Protokoll: Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik des Gemeinderats der Landeshauptstadt StuttgartNiederschrift Nr.
TOP:
272
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VerhandlungDrucksache:
106/2022
GZ:
5673-05
Sitzungstermin: 26.07.2022
Sitzungsart: öffentlich
Vorsitz: BM Dr. Maier
Berichterstattung:Frau Klein (AfSB)
Protokollführung: Frau Schmidt fr
Betreff: Neubau der Gegentribüne im GAZi-Stadion auf der Waldau
Vorprojektbeschluss

Beratungsunterlage ist die gemeinsame Vorlage des Referats Sicherheit, Ordnung und Sport und des Technischen Referats vom 18.07.2022, GRDrs 106/2022, mit folgendem

Beschlussantrag:

1. Dem Neubau der Gegentribüne des GAZi-Stadions auf der Waldau mit Gesamtkosten auf Basis einer vom Hochbauamt geprüften Grobkostenschätzung (Anlage 1) von 8.950.000 EUR (netto) wird zugestimmt.

2. Dem beiliegenden Raumprogramm wird zugestimmt (Anlage 2).

3. Das Hochbauamt wird beauftragt, mit den aus dem VgV-Verfahren hervorgegangenen Architekten und Tragwerksplanern sowie weiteren notwendigen Fachplanern Stufenverträge in der üblichen Form abzuschließen, die erforderlichen Planungsleistungen zu beauftragen und die Planungen bis einschließlich Leistungsphase 4 HOAI (Genehmigungsplanung) fortzuführen.

4. Unter Berücksichtigung bereits im DHH 2020/2021 veranschlagter Planungsmittel in Höhe von 610.000 EUR wurden für das Projekt Neubau der Gegentribüne im GAZi-Stadion insgesamt 8.950.000 EUR bereitgestellt. Im Projekt sind die Gesamtkosten in Höhe von 10.650.500 EUR (brutto), entsprechend mit Vorsteuerabzug in Höhe von 1.700.500 EUR auszuweisen. Die erforderlichen Auszahlungen für die Leistungsphasen 1 bis 4 in Höhe von insgesamt 901.000 EUR (netto) werden wie folgt gedeckt:
5. Der planerischen Ausarbeitung hinsichtlich Machbarkeit eines sich gegebenenfalls an die Gegentribüne anschließenden „Mobility-Hubs“ wird zugestimmt. Die Deckung erfolgt aus den hierfür im DHH 2022/2023 im Teilergebnishaushalt THH 520, Amt für Sport und Bewegung, Kontengruppe 42510, Sonstige Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen bereitgestellten Mitteln i. H. v. 100.000 EUR (brutto) wie folgt:


Die Beratungsunterlage ist dem Originalprotokoll sowie dem Protokollexemplar für die Hauptaktei beigefügt.


StRin Schiener (90/GRÜNE) betont die Wichtigkeit, nach der Haupttribüne nun auch die Gegentribüne zu ertüchtigen. Bezüglich der Anforderungen für die 2. Bundesliga erinnert sie an die Rasenheizung, die vor einiger Zeit in Erwartung des Aufstieges der Stuttgarter Kickers in die 2. Liga für 1 Mio. Euro hergestellt worden sei. Sie möchte wissen, welche weiteren Maßnahmen für die 2. Liga vorgesehen, und ob diese mit der eingeplanten Summe abgedeckt seien. Es werde von spezifischen Lagerflächen, der Verlagerung des ADM-Parks und einem Mobility-Hub gesprochen; offensichtlich würden sehr viele Themen aufgeworfen. Der Bezirksbeirat habe nicht beraten können, da die Vorlage erst drei Stunden vor Sitzungsbeginn zugeschickt worden sei, und habe dementsprechend großen Unmut geäußert. Sie plädiert für eine erneute Beratung im Bezirksbeirat mit entsprechenden Informationen. Mit der Gegentribüne und dem Bau seien alle einverstanden gewesen.

Die Kritik an der Kurzfristigkeit der Vorlage will StR Dr. Vetter (CDU) mit Blick auf einen Antrag zur heutigen Tagesordnung und der Eingangszeit von 8:05 Uhr nicht gelten lassen. Inhaltlich äußert der Stadtrat große Zustimmung zur Vorlage, da damit nicht nur ein städtisches Stadion, sondern das älteste Fußballstadion Deutschlands, wo seit 1905 immer noch Fußball gespielt werde, Aufwertung erfahre. Er begrüßt die Option, in der Zukunft die Querverbindungen zu schließen und die Ost- und Westtribüne anzubinden. Die Fans ständen an dieser Örtlichkeit nicht hinter den Toren, sondern auf der Gegentribüne. Diese Besonderheit müsse bei den Planungen berücksichtigt und die Fans eingebunden werden. Er schlägt dazu einen Workshop vor, um Steh- und Sitzplätze optimal zu platzieren, wozu bereits ein Positionspapier von Fanseite existiere. Obwohl der VfB Stuttgart als Marke deutlich bekannter sei, sei dieser Name erst 1912 aus der Fusion von Cannstatter Kronenclub und dem FV Stuttgart 1893 hervorgegangen, wohingegen die Stuttgarter Kickers 1899 gegründet worden seien. Er thematisiert die für die Verwaltung von Drittnutzern (Football-Teams) vorgesehenen Flächen und betont, die Flächen müssten in Abstimmung mit dem Verein zur Verfügung gestellt werden. Auch ein kleines Museum sei an dieser Stelle gerechtfertigt. Wenn Merchandising und Kartenvorverkauf in die Tribüne integriert würden, ergebe sich die Möglichkeit einer Neugestaltung des Geländes. Die Idee eines Mobility-Hub halte er für sinnvoll, weshalb er die Integration einer Studie begrüße.

Zustimmung zur Vorlage signalisiert ebenfalls StR Conzelmann (SPD), da die Maßnahme bereits im vorletzten Doppelhaushalt angeschoben und zwei Jahre später bekräftigt worden sei. Bereits zu diesem Zeitpunkt hätten die Überlegungen zum ADM-Park eine Rolle gespielt. Zum Mobility-Hub habe seine Fraktion noch keine abschließende Meinung; er wolle die Ergebnisse der Studie abwarten.

Zum "berechtigten Einwand" von StRin Schiener erklärt BM Dr. Maier, hausinterne Abläufe hätten den Abschluss bzw. die Mitzeichnung verzögert, was er sehr bedauere.

Zu den Fragen der Ausschussmitglieder nimmt Frau Klein (AfSB) Stellung und erklärt zu den Anforderungen für die 2. Bundesliga, diese hätten bereits bei allen Vorüberlegungen bestanden. Aktuell gebe es am Standort keinen Verein, der perspektivisch in der 2. Liga spielen werde, dennoch fänden im GAZi-Stadion zahlreiche sportliche Ereignisse (Stuttgart Scorpions, Stuttgart Surge, U-Länderspiele, Pokalspiele etc.) statt. Es sei geprüft worden, welchen Ligaanforderungen man mit einem Neubau gerecht werden könne und welche Maßnahmen noch vertretbar seien. In der Abwägung seien die Anforderungen der 2. Liga zugrundegelegt worden, um für eventuelle zukünftige Entwicklungen vorbereitet zu sein. Mit dem Neubau der Gegentribüne werde jedoch noch nicht die Gesamtkapazität erreicht; dafür könnten perspektivisch Ost- und Westtribüne ertüchtigt werden. Bezüglich des Mobility-Hubs bestehe eine intensive Zusammenarbeit mit dem Amt für Stadtplanung und Wohnen, da es immer noch um die Entwicklung des Masterplans Waldau und die Entwicklung eines zukunftsfähigen Konzeptes gehe. Der Verkehr bilde einen großen Aspekt in diesem Gebiet; es gebe überall parkende Autos, und vor allem am Wochenende sei die Situation sehr belastend. Es müsse eine zentrale Möglichkeit zur Unterbringung der Autos gefunden werden, um den Parksuchverkehr einzuschränken. Neben diesem Aspekt sollen zahlreiche weitere, wie Fahrrad, Nachhaltigkeit etc., im Mobility-Hub untergebracht und mit der Machbarkeitsstudie untersucht werden. Diese Studie werde mit der Planung zur Gegentribüne gleichgeschaltet, da es sinnvoll sei, das Mobility-Hub an die Gegentribüne anzuschließen. Gegenüber StR Dr. Vetter führt Frau Klein aus, das Positionspapier zu Sitz- und Stehplätzen liege vor. Der Verein Stuttgarter Kickers und die Fans würden selbstverständlich in die Planungen einbezogen. Beispielsweise gebe es beim VfB Lösungen mit stabilen "Not-/Klappsitzen". Zum ADM-Sportpark werde es eine parallele Studie geben. Die Gebäude gehörten der Stadt, und es gebe einen hohen Handlungsbedarf, da sich der Verein auf dem Gelände neu aufstellen müsse. In diesem Zuge werde geprüft, welche Flächen zukünftig im ADM-Sportpark untergebracht und welche in der Gegentribüne verankert werden könnten. Auch hier befinde man sich in enger Abstimmung mit dem Verein.

Zum Mobility-Hub stellt StRin Köngeter (PULS) die Frage, wie es erreicht werde, Parken vor den Sporteinrichtungen komplett zu vermeiden. Im Prinzip müssten alle Straßenzüge umgestaltet werden, um eine Handhabe für ein Parkverbot zu generieren. Es dürften am Ende nicht noch mehr Parkplätze zur Verfügung stehen. Diese Frage, so BM Dr. Maier, hänge mit der Planung des gesamten Gebietes zusammen; Themen wie Verkehr würden ganzheitlich in den Blick genommen. Am Ende solle Ordnung herrschen.

StR Dr. Vetter regt an, das vor acht Jahren provisorisch angelegte Dach der Gegentribüne für die Ost- und Westseite zu nutzen. Diesen Vorschlag nimmt der Vorsitzende mit.

Für StRin Schiener steht nicht die Zusammenarbeit mit den Vereinen, sondern der Informationstransport zum Bezirksbeirat in Frage. Zum Wochenendverkehr merkt sie an, dies seien nicht die Sportler, sondern "Autoschrauber" aus der Region, die dort feierten und Musik hörten. Diese Problematik werde auch nicht durch ein Mobility-Hub - "eigentlich ein Parkhaus" - gelöst. Insofern dürfe der Bezirksbeirat nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden; es sei ein weiterer Austausch nötig.

Die verspätete Information des Bezirksbeirates bedauert Frau Klein. Dem Bezirksbeirat sei selbstverständlich zugesagt worden, ihn in der weiteren Phase intensiv einzubinden. Bezüglich des Mobility-Hubs verweist sie auf den Masterplan für die Waldau, der parallel entwickelt werde. Sie hoffe darauf, das Gebiet dergestalt zu entwickeln, dass Autos nur noch an dieser einen Stelle aufträten. Es sei für die weiteren Überlegungen wichtig, die Funktionsfähigkeit des Mobility-Hubs untersucht zu haben, um im Masterplan über die Fortführung zu entscheiden.


BM Dr. Maier stellt fest:

Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik stimmt dem Beschlussantrag einmütig zu.

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