Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales und gesellschaftliche Integration
Gz:
GRDrs 761/2023
Stuttgart,
07/13/2023



Der Dresdner Gesundheitsindex (RESILIENT)



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Sozial- und GesundheitsausschussBeschlussfassungöffentlich24.07.2023



Beschlußantrag:

1. Der Durchführung des Projektes zur Weiterentwicklung des Gesundheitsmonitorings in Stuttgart „Der Dresdner Gesundheitsindex – ein kleinräumiges Monitoring des Gesundheitsstatus, Gesundheitsverhaltens und des Zugangs zu Gesundheitsversorgung (RESILIENT)“ mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Gesundheit für die Dauer von 14 Monaten wird zugestimmt.

2. Vom vordringlichen zusätzlichen Personalbedarf für die Durchführung des Projektes beim Gesundheitsamt im Umfang von 0,5 VZK in EG 11 TVöD wird Kenntnis genommen. Die Verwaltung wird ermächtigt, außerhalb des Stellenplans für die Dauer von 14 Monaten ab 01.01.2024 zusätzliches Personal im Umfang von 0,5 VZK in EG 11 TVöD zu beschäftigen.

3. Dem hieraus entstehenden außerplanmäßigen Personalaufwand im Haushaltsjahr 2024 in Höhe von bis zu 38.950 EUR und im Haushaltsjahr 2025 in Höhe von bis zu 6.490 EUR wird zugestimmt. Die während der Projektlaufzeit anfallenden Personal- und Sachaufwendungen werden in Höhe von 45.940 EUR durch das Bundesministerium gedeckt. Den notwendigen Eigenanteil für die Projektkoordination trägt das Gesundheitsamt aus eigenen Mitteln durch eine vorhandene Stelle (10%) bei. Zusätzliche Mittel werde nicht benötigt.


Begründung:


Das Bundesministerium für Gesundheit stellt Fördergelder zur strukturellen Stärkung und Weiterentwicklung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) zur Verfügung. Ziel der Förderung ist es, neue Erkenntnisse zu gewinnen, wie die Strukturen und Aufgaben des ÖGDs inhaltlich, methodisch und/oder organisatorisch weiterentwickelt werden können. Die Ergebnisse sollen auf den ÖGD in der Fläche übertragbar sein. Gefördert werden wissenschaftlich hochwertige Verbundprojekte.
Das Amt für Gesundheit und Prävention der Landeshauptstadt Dresden hat sich gemeinsam mit Projektpartnern erfolgreich für die Förderung beworben.
Die Projektpartner im Verbund sind:
Bericht
Für die integrierte strategische Gesundheits- und Versorgungsplanung im Sinne des Health in all Policies-Ansatzes fehlen den Gesundheitsämtern oft sowohl eine ausreichende Datenbasis als auch Kennzahlen zur Beschreibung der gesundheitlichen Lage. Das Projekt RESILIENT leistet einen Beitrag für die Weiterentwicklung des gesamten ÖGDs im Hinblick auf den Aufbau einer kommunalen datengestützten und fortlaufenden Gesundheitsberichterstattung (GBE), die die Grundlage für eine integrierte strategische Gesundheitsplanung bildet. Daraus wiederum können politische Entscheidungen abgeleitet und begründet werden.
Im Rahmen des Projekts RESILIENT soll ein Gesundheitsindex (GI) entwickelt werden, mit dem es möglich ist, kontinuierlich und effizient auf kleinräumiger Ebene ein Monitoring der gesundheitlichen Lage der Bevölkerung unter Einbezug sozialer Faktoren als auch Umweltbedingungen durchzuführen. Der GI wird auf kleinräumiger Ebene in einem Gesundheitsatlas aufbereitet, anhand dessen Mehrfachbelastungen in den Stadtgebieten ausgewiesen werden können. Somit wird es möglich, Maßnahmen der Verhaltens- als auch der Verhältnisprävention im Sinne eines lebensweltbezogenen Gesundheitsschutzes abzuleiten. Die stadtteilgenaue Ausweisung von Bedarfen ermöglicht den Gesundheitsämtern nicht nur, Angebote besser steuern zu können, sondern auch eine evidenzbasierte Grundlage für sektorenübergreifende Fachplanungen (z.B. gesundheitsbezogener Klimaschutz) zu bekommen.

Am Beispiel der Stadt Dresden soll der Gesundheitsindex exemplarisch entwickelt werden. Durch Einbezug der Gesundheitsämter Stuttgart und Frankfurt a.M. wird diese Methodik der effizienten, kleinräumigen GBE verifiziert und über bundesweite Fortbildungsangebote (z. B. Akademie ÖGW) in die Fläche übertragen.

Situation in Stuttgart
In Stuttgart gibt es mit dem Sozialmonitoring (GRDrs 381/2011, GRDrs 787/2013) bereits eine integrierte Gesundheits- und Sozialberichterstattung, deren Daten auch schon in einem Gesundheitsatlas aufbereitet sind (www.stuttgart.de/sozialmonitoring). Für die strategische Planung werden diese Daten von verschiedensten Ämtern und Abteilungen genutzt. Allerdings gibt es bezüglich der Gesundheitsdaten Lücken im Sozialmonitoring. Aktuell fließen zum Themenfeld Gesundheit Daten aus den Einschulungsuntersuchungen (Gesundheitsamt) sowie Lärmdaten (Amt für Umweltschutz) ein. Für eine integrierte strategische Gesundheits- und vor allem Versorgungsplanung fehlen Gesundheitsdaten für die Landeshauptstadt Stuttgart, vor allem auf kleinräumiger Ebene.

Derzeit wird in Stuttgart unter der Federführung des Statistischen Amts in enger Kooperation mit dem Amt für Stadtplanung und Wohnen das Quartiersmonitoring (GRDrs 317/2019) aufgebaut. Ergänzend zum bereits bestehenden Sozialmonitoring sollen neue Datenquellen erschlossen und aufbereitet werden, u. a. zu den Themen Gesundheit und Umwelt. Aktuell beschäftigt sich die Arbeitsgruppe Quartiersmonitoring mit der Zusammenstellung von geeigneten Indikatoren zu Gesundheit, Gesundheitsversorgung und Teilhabe bzw. Zugang zu Gesundheitsstrukturen. Dabei zeigt sich die Datenverfügbarkeit insbesondere von externen Datenhaltern als Herausforderung.

Synergien durch Zusammenarbeit
Mit dem Projekt RESILIENT können nun beide Prozesse (Entwicklung des Dresdner Gesundheitsindex einerseits und Erschließung von Gesundheitsindikatoren für das Stuttgarter Quartiersmonitoring andererseits) zusammengebracht werden und sich gegenseitig fachlich weiterentwickeln. Beide Landeshauptstädte sind bezüglich ihrer Einwohnerzahl vergleichbar (Dresden: 570.000, Stuttgart: 610.000) und werden zusätzlich von den Erfahrungen der Stadt Frankfurt am Main (764.000 Einwohner) profitieren. Dadurch werden Synergien entstehen, die den ÖGD insgesamt hinsichtlich einer datengestützten und fortlaufenden Gesundheitsberichterstattung auf kommunaler Ebene entscheidend weiterentwickeln werden.
Durch die Beteiligung des Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung der Technischen Universität Dresden und durch die wissenschaftliche Begleitung durch die PMV Forschungsgruppe der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln ist auch die Verzahnung von Theorie und Praxis sichergestellt.

Vorgehen in Stuttgart
Beiträge der LHS Stuttgart zum Projekt RESILIENT im Einzelnen
1. Unterstützung der LHS Dresden bei der Erarbeitung des Gesundheitsindex und Indikatorenkatalogs insbesondere Erarbeitung von Einzelindices zu folgenden Themen 2. Prüfung der Übertragbarkeit des Gesundheitsindex und Gesundheitsatlas auf andere Kommunen, z. B. Stuttgart
3. Evaluation der Zwischenergebnisse des Gesamtprozesses
4. Beratung bei Ableitung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung/Prävention
5. Beitrag von Best-Practice-Beispielen
6. Koordination des Projektes mit Planung der Umsetzung des Vorhabens in Stuttgart

Die Projektgelder werden für eine neue, befristete Teilzeitstelle eingesetzt, die die o. g. Aufgaben in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt und den Beteiligten am Quartiersmonitoring umsetzt (Statistisches Amt, Amt für Stadtplanung und Wohnen, Sozialamt, Gesundheitsamt und Amt für Umweltschutz).

Finanzielle Auswirkungen

Der Aufwand für die Projektleitung und die Arbeitsplatzsachkosten sind lediglich kalkulatorische Kosten. Es entstehen keine zusätzlichen Kosten für die LHS.

Eigenmittel
Förderung durch Bundesministerium für Gesundheit
Gesamt
01.01.2024 bis 28.02.2025
Projektleitung in EG 13 (= 89.200 € pro Jahr) für 14 Personenmonate bei 10 % Stellenanteil
10.407 €*
10.407 €
Arbeitsplatzsachkosten (Büro, PC etc.) = 12.100 € pro Jahr für Projektleitung 14 Personenmonate bei 10 % Stellenanteil
1.412 €**
1.412 €
Personalkosten in EG 11 = 77.900 € pro Jahr für Fachkraft befristet für bis zu 14 Personenmonate bei 50 % Stelle
45.440 €
45.440 €
Arbeitsplatzsachkosten (Büro, PC etc.) 11.400 € pro Jahr für 14 Personenmonate
6.650 €**
6.650 €
Aufwendungen für (Dienst-) Reisen
500 €
500 €
Gesamt
18.469 €
45.940 €
64.409 €

*= Kalkulatorischer Aufwand. Die Projektleitung wird von einer fest angestellten Mitarbeiterin wahrgenommen
**= Arbeitsplatz und –ausstattung sind vorhanden



Beteiligte Stellen

Die Referate WFB und AKR haben die Vorlage mitgezeichnet.




Dr. Alexandra Sußmann
Bürgermeisterin


Anlagen

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