Stellungnahme zum Antrag
287/2012
Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart,
10/15/2012
Der Oberbürgermeister
GZ:
OB 3000-00
Stellungnahme zum Antrag
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Datum
09/14/2012
Betreff
Lang Lang Länger
Anspruch und Wirklichkeit eines Kulturstandortes
Anlagen
Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:
Fragenkomplex Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle
(Fragen 1 bis 6)
Wie der beiliegenden Aufstellung zu entnehmen ist, wird der Beethoven-Saal im Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle im Durchschnitt (15-Jahres Mittel) an ca. 325 Tagen belegt. Diese erfreulich hohe Auslastung des Beethoven-Saales lässt sich allenfalls geringfügig steigern, da
- der Saal unter Denkmalschutz steht und deshalb für Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten genügend Zeit eingerechnet werden muss,
- zu Ferienzeiten weniger bzw. keine Veranstaltungstermine nachgefragt werden,
- an wenigen Tagen keine Veranstaltungen durchgeführt werden dürfen.
Pro Jahr finden im Beethoven-Saal ca. 250 klassische Konzerte (inkl. Proben) statt, dazu kommen noch ca. 40 Rock- und Pop-Produktionen sowie 20 - 30 sonstige Veranstaltungen wie Bälle, Galaveranstaltungen, Tagungen und Aktionärshauptversammlungen.
Im klassischen Bereich sind es die vier großen Stuttgarter Orchester (Radiosinfonieorchester, Staatstheater, Stuttgart Philharmoniker und die Bachakademie), die Termine für Ihre Konzertmieten suchen. Dazu kommen kleinere Orchester wie die Klassische Philharmonie Bonn, das Ärzteorchester, das Christophorus Sinfonieorchester u.a. und sowie die Konzertagenturen wie "SKS Erwin Russ GmbH" und "Stuttgart Konzerts", welche Termine für ihre Konzerte und ihre Künstler benötigen.
Ziel der KKL-Verwaltung bei der Objektgesellschaft Veranstaltungen und Märkte Stuttgart mbH & Co. KG (VMS) ist, die Termine so einzuteilen, dass möglichst alle Interessen berücksichtigt werden und dass eine möglichst hohe Auslastung des Saales erreicht wird. Eine Hauptaufgabe der Projektleiter ist es dabei auch immer wieder, Termine unter den Kunden zu tauschen und/oder nach Ersatzterminen zu suchen.
Trotz dieser Bemühungen gelingt es jedoch nicht immer, alle Terminwünsche zu befriedigen. So sind bei längeren Tourneen von Künstlern manchmal nur ein oder zwei Termine für Stuttgart möglich; wenn diese Termine aber bereits durch andere Orchester oder andere Konzertagenturen belegt sind und dort ggf. bereits Verträge unterzeichnet wurden, ist ein Termintausch nicht mehr möglich. Im Fall von "Lang Lang", den der Konzertveranstalter Michael Russ bei der Podiumsdiskussion explizit angesprochen hat, ist der Sachstand der, dass die für das Jahr 2013 angefragten möglichen Konzerttermine bereits anderweitig vergeben sind. Für das Jahr 2014 wurden dem Agenten von "Lang Lang" jedoch freie Termine angeboten.
Die großen Konzertagenturen erhalten von VMS bereits drei bis vier Jahre im Voraus eine bestimmte Anzahl von Terminen pro Saison zur Verfügung gestellt, die sie eigenständig belegen können. Dies ist für die Agenturen wichtig, weil dann mit den Künstlern direkt und ohne Verzögerung über Termine gesprochen werden kann.
VMS ist im ständigen Kontakt mit den Konzertagenturen, um vorreservierte, aber nicht benötigte Termine so frühzeitig wie möglich wieder zurückzubekommen damit diese Termine dann wieder anderen Kunden angeboten werden können.
Für klassische Konzerte gibt es für den Beethoven-Saal jedoch leider keinen Ersatz, da im gesamten süddeutschen Raum kein Saal mit einer besseren Akustik zu finden ist. Speziell im Fall von Rock- und Pop-Produktionen steht die KKL-Verwaltung in ständigem Kontakt mit der Porsche-Arena um - nach Rücksprache mit den Veranstaltern - ggf. auch dorthin auszuweichen, sollte der Beethoven-Saal bereits belegt sein.
Durch dieses, in langen Jahren erprobte "Terminmanagement" ist die VMS in der Lage, den Beethoven-Saal optimal zu nutzen.
Hinzu kommt, dass auch der Hegel-Saal zu gewissen Zeiten für Produktionen zur Verfügung gestellt werden kann. Grundsätzlich gilt die Regelung, dass Konzerte im Beethoven-Saal-Bereich und Kongresse und Tagungen im Hegel-Saal-Bereich (mit der Anbindung des MARITIM Hotel) stattfinden. Insofern hat die aktuell diskutierte Terminproblematik keine Auswirkung auf das Kongress- und Tagungsgeschäft. In den Zeiten, in denen jedoch kein Kongress- und Tagungsgeschäft zu generieren ist (Schulferien, Wochenenden) stellt VMS auch den Hegel-Saal für Rock- und Pop-Produktionen zu Verfügung. Dadurch können im Hegel-Saal pro Saison auch ca. 60 - 70 Produktionen (meist Rock und Pop) durchgeführt werden.
Die Frage, wie viele bedeutende Veranstaltungsanfragen nicht bedient werden können, ist für die KKL-Verwaltung nur sehr schwer zu beantworten, da die Anzahl der Veranstaltungsanfragen von Jahr zu Jahr variiert. Da klassische Konzerte in einem zeitlich längeren Vorlauf reserviert und gebucht werden als Rock- und Pop-Veran-staltungen, sind es eher die Rock- und Pop-Veranstaltungen, die ggf. nicht bedient werden können. Da es der KKL-Verwaltung mit großem Erfolg gelingt, Veranstaltungsanfragen zu bedienen, bestand kein Anlass, den Gemeinderat in das Tagesgeschäft der VMS einzubeziehen. Im Übrigen wird der Aufsichtsrat der VMS regelmäßig über die Auslastung des KKL informiert.
Nach Aussagen der Vertreter der Orchester und der Konzertagenturen ist es ein Saal mit einem Fassungsvermögen von ca. 1.200 Personen (plus x), der in Stuttgart fehlt. Wie vorstehend erläutert, sind Veranstalter – insbesondere bei längeren Tourneen – nur eingeschränkt flexibel. Deshalb wird es immer wieder zu Terminkollisionen kommen mit der Folge, dass einzelne Veranstaltungen nicht im KKL durchgeführt werden. Dieser Sachverhalt ist veranstaltungsimmanent und kein KKL-Spezifikum. Inwieweit zusätzliche Veranstaltungskapazitäten in Stuttgart notwendig sind, um solche Engpässe zu beheben, bedarf einer gründlichen Bedarfsanalyse.
Fragenkomplex Röhre
(Fragen 7 und 8)
In der Stellungnahme zum Antrag 1/2012 der SPD-Gemeinderatsfraktion wurde dargelegt, dass mehrere Gespräche zwischen den Betreibern der Röhre, dem Amt für Liegenschaften und Wohnen sowie dem Kulturamt über mögliche Ersatzstandorte geführt wurden. Im städtischen Bestand konnte kein geeigneter Ersatzstandort gefunden werden, der über die notwendige Kapazität verfügt und bezüglich der Lage als Veranstaltungsort geeignet ist. Auch diesbezügliche Bemühungen der Abteilung Wirtschaftsförderung waren erfolglos. Dies war den Betreibern seit Anfang 2011 bekannt. An der Sachlage hat sich bis heute nichts geändert.
Da auch von den Betreibern des Clubs selbst keine geeigneten Ersatzstandorte vorgeschlagen wurden, konnten die beteiligten Stellen der Stadtverwaltung bei Verhandlungen mit Anbietern auf dem freien Markt nicht unterstützend tätig werden.
Nach der Schließung der Röhre fehlt sicher ein wichtiger Veranstaltungsort für Konzertveranstalter. Konkrete Angaben über Umfang und Auswirkungen eventueller Engpässe, die sich aus der Schließung der Röhre ergeben, liegen der Kulturverwaltung nicht vor. Man kann aber davon ausgehen, dass Veranstaltungen in anderen Stuttgarter Clubs eine neue Heimstatt gefunden haben.
Probenraumsituation und Auftrittsmöglichkeiten für Bands und Musikgruppen
(Frage 9)
Sowohl an Proberäumen als auch an Auftrittsmöglichkeiten für Stuttgarter Nachwuchsmusiker und Bands besteht ein großer Bedarf. Das durch die institutionelle Förderung des Kulturamts unterstützte Proberaumzentrum der Musikinitiative Rock e.V., Proberäume in verschiedenen Jugendhäusern oder auf privatwirtschaftlicher Basis angebotene Proberäume können den Bedarf nicht decken.
Durch gemeinsame Plakataktionen des Popbüros, der Musikinitiative Rock e.V., der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, der Stuttgarter Jugendhaus gGmbH und der Stadtkultur Stuttgart GmbH konnten noch nicht in ausreichendem Maße geeignete und bezahlbare Proberäume bzw. Auftrittsmöglichkeiten zugänglich gemacht werden. Eine Bedarfs- und Bestandsanalyse müsste als Kooperationsprojekt verschiedener Institutionen durchgeführt werden. Das Kulturamt hat hierüber bereits Gespräche mit dem Popbüro und der Musikinitiative Rock e.V. geführt und wird auf weitere potentielle Kooperationspartner zugehen.
Wie geht das Kulturreferat die Querschnittsaufgabe mit den anderen betroffenen Referaten an ? (Frage 10)
Durch direkten Informationsaustausch und Zusammenarbeit bei konkreten Fragestellungen steht die Kulturverwaltung mit den anderen betroffenen Referaten im Kontakt. Der der Kulturverwaltung bekannte Bedarf an Räumlichkeiten für Kulturschaffende wird umgehend an das Amt für Liegenschaften und Wohnen weitergeleitet, um möglichst zeitnah Lösungen zu finden. Auch der Bereich Kreativwirtschaft, Leerstands- und Zwischennutzungsmanagement in der Abteilung Wirtschaftsförderung ist hier verstärkt Ansprechpartner.
Dr. Wolfgang Schuster
Anlagen
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20121005105403059.pdf