Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales und gesellschaftliche Integration
Gz: SI
GRDrs 427/2022
Stuttgart,
06/23/2022


Umsetzung des Programms „HaLT – Hart am Limit“ in Stuttgart



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Sozial- und GesundheitsausschussKenntnisnahmeöffentlich18.07.2022

Bericht:


Das Gesundheitsamt hat bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA und dem Bündnis der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-Bündnis) einen Projektantrag zur Teilnahme am Alkoholpräventionsprogramm „HaLT – Hart am LimiT“ Online unter: https://www.halt.de/halt-programm/was-ist-halt.html gestellt. Dieser Antrag wurde Ende 2021 genehmigt. Die Projektumsetzung läuft über das gesamte Jahr 2022.

HaLT ist ein bundesweites Programm zur Prävention von jugendlichem, exzessivem Alkoholkonsum. Es ist evaluiert und evidenzbasiert und als lernendes Netzwerk konzipiert. Das Gesamtkonzept wird unter Einbezug aktueller Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis kontinuierlich weiterentwickelt. Gefördert wird das bundesweite Programm vom GKV-Bündnis für Gesundheit über Gelder des Präventionsgesetzes (PrävG).

Die Konzepte und Instrumente sind in Arbeitspaketen verfügbar und werden im Rahmen einer Festbetragsfinanzierung mit 10% Eigenbeteiligung erbracht. Es werden keine Personalstellen gefördert, sondern Arbeitspakete und verschiedene Module. Es stehen Arbeitspakete zur Koordination, Vernetzung und zum Qualitätsmanagement zur Verfügung sowie ausgewählte Präventionsmodule.

Eine Landeskoordinierungsstelle des Sozialministeriums unterstützt die Umsetzung des Programms und vertritt die Interessen der Projektnehmer auf Landes- und Bundesebene und steht bei Fragen zur Verfügung.

Die Beauftragte für Suchtprophylaxe im Gesundheitsamt übernimmt als Standortkoordinatorin die Steuerungsaufgaben für Stuttgart als HaLT-Standort und koordiniert das Vorgehen im Sinne der LHS Stuttgart. Die Steuerungsaufgaben übernimmt die Beauftragte für Suchtprophylaxe im gegebenen Stellenumfang.

Die Umsetzung der Arbeitspakete wird im Rahmen der Vergabe von Aufträgen an Träger der Stuttgarter Suchtprävention übertragen.

Beantragte Förderung Implementierung 7.800 €
Beantragte Förderung Maßnahmen 58.800 €
Gesamtförderung 66,600 €

Das Programm setzt sowohl auf individueller (verhaltensbezogener) Ebene als auch auf struktureller Ebene (Verhältnisprävention) an. Als drittmittelfinanziertes Projekt nimmt es im Rahmen der suchtpräventiven Arbeit der Landeshauptstadt Stuttgart im Jahr 2022 eine wichtige Rolle ein und wird in drei Bausteinen umgesetzt:


Im ersten Baustein steht die Intensivierung des Austausches der Stuttgarter Suchthilfe und Suchtprävention mit Stuttgarter Kliniken im Fokus. Auf diese Weise soll u. a. die nachhaltige Weiterentwicklung des Angebotes „Olgäle“ für alkoholintoxikierte Jugendliche unterstützt werden. Ziel ist es, zukünftig alle Jugendlichen, die mit einer Alkoholintoxikation (auch Mischkonsum) in Stuttgarter Kliniken eingeliefert werden, ein Beratungsangebot machen zu können. Das Angebot zum Beratungsgespräch soll in Form von Flyern im Rahmen der Krankenhausbehandlung an die betroffenen Stuttgarter Jugendlichen ausgegeben werden. Vgl. GRDrs 583/2021: Jahresbericht der Stuttgarter Suchtprävention 2020. Hier wird die inhaltliche Neuausrichtung des Angebots Olgäle ausführlich beschrieben. Ab S. 15. Dazu werden die Ressourcen des HaLT-Programms für Netzwerkaus- und Netzwerkaufbau genutzt, um einen intensiven Austausch zwischen Suchtpräventionsträger und Stuttgarter Kliniken zu fördern. Das soll die Nachhaltigkeit des weiterentwickelten Regelangebots „Olgäle“ verbessern und günstige Effekte über die Förderdauer hinaus bewirken.

Im Rahmen des zweiten Bausteins „Prävention der fetalen Alkoholspektrumstörung (FASD)“ wird das Angebote von Pro Kids (Caritas Stuttgart) um einen neuen Baustein erweitert. Pro Kids ist das Angebot für sucht- und psychisch belastete Familien, Fachkräfte und Kooperationspartner*innen in Stuttgart. Das neue Angebot klärt junge Menschen frühzeitig über die Folgen von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft auf. Das Angebot zur Prävention von FASD soll das bisherige Portfolio des Trägers auch über das Projektende hinaus erweitern und deckt einen wichtigen Präventionsbedarf in Stuttgart ab. Vgl. GRDrs 426/2022 Jahresbericht der Suchtprävention 2022, S.13).

In Deutschland sind geschätzt 1 % der Neugeborenen von der Fetalen Alkoholspektrumstörung betroffen. Statistisch bedeutet das für Baden-Württemberg, dass jährlich rund 1.100 Neugeborene mit dieser Behinderung geboren werden. „FASD ist eine zu hundert Prozent vermeidbare Behinderung“ erklärt die Landesstelle für Suchtfragen in Baden-Württemberg. Landesstelle für Suchtfragen in Baden-Württemberg. Online unter: https://lss-bw.de/stellungnahme-alkoholgeschaedigte-kinder-in-baden-wuerttemberg-fetal-alcohol-spectrum-disorder/ Legt man diese Schätzung zu Grunde, werden in Stuttgart rund 67 Neugeborene im Jahr mit FASD geboren. Diese Kinder weisen neben vieler körperlichen Einschränkungen auch ein erhöhtes Suchtpotential auf.

Der Fokus des dritten Bausteins liegt auf trägerübergreifenden, verhältnispräventiven Aktionen zum Thema Alkohol über das gesamte Jahr 2022. Ziel dieses Bausteines ist es, das „gesamtgesellschaftliche Hinsehen“ in Stuttgart zu fördern und das Thema Alkohol im öffentlichen Diskurs zu verankern.

FOGS empfiehlt in den Handlungsempfehlungen der Evaluation des Stuttgarter Suchthilfesystems explizit eine stärkere Gewichtung von Maßnahmen struktureller Prävention bzw. eine stärkere Fokussierung auf Verhältnisprävention. Vgl. GRDrs 571/2019: Evaluation der ambulanten Suchthilfe und Suchtprävention der Landeshauptstadt Stuttgart“, Anlage 1. S. 156.

Die Umsetzung des Programms HaLT ist gut gestartet:

Im Rahmen der Aktionswoche Alkohol hat eine Kooperationsveranstaltung mit dem Jugendkulturzentrum CANN und den Trägern des Suchthilfeverbundes stattgefunden. Eingeladen wurde zu einem Awareness Konzert Alkohol der Band DASWILLMANN, die das Thema Alkohol authentisch aufbereitet und musikalisch sehr ansprechend umgesetzt hat. Es gab für jede Besucher*in einen alkoholfreien Summerdrink, viele Informationen zum Konsum von Alkohol und einen Rauschbrillen-Parcours. Die Veranstaltung für Jung und Alt endete mit einer Open Stage.

Weiter sind erste Angebote zur Prävention von FASD in Planung. Diese sollen im bestehenden Präventionsangebot für Schulen implementiert werden und auch nach Projektende abrufbar sein.

Die Gespräche mit den Kliniken verlaufen sehr positiv und informativ. Die Flyer zum Beratungsangebot für intoxikierte Jugendliche sind gedruckt und werden verteilt. Begleitend werden die Bedarfe der Kliniken an Informationen über das Suchthilfesystem erhoben, um die Kommunikationswege an dieser Schnittstelle zu intensivieren. Das soll die gelingende Umsetzung der neu ausgerichteten Angebote dauerhaft unterstützen.

Die kommunale Alkoholprävention der LHS Stuttgart kann durch die Teilnahme am HaLT-Programms im Jahr 2022 deutlich unterstützt werden. Sie greift auf ein evaluiertes Programm zurück und nutzt dieses, um die bestehenden Präventionsangebote intensiv weiterzuentwickeln und nachhaltig zu gestalten.







Dr. Alexandra Sußmann
Bürgermeisterin





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