Antrag vom 06/10/2002
Nr. 197/2002

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

SPD-Gemeinderatsfraktion, Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Förderung stadtgeschichtlicher Aktivitäten

Die Stadt Stuttgart ist in besonderer Weise in verschiedene Stadtteile untergliedert, die alle ihre eigene Geschichte haben, die charakteristische Personen, Gebäude, Institutionen und Traditionen hervorgebracht haben.
Interessierte Bürger und Gruppen haben erfreulicherweise begonnen, diese Stadtgeschichte(n) zu erforschen. Zuletzt wurde dem Bezirksbeirat Nord ein solches stadtteilbezogenes Publikationsprojekt vorgestellt.

Da auch das erstrebte stadtgeschichtliche Museum auf stadtteilspezifische Historie angewiesen ist, beantragen wir:
Die Verwaltung berichtet dem Kulturausschuss über vorhandene Aktivitäten und Unterstützungsmöglichkeiten für stadtteilspezifische und heimatgeschichtliche Forschungen.



Dr. Michael Kienzle Helga Ulmer
Bündnis 90/DIE GRÜNEN SPD


Doris Peppler-Kelka Edeltaud Hollay
Bündnis 90/DIE GRÜNEN SPD




Anlage: Projektvorschlag für ein Stuttgart-Nord-Projekt

Jörg Kurz
Am Weissenhof 36
7000 Stuttgart-1


Vorschlag zu einem Stuttgart-Nord-Projekt -Jörg Kurz

16.April 2002

Im Zusammenhang mit meinen Aktivitäten (Vorträge, Stadtführungen, Artikel, Ausstellungen u. Nachbarschaftsfeste usw.) stieß ich bei den Mitbewohnern des Stuttgarter Nordens immer wieder auf lebhaftes Interesse für die Geschichte der eigenen engeren Heimat, lernte auch dabei Menschen kennen, die noch etliches aus der Geschichte des Stadtbezirks zu erzählen wußten oder auch noch alte Fotos und Dokumente in Besitz hatten. Auch verfolge ich mit Interesse die erfolgreichen Bemühungen in anderen Innenstadtbezirken, die eigene Geschichte aufzuarbeiten und in guten Ausstellungen und Publikationen zu dokumentieren (z. B. MUSEO und Kulturverein in Stuttgart-Ost, Heslacher Geschichte u.a. Bücher des ehemaligen Bezirksvorstehers in Stgt.-Süd, Beiträge über den Stuttgarter Westen). Die meisten Stuttgarter Vororte haben sowieso längst ihre Ortschroniken, so besitze von Feuerbach allein deren drei. Weil ich glaube, dass auch wir in Stgt.-Nord ebenfalls eine durchaus interessante Geschichte vorzuweisen haben, habe mich in den letzten Jahren bemüht, entsprechende Informationen zu sammeln, um sie bei Vorträgen, Artikeln und Führungen weiterzugeben. Ich könnte mir vorstellen, diese Sammlung als Grundstock in ein gemeinsames Arbeitsprojekt einzubringen, das zur Identitätsstiftung in unserem Stadtbezirk beitragen soll. Es ist mir durchaus bewusst, dass wir dafür keine idealen Voraussetzungen haben, gibt es doch im Norden kein eigentliches Ortszentrum, keine zentralen Kulturstätten, ja kaum allgemein frequentierte Lokale. Allerdings haben deshalb die Kirchen mit ihren Gemeindehäuser, die Vereine, die von den Bürgern organisierten Straßenfeste und sogar die wenigen Läden eine wichtige kommunikative Vermittlerrolle eingenommen: Da ich das Gefühl habe, dass mit den alten Leuten immer mehr unwiederbringliches Wissen um die Vergangenheit wegstirbt, drängt es mich dieses Thema mit Ihnen anzudiskutieren.

Nachfolgend in Stichworten meinen Vorschlag für die Vorgehensweise

Gründung eines Arbeitskreises von interessierten Personen. Aufforderung an die Bevölkerung mit Material (Fotos, Berichten, Dokumenten) sich zu beteiligen (über Wochenblatt, evtl. Stgt.-Tageszeitungen, Kirchenblätter). Kontakte zu Archiven z. B. Stadtarchiv, Archive der Kirchengemeinden, Vereine; Wohnungsunternehmen, Messe Killesberg, Architekten usw. Evtl. “Diskussionskreise" mit noch lebenden Zeitzeugen in Räumen der verschiedenen Kirchengemeinden (z. B. St. Georg für die Prag, Brenzkirche für das Killesberg-Weißenhof-Gebiet, Erlöserkirche für den unteren Teil des Stadtgebiets. Nach Sichtung des Materials, Auswertung in Ausstellung und einem “Stgt.-Nord-Buch" (nur Arbeitstitel). So ein Buch könnte man am besten als eine Sammlung aus Einzelbeiträgen in einem lockeren unterhaltsamen Stil, der natürlich trotzdem sachlich kompetent und präzise sein sollte, an die Bevölkerung verkaufen. Wichtig wäre, dass dabei der ganze Stadtbezirk bis zur Prag mit einbezogen würde und ein Bogen bis zur Situation der Gegenwart gezogen würde. Voraussetzung für das noch im einzeln zu diskutierende Projekt wäre natürlich die ideelle und materielle Unterstützung der städtischen Gremien (Stadtarchiv, Bezirksbeirat) und des Bürgervereins (- evtl. auch örtlicher Sponsoren). -

Themenvorschläge

Der Feuerbacher Weg, ein keltischer Fernweg
Der Weiler Tunzhofen, älter als Stuttgart
Burg Frauenberg, ein Raubritternest?
Fürstliche Kohlenbergwerke am Kriegsberg
Der Galgenberg stand an der Ludwigsburger Straße
Die Pioniere auf der Feuerbacher Heide: Weißenhof - Kochenhof - Mühlbachhof
Die unglückliche Ruthardt - die letzte Hinrichtung auf der Feuerbacher Heide
Steinbrüche um das “Grenzhaus" am Killesberg
Pragfriedhof, der erste städtische Friedhof
Nicolas Gaucher, ein Spion mit Spalierobst?
Das Postdörfle, die erste Sozialsiedlung
Insel der Eisenbahner, die Pragsiedlung
Die Erlöserkirche v. Th. Fischer
Der Nordbahnhof, größte Mostobstumschlagstelle Deutschlands
Die Stuttgarter Konsumzentrale in der Wolframstraße
Die “Schlauchartillerie" am Tunzhofer Platz
Das Bürgerhospital, eine vielseitige Sozialeinrichtung
Der Friedenspfarrer Umfried
Birkendörfle und Helfferichstraße, die ersten Siedlungen
Im Norden gab es mehrere Tiergärten
Die Kunstakademie
Der Bismarekturm und seine Villengegend (Wohnhaus und verschiedene Villen von Bonatz und Schmitthenner)
Die Kunstsammlung Borst am Gähkopf
Die Weißenhof-Siedlung
Genossenschaftswohnungen im Norden
Die Georgskirche, der “katholische Bahnhof.
Die Kochenhof-Siedlung
Der VW entsteht in Porsches Villa
Die Brenzkirche, eine germanisierte Kirche
Die Reichsgartenschau 1939
Villa Wolf: Von der Fabrikantenvilla zur Flakleitstelle
Die Juden werden am Killesberg gesammelt
Krieg und Zusammenbruch
Die besten deutschen Boxer kamen von der Prag
Nackriegsgartenschauen
Entwicklung der Messe
Killesbergsiedlung - Diplomatensiedlung
Bundespräsident Theodor Heuß zieht in den Stuttgarter Norden
Multikultur an der Prag
Das Geschenk der CMT - Der chinesische Garten
Dichter beschreiben unsere Heimat (Hermann Lenz u. Peer-Uli Faerber)
Das Löwentorzentrum Brücken und ein grandioser Turm – Die Bauten von Jörg Schlaich
Bürgerinitativen, vom “Kunsthöfle" bis zum “Prägener Straßenfest"
Ausblick: Stuttgart 21 -Was wird, wenn die Messe wegzieht?


Für eine Reihe dieser Themen liegen bei mir schon Artikel vor, die nur noch entsprechend modifiziert werden müssten.