Antrag und Anfrage vom 02/24/2017
Nr. 56/2017

Antrag und Anfrage
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS
Betreff

„Haus am Killesberg" in städtische Hand: Heimfall!
Begründung:

In zwei Sitzungen des Sozial- und Gesundheitsausschusse hatte das DRK die Gelegenheit, sein Konzept zum Abriss und Neubau des „Haus am Killesberg“ vorzustellen. Im ursprünglichen Konzept war vorgesehen, die bisherigen 78 Pflegeplätze ganz abzubauen, im überarbeiteten Konzept vom 23.11.16 lautete der Kompromissvorschlag 45 stationäre Pflegeplätze und ebensoviele Pflegewohnungen mit ambulanter Pflegemöglichkeit, ggfs. auch in Wohngemeinschaften. Alte Menschen bleiben am liebsten möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung, in welcher sie ggfs. ambulante Pflegemöglichkeiten nutzen. Der Umzug in eine Pflegewohnung mit ambulanter Pflegemöglichkeit ist daher wenig attraktiv. Pflegewohngemeinschaften werden nur in besonderen Fällen von Pflegebedürftigen oder deren Angehörigen nachgefragt und sind nicht vergleichbar mit stationären Pflegeplätzen. Es kommt nicht von ungefähr, dass die neue Landesheimbauverordnung Einzelzimmer vorschreibt.

Im November wurde im SGA eine Prognose zum Bedarf an zusätzlichen 1900 Pflegeheimplätzen bis 2025 vorgestellt. Hinzu kommen weitere 600 Plätze, die bis 2019 aufgrund der neuen Landesheimbauverordnung erforderlich werden; ab 2019 ist in Heimen nur die Unterbringung in Einzelzimmern zulässig. Die Stadt Stuttgart hat also ein genuines Interesse am Erhalt und weiteren Ausbau von stationären Betreuungsplätzen.

Die Stadt Stuttgart hat sowohl im Zusammenhang mit der Eröffnung des „Haus am Killesberg“ Mitte der 70er Jahre wie auch im Zusammenhang mit der Sanierung der Einrichtung von 1998 bis 2003 mit Investitionszuschüssen und einem Zinszuschuss zu einem Darlehen der Stadt Stuttgart unterstützend beigetragen. Daneben erhielt die Einrichtung Landeszuschüsse für den Bau. Das DRK hatte insofern mit der Übernahme des Erbbaupachtvertrags unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten vergleichsweise niedrige Investitionssummen aufzubringen. Es stellt sich damit die Frage, inwieweit die angebliche Unwirtschaftlichkeit des Hauses nur vorgeschoben ist, um mit einem Neubau in bester Stuttgarter Lage eine hochprofitable Luxus-Altenwohnheimanlage zu errichten. Daran kann nur das DRK mitsamt einem immer noch unbekannten Investor Interesse haben, nicht jedoch die Stadt Stuttgart und es wäre sicher auch nicht im Sinne der beiden verstorbenen Stifter Otto und Edith Mühlschlegel.

Der moralische Aspekt, das menschliche Leid und die Unsicherheit der jetzigen pflegebedürftigen und betagten Bewohnerinnen und Bewohner angesichts eines Umzugs in eine unbekannte und zugleich deutlich weniger attraktive Umgebung seien hier nur am Rande erwähnt. Er sollte jedoch eine ebenso gewichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung einnehmen.

Luigi Pantisano Thomas Adler Hannes Rockenbauch
Fraktionsvorsitzender Fraktionsvorsitzender

Laura Halding-Hoppenheit Guntrun Müller-Enßlin Christoph Ozasek

Stefan Urbat Christian Walter


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