Beantwortung zur Anfrage
194/2018

Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart, 07/25/2018
Der Oberbürgermeister
GZ: OB 3713-00



Beantwortung zur Anfrage
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
    Dr. Schertlen Ralph (STd) , Die STAdTISTEN
Datum
    07/03/2018
Betreff
    Stadtjubiläum - 800 Jahre Stadterhebung Stuttgart - Gibt es Planungen für Feierlichkeiten?
Anlagen
    Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:

Stuttgart ist keine Gründungsstadt wie z.B. Ludwigsburg oder Karlsruhe; es gibt weder Gründungsdatum noch Gründungsurkunde. Die Forschung nimmt allgemein eine Stadtwerdung in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts an. Es existiert jedoch kein Beleg für eine Stadterhebung, selbst ein formeller Akt überhaupt steht in Frage. Nachweisbar als „stat“ erscheint Stuttgart erstmalig 1286 in den Quellen.

Diese Situation hat verständlicherweise zu verschiedenen Datierungsversuchen geführt. Bereits für das Jahr 2012 wurde der Stadt unter Berufung auf ein angebliches Stadterhebungsdatum von mehreren Seiten eine 800-Jahr-Feier vorgeschlagen.
Die Vorstellung, es habe in Stuttgart 1219 eine förmliche Stadtgründung gegeben, geht auf Überlegungen des früheren Tübinger Landeshistorikers Hansmartin Decker-Hauff in seiner "Geschichte der Stadt Stuttgart" zurück. Darauf dürfte auch der Wikipedia-Artikel zurückzuführen sein.

Dieser These ist die Forschung aber nicht gefolgt; der wohl beste Kenner der Materie, Prof. Dr. Oliver Auge, hat sie 2004 beim Festakt zum 775-jährigen Jubiläum der Stadt als „unwahrscheinlich“ und als nicht belegbar bezeichnet.

Soweit keine anderen Gründungs- oder Stadterhebungsdaten bekannt und belegbar sind, gilt allgemein als Jubiläumsdatum die erste gesicherte urkundliche Nennung; für Stuttgart ist dies der 8. März 1229 nach einer Urkunde Papst Gregors IX. Freilich bedeutet das nicht, dass Stuttgart nicht zuvor als Siedlungsplatz in die Geschichte eingetreten wäre.



Die nicht belegten Mutmaßungen haben im Übrigen niemals Eingang in den städtischen Jubiläums- und Festkalender gefunden. Die Stadt hat seit dem Aufkommen der historischen Traditionspflege im 19. Jahrhundert ihr Stadtjubiläum stets in den vom gesicherten Datum abgeleiteten Jahren gefeiert – zuletzt eben 2004 das „krumme“ Jubiläum 775 Jahre mit einem Festakt, der samt den zu Grunde liegenden Zusammenhängen offenbar in Vergessenheit geraten ist. Deshalb steht 2029 eine 800-Jahr-Feier in einem angemessenen Rahmen an, die die Verwaltung bereits in den Blick genommen hat.







Fritz Kuhn

zum Seitenanfang