1) Sicherung der Mobilen Jugendarbeit durch 1.1 die Förderung der Mietnebenkosten aller Standorte 1.2 die Regelförderung des Konzepts „Mobile Kindersozialarbeit“ in zwei Stadtteilen
2) Projektfinanzierung für die Jahre 2020 bis 2023 2.1 der Mobilen Jugendarbeit am Standort Europaviertel (Projektverlängerung) 2.2 der Mobilen Jugendarbeit am neuen Standort Stuttgart-Vaihingen (neues Projekt) Im Jahr 2020 wird die Mobile Jugendarbeit Stuttgart als erste Einrichtung ihrer Art im Land seit 50 Jahren bestehen. Die gemeinsame Verantwortung für die Hilfseinrichtung tragen seither der CVS, die eva sowie evangelische und katholische Kirche. Im Doppelhaushalt 2018/19 wurde in einem ersten Schritt die Förderung der strukturellen Kosten wie Leitungsanteile und Mietkosten an den 17 Standorten beschlossen. Die Gesamtförderung beläuft sich derzeit auf rund 2,76 Mio. Euro jährlich. Darin sind 60.000 Euro als Projektförderung für das Projekt „Mobile Jugendarbeit im Europaviertel“ enthalten, die bis Ende 2019 befristet sind. Ausgangslage Das Handlungsfeld Mobile Jugendarbeit hat das grundsätzliche Ziel, die Lebenssituation und Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Jährlich kümmern sich die Mitarbeitenden der Mobilen Jugendarbeit erfolgreich an insgesamt 17 Standorten um rund 3.000 benachteiligte und gefährdete junge Menschen in Stuttgart, die durch vielfältige Probleme (z.B. Straffälligkeit, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Arbeitslosigkeit) in Schwierigkeiten geraten sind. Die Zielgruppe der Mobilen Jugendarbeit zeigt zum großen Teil abweichendes und teilweise straffälliges Verhalten. Zur täglichen Arbeit der Fachkräfte gehört es diese Verhaltensweisen mit den jungen Menschen zu thematisieren, zu problematisieren und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Dabei wird in der Einzelhilfe - bei Zustimmung der jungen Menschen - und auf struktureller Ebene mit allen wichtigen Institutionen kooperiert (z.B. Beratungszentrum, Jugendhilfe im Strafverfahren, Jugendgericht). Der aufsuchende Hilfeansatz leistet einen wichtigen Beitrag zum sozialen Frieden, erfordert aber auch eine stetige Anpassung der Konzeption an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und neue Zielgruppen. So mussten in den vergangenen Jahren bei der Angebotsentwicklung verstärkt die Bedarfe von Kindern und von jungen Geflüchteten berücksichtigt werden. Ferner ist immer wieder in neuen Quartieren der Einsatz der Fachkräfte gefragt. Da die Anpassung an diese Entwicklungen mit einem steigenden Mitteleinsatz einhergeht, benötigen die Träger für die folgenden Punkte zusätzliche finanzielle Unterstützung. 1. Sicherung des bestehenden Angebots
1.1 Förderung der Mietnebenkosten aller Standorte Um die Angebote der Mobilen Jugendarbeit dauerhaft sichern zu können, beantragen die Träger für den Doppelhaushalt 2020/21 neben der bereits beschlossenen Förderung der strukturellen Kosten für Kaltmieten und Leitungsanteile auch die Förderung der anfallenden Mietnebenkosten für die 17 Standorte. Für diese Kosten gab es bislang keine gesonderte Förderung, weshalb sie zukünftig mit einer Förderquote von 90 % bezuschusst werden sollen.
2.1 Verlängerung der Projektfinanzierung Mobile Jugendarbeit im Europaviertel Das Projekt „Mobile Jugendarbeit im Europaviertel“ läuft seit dem Jahr 2018 rund um den Mailänder Platz mit dem Einkaufszentrum Milaneo und der Stadtbibliothek Stuttgart. Es nimmt sich schwerpunktmäßig Jugendlichen aus unterschiedlichen Stuttgarter Stadtteilen sowie jungen männlichen Geflüchteten an, die durch delinquentes Verhalten (z.B. Körperverletzungen, Diebstahl, Drogenkonsum) auf sich aufmerksam machen. Diese hatten in der Vergangenheit zu massiven Beschwerden und Verunsicherung seitens Passant*innen, Mitarbeiter*innen der Stadtbibliothek und den Gewerbetreibenden vor Ort geführt. Durch das enge Zusammenwirken von Jugendhilfe und Stadtbibliothek konnten passgenaue Angebote für bildungsferne Jugendliche entwickelt werden, die den Betroffenen die Teilhabe an Bildung und Kultur ermöglichen. Ferner findet durch die verstärkte Vernetzung im Rahmen einer eigens für das Projekt gegründeten Steuerungsgruppe eine gelingende Weitervermittlung der jungen Menschen an Angebote der Berufsorientierung sowie eine Begleitung zu anderen Institutionen (z.B. Beratungszentrum, Jugendhilfe im Strafverfahren, Jobcenter) statt. Neben der Mobilen Jugendarbeit, der Stadtbibliothek und dem Einkaufszentrum Milaneo haben sich in diesem Gremium bisher auch das Jugendamt Stuttgart, die Sparkassenakademie, die Kommunale Kriminalprävention und Polizei, das Kulturamt, das Diakonische Werk, die SWSG sowie verschiedene Stiftungen engagiert. Das Projekt wurde von Beginn an vom Institut für angewandte Sozialwissenschaften der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) wissenschaftlich begleitet. Der nachfolgend angeführte Auszug aus dem Zwischenbericht im Januar 2019, der in vollständiger Version der Anlage 1 zu entnehmen ist, macht die positive Wirkung des Projektes auf die Zielgruppe sowie die bisherigen Erfolge deutlich: „(…) scheint die Tätigkeit der Streetworker*innen zu einer Befriedung der Konflikte im Stadtteil und einer Reduktion bestimmter Formen straffälligen oder zumindest regelverletzenden Verhaltens beigetragen zu haben.“
„Die Potenziale zur Verbesserung des Zugangs zu den Angeboten der Stadtbibliothek können ferner für den Aufbau von Beratungs- und Informationsangeboten im Bereich Berufsorientierung und Ausbildungsplatzsuche genutzt werden.“ Um eine geeignete Struktur und Präsenz der Mobilen Jugendarbeit im Rahmen eines integrierten Ansatzes im Europaviertel entwickeln zu können, wird von allen Akteur*innen und Stakeholdern eine Verlängerung des Projektes „Mobile Jugendarbeit im Europaviertel“ um vier Jahre empfohlen – insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Stadtteil weiter wachsen wird und neue Wohngebiete entstehen werden, die möglicherweise auch mit einem Bedarf nach den Angeboten der Mobilen Jugendarbeit einhergehen werden. Da die bisherigen Förder- und Spendenmittel lediglich bis zum Jahresende 2019 laufen und danach die als Anschubfinanzierung gedachte Unterstützung endet, bedarf es für den genannten Zeitraum einer Finanzierung von 2,5 Fachkraftstellen. Damit sollen zudem die Vorbereitungen für ein mögliches Regelangebot getroffen werden. Um eine fundierte Evaluation der Ergebnisse sowie Auswertungen zu sichern, soll das Projekt weiterhin durch eine wissenschaftliche Begleitung unterstützt werden.