Protokoll:
Ausschuss für Umwelt und Technik
des Gemeinderats der Landeshauptstadt Stuttgart
Niederschrift Nr.
TOP:
256
3
Verhandlung
Drucksache:
GZ:
Sitzungstermin:
19.06.2018
Sitzungsart:
öffentlich
Vorsitz:
BM Pätzold
Berichterstattung:
die Herren Gießmann (SSN GROUP AG) und
Spengler (Steidle Architekten)
Protokollführung:
Frau Sabbagh
pö
Betreff:
Eiermann-Campus in Stuttgart-Vaihingen
- Überarbeitung des Siegerentwurfs "Garden Campus
Vaihingen"
- weiteres Vorgehen
- mündlicher Bericht -
BM
Pätzold
schickt voraus, dass das Projekt den Eigentümer gewechselt habe, was eine längere Überarbeitung des Wettbewerbsentwurfs nach sich gezogen habe.
Das neue Konzept wird von den Siegern des Wettbewerbs, Steidle Architekten - Herrn
Spengler
- sowie dem Investor SSN GROUP - Herrn
Gießmann
- vorgestellt. Die Präsentation kann aus Kapazitätsgründen diesem Protokoll nicht als Dateianhang hinterlegt werden. Sie ist dem Originalprotokoll und dem Protokollexemplar für die Hauptaktei in Papierform beigefügt.
BM
Pätzold
merkt an, die Seilbahn sei Teil der Machbarkeitsstudie. Von deren Ergebnis hänge es ab, ob die Seilbahn realisiert werde.
Die Vertreter der Fraktionen danken für die detaillierte Darstellung.
StR
Dr. Vetter
(CDU) geht davon aus, dass Herr Gießmann gegenüber der
GERCHGROUP beim Erwerb einen entsprechenden Risikoabschlag geltend gemacht habe, da er noch nicht wisse, was auf dem Areal gebaut werden dürfe. Das Projekt habe durch die Überarbeitung eindeutig an Qualität gewonnen. Dafür sei Zeit erforderlich. Mit der Überarbeitung könnten 33.000 m² Geschossfläche zusätzlich realisiert werden. Er bedankt sich ausdrücklich für den Bau der Grundschule.
Als größtes Handicap macht er den Verkehr aus. Er bittet um Erläuterung, wie z. B. der interne Verkehr - Anlieferung durch Paketdienste, Umzugsspeditionen, Mobilität von Menschen mit Behinderung, Parkplätze für Besucher, Ärzte, mobile Pflegedienste - funktionieren solle. Letzteren könne man keinen zehnminütigen Fußweg vom und zum Parkhaus zumuten. In Bezug auf die Baustellenabwicklung über die Pascalstraße erkundigt er sich nach dem zeitlichen Horizont.
Mit dem in der Überarbeitung erhöhten Gewerbeanteil sei man dem Wunsch seiner Fraktion sehr entgegengekommen, wofür er sich bedanke. Den aktuellen Anteil von einem Drittel Gewerbe und zwei Drittel Wohnen könne seine Fraktion mittragen. Interessant wären nur noch die absoluten Einwohnerzahlen und die voraussichtliche Zahl der Arbeitsplätze.
Der See sollte möglichst nutzbar sein, da Wasser in der Stadt ohnehin Mangelware sei. Im Winter könnte er eventuell als Eisbahn genutzt werden.
Um Übermittlung der detaillierten Präsentation bittet StRin
Schiener
(90/GRÜNE). Dies wird ihr von der Verwaltung zugesagt. Sie weist auf die Diskussion hin, dass bei einem sehr geringen Wohn- und hohen Gewerbeanteil eine Geisterstadt entstehe. Ein sehr wichtiger Punkt sei die Mobilität. Der ÖPNV müsse gestärkt werden, u. a. auch mit einer Seilbahn, die der frühere Investor zugesagt habe. Mit Blick auf die IBA erinnert sie daran, dass aktuell nur ein Aufstellungsbeschluss vorliege.
StRin
Kletzin
(SPD) begrüßt die Erhöhung des Hochpunktes. Bei der Mobilität müssten auch die Themen Carsharing und Mobilitätshub einbezogen werden. Zwischennutzungen seien für die Stadt wichtig, das Konzept hierfür müsse gut diskutiert und kommuniziert werden. Auf der anderen Seite brauche man aber auch Verlässlichkeit für Planungen.
Auch StR
Pantisano
(SÖS-LINKE-PluS) überzeugt die Überarbeitung noch mehr als das Wettbewerbsergebnis. Er lobt insbesondere das Schleifengebäude. Die Mobilität sei problematisch und betreffe den gesamten Stadtbezirk Vaihingen, in dem die Anzahl der dort arbeitenden Menschen gefühlt höher sei als die Anzahl der dort lebenden Menschen. Dies produziere ein riesiges Verkehrsaufkommen.
Studien hierzu habe das Fraunhofer Institut bereits vor dem Wettbewerb erstellt. Er bittet um nähere Informationen zur Entwicklung des Verkehrsaufkommens insgesamt in Vaihingen. Zur Innovation gehöre seiner Ansicht nach auch, dass der Verkehr nicht nur unter der Erde versteckt werde, sondern dass es auch Wohngebäude ohne Autos - wie z. B. in Zürich - gebe. Immer mehr Menschen wollten eine Wohnung ohne Parkplatz und die damit verbundenen Kosten. Er bittet die Verwaltung, die Stellplatzreduzierung soweit wie möglich durch Carsharing oder Bikesharing zu nutzen. Das Verkehrsaufkommen müsse so reduziert werden, dass für Vaihingen ein Mehrwert entstehe. Dazu gehöre z. B., dass die Wohnungen, die dort entstünden, als Mitarbeiterwohnungen für die Menschen angeboten würden, die dort auch arbeiteten. Damit entscheide sich seiner Ansicht nach, ob das Projekt ein stadtplanerischer Erfolg werde oder nicht. Im aktuellen Stadium sollte auch geprüft werden, ob Tempo 30 auf der Pascalstraße möglich wäre und wie sich dies auf den Lärm auswirken würde.
Der SIM-Anteil sollte in diesem Projekt von 20 auf 30 % erhöht werden. Er erinnert an einen Antrag seiner Fraktionsgemeinschaft vor zwei Jahren und bekundet seine Freude, dass in den Eiermann-Gebäuden Startups entstehen sollten. Dies sehe er als ideale Nutzung an. Er hätte es begrüßt, wenn die Stadt das Areal selbst hätte entwickeln können. Auch wechselnde Konzepte und flexible Zwischennutzungen in den anderen Gebäuden könne er befürworten.
Das Projekt müsse auf jeden Fall im Bezirksbeirat vorgestellt werden. Die Planungen sollten mit der Bevölkerung diskutiert werden.
Den aktuellen Stand des sehr innovativen Projekts begrüßt StR
Dr. Oechsner
(FDP). Auch er weist auf das Verkehrsproblem in Vaihingen hin, das man aber - eventuell auch mit einer Seilbahn - lösen könne.
StR
Schupeck
(LKR) erscheint das Projekt ebenfalls sehr gelungen.
Zu den Fragen und Anmerkungen führt Herr
Spengler
aus, jedes Haus werde behindertengerecht sein, mit Zugängen im UG und EG. Die Wege zwischen den Gebäuden seien für Fußgänger ausgelegt, verfügten aber seitlich über eine Ertüchtigung, sodass die Feuerwehr und Umzugs-LKWs dort ebenfalls fahren könnten. Besucher könnten entweder den ÖPNV nutzen oder in einer der beiden Besuchergaragen parken. Spannend, wenngleich sehr komplex, wäre in seinen Augen auch eine Seilbahn. Mobility Hubs seien an den Punkthäusern bzw. am Wohnturm geplant. Die Überlegungen des
Fraunhofer-Instituts wolle man berücksichtigen. Auf dem Areal biete sich die Chance, neben interessanten Häusern auch im Hinblick auf die Mobilität etwas Eigenständiges zu gestalten. Mit Mobilitätskonzepten, die Carsharing, Fahrräder und E-Bikes beinhalteten, könne der Stellplatzschlüssel bereits etwas reduziert werden.
Die Zahl der Arbeitsplätze auf den 40.000 m² könne er spontan nicht beziffern. Wohnen würden auf diesem Areal grob geschätzt 3.235 Einwohner plus 90 im Pflegeheim und ca. 390 Studierende.
Der See würde das gesamte Quartier aufwerten. Dazu sollte er nutzbar sein. Hier, insbesondere auch in Bezug auf den Sprungturm, seien einige rechtliche Fragen zu klären.
Startups sollten mit dem Studierendenwohnheim verbunden werden. Dies könne ein Leuchtturmprojekt werden.
Die Kommunikation mit Vaihingen finde statt. Zwischen der ersten und zweiten Wettbewerbsphase hätten gerade die Bürger eine Erhöhung des Wohnturms angeregt.
Grundsätzlich orientierten sich die Wohnhäuser nach Süden. Lediglich im Baufeld 1 habe man ein Gebäude spiegeln müssen.
Er bietet an, die Präsentation den Mitgliedern des Ausschusses nicht nur zu übermitteln, sondern auf Wunsch auch in den Fraktionen Bericht zu erstatten und auf Fragen einzugehen.
Herr
Gießmann
bekundet zunächst seine große Freude über das Feedback. Es gehe nun so weiter, dass im zweiten Schritt jedes Thema in Workshops erarbeitet werde. Ein Meinungsbild sei unabdingbar, und man müsse die Stakeholder einbeziehen. In Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit wolle man die Arbeit des vorherigen Investors fortführen und sogar noch verstärken.
Die Zwischennutzung sei eine Herausforderung. Die Nachfrage nach Flächen im Gebäude von Kammerer & Belz sei relativ hoch. Zum einen werde die SSN ihr Regionalbüro dort einrichten, ebenso eine Reihe der Projektpartner. Dieses Gebäude werde sich relativ schnell mit Leben füllen, was sich wiederum positiv auf das gesamte Areal auswirken werde.
Zum Zeitplan merkt er an, die Zusammenarbeit in diesem Projekt verlaufe seit fast einem Jahr hervorragend. Man wolle hier ein gemeinsames Team aufbauen. Natürlich gebe es ein unternehmerisches Risiko, doch wäre dieses deutlich höher, wenn sich die Beteiligten gegenseitig blockierten. Das Miteinander und die Klärungen vorab, die natürlich Zeit in Anspruch nähmen, ersparten jedoch im weiteren Verlauf viele Probleme.
Damit stellt BM
Pätzold
Kenntnisnahme
fest.
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