4. Wann und wie haben der frühere Krankenhausbürgermeister Klaus-Peter Murawski und sein Nachfolger Werner Wölfle davon erfahren, dass der Abschluss eines Vertrages des Klinikums Stuttgart mit dem kuwaitischen Gesundheitsministerium geplant ist? Die Bürgermeister Murawski und Wölfle waren im September 2010 bzw. August / September 2011 über die Gespräche bezüglich eines Kooperationsprojektes mit einem kuwaitischen Krankenhaus informiert. Die Gespräche führten aber zu keinem Vertragsabschluss. Herrn Bürgermeister Wölfle wurde vom Leiter der International Unit, Herrn Braun, am 13. Februar 2014 die Stellungnahme vom 12. Februar 2014 einer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei über den bisherigen Stand der Erörterungen zu dem geplanten Vertrag ohne den Vertrag selbst übermittelt. Die Stellungnahme wurde von Herrn Braun beauftragt und war auch an ihn gerichtet. Eine rechtliche Einschätzung des Vertrages sei bereits wegen der Rechtswahl für das kuwaitische Recht nicht möglich. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten – so die Stellungnahme – könne der Abschluss des Vertrages gleichwohl die unternehmerisch richtige Entscheidung sein. Sie enthielt allerdings eine Reihe von Hinweisen und Vorschläge, die die IU vor Vertragsabschluss hätte prüfen müssen. Der Stellungnahme ist jedoch nicht zu entnehmen, dass ein Vertragsabschluss gegen geltendes Recht verstoßen würde. Deshalb konnte davon ausgegangen werden, dass das Klinikum die von der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei angesprochenen Fragen (auch bezgl. der rechtlichen Einschätzung) klärt. Tatsächlich hatte der Geschäftsführer Dr. Schmitz wenige Tage danach Herrn Braun legitimiert, den Vertrag mit dem MOH zu unterzeichnen (was am 18. Februar 2014 geschehen ist), worüber der Bürgermeister nicht informiert wurde. Worüber das Klinikum ebenfalls nicht informierte, waren die ergänzend zur Vereinbarung mit dem MOH geschlossenen Verträge und Nebenabreden mit Dienstleistern aller Art, durch die sich das Klinikum zu erheblichen Zahlungen verpflichtete. Auch aus der Stellungnahme der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei sind diese Dienstleistungsverträge nicht erkennbar. Diese Verträge sind erst sukzessive durch die Prüfungen von RPA und BRP dem Krankenhausreferat und der Referatsabteilung bekannt geworden. Dabei wurde auch aufgedeckt, dass das Klinikum auf die Anfragen des RPA bewusst nicht oder nur bruchstückhaft antworte und entsprechende Unterlagen nicht oder nur unvollständig zur Verfügung stellte. In der Regel erfolgten Antworten auch nur mit deutlichem Zeitverzug und nach mehrfacher Mahnung durch RPA und Bürgermeister. Die Verträge wurden – wenn überhaupt – nur klinikumsintern weitergegeben. Weder die Monatsberichte des Klinikums enthielten Informationen zu Risiken noch wurden solche in den Jour fixe-Gesprächen mit dem Bürgermeister gegeben. Die Berichte der Wirtschaftsprüfer enthalten ebenfalls keine Angaben, da risikobehaftete Geschäfte ihnen von Herrn Dr. Schmitz nicht benannt wurden und auch die entsprechenden Fragen im Fragenkatalog zu § 53 HGrG unrichtig beantwortet wurden, was erst jetzt auf Grund der Ermittlungen der Kanzlei BRP bekannt wurde.
10. Welche Protokolle der Krankenhaus-Leitungsrunde lagen dem Referat AK in den Jahren 2014 und 2015 vor und in welchen dieser Protokolle finden sich erste Hinweise auf wirtschaftliche Probleme bzw. dolose Handlungen beim Libyen- bzw. beim Kuwait-Projekt? Seit Juli 2014 hat sich Bürgermeister Wölfle die Protokolle der Krankenhaus-Leitungsrunde vorlegen lassen. Diese enthielten keine Hinweise, die für Herrn Bürgermeister Wölfle Anlass für Maßnahmen hätten sein müssen. Themen der IU waren ohnehin nur ausnahmsweise Thema der Krankenhaus-Leitungsrunde 11. Gibt es weitere (vielleicht wirtschaftlich erfolgreiche) Projekte der International Unit, bei denen davon auszugehen ist, dass es zu dolosen Handlungen gekommen ist, und, wenn ja: um welche Projekte handelt es sich? Es sind vorgelagerte Projekte mit Libyen bekannt, die erst noch durch BRP aufgearbeitet werden müssen. Ein für das Klinikum wirtschaftlich unbedeutendes Projekt in Qatar (Umsatzerlöse ca. 35.000 €) wurde ab Anfang 2016 nicht weitergeführt Im Übrigen sind die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen abzuwarten. 12. Was ist aus dem Memorandum of Understanding geworden, das der frühere Krankenhaus-Bürgermeister Murawski in Dubai unterzeichnet hat, mit dem Ziel des Aufbaus des Cedars-Jebel Ali International Hospital (Quelle: Middle East Health Magazine: http://www.middleeasthealthmag.com/cgi-bin/index.cgi?http://www.middleeasthealthmag.com/jan2006/meupdate.htm)? Die Idee der Zusammenarbeit unter Einbindung der Universitätsklinik Tübingen und Firmen der Medizinindustrie in Baden-Württemberg ist nicht umgesetzt worden. Nicht zuletzt haben die finanziellen Auswirkungen der Finanzkrise und ihre besondere Auswirkungen auf die Golf Region dazu geführt, dass das Klinikum mit Schreiben vom 17.10.2011 einer weiteren Zusammenarbeit im Projekt eine Absage erteilt hat. Sofern im weiteren Verlauf der internen Aufklärung oder im Zusammenhang mit den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ergänzende Sachverhalte über den heutigen Erkenntnisstand hinaus bekannt werden, wird der Krankenhausausschuss selbstverständlich unterrichtet. Fritz Kuhn zum Seitenanfang