Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales und gesellschaftliche Integration
Gz: SI
GRDrs 700/2020
Stuttgart,
09/23/2020


Gemeindepsychiatrischer Verbund Stuttgart (GPV): Gerontopsychiatrische Dienste (GerBera) - Sachstand 2019



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Sozial- und GesundheitsausschussKenntnisnahmeöffentlich19.10.2020

Bericht:


Mit der GRDrs 257/2019 „Ausbau der Gerontopsychiatrischen Dienste in der Landeshauptstadt Stuttgart ab 2020“ wurde letztmals über die Situation in den Diensten berichtet.

Die Gerontopsychiatrischen Dienste (GerBera) in der Landeshauptstadt Stuttgart wurden 2005 eingerichtet und sind an die Gemeindepsychiatrischen Zentren (GPZ) angegliedert (vgl. GRDrs 959/2004 „Gerontopsychiatrischer Dienst“). Sie sind Teil des Gemeindepsychiatrischen Verbundes Stuttgart (GPV) nach § 7 Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz (PsychKHG) Baden-Württemberg.

Ziel des GPV ist die Bereitstellung eines umfassenden und koordinierten Leistungsangebotes für chronisch psychisch kranke Menschen in der Landeshauptstadt Stuttgart, um die ambulante psychiatrische Grundversorgung sicherzustellen. Die personenzentrierte Hilfe erfolgt wohnortnah durch multiprofessionelle Zusammenarbeit niederschwellig, alltags- und lebensweltorientiert.

Die Zielgruppe der GerBera sind Menschen ab 63 Jahren in Stuttgart, die an dementiellen Erkrankungen, Veränderungen der Stimmungslage, wie z. B. Depressionen, Verkennungen der Realität oder unter Ängsten und anderen psychosozialen Beeinträchtigungen leiden. Insbesondere im höheren Lebensalter wächst die Gruppe von Menschen mit einer erhöhten Vulnerabilität für psychische und körperliche Komorbidität. Außerdem gehören zur Zielgruppe der GerBera Angehörige, nahestehende Bezugspersonen und andere Menschen im sozialen Umfeld der/des gerontopsychiatrisch Erkrankten.

Die Anbindung an die Gemeindepsychiatrischen Zentren (GPZ) und die sozialräumliche Verortung der GerBera in einem definierten Einzugsbereich sind gerade für gerontopsychiatrisch erkrankte Menschen, die Hilfe benötigen und auf Unterstützung pflegerischer und sozialer Hilfesysteme angewiesen sind, von besonderer Bedeutung.

Im Rahmen der Haushaltsplanberatungen 2020/2021 wurden aufgrund von Fallzuwächsen und komplexer werdenden Hilfebedarfen ab 2020 vier neue Fachkraftstellen bewilligt.

Die Daten der Dienste werden jährlich evaluiert, analysiert und ausgewertet, um die Dienste ggf. neuen Entwicklungen anzupassen und sozialplanerisch entsprechende Maßnahmen vorzusehen.

Situation in den GerBera - Auswertung der Daten 2019 und Schlussfolgerungen


· Fallzahlen 2019:


· Zielgruppe und Intensität der Hilfen:
· Pflegeversicherungsleistungen (SGB XI):
· Pflegedienste:

· Pflegeheimplätze:
· Tagesstruktur:
· Behandlung:
Beteiligte Stellen

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Vorliegende Anträge/Anfragen

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Dr. Alexandra Sußmann
Bügermeisterin





1. Gemeindepsychiatrischer Verbund (GPV): Gerontopsychiatrische Dienste -
Sachstand 2019


Gemeindepsychiatrischer Verbund (GPV):
Gerontopsychiatrische Dienste – Sachstand 2019

1. Entwicklung der Fallzahlen und Inanspruchnahme der Gerontopsychiatrischen Dienste (GerBera)

Zielgruppe des Gerontopsychiatrischen Dienstes sind in erster Linie Menschen (vorwiegend ab 63 Jahren), die an
· dementiellen Erkrankungen,
· Veränderungen der Stimmungslage wie z. B. Depressionen,
· Verkennungen der Realität, z. B. wahnhaften Störungen im Alter oder
· unter Angsterkrankungen und anderen psychosozialen Beeinträchtigungen
leiden.

Außerdem gehören zur Zielgruppe des Gerontopsychiatrischen Dienstes Angehörige, nahestehende Bezugspersonen und andere Menschen im sozialen Umfeld des gerontopsychiatrisch Erkrankten.

Im Jahr 2019 betreuten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von GerBera insgesamt 1908 Klientinnen und Klienten. Unter den längerfristigen Betreuungen ist knapp die Hälfte der Klientinnen und Klienten 2019 erstmalig mit GerBera in Kontakt gekommen. Insgesamt führten die Mitarbeitenden 3832 Hausbesuche bei längerfristigen Betreuungen durch. Das entspricht jedem siebten bis achten Kontakt. Fast 8 % der Klientinnen und Klienten (94) benötigten im Schnitt 100 Kontakte im Jahr, bei Einzelnen waren es sogar weit über 200 Kontakte.

Anzahl Klientinnen und Klienten und Hausbesuche:
2017
2018
2019
längerfristige Betreuungen (über 4 Kontakte)
1203
1214
1192
Direkte Kurzbetreuungen (1-4 Kontakte)
255
279
263
Indirekte Kurzbetreuungen (1-4 Kontakte ausschließlich zum Umfeld des älteren Klienten, z. B. Angehörige, andere Dienste usw.)
415
466
453
Gesamtzahl Klienten:
1873
1959
1908
Hausbesuche
4038
3704
3832
Erstbetreuungen (unter längerfristigen)
550
510
552


2. Soziodemografische Daten
Die soziodemografischen Daten wie Lebensalter, Geschlecht, Familienstand, Herkunft und finanzieller Hintergrund in 2019 zeigen keine signifikanten Veränderungen.
Der Anteil der hochaltrigen Klientinnen und Klienten von über 80 Jahren lag bei 35 %, 6 % waren über 90 Jahre alt. 2/3 der Klientinnen und Klienten waren Frauen, 68 % sind alleinlebend. Einen Migrationshintergrund haben 24 % der Klientinnen und Klienten.
Hinsichtlich der finanziellen Situation sind 17 % auf Grundsicherung oder Sozialhilfe angewiesen.


3. Psychiatrische Erkrankungen/Komorbidität
Die meisten Klientinnen und Klienten sind nach wie vor von einer Demenz oder Depression betroffen (Gedächtnisstörung/Demenz 44 %, Affektive Störung/insb. Depression 35 %, Schizophrenie und wahnhafte Störungen 12 %, 9 % k. A.).

4. Zuweisungswege
Bei den Zuweisungswegen sind kaum Veränderungen aufgetreten. Im Wesentlichen erfolgt der Zugang über Angehörige und Nachbarn (26 %). Die Entwicklung der finanziellen Situation der Klientinnen und Klienten und der Personen mit Migrationshintergrund ist im Vergleich zum Vorjahr weitestgehend gleichgeblieben, muss jedoch weiter beobachtet werden, um die Ausrichtung der GerBera hinsichtlich des Umgangs mit Altersarmut und der besonderen Situation von älteren Migrantinnen und Migranten Rechnung zu tragen.

5. Pflegeeinstufung
Wie bereits oben ausgeführt hat sich gezeigt, dass die Einführung der Pflegestufen nicht die erhofften Verbesserungen für gerontopsychiatrisch erkrankte Menschen bewirkt hat. Nach wie vor zeigt sich, dass für eine Einstufung in einen höheren Pflegegrad weiterhin starke körperliche Beeinträchtigungen maßgeblich sind. (80 % der Klientinnen und Klienten haben entweder keinen Pflegegrad oder sind unterhalb Pflegegrad 3 eingestuft. Die meisten Klientinnen und Klienten mit Pflegegrad sind bei Pflegegrad 2 eingestuft (27 %). Lediglich 5 % sind in die höchsten Pflegegrade 4 und 5 eingestuft.

6. Kooperation und Öffentlichkeitsarbeit
Die Pflege von Kooperationskontakten und Öffentlichkeitsarbeit sind dauerhafte Aufgaben für GerBera, da Menschen oft erst dann Unterstützungsangebote wahrnehmen und auf sie aufmerksam werden, wenn sie betroffen sind. Die Dienste wurden sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei anderen Institutionen nach wie vor gut angenommen.

Aktivitäten zur Öffentlichkeitsarbeit und Fortbildung:
· Initiierung von Artikeln in der Presse,
· Informationsstände bei Veranstaltungen,
· Vorträge und Durchführung von Informations- und/oder Fortbildungsveranstaltungen in den Zuständigkeitsbereichen,
· Gemeinsame Planung von öffentlichen Veranstaltungen oder Veranstaltungsreihen mit anderen Diensten.

Kooperationskontakte:
· Kooperationsgespräche im Einzugsgebiet (z. B. bei Bürgerservice Leben im Alter, Pflegestützpunkt, Begegnungsstätten, Pflegedienste, Kirchengemeinden, AK Psychotherapie in der zweiten Lebenshälfte),
· Mitwirkung in Gremien (regionale Arbeitskreise der Altenhilfe wie z. B. AG Ambulante Hilfen für Ältere, Netzwerk Demenz, Informationskreis für Angehörige am Bürgerhospital, Stadtteilrunden).

Entsprechend den Zuwendungsvereinbarungen fanden überdies Kooperationskontakte mit dem Besuchsdienst Vierte Lebensphase statt. Ebenso nutzten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Angebote der Fachberatung Demenz (Helferkreis, Betreuungsgruppen, fachliche Beratung, schriftliches Informationsmaterial).

7. Aktivitäten im Sozialraum
· Durchführung und Beteiligung an der Durchführung von Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Diensten und Institutionen,
· Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen,
· Präsentation der GerBera-Arbeit auf Messeständen bei verschiedenen Gruppierungen und Institutionen,
· Mitwirkung beim Netzwerk Demenz Stuttgart,
· Mitarbeit in stadtteilbezogenen Arbeitskreisen,
· Durchführung von Schulungen und Vorträgen bei verschiedenen Gruppierungen und Institutionen,
· Zusammenarbeit mit Begegnungsstätten für Ältere in allen Regionen sowie mit den Familien- und Begegnungszentren in Raitelsberg und in Stuttgart-Nord,
· Mitarbeit in verschiedenen Quartiersgruppen und Quartiersentwicklungs-Konzepten wie etwa in Cannstatt im Espan, im Sommerrain und in der Arbeitsgruppe „Seelberg plus“ oder beim Quartier 2020 "Älter werden in Stuttgart-Wangen“,
· Mitwirkung in regionalen Demenzinitiativen (Netzwerk „Gemeinsam für ein demenzfreundliches Bad Cannstatt“, „Demenzinitiative Stuttgart-West“ und Netzwerk Demenz Stuttgart-Ost),
· Mitwirkung beim „Europäischen Filmfestival der Generationen“ und bei einem „Aktionstag Demenz“ sowie bei „Magic Moments – besondere Augenblicke für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen“,
· Mitarbeit mehrerer GerBera Mitarbeitender bei der Arbeitsgruppe AUGEM (AG zur Unterstützung gerontopsychiatrisch erkrankter Migranten in Stuttgart).
8. Fortbildung
Im Rahmen der Qualitätssicherung nutzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von GerBera kontinuierlich Möglichkeiten für Fortbildungen und Erweiterung ihrer Kenntnisse und Erfahrungen.

Quelle:
Gemeinsamer Jahresbericht der acht GerBera-Dienste, 2019
Träger der Dienste: Caritasverband für Stuttgart e. V., Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V., Klinikum Stuttgart, Zentrum für seelische Gesundheit

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