Protokoll: Sozial- und Gesundheitsausschuss des Gemeinderats der Landeshauptstadt StuttgartNiederschrift Nr.
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VerhandlungDrucksache:
GZ:
Sitzungstermin: 16.11.2020
Sitzungsart: öffentlich
Vorsitz: BMin Dr. Sußmann
Berichterstattung:Herr Dr. Cabanis (KS)
Protokollführung: Herr Krasovskij
Betreff: Projekt ASSIST (Sektorenunabhängige Behandlungskoordination mittels Online-Assessment bei substanzbezogenen Störungen)
- mündlicher Bericht -

Die zu diesem Tagesordnungspunkt gezeigte Präsentation ist dem Protokoll als Dateianhang hinterlegt. Aus Datenschutzgründen wird sie nicht im Internet veröffentlicht. Dem Originalprotokoll und dem Protokollexemplar für die Hauptaktei ist sie in Papierform angehängt.

In das Thema einführend stellt Herr Dr. Cabanis den Ratsmitgliedern das Projekt ASSIST (Sektorenunabhängige Behandlungskoordination mittels Online-Assessment bei substanzbezogenen Störungen) ausführlich analog der Präsentation vor.

Die Zielsetzungen und der niedrigschwellige Ansatz von ASSIST werden im Rahmen der nachfolgenden Aussprache durch BMin Dr. Sußmann, StRin Nuber-Schöllhammer (90/GRÜNE), StRin Bulle-Schmid (CDU) sowie StRin Dr. Hackl (SPD) begrüßt.

Nach einer Frage von StRin Nuber-Schöllhammer erläutert Herr Dr. Cabanis, dass mit der sektorenunabhängigen Herangehensweise künftig eine Stärkung des ambulanten Bereiches im Rahmen der Suchthilfe sowie ein leichterer Übergang zwischen den stationären und ambulanten Sektoren erreicht werden solle. Denn im Zuge der ambulanten Hilfestellung finde in den Beratungsstellen oder Substitutionsambulanzen ein maßgeblicher Teil der Versorgung suchtabhängiger Menschen statt.

Zu einer weiteren Frage der Stadträtin führt der Referent aus, dass Angehörige von Betroffenen oder auch beispielsweise behandelnde Ärzte sich künftig nach Abschluss der begleitenden Evaluation grundsätzlich ebenfalls über das Assessment-Tool informieren und ein Assessment quasi für die Betroffenen durchführen könnten. Letztendlich müssten sich aber die suchtabhängigen Menschen selbst für die Teilnahme an dem Projekt und eine Vermittlung entscheiden.

Herr Dr. Cabanis berichtet ferner von Planungen, in einem weiteren Schritt eine integrierte Versorgung zu schaffen, bei der Angehörige, behandelnde Ärzte, Freunde, ggf. auch Arbeitgeber in die Beratung und Behandlung mit eingebunden werden sollen, wenn Betroffene dies wünschten. Ein entsprechendes Projekt sei bereits in Vorbereitung.

Gegenüber StRin Bulle-Schmid bestätigt Herr Dr. Cabanis, dass jeder, der bei sich ein riskantes Konsumverhalten vermutet, das Assessment zur Eigendiagnostik nutzen könne. Dieses sei dabei auch nicht an die Koordinierungsstelle gebunden, sodass sich Betroffene nach dem Assessment theoretisch auch direkt an die Beratungs- und Hilfsstellen wenden könnten. Hierfür arbeite das Team von ASSIST eng mit allen Trägern zusammen und schule sie entsprechend.

Damit Menschen ohne Internetzugang nicht per se von der Teilnahme am Projekt ausgeschlossen werden, ist geplant, in verschiedenen kooperierenden Praxen und Beratungsstellen Computer zur Verfügung zu stellen, mit deren Hilfe das Assessment durchgeführt werden könne. Das System an sich sei selbsterklärend; sollten dennoch Fragen entstehen, stünden den Betroffenen geschulte Kolleginnen und Kollegen unterstützend zur Seite. Zudem könne das Assessment nach Abschluss der Evaluation auch direkt in der Koordinierungsstelle durchgeführt werden.

Im Folgenden betont Herr Dr. Cabanis auf eine Nachfrage von StRin Dr. Hackl eingehend die enge und gute Zusammenarbeit bei der Projektarbeit mit den einzelnen Trägern, der Stadt Stuttgart und dem Suchthilfeverbund im Allgemeinen.

Dies wird ebenfalls durch Herrn Dr. Obert, sachkundiger Einwohner für den Bereich Sucht- und Drogenhilfe, bestätigt, der sich sehr positiv über ASSIST äußert. Seitens des Suchthilfeverbundes verbinde man mit dem Projekt vor allem auch die Hoffnung, in Zukunft besser und frühzeitiger Personen mit einem riskanten Alkoholkonsum zu erreichen.

Herr Dr. Cabanis fährt weiter fort und erklärt, dass sich die Projektverantwortlichen bei der weiteren Ausgestaltung von ASSIST auch eng an ähnlichen internationalen Modellen, wie den Beispielen aus den Niederlanden und Österreich, und den Erfahrungen der dortigen Kollegen orientieren wollen, um das beste Angebot für Stuttgart und die Betroffenen hier zu erreichen.

Parallel dazu würden die freien Träger derzeit ihr Angebotsprofil formulieren, woraus sich ableite, wohin die Projektteilnehmer durch die Koordinierungsstelle künftig vermittelt werden könnten. Bis Frühjahr nächsten Jahres wolle man sich mit den Trägern über Verteilsysteme und Voraussetzungen der Vermittlung einigen.

Nach einer weiteren Nachfrage von StRin Dr. Hackl erklärt der Referent, dass nach Abschluss der begleitenden Evaluation im Rahmen von ASSIST auch stoffungebundene Abhängigkeiten und Störungen in den Blick genommen werden sollen.

Abschließend regen die StRinnen Nuber-Schöllhammer und Dr. Hackl einen Zwischenbericht im Sozial- und Gesundheitsausschuss zur Projektarbeit (insbesondere auch hinsichtlich der Tätigkeit der Koordinierungsstelle) für das nächste Jahr an, was durch BMin Dr. Sußmann und Herrn Dr. Cabanis zugesagt wird.

Danach stellt BMin Dr. Sußmann fest:

Der Sozial- und Gesundheitsausschuss hat von dem Bericht Kenntnis genommen.
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