Die erforderlichen Maßnahmen für den Standort wurden im Rahmen des Projekts „MAGPlan – Bewirtschaftungsplan zur Sicherstellung eines guten chemischen Grundwasserzustandes durch Vermeidung von Schadstoffeinträgen aus Altlasten“ in einem Grundwassermanagementplan für das Nesenbachtal zusammengefasst und in der Gemeinderatsdrucksache 157/2015 dargestellt. Für die LCKW-Verunreinigung am Standort Nesenbachstraße 48 wurde festgestellt, dass ausschließlich die Sanierung durch Dekontaminierung des Schadensherdes nachhaltig ist. Nur durch Dekontamination des vorhandenen Schadstoffpotentials wird ein weiterer Übertritt der LCKW in den Lettenkeuper- und Muschelkalk-Aquifer verhindert. Die notwendigen Mittel wurden der Rückstellung für die Altlastensanierung zugeführt.
Die Zugänglichkeit zum Schadensherd ist durch die Überbauung einer Tiefgarage stark beeinträchtigt, so dass herkömmliche Sanierungsverfahren wie z.B. ein Bodenaushub an diesem Standort nicht möglich sind. Damit das geeignetste und wirtschaftlichste Sanierungsverfahren an diesem Standort zur Anwendung kommt, wurde ein Verhandlungsverfahren nach § 3a Abs. 4, Nr. 3 VOB/A in mehreren Stufen mit vorgeschaltetem öffentlichen Teilnahmewettbewerb durchgeführt. Dabei wurde die Anwendbarkeit möglicher Sanierungstechnologien gemeinsam mit ausgewählten Unternehmen geklärt und in mehreren Verhandlungsschritten konkretisiert (GRDrs 682/2018 vom 18.09.2018).
Im Rahmen des öffentlichen Teilnahmewettbewerbs haben neun Bieter fristgerecht bis 14.12.2018 ihre Unterlagen eingereicht. Von diesen neun wurden fünf als geeignet identifiziert und aufgefordert ein Konzept für die Sanierung einzureichen. Vier Bieter haben ihr Konzept rechtzeitig abgegeben und wurden zu Dialoggesprächen am 21. und 22.05.2019 eingeladen. Nach der Auswertung der einzelnen Sanierungskonzepte zogen zwei Bieter nach dem Dialoggespräch ihre Teilnahmeanträge in Abstimmung mit der Stadt zurück.
Die beiden verbliebenen Bieter haben Sanierungsvarianten angeboten, die eine Eingabe von Reagenzien in das Grundwasser vorsehen, um dadurch chemische Oxidationsprozesse im Schadensherd zum Abbau der LCKW in Gang zu setzen. Zur Umsetzung der erforderlichen Pilotversuche wurden im Zeitraum von Mai bis Oktober 2020 umfangreiche Erkundungsmaßnahmen (z.B. Grundwassermessstellen, Injektionspegel) ausgeführt (GRDrs 80/2020 vom 13.03.2020). Nach der Fertigstellung der Erkundungsmaßnahmen wurden im Jahr 2021 von beiden Bietern Pilotversuche durchgeführt, um die Anwendbarkeit der beiden Sanierungsvarianten am Standort zu überprüfen, die Sanierungskonzepte zu verfeinern und die Sanierungskosten kalkulieren zu können.
Die Ergebnisse der Pilotversuche wurden vom Amt für Umweltschutz fachlich ausgewertet und bewertet. Noch offene fachliche Fragen konnten bei einer Präsentation beider Bieter am 23.05.2022 geklärt werden. Beide Sanierungsvarianten sind fachlich prinzipiell zur Sanierung des Standorts geeignet. In der Folge wurden beide Bieter zur Abgabe eines endgültigen Angebotes aufgefordert.
Ein Bieter hat auf die Abgabe des endgültigen Angebotes schriftlich verzichtet. Die Bietergemeinschaft Züblin/BoSS hat das finale Angebot fristgerecht zum 15.07.2022 eingereicht.
Das gesamte Vergabeverfahren erfolgte unter Beteiligung von 65-1 DLZ.2.
Durch die In-situ chemische Oxidation (ISCO) im Schadensherd wird die Schadstoffemission aus den oberen Grundwasserstockwerken im Gipskeuper und im Lettenkeuper in den Muschelkalk-Aquifer nachhaltig auf maximal 20g/Tag reduziert. Aufgrund des Pilotversuches wird mit einer Sanierungsdauer von rd. 24 Monaten (ohne vorbereitende Maßnahmen) gerechnet. Die Sanierung wird mit einem umfangreichen Grundwassermonitoring begleitet.
Für die Sanierung des Standorts wird ein Zeitraum von 38 Monaten (inklusive vorbereitende Maßnahmen, ISCO-Sanierung, Kontrolle des Sanierungserfolges) abgeschätzt (Anlage 2). Folgende technische Maßnahmen und Kosten (inkl. MwSt. (gerundet)) sind vorgesehen:
Erstellung eines Sanierungsplans nach BBodSchV 36.000 €
Arbeitsschutz und Verkehrssicherung 27.000 €
Erstellung Strömungsmodel 21.000 €
Erstellung von 2 Grundwassermessstellen und 11 Injektionspegeln 280.000 €
Bodenluftabsaugung an einem Bodenluftabsaugpegel 24.000 €
Hydraulische Dekontamination an 3 Grundwassermessstellen 42.000 €
Sanierung durch In-Situ chemische Oxidation (ISCO), Abstromsicherung, Grundwasserreinigung, Sanierungsüberwachung 732.000 €
Strom 71.000 €
Laboranalytik 18.000 €
Abwassergebühren 6.000 €
Summe 1.257.000 €
Finanzielle Auswirkungen Das Angebot der Bietergemeinschaft Züblin Umwelttechnik GmbH, Markgröningen/BoSS Consult GmbH, Stuttgart, zur Sanierung des Altstandorts „Reinigung Wachter“ beträgt 1.232.512,75 EUR.
Die Kosten für die Laboranalytik des Zentrallabors der Stadtentwässerung Stuttgart betragen 18.230,00 EUR.
Die Kosten für die Abwassergebühren der Stadtentwässerung Stuttgart betragen 6.168,50 EUR.
Die Finanzierung des Aufwands in Höhe von insgesamt 1.257.000 EUR (gerundet) ist wie folgt vorgesehen:
Teilhaushalt 360 – Amt für Umweltschutz, Amtsbereich 3607010 – Fachaufgaben, Kontengruppe 42510 – Sonstige Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen
2022 14.000 EUR 2023 642.000 EUR 2024 411.000 EUR 2025 190.000 EUR Die Aufwendungen werden über die Altlastenrückstellung für die Fläche „Ehem. Reinigung Wachter (Nesenbachstraße 48)“ gedeckt. Die Rückstellung weist zum Jahresabschluss 2021 einen Bestand von 3.982.324,43 EUR für Sanierungsmaßnahmen aus. Beteiligte Stellen Referat WFB Vorliegende Anträge/Anfragen Keine. Erledigte Anträge/Anfragen Keine. Peter Pätzold Bürgermeister Anlagen Anlage 1: Lageplan Schadensherd und Schadstoffkonzentrationen Anlage 2: Lageplan GW-Monitoring und Abstromsicherung <Anlagen> zum Seitenanfang