Landeshauptstadt Stuttgart
Technisches Referat
Gz:
T
GRDrs
54/2019
Stuttgart,
03/04/2019
Friedhofsentwicklungsplanung
Mitteilungsvorlage
Vorlage an
zur
Sitzungsart
Sitzungstermin
Ausschuss für Umwelt und Technik
Kenntnisnahme
öffentlich
26.03.2019
Bericht:
1. Situation der Friedhöfe der Landeshauptstadt Stuttgart
2. Stand der Digitalisierung der Abteilung Friedhöfe
Ausgangslage:
1. Situation der Friedhöfe der Landeshauptstadt Stuttgart
Generelle Bedeutung:
Die Städte haben eine besondere Verantwortung, das Kulturgut Friedhof als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge zu erhalten und die sozialen, ökologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Wertigkeiten der Friedhöfe für die Zukunft zu sichern. So sind Friedhöfe mehr als nur Beisetzungsorte für Tote. Sie sind gerade für Großstädte ein wichtiger Bestandteil der grünen Infrastruktur, haben einen hohen Erholungswert und sind zentrale Orte der Begegnung. Darüber hinaus sollte den Bürgerinnen und Bürgern ein vielfältiges Angebot an Bestattungsarten zu akzeptablen und erschwinglichen Gebühren ermöglicht werden.
Entwicklung der Friedhofskultur in Stuttgart:
Stuttgart hat historisch bedingt eine kleinteilige und vielfältige Friedhofslandschaft. Dies hängt mit der geschichtlichen Entwicklung Stuttgarts zusammen, da erst in den 30er- und Anfang der 40er- Jahren des letzten Jahrhunderts viele Ortschaften mit dörflicher Prägung sowie Kleinstädte eingemeindet wurden. Jeder dieser Orte hatte seinen Friedhof und die Bürgerschaft hielt und hält bis heute daran fest. Mit der GRDrs 328/2006 hat sich der Gemeinderat dafür ausgesprochen, dass wohnortnahe Beisetzungen auf den Stadtteilfriedhöfen grundsätzlich erhalten werden sollen.
Waren Erdbestattungen bis in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts noch die Regel, so entwickelte sich in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg auch eine größere Akzeptanz im Hinblick auf die Feuerbestattung. Inzwischen werden zwei Drittel aller Beisetzungen in Stuttgart als Urnenbeisetzungen durchgeführt.
Aufgrund des gesellschaftlich bedingten Wandels in der Bestattungskultur und der damit einhergehenden Nachfrage nach möglichst pflegeleichten oder pflegefreien Grabstellen werden den Bürgerinnen und Bürgern auf den Stuttgarter Friedhöfen bereits seit längerem alternative Grabarten wie Baumgräber, Rasengräber und Gemeinschaftsgrabanlagen angeboten.
Veränderungen:
Der anhaltende Wandel im Friedhofs- und Bestattungswesen stellt bereits bundesweit die Friedhofsträger vor strukturelle und finanzielle Herausforderungen. Der Trend von der Groß- zur Kleinfamilie, die Heterogenität der Gesellschaft, die sich in ganz unterschiedlichen Bedürfnissen und verschiedenste Bestattungskulturen wiederspiegelt, der zunehmende Konkurrenzkampf von Anbietern verschiedenster Leistungen im Friedhofswesen, die demografischen Entwicklungen sowie die spürbar gestiegenen Anspruchshaltungen der Bürgerinnen und Bürger wirken sich bereits deutlich auf die Friedhöfe aus. Diese Veränderungen sind irreversibel, so dass die Friedhofsverwaltungen gezwungen sind, sich diesen Aufgaben zu stellen und sich strategisch / thematisch darauf auszurichten. Bereits heute sind von ca. 160.000 Grabstätten nur noch ca. 105.000 belegt - mit weiter sinkender Tendenz. Die Auslöser für die stark gestiegenen Grabrückgaben sind vielschichtig. Diese müssen dringend analysiert werden, damit dieser Tendenz mit entsprechenden Maßnahmen gezielt entgegengewirkt werden kann.
Ziel:
Um die zunehmenden Problemfelder im Friedhofsbereich zur Diskussion zu stellen, wurde das Landschaftsarchitektur Büro PlanRat im Frühjahr 2018 beauftragt, exemplarisch für den Friedhof Feuerbach eine gutachterliche Stellungnahme für eine mögliche Friedhofsentwicklung dieses Friedhofs zu fertigen. Dabei ist das übergeordnete Ziel der Friedhofsentwicklungsplanung die langfristige Sicherung bzw. Verbesserung insbesondere der wirtschaftlichen Situation unter Beibehaltung der bestehenden Stadtteilfriedhöfe sowie einer angepassten Flächenplanung.
Des Weiteren wird auf den folgenden Vortrag von Herrn Dr. Venne, Landschaftsarchitektur PlanRat, verwiesen.
Finanzierung:
Wie aus dem Bericht von Herrn Dr. Venne, Landschaftsarchitektur Büro PlanRat, hervorgeht, besteht die Notwendigkeit flächendeckend ein strategisch / wirtschaftliches Konzept für die Stuttgarter Friedhöfe zu erarbeiten
.
Die dafür benötigten Haushaltsmittel in Höhe von ca. 200.000 € werden zu den Haushaltsplanberatungen 2020/2021 angemeldet.
2. Stand der Digitalisierung der Abteilung Friedhöfe
Die umfassende Digitalisierung des Friedhofbereichs ist ein großer Meilenstein. Auch die im Hinblick auf die erforderliche Friedhofsentwicklungsplanung bereits genannten Entwicklungen werden durch diese Maßnahmen positiv beeinflusst. Im digitalen Zeitalter werden von jungen wie auch älteren Bürgern Informationen verschiedenster Art wie z. B. Grablagen oder die Abwicklung von Verwaltungsvorgängen immer stärker eingefordert. Mit der Digitalisierung des Friedhofbereichs ist auch eindeutig die Attraktivität der Friedhöfe verbunden. Nur die Friedhofsverwaltungen, die sich den digitalen Herausforderungen stellen, werden mittel- bis langfristig durch die Präsenz im Internet einen wichtigen Baustein haben, um die Zahl an Bestattungen halten können.
Im Rahmen der Digitalisierung wurde auch die Notwendigkeit, digitale Pläne für das Friedhofwesen zu erstellen deutlich. Bisher liegen die Friedhofspläne fast ausschließlich in Papierform vor. Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt ist deshalb mit dem Stadtmessungsamt in Kontakt getreten, um hier die notwendige Unterstützung und das erforderliche Fachwissen bei einem Umstieg von Papierplänen in digitale Pläne zu erhalten. Die Maßnahme stellt eine Ergänzung zur Gemeinderatsdrucksache 37/2017 dar. Dabei wurde auch auf eine Visualisierung der kartographischen Aufbereitung von Grabinformationen, wie z. B. die Darstellung des Belegungsstatus, geachtet.
FIM (Friedhofs-Informations-Management) ist das seit ca. dem Jahr 2000 von der KDRS (Kommunale Datenverarbeitung Region Stuttgart) / jetzt ITEOS empfohlene und unterstützte Verfahren für die Friedhofsverwaltung. FIM ist bis heute beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt im Einsatz und wird im Rahmen der vom Gemeinderat 2017 beschlossenen Digitalisierung derzeit umfassend ausgebaut. Dabei wurden bereits einige Meilensteine erreicht wie z.B. die Erarbeitung der Inhalte einer E-Akte, Umsetzung der technischen Voraussetzungen für das Einscannen der Akten, Darstellung von Arbeitsprozessen, etc.
Das Fachsystem FIM soll in diesem Zuge um eine kartenbasierte Komponente auf das stadtweite WebGIS GEOLINE.pro erweitert werden. Zum einen soll es damit für die interne Verwaltung möglich werden, Auswertung und Visualisierung auf Basis räumlicher Informationen darzustellen. Zum anderen sollen die neu entstehenden Geodaten für interaktive digitale Anwendungen zur Bürgerauskunft im Internet eingesetzt werden können. So sollen zukünftig mit Hilfe des Programms GEOLINE.flex z.B. die Lage der angebotenen Grabarten, die Belegung und auch die Dauer der Belegung in den Plänen visuell darstellbar sein. Besonders in den Beratungsgesprächen der Friedhofsaufseher mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Stuttgart ist diese Visualisierung der Friedhöfe eine moderne und besonders zweckmäßige Arbeitshilfe.
Zur Digitalisierung der Pläne ist ergänzend vorgesehen, mit Hilfe einer transportablen Panorama Kamera (360 Grad Kamera) die Friedhöfe aufzunehmen und im Internet den Angehörigen von Verstorbenen oder interessierten Bürgerinnen und Bürgern Eindrücke der jeweiligen Friedhöfe – Außengelände sowie Gebäuden samt deren Räumlichkeiten – zu vermitteln.
Ziel:
Die starke und zunehmende Konkurrenz und dem dadurch entstehenden Druck zu den großen Online Bestattungsunternehmen und Friedhofsträgern kann nur mit eigenen Online Angeboten begegnet werden.
Besonders gute Erfahrungen haben bereits Friedhofsverwaltungen anderer Gemeinden / Städte beispielsweise mit der Vermarktung von erhaltenswerten Grabstätten im Internet gemacht.
Um mittelfristig digitale Informationen für die Bevölkerung als Bürgerservice zur Verfügung stellen zu können, müssen bereits jetzt die erforderlichen Basisdaten erarbeitet und in die digitale Umsetzung gebracht werden.
Im Pilotprojekt, die exemplarische Untersuchung des Feuerbacher Friedhofs 2018, wurde für die Umsetzung der Anforderungen für die 41 Friedhöfe im Stadtgebiet ein Personalaufwand von drei Personenjahren ermittelt. Die erforderlichen Softwarekomponenten werden im Laufe des Pilotprojekts erstellt und können eingesetzt werden. Die technischen Geräte sind im Stadtmessungsamt vorhanden.
Zu den im Projekt anfallenden Aufgaben gehören:
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Scannen der analogen Pläne
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Georeferenzen der digitalen Pläne (Raumbezug des eingescannten Planes herstellen/Verortung)
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Erfassen der geforderten Elemente (Friedhof, Abteilung …. Grab)
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Erstellen und Integration von 360 Grad Bildern
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Erfassen weiterer Daten (z.B. zur Grundlage von Angeboten zur Navigation zu Gräbern oder ausweisen von Baumschonbereichen, Zugängen, Toiletten)
Des Weiteren wird auf den folgenden Vortrag des Stadtmessungsamtes verwiesen.
Finanzierung:
Die aus der Digitalisierung der Pläne ergebenen Kosten errechnen sich aus dem berechneten Personaleinsatz. Das Stadtmessungsamt hat für die Digitalisierung der 41 Friedhöfe eine befristete Stelle zum Doppelhaushalt 2020/2021 beantragt.
Beteiligte Stellen
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Vorliegende Anträge/Anfragen
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Dirk Thürnau
Bürgermeister
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