Antrag vom 08/03/2011
Nr. 318/2011

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Agentur für kreative Freiräume

Brachräume, also ehemalige Wohn- oder Geschäftsräume, gibt es immer wieder und überall in der Stadt. Für private und öffentliche Immobilien finden sich oft nicht sofort Nachmieter oder neue bauliche Lösungen. Sichtbarer Leerstand aber wirkt sich schnell negativ auf ein Gebäude, sein Umfeld und das Quartier aus. Schlimmstenfalls beginnt ein städtebaulicher „Downturn“, der dann nur langwierig mit erheblichem Aufwand korrigiert werden kann.

Auf der anderen Seite sind junge Kreativunternehmen, Existenzgründer und Künstler gerade in Stuttgart händeringend auf der Suche nach solchen Brachräumen, um sie interimistisch als günstige Wohn-, Arbeits- und Ausstellungsräume zu nutzen. Solche Räumlichkeiten werden meist nur kurz- oder mittelfristig, etwa bis zum Beginn von Umbauarbeiten oder vor einem Abriss, angemietet und genutzt.

Solche Zwischennutzungen beflügeln die Stadtentwicklung und halten junge Kreativ- und Medienschaffende wie Designer, Gestalter, Architekten, Filmschaffende, Werber, Musiker usw. in der Stadt. Damit ist dieses Modell Ausdruck eines nachhaltigen Umgangs mit der Bausubstanz und dem knappen Flächenangebot. Auch in Stuttgart gibt es zahlreiche Beispiele zur Förderung einer kreativen Zwischennutzung. So wurden freie Ladenflächen mittels des Konzepts der „fliegenden Galerien“ nutzbar gemacht, die ehemalige Bahndirektion bietet als H7 heute Gründern und jungen Unternehmen aus der Kreativwirtschaft geeignete Büro- und Arbeitsräume und die ehemalige Mercedes-Niederlassung in der Türlenstraße beherbergt die Interimsspielstätte des Stuttgarter Staatstheaters, Büroräume für Kreative und Ingenieure sowie das Zentrum für Elektro-Mobilität.

Um sowohl die Ansprüche der Stadtplanung, der Wirtschaftsförderung als auch der Kreativwirtschaft aufeinander abzustimmen, installieren Städte wie Köln, Frankfurt, Bremen und Giessen oft so genannte „Leerstandagenturen“. Diese Agenturen vermitteln zwischen Vermietern und Raum suchenden Kreativen. Sie bilden einen Pool – in Form einer Datenbank – an leer stehenden Räumlichkeiten im Stadtgebiet, fungieren als Ansprechpartner sowohl für die Immobilienwirtschaft als auch für die Kreativwirtschaft und betreiben aktiv die Vermittlung geeigneter Räume. Gleichzeitig stellen sie den für eine spätere Nutzung unabdinglichen Kontakt zur genehmigenden Stadtverwaltung und deren verschiedenen Ämtern her. Häufig werden Leerstandsagenturen städtisch getragen, die Vermittlungsarbeit wird von Kennern der Szene geleistet bzw. unterstützt.

Wir beantragen:

1. Die Abteilung Wirtschaftsförderung bewertet die Effektivität gängiger Modelle von „Agenturen für kreative Freiräume“, macht Vorschläge zur Gründung einer solchen Agentur für die Landeshauptstadt Stuttgart und benennt die zu erwartenden Kosten. Dabei steht die Wirtschaftsförderung im Austausch mit der regionalen Wirtschaftsförderung um die Schaffung von Doppelstrukturen zu vermeiden.

2. Die Grundzüge der Agentur und haushaltsplanbezogene Anforderungen sollen zunächst im Ausschuss für Kultur und Medien bzw. im Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen vorgestellt werden.



Dr.Michael Kienzle Niombo Lomba Silvia Fischer


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