Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Jugend und Bildung
Gz: JB
GRDrs 452/2024
Stuttgart,
07/03/2024


Abschlussbericht zur Jugendstudie „Aufwachsen in Stuttgart“



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
JugendhilfeausschussKenntnisnahmeöffentlich15.07.2024

Bericht:



Initial und Eckdaten der Stuttgarter Jugendstudie

„Was will Stuttgart als Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung von den jungen Menschen in ihrer Stadt und wie trägt sie dazu bei, ihre eigenen Ansprüche umzusetzen? (Jugendstudie, S. 73)“ - Die Stuttgarter Jugendstudie bietet eine wissenschaftliche Grundlage, um nachhaltige zukunftsorientierte Handlungsperspektiven für eine jugendgerechte Innenstadt genauso wie für die gesamte Stadt zu entwickeln. Die Ergebnisse machen klar, welche Qualitäten eine Stadt aufweisen sollte, mit der sich junge Menschen verbinden und in der sie sich beheimatet fühlen. Entscheidender Auslöser für die jugendgerechte Innenstadt waren die Jugendunruhen mit Sommerbeginn 2020, die nicht nur eine Problemeinordnung dieser Ereignisse erforderten, sondern auch die Neujustierung der Jugendhilfe in der Innenstadt und die Entwicklung tragfähiger mittel- und langfristiger jugendpolitischer Handlungsansätze. Ein entsprechender Vorschlag wurde in der GRDrs 986/2020 „Kommunale Jugendhilfestrategie für eine integrierte Jugendarbeit in Stuttgart“ dem Jugendhilfeausschuss vorgelegt und in der Sitzung am
8. Februar 2021 positiv verabschiedet.
Mit Beschluss der GRDrs 986/2020 wurde die Verwaltung ermächtigt, eine Jugendstudie in Auftrag zu geben. Der Drucksache gingen zwei Fraktionsanträge voraus, die sich jeweils mit eigener Akzentuierung für ein solches Vorhaben stark machten (CDU-Fraktion 471/2020, Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei 254/2020). Mit Zustimmung des Gemeinderats (Beschluss der GRDrs 742/2021) wurde das Institut für Soziale Arbeit und Räume (ifsar) der Ostschweizer Fachhochschule in St. Gallen in der Laufzeit November 2021 bis April 2024 mit der Forschung beauftragt.

Projektabschluss und Bericht

Der hier vorliegende Abschlussbericht stellt die Ergebnisse einer zweieinhalbjährigen Untersuchung zum Verhältnis junger Menschen zu ihrer Stadt und den durch sie genutzten und belebten öffentlichen Räumen dar. Es geht um Stadtqualitäten, die ein spezifisch urbanes Aufwachsen und eine Verbundenheit der jungen Generation mit ihrem Stuttgart ausmachen. Dazu gehören die städtebauliche Einfassung kommunalen Lebens, Momente des öffentlichen Feierns, der Streitkultur und des Umgangs mit verschiedenen Nutzungsinteressen von öffentlichen Orten und Plätzen. Der öffentliche Raum als Möglichkeit des sich Erprobens und Handelns ist ein vielschichtiger und ganzheitlicher Lernraum für Demokratie.

An der Studie waren neben vielen jungen Menschen auch zahlreiche Stuttgarter Akteurinnen und Akteure aus dem Bereich der Jugendhilfe und Jugendpolitik, der Stadtgestaltung und -kultur sowie dem Ordnungsbereich beteiligt. Sie basiert auf einem dialogischen Prozess innerhalb einer eigens gegründeten Steuergruppe. An dieser waren neben Jugendamtsvertreterinnen und Jugendamtsvertreter auch der Stadtjugendring, die Stuttgarter Jugendhaus gGmbH, die Kinder- und Jugendhilfe des Caritasverbands und der evangelischen Gesellschaft sowie die Kinderbeauftragte der Stadt vertreten.

Mit Abschluss der Studie erhält Stuttgart ein Feedback zu ihrer eigenen grundlegenden Wissensbasis in der Thematisierung von Jugend in Form einer Dokumentenanalyse (veröffentlichte Jugendbefragungen, handlungsfeldspezifische Berichte, Leitlinien u. ä. der letzten zehn Jahre) sowie zahlreicher Interviews. Darüber hinaus erlangt Stuttgart dichte Beschreibungen zur Freizeitgestaltung junger Menschen an Orten, in Szenen und mit eigenen Praktiken zwischen Alltags- und besonderem Jugenderleben.
Die Studie greift ein Bündel von stadtgestalterischen und kommunalpolitischen Fragestellungen auf, die sicherlich nicht nur für Stuttgart, sondern für viele Großstädte von aktueller Brisanz und Bedeutung sind. Sie rekonstruiert jedoch Stuttgart-spezifisch, wie bereits einzelne dieser Fragestellungen, z.B. nach Sicherheit in der Kommune, nach Generationengerechtigkeit oder nach Demokratieförderung im Handeln einzelner Akteurinnen und Akteure und Ämter vorkommen.

Der Nutzwert für Stuttgart liegt darin, dass Ziele und Bemühungen verschiedener Ressorts in ein Bedingungsgefüge gebracht werden. So verbindet sich der grundlegende Auftrag der Kinder und Jugendhilfe, zu positiven Lebensbedingungen beizutragen sowie eine förderliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen (SGB VIII, Paragraph 1) mit dem Anspruch auf eine lebendige Stadt, die zugleich von allen attraktiv und sicher erlebt wird (siehe Anhang 3: Überblick über die Haltepunkte, S. 118). Einladende Stadtgestaltung und inklusive Infrastruktur werden von vielen Seiten beeinflusst und wirken wiederum in die Aufgaben verschiedener Fachämter hinein. Daher weisen die Ergebnisse deutlich über die institutionelle Jugendhilfe hinaus. Verschiedene Stadtgestaltende können daran anknüpfen und eine gemeinsame Agenda kann entwickelt werden.
„Wie geht’s weiter nach Projektabschluss?“ Die Antwort darauf muss zunächst in der Bekanntmachung und Diskussion der Studienergebnisse in geeigneten Gremien und in Schnittstellen, wie z.B. der Arbeitsgruppe sozialverträgliche Planung (koordiniert über die Abteilung Stadtentwicklung) oder dem Strategierat des Netzwerks integrierte Jugendarbeit Innenstadt (koordiniert über die Abteilung Jugendhilfeplanung) erfolgen. So können die Ergebnisse Stück für Stück zur Referenz für eine integrierte Planung werden.

Lesehilfe zum Abschlussbericht - Wo findet sich was?

In Kapitel 2 werden der wissenschaftliche Ansatz, das davon abgeleitete Forschungsdesign bis hin zu methodischen Festlegungen erläutert. Eilige Leserinnen und Leser können sich die methodische Anlage der Studie über die Abbildung 2 auf S. 9 des Berichts sowie über in „Steckbriefen“ zusammengefasste methodische Einzelschritte erschließen (S. 11, 13 und 14).
In Kapitel 3 geht es darum, wie die Fragestellung inhaltlich operationalisiert wurde. Gezeigt wird, wie zwischen dem Auftrag der Stadt Stuttgart und wissenschaftlichen Bezugstheorien eine Prämisse für die Studie gefasst wird: Es geht im Kern um Antworten auf die Frage, wie junge Menschen im öffentlichen Raum die Qualität des Heimischen entstehen lassen (Heuristik des „Making a home“, S. 15ff).

Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse der Dokumentenanalyse und zeigt typische Aspekte, wie Jugend bisher in Stuttgart beforscht wird und wo Leerstellen bestehen (kompakt S. 22). Das Kapitel präsentiert weitergehend, auf welche übergeordneten Themen die befragten Expertinnen und Experten immer wieder zurückkommen, wenn es um Jugend in der Stadt geht: Wieviel organsierte Angebote braucht es im Verhältnis zum Vorhalten freier Gelegenheitsräume? Wird ein von jungen Menschen genutzter Ort funktional als Alltagsort betrachtet oder als Ort, um das Besondere neben dem Alltäglichen zu gestalten? Welche Sichtbarkeit wollen und sollen junge Menschen im Stadtbild haben?
Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse der sechs Fallstudien, die auf all dem zuvor Erarbeiteten und Differenzierten aufbauen. Es zeigt in sechs ganz unterschiedlichen Zuschnitten, wie „Marking a home“ gelingt oder auch nicht. Die empirische Basis der Fallstudien ist jeweils in „Steckbriefen“ (S. 31, 38, 44, 51, 58, 65) kenntlich gemacht. Sie ermöglichen eiligen Leserinnen und Lesern eine Schnelleinschätzung nach persönlichem Interesse.
Die Handlungsempfehlungen beinhaltet schließlich das sechste Kapitel. Sie sind zu neun „Haltepunkte“ genannten Schlüsselthemen für eine jugendgerechte Stadt zusammengefasst. Der Begriff Haltepunkt ist eine Metapher und dem ÖPNV entlehnt: möglichst viel Fahrgäste sollen auf möglichst effiziente Art und Weise erreicht werden, die Haltestelle bringt einen Moment des An- und Innehaltens und Besinnens mit sich. Diese in der Art breit entwickelten Schlussfolgerungen bringen zentrale Inhalte der Studie in Form von fachlichen Anregungen für aktuelle und zukünftige Entscheidungen aus der Perspektive junger Menschen, die in Stuttgart aufwachsen, auf den Punkt – für politisch Entscheidende, für praktisch Gestaltende sowie für die Kommunikation mit der Öffentlichkeit (S. 71-88).



Beteiligte Stellen

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Vorliegende Anträge/Anfragen

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Isabel Fezer
Bürgermeisterin





Abschlussbericht

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