Mit GRDrs. 736/2014 und dem interfraktionellen Antrag 53/2015 wurden im Rahmen der Schulentwicklungsplanung für die beruflichen Schulen verschiedene Prüfaufträge erteilt. Die Prüfaufträge im Handlungsfeld „Berufsfeldübergreifende Schulen“ wurden weitgehend bearbeitet und mit der GRDrs. 401/2017 am 13.07.2017 zur Beschlussfassung gebracht. Offen geblieben war noch der schulorganisatorische Prüfauftrag zur Verlegung des Ausbildungsberufes Lacklaboranten von der Kerschensteinerschule an die Gewerbliche Schule für Farbe und Gestaltung (GFSG). Der dazu notwendige Beteiligungsprozess konnte Ende 2017 abgeschlossen werden. Daraus resultiert die unter Beschlussziffer 2 dargestellte schulorganisatorische Maßnahme zur Bildung eines Kompetenzzentrums Lacktechnik an der GFSG. Aktuelle Beschulungssituation im Bereich Lacktechnik
Der Unterricht für den an der Kerschensteinerschule eingerichteten Ausbildungsberuf Lacklaboranten findet an zwei Schulstandorten (Kerschensteinerschule und GSFG) statt. Das bedeutet, dass Schüler/innen und Lehrkräfte innerhalb der schulischen Ausbildung und auch während der Prüfung den Schulstandort wechseln müssen. Diese Situation ist darauf zurückzuführen, dass nur an der GSFG eine spezielle Ausstattung insbesondere für den anwendungsorientierten Unterricht (z. B. Dissolver, Spritzkabinen) vorhanden ist. Diese Ausstattung ist an der GSFG vorhanden, da sie auch von anderen Bildungsgängen benötigt wird. Das Weiterbildungsangebot zur Berufsschule Lacklaboranten – die Fachschule für Technik, Farb- und Lacktechnik – ist an der GSFG eingerichtet. Der Unterricht dieser Fachschule findet vollständig in den Räumen der GSFG statt. Die Aufteilung von Ausbildung und Weiterbildung in der Lacktechnik auf zwei Schulstandorte ist historisch bedingt. Eine solche Trennung ist unüblich, da sie sowohl schulorganisatorisch als auch pädagogisch nicht sinnvoll ist. Schülerentwicklung der beiden Schulen
Die GSFG ist eine monostrukturierte Schule im Berufsfeld Farbtechnik/Raumgestaltung mit einem relativ ausgeglichenen Verhältnis zwischen Teilzeitbereich (rd. 500 Schüler/innen) und Vollzeitbereich (rd. 350 Schüler/innen). Insgesamt sind die Schülerzahlen an der GSFG in den letzten zehn Jahren um rd. 23 % zurückgegangen. Besonders gravierend war in diesem Zeitraum der Rückgang bei den Malern und Lackierern in der Berufsschule und Sonderberufsschule, wobei zum Schuljahr 2018/19 wieder eine Zunahme der Schülerzahl in der Berufsschule erkennbar ist. Diese ist allerdings auf die Einmündung von Flüchtlingen in die Ausbildung zurückzuführen, sodass langfristig wieder von rückläufigen Schülerzahlen ausgegangen werden kann. Außerdem wurde die Beschulung des Ausbildungsberufs Industriekeramiker eingestellt und nach Bayern verlegt. Die beschriebenen Rückgänge an der GFSG könnten durch die Übernahme des Ausbildungsberufes Lacklaboranten wieder etwas ausgeglichen werden. Daneben verzeichnen auch die Fach- und Meisterschulen (Vollzeitschularten) aufgrund des Trends hin zum Bachelorstudium seit einigen Jahren geringere Schülerzahlen. Eine stabile Säule im Vollzeitbereich der GSFG ist die Fachschule für Farb- und Lackiertechnik, welche das Weiterbildungsangebot zum Ausbildungsberuf Lacklaboranten darstellt. Ein Wegfall dieser würde zu einer weiteren Schwächung des Vollzeitbereiches der Schule führen. Die Kerschensteinerschule hingegen ist eine breit aufgestellte Schule mit den vier Berufsfeldern „Chemie/Physik/Biologie“, „Farbtechnik/Raumgestaltung“, „Gesundheit“ und „Textiltechnik/Bekleidung“. Im Teilzeitbereich werden rd. 1.650 Schüler/innen beschult. Der Vollzeitbereich (rd. 470 Schüler/innen) ist mit Berufskollegs, Technischem Gymnasium und Fachschulen quantitativ und qualitativ gut ausgebaut. In den letzten zehn Jahren hatte die Schule mit rd. 7 % einen vergleichsweise geringen Rückgang zu verzeichnen. Umfassender Beteiligungsprozess
Wie schon bei den anderen Prüfaufträgen im Handlungsfeld „Berufsfeldübergreifende Schulen“ wurde auch dieser Prüfauftrag im Rahmen eines breit angelegten, ergebnisoffenen und dialogorientierten Beteiligungsprozesses mit den Schulen und dem Regierungspräsidium Stuttgart in mehreren Gesprächsrunden bearbeitet. Ziel war es, alle unmittelbar Beteiligten (Schulleitungen sowie Lehrerkollegien) gut mitzunehmen und Lösungen zu finden, die qualitativ über Entweder-oder-Entscheidungen hinausgehen. Außerdem wurde die Verlegung des Ausbildungsberufes Lacklaboranten aufgrund der schulgesetzlichen Bestimmungen auch in den beiden Gesamtlehrerkonferenzen und Schulkonferenzen behandelt. Im Rahmen der Gesamtlehrerkonferenz der Gewerblichen Schule für Farbe und Gestaltung vom 02.02.2015 wurde eine mögliche Aufnahme des Ausbildungsberufes Lacklaboranten an die GSFG einstimmig beschlossen. Auch die Schulkonferenz hat sich am 12.03.2015 einstimmig für die Verlegung des Ausbildungsberufes an die GSFG ausgesprochen. Die Schulkonferenz der Kerschensteinerschule hat sich in ihrer Sitzung vom 15.11.2018 einstimmig für den Verbleib der Lacklaboranten an der Kerschensteinerschule ausgesprochen. Im Rahmen der Gesamtlehrerkonferenz der Kerschensteinerschule am 29.01.2019 meldeten Stimmen aus dem Kollegium, dass in der Kerschensteinerschule ein Synergieeffekt zwischen den Laboren gegeben sei: Laborräume sowie Laborgeräte seien vorhanden und zudem eine gemeinsame Beschaffung der Chemikalien für alle Chemieberufe möglich. Bei einer Verlegung müssten erst neue Räume geschaffen werden. Zudem seien die Laboranten in der Kerschensteinerschule beheimatet und fühlen sich wohl, da weitere Laborberufe an der Schule ausgebildet werden. Zusammenfassend hat sich die Gesamtlehrerkonferenz einstimmig gegen eine Verlegung der Lacklaboranten ausgesprochen. Im Beteiligungsprozess bestand schnell der Konsens, dass die Zusammenführung von Aus- und Weiterbildung an einem Standort in vielerlei Hinsicht sinnvoll ist. Auch der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie hat eine dahingehende Stellungnahme abgegeben: er befürwortet die Zusammenlegung der Aus- und Weiterbildung aufgrund der Optimierung, Stärkung und Standortsicherung der Ausbildung. Auch den Schüler/-innen erleichtert es die Ausbildung und Prüfung, wenn kein Standortwechsel notwendig ist. Die Schülerschaft hat eine „Heimat“ und kann frühzeitig schon während der Berufsausbildung Einblicke in Weiterbildungsmöglichkeiten (Fachschule) erlangen. In der Abwägung der verschiedenen Gesichtspunkte hat sich aus Sicht des Schulverwaltungsamtes und in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Stuttgart gezeigt, dass die Argumente für die Verlegung der Lacklaboranten an die GFSG und damit für die Zusammenführung dieses Kompetenzzentrums Lacktechnik an der GSFG die Argumente für die Zusammenführung an der Kerschensteinerschule überwiegen: Durch die Bildung des Kompetenzzentrums Lacktechnik an der GSFG entstehen personelle, inhaltliche, pädagogische und räumliche Synergien zwischen der Berufsschule Lacklaboranten und der Fachschule für Technik, Farb- und Lacktechnik und weiteren Ausbildungsberufen (z. B. Maler und Lackierer, Fahrzeuglackierer). Synergien ergeben sich beispielsweise durch eine optimale Auslastung von Laboren und teuren Spezialgeräten, beim Einsatz der Lehrkräfte an der GSFG, durch die Intensivierung der Kontakte zu Firmen und Sponsoren, in der Pädagogik durch besser umsetzbare Lernfeldkonzepte uvm. Auch schulstrukturelle Gesichtspunkte sind in die Abwägung eingeflossen: Während die Kerschensteinerschule langfristig lediglich einen vergleichsweise geringen Rückgang an Schülerzahlen zu verzeichnen hatte, war die GSFG jedoch mit einer substantiellen Verminderung konfrontiert, da sich die einseitige Ausrichtung der Berufsschule auf das Berufsfeld Farbe als anfällig für Schwankungen erweist. Räumliche Lösung
Mit Ausnahme eines zusätzlichen Multifunktionslabors stehen alle notwendigen berufsfachlichen und allgemeinen Unterrichtsräume an der GSFG zur Verfügung und sind weitestgehend für eine qualitativ hochwertige Ausbildung ausgestattet. Zur Herstellung des noch fehlenden Multifunktionslabors soll ein an die anderen Fachlabore angrenzender Unterrichtsraum neu ausgestattet werden. Dazu sind die Beschaffung von Ausstattung (z.B. Labortische für Nasslabor mit Anschlüssen, Niedrigraum-Tischabzüge mit Unterschrank-Absaugung; Schränke und Trennwände zur Abtrennung des Vorbereitungsbereiches) und die bauliche Ertüchtigung der dafür notwendigen Anschlüsse erforderlich. Eine Zusammenführung des Kompetenzzentrums Lacktechnik an der Kerschensteinerschule würde einen umfangreicheren Mehrbedarf an berufsfachlichen Unterrichtsräumen (Prüflabore und ein Chemieraum) mit entsprechender Ausstattung und baulichen Maßnahmen auslösen. Insbesondere die Prüflabore müssten für andere Berufsbilder weiterhin auch an der GSFG vorgehalten werden, was somit zu einer Doppelinvestition für die Landeshauptstadt Stuttgart als Schulträger führen würde. Es war Konsens aller Beteiligten, dass die schulorganisatorische Umsetzung erst dann durchgeführt werden soll, wenn alle notwendigen Fachräume am neuen Standort zur Verfügung stehen. Aus heutiger Sicht können die dafür notwendigen baulichen Maßnahmen frühestens zum Schuljahresbeginn 2020/21 abgeschlossen werden. Finanzielle Auswirkungen Die benötigten Mittel für die Neueinrichtung eines Multifunktionslabors an der GSFG werden in den Haushaltsjahren 2019 und 2020 aus dem laufenden Bauunterhaltungsbudget des Schulverwaltungsamts finanziert: Für die Neueinrichtung des Multifunktionslabors sowie die Modernisierung und Erweiterung der Lacklabore und Unterrichtsräume fallen folgende Kosten an: