Protokoll: Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik des Gemeinderats der Landeshauptstadt StuttgartNiederschrift Nr.
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VerhandlungDrucksache:
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GZ:
Sitzungstermin: 25.04.2023
Sitzungsart: öffentlich
Vorsitz: BM Thürnau
Berichterstattung:Herr Holzer, Frau Röll (beide Hochbauamt)
Protokollführung: Frau Klemm as
Betreff: „Neukonzeption der Kita-Typenbauten in
Holzbauweise“
- mündlicher Bericht -

Die zu diesem Tagesordnungspunkt gezeigte Präsentation ist dem Protokoll als Dateianhang hinterlegt. Aus Datenschutzgründen wird sie nicht im Internet veröffentlicht. Dem Originalprotokoll ist sie in Papierform beigefügt.


Herr Holzer und Frau Röll berichten im Sinne ihrer Präsentation. Ergänzende Anmerkungen sind nachfolgend in zusammengefasster Form mit Verweis auf die jeweilige Foliennummer wiedergegeben.

Gemäß der Beschlusslage vom Mai 2020 zu klimaneutralen Bauweisen sollten zweigeschossige Gebäude nach Möglichkeit in Holzbauweise errichtet werden, beginnt Herr Holzer mit der Berichterstattung. Die seitherigen Typenbauten für Kitas seien aus Beton erbaut (Folien 2, 3) und könnten wegen des Mangels an für diese Bauweise nötigen quadratischen Grundstücken nur noch selten realisiert werden. Aus dem Grund habe das Hochbauamt ein Projekt für Typenbauten in Holzbauweise mit einer größeren Flexibilität hinsichtlich der Grundstücke ins Leben gerufen.

Frau Röll, die Projektleiterin, erläutert, aus der Vielfalt der Ergebnisse des Vergabeverfahrens habe man sich einstimmig für das Stuttgarter Büro D'Inka Scheible Hoffmann Lewald entschieden. Mit Blick auf die Zusammensetzung und Anordnung der Bedarfe der Gebäude sei ein Grundmodul entwickelt worden (Folien 5, 6), aus dem letztlich Bauten für drei bis sechs Gruppen in derzeit neun Varianten (Folie 8) generiert werden könnten. Konzentriert habe man sich auf die häufig nachgefragten Gebäude für vier bis sechs Gruppen und dafür ein Konstruktionsprinzip (Folie 7) entsprechend der neuen Energie-Richtlinie gewählt. Es handle sich um einen zweigeschossigen Holzhybridbau in Holzständerbauweise mit einer Bodenplatte aus Stahlbeton sowie einem Stahlrahmen-Balkon. Mit den Folien 9 bis 11 zeigt die Vortragende die Grundrissgestaltung in drei Varianten (Riegel, Winkel, Winkel Eingang Stirnseite) und stellt danach die von Herrn Holzer mit Folie 4 bereits grafisch gezeigten zwei Pilotprojekte vor:

1. Memeler Straße, Mühlhausen (Winkel, Eingang Stirnseite)
Im Erdgeschoss (EG) befinde sich der Eingang sowie ein Bewegungsraum und Nebenräume (Küche, Anlieferung usw.). Neben zwei Gruppenmodulen seien auf dieser Ebene noch Räume für Technik, Sanitär und Schlafen angeordnet. Im Obergeschoss (OG) gelange man zu Personalräumen, weiteren zwei Gruppenmodulen sowie analog zum EG in die Nebenraumspange (Folien 12 - 14).

2. Fasanenhofstraße, Möhringen (modifizierter Winkel, Eingang Stirnseite)
Bei diesem Projekt mache der Bebauungsplan (BPlan) eine flexible Gestaltung notwendig, da er Staffelgeschosse fordere. So könne das OG nicht als Vollgeschoss gebaut werden, weshalb man eine Dachterrasse mit Hochbeeten vorsehe. Auch die Gruppen- und Personalmodule hätten in ihrer Anordnung leicht modifiziert werden müssen (Folien 15 - 17).

Herr Holzer ergänzt, die Typenbauweise im Allgemeinen habe den Vorteil, dass mit der gleichen Personalmenge im Hochbauamt wegen des Wiederholungseffekts ungefähr doppelt so viele Kitas abgewickelt werden könnten als mit herkömmlicher Bauweise. Des Weiteren könne man bei den Planungskosten Mittel einsparen. Trotzdem sähen nicht alle Gebäude gleich aus, zumal auch andere Architekten in das neue Programm mit einsteigen könnten und man wegen der Grundstücksdichte in Stuttgart auch weiterhin Kitas in Nicht-Typenbauweise errichten müsse. Auch bestelle man keine fertigen Raumzellen als Module für die Holzkonstruktion. Vielmehr könnten die Module auch von klassischen, regionalen Zimmereigeschäften gebaut werden, sodass man sich eine gewisse Marktoffenheit verspreche. Große Hersteller hingegen konzentrierten sich auf im Vergleich zu Kitas wesentlich größere Gebäude.

Ihren Dank für den Bericht äußern StRin Schiener (90/GRÜNE), StR Dr. Vetter (CDU), StRin Schanbacher (SPD), StR Pantisano (Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei), StRin Köngeter (PULS), StR Serwani (FDP), StR Schrade (FW) und StR Dr. Mayer (AfD).

Einhellig wird die Vorgehensweise des Hochbauamts und seine Arbeit gelobt.

Der Bitte von StR Dr. Vetter nach einem Nordpfeil in derartigen Präsentationen zum besseren Einordnen der Pläne könne die Verwaltung, so Herr Holzer, nur bei konkreten Planungen nachkommen. Die vorgestellten Projekte hingegen stellten lediglich den Typenbau als solchen dar, wobei der Idealfall natürlich eine südliche Orientierung hin zu einem besonnten Garten sei.

StR Dr. Vetter, StR Serwani und StR Schrade betonen ihre Freude über die Möglichkeit, regionale Handwerksbetriebe bei der Produktion zu berücksichtigen und damit zu unterstützen. Das bekräftigt Herr Holzer, gibt aber die erheblich gestiegenen Preise für Holzbau der letzten Jahre zu bedenken. Insofern sei Holzbau nicht kostengünstiger als konventionelle Bauweisen, ergänzt er und beantwortet auch damit eine Frage von StR Dr. Vetter. Kernidee der Holzbauweise sei die möglichst lange Einlagerung von CO2 im Gebäude und die Vermeidung von CO2 im Vergleich zur Produktion von Zement. BM Thürnau verweist auf den heutigen Tag des Baumes. Man wolle zwar keine Ertragswirtschaft mehr im Stadtwald, werde aber für den Waldumbau Bäume entnehmen müssen, deren Holz sinnvollerweise anstelle von Importen für Holzbauweisen eingesetzt werden sollte. Insofern sei eine Null-Baumfäll-Politik in dem Fall kontraproduktiv.

Die Flexibilisierung der Typenbauten in Holzbauweise gefällt StRin Schiener sehr und sie regt an, das System in umliegenden Kommunen zu bewerben, um mehr regionale Herstellerbetriebe einzubeziehen. Herr Holzer führt auf ihre Frage nach dem Einbau von Wärmepumpen aus, die Energieversorgung sei grundsätzlich standortabhängig und individuell, immer aber mit dem Ziel der Klimaneutralität. Letzteres sei bei zweigeschossigen Kitas wegen der relativ großen Dachfläche mit Photovoltaik (PV) meist erreichbar.

Auf eine weitere Fragestellung von StRin Schiener, StR Dr. Vetter und StR Dr. Mayer nach einer möglichen Aufstockung der Gebäude auf drei Geschosse erläutert Herr Holzer, damit gehe die Effizienz des Konzepts wegen notwendig werdender anderer Typenkonstruktionen verloren. Er fügt hinzu, für dreigeschossige Bauten komme das nach wie vor betriebene Regelbauprogramm zum Einsatz. Im Übrigen habe man einen sehr großen Bedarf an zweigeschossigen Bauten im Kindergarten-Bereich.

StR Dr. Vetter sieht einen großen Vorteil der vorgestellten Typenbauten in ihrer Variabilität und Anpassungsfähigkeit auf die Grundstücksgegebenheiten.

StRin Schanbacher konstatiert, mit der vorgestellten Bauweise gehe man einen entscheidenden Schritt in Richtung Klimaneutralität und Perspektive in Bezug auf den Ausbau der Betreuungsplätze. Die Zeit- und Mittelersparnis begrüße sie. Sie freue es zudem, dass das Hochbauamt alternative Wege gehe.

Der Vorstellung, Modulbauweise stehe herkömmlichen Bauten in der Qualität nach, so StR Pantisano, wirke das Hochbauamt mit dem gezeigten Typenbau deutlich entgegen. Er fragt, inwieweit die Erzieherinnen und Erzieher sowie das Jugendamt in die Planung einbezogen würden. Wegen der Vielzahl der Erziehenden und Träger sei das schwierig, stellt Herr Holzer fest. Nutzerbezogene Bedarfe flössen aber als Erfahrungswerte in weitere Gebäude ein.

Die neue, flexiblere Modulbauweise, meint StRin Köngeter, komme zur rechten Zeit - gebe es doch mittlerweile zu wenig Grundstücke für die seitherigen Typenbauten. Die Stadträtin regt an, die Holzfassade in der eigentlichen Holzfarbe zu belassen.

StR Serwani gefallen die unterschiedlichen Anordnungsmöglichkeiten der Module im Sinne einer optischen Vielfalt der Kitas.

Dass ein Stuttgarter Architekturbüro mit seinem durchdachten Konzept überzeugt, findet StR Schrade sehr gut. Er wie auch StR Dr. Mayer erkundigen sich, ob die Module rückgebaut und wiederverwertet werden könnten. Eine Rückbauoption bestehe durchaus, erklärt Herr Holzer. Die Weiterverwertung des Holzes an sich sei denkbar, bspw. in Form von Pellets. Die Betonbodenplatten würden wie bei vielen anderen Projekten ohnehin aus Recycling-Beton hergestellt.

Die Materialität der Innenwände, geht Herr Holzer auf eine weitere Frage von StR Schrade ein, werde noch geklärt. Es seien auch gipsverkleidete Holzkonstruktionen vorstellbar, zumal auch Holz Luftschadstoffe emittiere.

StR Dr. Mayer hebt das gute, überzeugende Konzept hervor. Die Materialität hingegen spiele bezogen auf das Weltklima keine Rolle.

Abschließend bedankt sich Herr Holzer für die positiven Rückmeldungen und die Motivation, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.


BM Thürnau stellt fest:

Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik hat von dem Bericht Kenntnis genommen.

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