Beantwortung zur Anfrage
303/2013

Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgart, 12/18/2013
Der Oberbürgermeister
GZ: 7700




Beantwortung zur Anfrage
Stadträtinnen/Stadträte - Fraktionen
    Bündnis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion
Datum
    07/11/2013
Betreff
    Regionale Landwirtschaft stärken
Anlagen
    Text der Anfragen/ der Anträge
Beantwortung/ Stellungnahme:

1. Wie viel Fläche und in welcher Eigentumsart wird in Stuttgart landwirtschaftlich gewirtschaftet? Wie gestalten sich die aktuellen Pachtverträge?

Die Stuttgarter Landwirte bewirtschaften eine Fläche von 2.501 Hektar. Dies entspricht 22,9 Prozent der Gesamtfläche Stuttgarts. Davon sind 241,17 Hektar städtische Pachtfläche. Hierüber bestehen 1.117 Pachtverträge. Auf auswärtigen Gemarkungen bestehen 29,83 Hektar Pachtflächen und 97 städtische Pachtverträge. Mehr als die Hälfte der Betriebe besitzt landwirtschaftliche Nutzflächen unter fünf Hektar, während sechs Prozent der Betriebe Flächen bewirtschaften, die größer sind als 50 Hektar. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2010
Die Pachtverträge werden individuell zwischen Eigentümer und Pächter ausgehandelt. Für städtische Pachtflächen gibt es einen Mustervertrag, der die Rechte und Pflichten des Pächters regelt. Das durchschnittliche Pachtentgeld für landwirtschaftliche Flächen in Stuttgart beträgt 376 Euro pro Hektar. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2010 Der Kaufpreis pro Hektar beträgt rund 45.000 Euro, damit sind die Landpreise in Stuttgart neben denen in Heidelberg, Karlsruhe und Pforzheim die höchsten in Baden-Württemberg. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Statistisches Taschenbuch Baden-Württemberg 2012, S. 102

2. Wie entwickelt sich die Situation der Landwirte (Haupt- und Nebenerwerb), welche Produkte, welche Vermarktungswege stehen ihnen offen?

In der Landeshauptstadt Stuttgart gibt es insgesamt 198 landwirtschaftliche Betriebe, davon sind 31 als Personengesellschaft, 11 als juristische Person und 156 als Einzel-unternehmen gemeldet. Von diesen 156 Einzelunternehmen wirtschaften 100 im Haupterwerb und 56 im Nebenerwerb.


Im langfristigen Vergleich nahm die Tätigkeit im Haupterwerb in dem Maße ab, in dem die Aufnahme einer Tätigkeit im Nebenerwerb stattfand. Hier ist eine Umstellung zu vermuten. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2010 Dabei verhält sich die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe insgesamt stark rückläufig. Gab es 1991 noch 404 Betriebe, so sind es 2010 beinahe 50 Prozent weniger. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2010
Auf 897 Hektar Ackerfläche werden Getreide, auf 204 Hektar Pflanzen zur Grünernte und auf 459 Hektar Dauerkulturen angebaut. Dabei werden davon 352 Hektar als Rebfläche genutzt. Die restlichen Flächen sind Dauergrünland. Neben dem Ackerbau spielt auch die Viehhaltung eine Rolle. Insgesamt halten 37 landwirtschaftliche Betriebe Tiere, 18 davon insgesamt 921 Rinder. Außerdem werden Schafe, Pferde und Geflügel gehalten. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2010
Die Stuttgarter Landwirtschaftsbetriebe nutzen sämtliche Absatzwege vom Hofladen über den Straßenverkauf, Wochen- und Großmarkt, Einzelhandel und Lebensmittelindustrie.

3. Wie viele Betriebe bewirtschaften ihren Betrieb nach zertifizierten ökologischen Kriterien (Bio, Demeter, usw.)? Wie viele Landwirte haben in der letzten Zeit ihren Betriebe dahingehend erfolgreich umgestellt? Wie viele Betriebe vermarkten ihre Produkte regional bzw. innovativ? Wie könnte die Stadt die Landwirte in diesem Bereich unterstützen?

In Stuttgart werden 190 Hektar von acht Betrieben nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet. Das entspricht 10,6 Prozent der Gesamtfläche und ist ein Prozentpunkt mehr als noch vor zehn Jahren. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Statistisches Taschenbuch Baden-Württemberg 2012, S. 102
Ein Beispiel für ein regionales Produkt ist der „Stuttgarter Apfelsaft“, der von Stuttgarter Streuobstwiesen stammt. Die Marke wurde vom „Förderkreis Stuttgarter Apfelsaft – Ökologischer Streuobstbau in Stuttgart e.V.” ins Leben gerufen, um den Bestand der Streuobstwiesen zu sichern. http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/70864/mit_der_sbb_stuttgarter_streuobstwiesen.pdf?command=downloadContent&filename=mit_der_sbb_stuttgarter_streuobstwiesen.pdf (letzter Aufruf 23.07.13) Der Vertrieb erfolgt an mehreren Verkaufsstellen, darunter auch Supermärkte, aber ausschließlich in Stuttgart. http://www.rp.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/show/1333664/rps-ref56-Verkaufsstellen_Stuttgarter%20Apfelsaft-Kopie.pdf (letzter Aufruf: 23.07.13) So profiliert sich der Stuttgarter Apfelsaft hinsichtlich zweier Merkmale: Der stark begrenzte Vertriebsbereich und der ökologische Anbau der Früchte sind prägende Charakteristika des Produkts.
Neben dieser Vermarktungsstrategie verfolgen viele Landwirte den Weg des Direktvertriebs. Im Jahr 2010 gab das Amt für Liegenschaften und Wohnen in Zusammenarbeit mit der Abteilung Kommunikation, dem Ernährungszentrum Mittlerer Neckar, dem Bauernverband Stuttgart e.V., dem Württembergischen Gärtnereiverband, dem Obstbauring und Weinbauverband die Broschüre „Lust auf Frisches“ heraus, in der 75 Direktvermarkter aus dem Stadtkreis Stuttgart vorgestellt werden. http://www.stuttgart.de/img/mdb/publ/6127/24733.pdf (letzter Aufruf 23.07.13)
Die Wirtschaftsförderung plant, diese Broschüre in Zusammenarbeit mit Amt 23 zu aktualisieren. Darüber hinaus wird die Wirtschaftsförderung die zentralen Akteure der Landwirtschaft zu einem Runden Tisch einladen, bei dem Themen und Handlungsfelder zur Unterstützung der Landwirte diskutiert und herausgearbeitet werden sollen.


Fritz Kuhn
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