Landeshauptstadt Stuttgart
Technisches Referat
Gz:
T
GRDrs
369/2023
Stuttgart,
04/17/2023
Die Stuttgarter Bäder
- ein nachweislich gemeinwohlorientierter Eigenbetrieb -
Abschluss der Gemeinwohl-Ökonomie-Auditierung mit Zertifizierung
Mitteilungsvorlage
Vorlage an
zur
Sitzungsart
Sitzungstermin
Bäderausschuss
Kenntnisnahme
öffentlich
05.05.2023
Bericht:
Gemeinwohl-Ökonomie/Vollbilanz des Eigenbetriebs Stuttgarter Bäder nach der Gemeinwohl-Matrix 5.0
Das Modell der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) mit dem dazugehörigen Steuerungsinstrument der Gemeinwohl-Bilanz beschreibt eine sozial gerechte, nachhaltige und ethische Wirtschaftsordnung. Als Alternative zum gegenwärtigen Wirtschaftsverständnis, dass überwiegend auf der monetären Bewertung von Betrieben basiert, baut sie auf den Werten Menschenwürde, ökologische Verantwortung, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, demokratische Mitbestimmung und Transparenz in Bezug auf Lieferanten*innen, Eigentümer*innen, Mitarbeitende, Kunden*innen und das gesellschaftliche Umfeld auf.
Um den Gemeinwohlbeitrag (Wert für die Gesellschaft) der Stuttgarter Bäder (STB) messbar und für die Bürgerschaft sichtbarer zu machen, haben die STB für das Jahr 2021 eine Gemeinwohl-Vollbilanz erstellt und sich nach den anerkannten Regeln der GWÖ bilanzieren lassen. Die Bilanzierung und Bewertung der STB im Hinblick auf deren Gemeinwohl-Leistungen wurde im Rahmen eines externen Auditverfahrens durchgeführt.
Dieses Auditverfahren wurde am 5. April 2023 abgeschlossen. Auf einer Punkteskala von minus 3.600 Punkten bis plus 1.000 Punkte erreichten die STB plus 417 Punkte. Somit wurden die gemeinwohlorientierten Leistungen der STB von der Initiative der GWÖ als „erfahren“ eingestuft. Mit diesem guten und offiziell bestätigten Ergebnis haben die STB eine Grundlage um durch die Planung und Umsetzung von weiteren machbaren Maßnahmen ihre Gemeinwohl-Leistungen noch weiter zu steigern.
Im Rahmen ihres demokratisch legitimierten und satzungsgemäßen Auftrags betreiben die STB die städtischen Thermen (DAS LEUZE, SoleBad Cannstatt, Mineralbad Berg), Hallenbäder (Feuerbach, Heslach, Plieningen, Sonnenberg, Vaihingen, Zuffenhausen, Leo-Vetter-Bad, Sportbad NeckarPark) und Freibäder (Möhringen, Rosental, Sillenbuch, Killesberg, Inselbad Untertürkheim).
Im Sinne der kommunalen Daseinsvorsorge handeln die STB nach Gemeinwohlwerten und erfüllen einen öffentlichen Zweck. Dieser ergibt sich aus der Förderung und Wiederherstellung der Gesundheit, der sportlichen Betätigung, des sozialen Ausgleichs und der Teilhabe sowie der Erholung und Freizeitgestaltung. Die STB stellen dafür die notwendige Wasserfläche zu unterschiedlichen Nutzungszwecken für die Öffentlichkeit, die Schulen und die Vereine zur Verfügung. Darüber hinaus leisten sie durch das Angebot von Schwimmkursen einen großen Beitrag um die Schwimmfähigkeit insbesondere von Kindern zu erhöhen.
In unseren Bädern finden unterschiedlichste Menschen aus allen Gesellschaftsgruppen eine quantitative und qualitative Angebotsvielfalt zu sozialverträglichen Gemeinwohl-Preisen vor. Das übergeordnete Ziel unserer Preisgestaltung ist es, möglichst die gesamte Bürgerschaft zu einer gesunden Lebensweise, zur sozialen Teilhabe und Gemeinschaftserlebnissen im öffentlichen Raum zu motivieren. Damit stärken wir die bürgerschaftliche Gemeinschaft und fördern den Zusammenhalt der Gesellschaft.
Zusammenfassend haben die STB in ihrer ersten Gemeinwohlbilanz ihre Erfahrenheit im Umgang mit gemeinwohlorientierten Werten dargelegt. Es wurde gezeigt, dass die STB im Umgang mit den Badegästen, den eigenen Beschäftigten und der breiten Öffentlichkeit in einem guten Dialog stehen. Prozesse wie das Beschwerdemanagement für die Badegäste und das Vorschlagswesen für die Mitarbeitenden sind bereits gut etabliert und werden fortlaufend weiterentwickelt.
Auf die Anforderungen der Corona-Epidemie wurde vom Eigenbetrieb sorgfältig und flexibel reagiert, die Einbußen konnten mit der Unterstützung der Landeshauptstadt Stuttgart (LHS) gut überstanden werden.
Eine sehr große Herausforderung der nächsten Jahre wird sein, den Betrieb der STB möglichst ressourcensparend und klimaneutral zu gestalten (GRDrs 220/2022, Klimaschutz in den Stuttgarter Bädern „Gestern, heute und in der Zukunft“). Zur Erreichung dieser und weiterer Ziele wurde ein umfassender und mehrjähriger Bäderentwicklungsplan erstellt und eine Reihe von Maßnahmen bereits umgesetzt. Der Bäderentwicklungsplan 2030 ist eine vorausschauende Betrachtung für alle Stuttgarter Bäder auf Basis aktueller Informationen (Stand 2017/2018) die in den folgenden Jahren zum Erhalt und zur Attraktivitätssteigerung der kommunalen Bäderinfrastruktur anstehen (GRDrs 990/2018, Bäderentwicklungsplan 2030 der Landeshauptstadt Stuttgart - eine ganzheitliche Betrachtung).
Im Bereich ethische Beschaffung gibt es noch keine systematischen Prozesse zur Evaluation der gesamten Lieferkette bzgl. gemeinwohlorientierter Werte. In Zusammenarbeit mit der LHS gibt es hier noch ein größeres Potential nach oben.
Die Ergebnisse aus der GWÖ-Auditierung werden vom Eigenbetrieb bewertet und mit der Unternehmensstrategie abgeglichen. Im Anschluss werden die Bereiche mit dem größten Verbesserungsbedarf und Verbesserungspotential identifiziert um Machbarkeiten für neue Maßnahmen zu überprüfen.
Im Jahr 2015 wurden von den Vereinten Nationen 17 Ziele für eine globale, nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) im Rahmen der „Agenda 2030“ verabschiedet. Das Ziel: Die Verbesserung hin zu einer Welt, in der jeder ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich effektiv handelt. Stuttgart setzt sich dafür ein, die Nachhaltigkeitsziele auf kommunaler Ebene umzusetzen. Um die Umsetzung der UN
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Ziele in der Stadtverwaltung zu verankern, hat der Gemeinderat das Projekt „Globale Entwicklungsziele“ ins Leben gerufen. (vgl.
https://www.stuttgart.de/leben/internationale-beziehungen/stuttgart-global-und-nachhaltig.php
)
Die 17 globalen Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung
© United Nations
Innerhalb der Gemeinwohl-Bilanz kann jeder Gemeinwohl-Themenkomplex eines oder mehrere der SDGs fördern - je nachdem wie stark die zugehörigen GWÖ-Aktivitäten vom Unternehmen ausgestaltet werden können. Auch die gemeinwohlorientierten Leistungen und Ziele der STB haben positive Auswirkungen auf einen Teil der 17 Entwicklungsziele der Vereinten Nationen.
Zum Beispiel
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verfolgen wir als Eigenbetrieb der LHS das Ziel, alle unsere Bäder klimaneutral zu betreiben (GRDrs 220/2022) und dienen somit den in den Ziffern 7, 8, 11 und 13 dargestellten Entwicklungszielen.
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Mit dem Zweck Förderung und Wiederherstellung der Gesundheit für die Bürgerschaft decken die STB das 3. Ziel „Gute Gesundheitsversorgung“ der UN-Entwicklungsziele im Rahmen ihrer Möglichkeiten größtenteils ab.
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Das in Ziffer 6 dargestellte Entwicklungsziel „sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen“ wird von den STB mit dem Unterhalt und dem Betrieb der Stuttgarter Heil- und Mineralwasserquellen positiv beeinflusst.
Somit leisten auch die STB ihren Beitrag innerhalb der LHS die UN-Ziele auf lokaler Ebene mit konkreten Maßnahmen umzusetzen.
Durch eine neue EU-Richtlinie aus 2022 zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD) sind zukünftig bestimmte Unternehmen zur Veröffentlichung von Informationen zur Nachhaltigkeit in ihren Geschäftsberichten verpflichtet. Diese neuen EU-Vorschriften müssen noch in nationales Recht überführt werden. Sollten die STB, als Eigenbetrieb, zukünftig verpflichtend in ihren Jahresabschlüssen zur CSRD berichten müssen, so kann größtenteils auf die Ausführungen zur Nachhaltigkeit im STB-Gemeinwohlbericht zurückgegriffen werden.
Die erfolgte GWÖ-Zertifizierung sehen wir auch als Chance, unsere Position als gemeinwohlorientierter Betrieb der Daseinsvorsorge stärker in der Öffentlichkeit zu verankern. Aus dem umfangreichen Bericht werden wir daher die für uns wesentlichen Punkte herausgreifen und in einer anschaulichen Kurzbroschüre zusammenstellen, beschreiben und visualisieren.
Diese Broschüre wird in einem handlichen Format erstellt werden und geht nach der Produktion an den Gemeinderat. Des Weiteren werden wir diese auch in allen unseren Bädern für unsere interessierten Gäste auslegen und in digitaler Form auf unsere Webseite stuttgarterbaeder.de stellen, um sie so der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Beteiligte Stellen
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Vorliegende Anträge/Anfragen
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Dirk Thürnau
Bürgermeister
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