gestufte Versorgungsschemata gebe es auch für die Schulter, das Ellbogengelenk sowie das Sprunggelenk. Zur Veranschaulichung erläutert Herr Dr. Reize drei schwierige Fallbeispiele aus dem Bereich der Endoprothetik, die in seinem Haus erfolgreich behandelt wurden.
Allgemein werde seiner Klinik von externen Stellen eine hohe Qualität bescheinigt.
Beim Schwerpunkt Rheumatologie werde die gesamte rheumaorthopädische Versorgung in Zusammenarbeit mit den Rheumatologen der Region Stuttgart angeboten. Dabei wende man ein fein abgestuftes Therapiekonzept an.
Ein weiterer Schwerpunkt sei die Fuß- und Sprunggelenkchirurgie. Hier führe sein Haus neben kleineren Korrekturen am Vorfuß vor allem große Fußkorrekturen durch. In diesem Rahmen würden Klumpfüße mobilisiert, Plattfüße korrigiert sowie rheumatische und diabetische Füße behandelt.
Die Unfallchirurgie umfasse 30 % der Klinikpatienten und versorge vor allem das Gebiet Bad Cannstatt und Umgebung.
Wichtig für den Erfolg von Orthopädie und Unfallchirurgie seien nicht nur gut durchgeführte Operationen, sondern auch die anschließende Mobilisierung und Rückführung der Patienten in ihr gewohntes Umfeld. Dies gelte vor allem für ältere Personen. In den letzten Jahren habe es umfassende Überlegungen zur Verbesserung der entsprechenden Prozesse gegeben. Gemeinsam mit dem Case-Management und dem Sozialdienst sowie im Rahmen des HuBertDA-Projekts versuche man nun, die Rehabilitation bereits ab dem Tag der Krankenhausaufnahme in Gang zu bringen. Hier wirke sich die Möglichkeit der Geriatrischen frührehabilitativen Komplexbehandlung positiv aus. Zurzeit konzentrierten sich die Bemühungen in diesem Bereich hauptsächlich auf das HuBertDA-Projekt, das dem Krankenhausausschuss eventuell bereits vorgestellt worden sei (HuBertDA = "
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Im sich daran anschließenden Ausblick auf die Zukunft seiner Klinik erklärt Herr Dr. Reize, dass er den Bereich Arthrose- und Rheumaendoprothetik gern weiter ausbauen würde - allerdings sei hier der lokale Konkurrenzdruck groß. Um die Vermarktung zu verbessern, könne er sich vorstellen, den Namen seines Hauses mit dem Zusatz "Arthrose- und Rheumaklinik" zu versehen. Sodann würde er den Bereich Fuß- und Sprunggelenkchirurgie ebenfalls gern weiter ausbauen - wobei es hier eine enge Zusammenarbeit mit Herrn Prof. Dr. Lobmann gebe. Die aktuellen Umstrukturierungen am Krankenhaus Bad Cannstatt führten ebenfalls zu neuen Ideen und Impulsen. So erarbeite seine Klinik zurzeit gemeinsam mit der Hautklinik und dem Bereich Endokrinologie ein Konzept für ein interdisziplinäres Fußzentrum, gemeinsam mit der Geriatrie, der Gerontopsychiatrie und dem Therapiezentrum ein Konzept, um die Altersorthopädie und Alterstraumatologie neu aufzustellen und besser zu vermarkten und schließlich gemeinsam mit der Schmerztherapie, dem Therapiezentrum und der Psychosomatik ein Konzept für eine stationäre Schmerztherapie. Durch eine Zusammenarbeit mit der Adipositaschirurgie ergebe sich die Möglichkeit, auch Patienten mit höherem Körpergewicht endoprothetisch gut zu versorgen. Schließlich, so führt Herr Dr. Reize aus, sondiere er darüber hinaus in den Bereichen Septische Chirurgie und Neuroorthopädie, weil diese Fachgebiete in der Stuttgarter Krankenhauslandschaft bisher noch nicht sehr gut abgebildet seien.
Abschließend weist Herr Dr. Reize auf einige Problembereiche seiner Klinik hin: Dies seien der hohe Konkurrenzdruck innerhalb der Region und die relativ schlechte Verkehrsanbindung des Krankenhauses Bad Cannstatt - was vor allem für Patienten, die nicht gut laufen könnten, ein Problem darstelle. Ungünstig sei auch das Fehlen einer Elektivambulanz innerhalb der Klinik. Dies führe dazu, dass sich Notfall- und Elektivpatienten mischten, was insbesondere für die Elektivpatienten nicht immer angenehm sei. Dieser Bereich werde aber zurzeit umorganisiert. Ein weiterer Nachteil sei das Fehlen einer Wahlleistungsstation, zumal seine Klinik einen relativ hohen Anteil an Elektivpatienten habe. Auch für die Patienten der International Unit wäre ein eigener Bereich wünschenswert. Ein weiteres Problem gebe es auf dem Feld der Rheumabehandlung. Hier kooperiere seine Klinik zwar mit spezialisierten niedergelassenen Internisten, allerdings fehle es innerhalb des Klinikums Stuttgart an aktiver Unterstützung durch einen internistischen Rheumatologen.
EBM
Föll
dankt Herrn Dr. Reize für den Bericht und bittet um Wortmeldungen. Auch die StRinnen
Fischer
(90/GRÜNE),
Dr. Hackl
(SPD),
Bodenhöfer-Frey
(FW) sowie die StRe
Dr. Kübler
(CDU) und
Adler
(SÖS-LINKE-PluS) bedanken sich für den Vortrag.
StR
Dr. Kübler
erklärt, dass man viel von der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Krankenhaus Bad Cannstatt höre und froh sei, dass sie sich so gut etabliert habe. Er erkundigt sich, welche Auswirkungen der Klinikneubau in Winnenden bzw. die Verlegung des Waiblinger Krankenhauses nach Winnenden für die Klinik habe. Danach äußert er sich zum Thema Adipositaschirurgie: Aufgrund der wachsenden Zahl adipöser Menschen in Deutschland ergebe sich ein steigender Bedarf an dadurch notwendig werdenden orthopädischen Operationen, sodass die Klinik diesen Bereich in Zukunft bestimmt weiter ausbauen könne.
Durch StRin
Fischer
wird gelobt, dass die Leistungen der Klinik zukunftsweisend seien. Sie fragt nach der Finanzierung der von Herrn Dr. Reize angesprochenen individualisierten Prothesen. Außerdem möchte sie wissen, wie sich die Konkurrenzsituation des Hauses im Raum Stuttgart darstelle und wie die Erbringung der zahlreichen Konsile in diesem Zusammenhang zu sehen sei. Abschließend spricht sie die genannten Probleme an - so etwa die nicht optimale Verkehrsanbindung der Klinik. Hier könne der Gemeinderat zu einem späteren Zeitpunkt gegebenenfalls zu Verbesserungen beitragen.
StRin
Dr. Hackl
betont, dass die Schaffung der erwähnten Elektivambulanz angesichts der Zunahme von ambulanten Behandlungen im Bereich Orthopädie sicherlich wichtig sei. Sie fragt, in welchem Zeitraum und unter welchen Bedingungen eine solche Ambulanz in der Klinik eingerichtet werden könne. Außerdem möchte sie wissen, in welcher Hinsicht es eine Synergie- oder auch Konkurrenzsituation mit der Sportklinik Bad Cann-statt gebe. Das HuBertDA-Projekt sei in der Tat bereits im Krankenhausausschuss vorgestellt worden. In Zeiten des demografischen Wandels sei dies ein zielführendes Konzept, das nach der Projektphase hoffentlich fest etabliert werden könne.
StR
Adler
erkundigt sich nach der generellen Konkurrenzsituation der Klinik. Insbesondere möchte er wissen, ob die Konkurrenz lediglich auf gleichartigen Angeboten oder auf gleichartigen Angeboten bei unterschiedlichen Vergütungsstrukturen beruhe. Abschließend wünscht er genauere Informationen über die von Herrn Dr. Reize als mögliche Zukunftsbereiche genannten Felder der Septischen Chirurgie und der Neuroorthopädie.
StRin
Bodenhöfer-Frey
meint dem Bericht entnommen zu haben, dass die Behandlung von Frauen einen Schwerpunkt der Klinik darstelle. Sie möchte daher wissen, ob diese Patientengruppe tatsächlich besonders im Fokus des Hauses stehe.
Von StR
Prof. Dr. Maier
(AfD) wird darauf hingewiesen, dass die Bettenzahl der Klinik angesichts ihres breiten Leistungsspektrums nicht besonders hoch sei. Er erkundigt sich, ob der Wunsch und die Möglichkeit bestünden, die Zahl der Betten zu erhöhen. Abschließend fragt er, welche Auswirkungen das Fehlen einer Wahlleistungsstation auf die Konkurrenzsituation der Klinik habe.
Herr
Dr. Reize
erklärt, dass er das neue Klinikum Winnenden anfangs als große Konkurrenz gefürchtet habe, doch hätten sich seine Befürchtungen zunächst nicht bestätigt - im Gegenteil: Seine Klinik habe ihr Einzugsgebiet sogar noch etwas nach Norden ausdehnen können, da sich die Patienten aus dem Raum Waiblingen nun eher Richtung Bad Cannstatt orientierten. Dies könne sich allerdings in Zukunft ändern, weil am Klinikum Winnenden demnächst ein Orthopäde zum Führungspersonal gehören werde. Dadurch könne sich die Konkurrenzsituation verschärfen, weshalb seine Klinik gegebenenfalls im Norden ihres Einzugsgebiets entsprechende Marketingmaßnahmen ergreifen müsse.
Hinsichtlich der Sportklinik Bad Cannstatt sehe die Situation so aus, dass zwar eine große räumliche Nähe bestehe, die Struktur des Patientengutes jedoch recht unterschiedlich sei: Während sich die Sportklinik vor allem auf jugendliche und sportliche Patienten fokussiere, konzentriere sich seine Klinik auf ältere und kränkere Menschen. Außerdem agiere die Sportklinik wesentlich stärker überregional. Insofern habe man unterschiedliche Zielgruppen. Sodann gebe es Synergien zwischen beiden Häusern, die in gegenseitiger Hilfe bestünden - z. B. durch die Zurverfügungstellung fehlender Implantate. Außerdem übernehme seine Klinik ab 22:00 Uhr die Notfallversorgung für die Sportklinik.
Im Verhältnis zu den anderen Stuttgarter Kliniken gebe es vor allem punktuelle Konkurrenz - etwa im Bereich der Endoprothetik. Aber auch hier hätten die einzelnen Häuser teilweise verschiedene medizinische Schwerpunkte und unterschiedliche Einzugsgebiete. So fokussiere sich das Katharinenhospital z. B. auf die Unfallversorgung von Arthrosepatienten sowie die Tumorendoprothetik und habe sein Haupteinzugsgebiet vorwiegend im Stadtzentrum.
Um dem Konkurrenzdruck standzuhalten, sei eine gewisse Größe nötig, so Herr Dr. Reize. Daher würde er die Bettenzahl seiner Klinik tatsächlich gern erhöhen. Zurzeit müsse man nämlich immer dann, wenn das Haus ausgelastet sei, auf das Mittel der interdisziplinären Bettenbelegung zurückgreifen. Dies führe aber zu Belastungen im Organisationsablauf. Durch eine Aufstockung der Bettenzahl könnte hier eine Verbesserung erzielt werden. Insbesondere Wahlleistungsbetten würden die Klinik weiterbringen. Um die Betten kontinuierlich füllen zu können, böte sich etwa der Ausbau der Septischen Chirurgie an. Darunter verstehe man die Behandlung von Infektionserkrankungen am Skelettsystem, worunter auch Infektionen nach der Implantation von Endoprothesen fielen. Vor allem Fälle aus letzterem Bereich seien in Krankenhäusern eher unbeliebt - zumal die betroffenen Patienten mitunter Klage erheben wollten. Es handle sich um ein sehr schwieriges Feld, das in Stuttgart bisher kaum bearbeitet werde. Seine Klinik habe in den letzten Jahren durch Patienten der International Unit jedoch einige Erfahrung mit septischen Krankheitsbildern sammeln können. Zu diesem Zweck habe man innerhalb des Klinikums ein System der Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen etabliert und sei daher in der Lage, derartige Fälle relativ zügig und erfolgreich zu behandeln. Dies könne sogar zusätzliche Erlöse bringen. Allerdings müssten Patienten mit septischen Erkrankungen von den übrigen Patienten isoliert und gesondert untergebracht werden.
Unter Neuroorthopädie verstehe man die Behandlung von Erkrankungen am Skelettsystem, die aufgrund neurologischer Störungen entstanden seien - z. B. durch Schlaganfälle, Ertrinkungs- und Verkehrsunfälle oder durch Sauerstoffmangel bei der Geburt. Bei den in solchen Fällen erforderlichen Operationen handle es sich meist um Eingriffe an Muskeln oder Sehnen ohne großen Materialaufwand. Die Behandlung dieser Patienten werde relativ gut vergütet und sei daher auch in monetärer Hinsicht lukrativ. In Stuttgart gebe es bisher keine Klinik mit neuroorthopädischem Schwerpunkt für Erwachsene. Die entsprechenden Fälle könnten vor allem von den in der näheren und weiteren Umgebung bestehenden Rehabilitationseinrichtungen übernommen werden. Diese hätten häufig Patienten mit derartigen Krankheitsbildern und wüssten nicht, an wen sie sich wenden sollten. Es sei relativ einfach, mit diesen Einrichtungen in Kontakt zu treten und sie auf ein entsprechendes medizinisches Angebot aufmerksam zu machen. Allerdings müsse der Kontakt zu diesen Häusern dann auch kontinuierlich gehalten werden. Bei den Kranken handle es sich allerdings um relativ anspruchsvolle Patienten mit hohem Pflegeaufwand, was einen darauf abgestimmten Personalschlüssel erfordere.
Was die Ambulanz angehe, informiert Herr Dr. Reize weiter, so sei man zurzeit dabei, eine räumliche Trennung von Elektiv- und Notfallambulanz herbeizuführen. Dadurch könnten die Abläufe verbessert und die dafür genutzten Räume ansprechender gestaltet werden.
Zum Thema Individuelle Endoprothesen erklärt er, dass zwischen Individueller Endoprothetik und Individual-Endoprothetik zu unterscheiden sei. Bei der Individuellen Endoprothetik gehe man auf die Anatomie des jeweiligen Patienten ein und versuche, ihm mit darauf abgestimmten Standardprothesen eine knochenschonende und minimalinvasive Lösung anzubieten. Unter Individual-Endoprothetik verstehe man dagegen die Versorgung des Patienten mit einer extra für ihn angefertigten Endoprothese. Bei beiden Varianten fielen erhöhte Kosten an. Bei der Individuellen Endoprothetik seien dies lediglich Lagerkosten für verschiedene Standardprothesen. Bei der Individual-Endoprothetik seien die Kosten erheblich höher, denn eine individuell angefertigte Prothese sei ungefähr doppelt so teuer wie eine Standardprothese. Letztere Methode könne daher nicht breit eingesetzt und finanziert werden, sondern stehe lediglich für spezielle Fälle zur Verfügung.
Zum Thema Adipositaschirurgie weist Herr Dr. Reize darauf hin, dass dieser Zweig der Chirurgie bereits seit langem am Krankenhaus Bad Cannstatt etabliert sei und über eine speziell auf diese Patientengruppe zugeschnittene Ausstattung verfüge. Mit dem Leiter des entsprechenden Bereichs - Herrn Dr. Meile - gebe es einen regelmäßigen Austausch und eine gute Zusammenarbeit.
Zum Thema Konsile bzw. Konsiliarleistungen erklärt Herr Dr. Reize, dass diese aufgrund von Anfragen anderer Kliniken erbracht würden. Es gebe hier keine Konkurrenzsituation, sondern es könnten z. T. sogar zusätzliche Patienten gewonnen werden.
Auf eine Rückfrage von StR
Dr. Kübler
zur Verrechnung der Konsile antwortet Frau
Groß
(KS), dass der dabei erbrachte Arbeitsaufwand im Rahmen der internen Kostenverrechnung derjenigen Klinik zugeordnet werde, die den jeweiligen Patienten hauptsächlich betreue.
Den Tagesordnungspunkt abschließend bedankt sich EBM
Föll
noch einmal bei Herrn Dr. Reize und wünscht ihm viel Erfolg für seine weitere Arbeit.
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16-09-23 KA-Präsentation Herr Dr. Reize.pdf