Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Jugend und Bildung
Gz: JB
GRDrs 524/2021
Stuttgart,
07/02/2021


Strukturmodell "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt":
Bisherige Umsetzung und weitere Planungsschritte




Mitteilungsvorlage zum Haushaltsplan 2022/2023


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Jugendhilfeausschuss
Sozial- und Gesundheitsausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
öffentlich
19.07.2021
26.07.2021
05.10.2021

Bericht:

Die Zukunft kann man am besten voraussagen, wenn man sie selbst gestaltet.
(Alan Kay)

Mit der GRDrs 986/2020 stimmte der Jugendhilfeausschuss dem Strukturmodell „Integrierte Jugendarbeit Innenstadt“ zu. Zugleich wurde der neu etablierte Strategierat „Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" legitimiert, gemeinschaftlich für den Prozess Verantwortung zu übernehmen und diesen zu steuern.

Ausgangspunkt des Strukturmodells "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" sind die Ausschreitungen in der Stuttgarter Innenstadt im Juni 2020. In deren Folge wurde mit der GRDrs 657/2020 in einem ersten Schritt eine Projektförderung für die Mobile Jugendarbeit in der Innenstadt mit 5,0 Fachkraftstellen beschlossen (Projektzeitraum: 01.11.2020 bis 31.10.2024). Zusätzlich zu den Kernaufgaben der Mobilen Jugendarbeit (direkte Ansprache junger Menschen in der Innenstadt durch die Streetworker*innen, Zuhören und gegenseitiger Respekt, Erhebung von Interessen und Bedarfen) stand bereits von Beginn an fest, dass die Mobile Jugendarbeit Innenstadt in ein übergeordnetes Netzwerk eingebettet werden muss, um die speziellen Herausforderungen in der Innenstadt interdisziplinär zu meistern.

Infolgedessen wurde im Rahmen der Stuttgarter Gremienstruktur „Sicherheitspartnerschaft – Sichere Innenstadt 2020“ aus dem „Runden Tisch Jugend“ unter Leitung von Frau Bürgermeisterin Fezer eine Unterarbeitsgruppe etabliert mit dem Ziel, das Gesamtkonzept "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" zu erarbeiten. Zwei Aspekte waren dabei ausschlaggebend:
- Es werden alle jungen Menschen in der Innenstadt adressiert, unabhängig von ihrer kulturellen oder ethnischen Herkunft, ihrer ökonomischen Situation, ihres Geschlechts, ihrer Familiensituation und anderer Differenzlinien. Die Betonung dieses Aspekts ergibt sich aus den Zielen und Adressat*innen der Mobilen Jugendarbeit: Die Ziele der Mobilen Jugendarbeit generell sind die Verhinderung oder Aufhebung von Benachteiligung junger Menschen, ihre Befähigung zu Selbstverantwortung und Gemeinschaftsfähigkeit, die Erschließung ihrer individuellen Ressourcen und die Reduktion von Straftaten, Sucht und Gewalt. Sie wendet sich daher an junge Menschen, die sozial benachteiligt sind.
- Es sind unterschiedliche Akteur*innen nicht nur aus der Jugendhilfe, sondern auch aus anderen Handlungsfeldern wie zum Beispiel Kultur, Sport, Sicherheit oder Handel an der Entwicklung und Umsetzung des Modells beteiligt, um die diversen Interessen und Themen junger Menschen in der Innenstadt aufzugreifen.

Mit dem Strukturmodell "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" wird zum einen die Mobile Jugendarbeit Innenstadt fachlich erweitert und verstärkt. Zum anderen entsteht eine innovative kommunale Jugendhilfestrategie, durch die auf verschiedenen Umsetzungsebenen Schritt für Schritt die Vision einer jugendgerechten Stuttgarter Innenstadt Wirklichkeit wird.

Das Besondere daran:
- Es handelt sich um eine äußerst dynamische und agile Struktur, jugendliche Bedarfslagen und Ansprüche in korrespondierende Angebote zu überführen.
- Es handelt sich um keinen institutionellen jugendpädagogischen Ansatz, sondern um eine kooperative und gemeinschaftliche Arbeitsform, die primär auf den öffentlichen Raum bezogen ist.
- Durch die Zusammensetzung und die kommunikative Verbindung der neuen Gremien ist die Frage nach der jugendpolitischen Perspektive innerhalb der erkannten Konflikte stets zu stellen und mit auszuwerten.

Das Strukturmodell "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" ist in der folgenden Abbildung zusammengefasst:


Quelle: GRDrs 986/2020

Die Verwaltung legt einen Bericht vor

1. zu bisherigen Aktivitäten im Rahmen des Strukturmodells "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" 2. zu weiteren Planungsschritten für das Strukturmodell "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" und Ressourcenbedarf

1. Bisherige Aktivitäten im Rahmen des Strukturmodells "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt"



1.1. Strategierat

Im Strategierat sind „Visionär*innen“ in Leitungspositionen vertreten, die sich für eine jugendgerechte Stuttgarter Innenstadt einsetzen mit der Aufgabe, aktuelle Entwicklungen und Themen zu reflektieren, weitere Planungen für die Gesamtstrategie der "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt" zu erarbeiten und Türen zu Entscheidungsträger*innen insbesondere in der Verwaltung zu öffnen.

Der Strategierat tagt in einem zweimonatigen Rhythmus im Wechsel zum Aktionsrat (siehe 1.2.) und fand bis zum Abschluss der Vorlagenerstellung dreimal statt. An der ersten Sitzung im Januar 2021 waren Vertreter*innen derjenigen Einrichtungen und Institutionen beteiligt, die im November 2020 in einer Absichtserklärung ihren Willen zur Mitwirkung, Zusammenarbeit und Verantwortungsübernahme bei der weiteren Entwicklung einer "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt" erklärten (siehe Anlage 2 zur GRDrs 986/2020) (in alphabetischer Reihenfolge):
Durch die bereits im Herbst 2020 beginnende Vernetzung und Information zum geplanten Strukturmodell entstand darüber hinaus weiteres Interesse an der Teilnahme im Strategierat, sodass dieser bereits in den Folgesitzungen ab März 2021 erweitert wurde durch Vertreter*innen aus folgenden Institutionen:
In den bis Mai 2021 stattfindenden Strategieratssitzungen wurden folgende Themen bearbeitet:
a) Konstituierende Absprachen, organisatorische Eckpunkte und Arbeitsweisen
b) Berichte aus den Aktionsrat-Sitzungen (siehe 1.2.)
c) Potenzialklärung und Aufbau des Ressourcen-Netzwerks (siehe 1.4.)
d) „Blickwechsel Jugend“ * und daran geknüpft erste Aktionen
e) Weiterentwicklung / Ergänzung des Strukturmodells**, Vereinbarung bei akuten Kri-senereignissen
f) Planung des Austauschs mit umliegenden Land- und Stadtkreisen (siehe 2.)
g) Gegenseitiger Austausch und Informationen

*zu d) „Blickwechsel Jugend“ – erläuterndes Beispiel:
Als fester Bestandteil der Strategieratssitzungen wurde der Tagesordungspunkt „Blickwechsel Jugend“ eingeführt. Unter diesem Punkt tauschen sich die Beteiligten über ihre Wahrnehmungen von und Erfahrungen mit jungen Menschen aus, um diese gemeinsam fachlich zu vertiefen und daraus Schlüsse für weitere Entwicklungen zu ziehen. Ein Beispiel aus der Sitzung vom 11.03.2021: In den Stuttgarter Bezirken werden zum Teil Angebote im öffentlichen Raum aufgelöst (Beispiel: Skateranlage in Botnang), was dazu führt, dass die jungen Menschen in die Innenstadt ausweichen. Wichtig ist es daher, die Stadtteile entsprechend zu gestalten, um den Magnetpunkt City zu entschärfen (Bearbeitung im Themenspeicher).

**zu e) Weiterentwicklung / Ergänzung des Strukturmodells – erläuterndes Beispiel:
In Folge der Vorkommnisse am Kleinen Schlossplatz Ende Februar 2021, bei denen die Stimmung zu eskalieren drohte, zeigte sich, dass schnelles und unkompliziertes Handeln für eine Unterstützung der Mobilen Jugendarbeit Innenstadt erforderlich ist. In der Sitzung am 11.03.2021 wurde daher vereinbart, das Strukturmodell bedarfsweise durch sogenannte „Subito-Gruppen“ zu ergänzen:

AnlassSchritt 1Ggf. Schritt 2 („Subito-Gruppe“)
Krisensituation
Eskalation

ð Zeit- und
    Handlungsdruck
ð Reaktionszeit 1 bis 4 Tage
Email-Info durch die Mobile Jugendarbeit Innenstadt an alle Mitglieder des Strategie- und Aktionsrats:
- Infos zum Vorgang
- Einschätzung der Situation
- Geplante nächste Schritte
- Ggf. Vorschläge für den Bedarf an Unterstützung
Videokonferenz
- für sofortige Rückkoppelung und Unterstützung durch eine Subito-Gruppe
- Einladung bedarfsweise an alle oder an ausgewählte Mitglieder des Strategie- und Aktionsrats
1.2. Aktionsrat

Mitglieder des Aktionsrats sind Personen in Verbindung zu jungen Menschen bzw. deren Vertretungen. Überwiegend engagieren sich Praxismitarbeiter*innen der Mitglieder aus dem Strategierat mit der Aufgabe, Probleme und Themen der jungen Menschen in der Innenstadt zu erkennen und auf Basis dieser Erkenntnisse entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Seit der zweiten Sitzung im April nimmt zudem ein Vertreter der Koordinierungsstelle für die Beteiligung Jugendlicher am kommunalen Geschehen / Jugendrat teil.

Der Aktionsrat tagt in einem zweimonatigen Rhythmus im Wechsel zum Strategierat und fand bis zum Abschluss der Vorlagenerstellung zweimal statt. Folgende Praxiseinrichtungen sind aktuell im Aktionsrat vertreten (in alphabetischer Reihenfolge):
In den bis April 2021 stattfindenden Aktionsratssitzungen wurden folgende Themen bearbeitet:
a) Klärung organisatorischer Eckpunkte und der Arbeitsweisen
b) Statusberichte der Mobilen Jugendarbeit-Innenstadt (inklusive Mitmach-Möglichkeiten, zum Beispiel Gäste am Bus, Dialog mit der Polizei), der Wiedergutmachungskonferenzen, des „Sprachrohr“-Projekts und Berichte aus den Strategieratssitzungen (siehe 1.1.)
c) Sammlung von Ideen für Aktionen und deren Konkretisierung (siehe 1.5.)
d) Gemeinsames Öffentlichkeits-Konzept für Aktionen im Rahmen der "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt"
e) Vernetzung mit bestehenden Gremien der Kinder- und Jugendhilfe in den Innenstadtbezirken (RTK-System)
f) Gegenseitiger Austausch und Informationen

1.3. Organisationsentwicklung für die Gremien „Strategie- und Aktionsrat“

Mit dem Strukturmodell "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" wird eine neue und innovative Form der Kooperation aufgebaut und erprobt. Die Vernetzung vieler Ansätze ist notwendig, Konkurrenzen und trägerpolitische Interessen treten in den Hintergrund zu Gunsten des gemeinschaftlichen Handelns und des Ziels, die Stuttgarter Innenstadt jugendgerecht zu gestalten.

Das bedeutet: Es geht nicht nur um die Entwicklung neuer Projekte. Es geht um die modellhafte Erprobung eines Kulturwandels innerhalb des Stuttgarter Jugendhilfesystems und darum, grundlegende Veränderungen herbeizuführen. Daher wurde mit der GRDrs 986/2020 beschlossen, dass der Aufbau und die Entwicklung des Strukturmodells durch eine Organisationsentwicklung begleitet wird, die Chancen und Risiken des Wandlungsprozesses gleichermaßen berücksichtigt und bei allen Mitwirkenden Verhaltens- und Einstellungsänderungen herbeiführt, die in eine agile Organisationsform münden. Für die Finanzierung wurde festgelegt, dass diese über Stiftungen und Fonds erfolgen soll.

Mit Fördermitteln aus dem „Aktions- und Initiativfonds“ der Partnerschaft für Demokratie Stuttgart“ (Bundesprogramm „Demokratie leben“) und der Eduard-Pfeiffer-Stiftung in Höhe von insgesamt 9.750 Euro gelang es, den Prozess seit Beginn durch einen Organisationsentwickler moderieren und begleiten zu lassen. Geplant ist diese Begleitung bis Sommer 2022, um daran anschließend die weitere Organisations- und Entwicklungsverantwortung den Gremien zu übertragen.

1.4. Ressourcen-Netzwerk "Jugendgerechte Stuttgarter Innenstadt"

Für eine integrierte Jugendarbeit ist es unerlässlich, dass Netzwerke bestehen, auf die unkompliziert zurückgegriffen werden kann. Mit der GRDrs 986/2020 wurde daher beschlossen, ein Ressourcen-Netzwerk „Jugendgerechte Stuttgarter Innenstadt“ aufzubauen und kontinuierlich fortzuschreiben im Sinne einer Netzwerk-Karte. Relevante Handlungsfelder sind dabei beispielsweise Kultur, Sport, Stadtentwicklung, Sicherheit inklusive Polizei, Handel, Jugendhilfe, Soziale Arbeit und Politik. Die Partner*innen des Netzwerks bilden kein festes Gremium. Das Ressourcen-Netzwerk ist als Plattform im Sinne eines Marktplatzes zu verstehen, auf dem sich die einzelnen Markthändler*innen mit ihren unterschiedlichen Waren gegenseitig kennen und bedarfsweise unterstützen.

Dem hinterlegt sind eine intensive Kontaktarbeit, zahlreiche Schnittstellengespräche und Einladungen zur Mitentwicklung bzw. zum Abgleich progressiver Vorhaben.

Bei dem Netzwerk geht es darum, bestehende Ressourcen der verschiedenen Handlungsfelder zu „entdecken“ und in einer transparenten Systematik zusammenzuführen, um sie für das Strukturmodell "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" anlass- und adressat*innenbezogen auf zwei Ebenen zu nutzen:
Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über alle Akteur*innen in der Stuttgarter Innenstadt:


Quelle: Mobile Jugendarbeit Innenstadt


Eine Ausdifferenzierung der (potenziellen) Kooperationspartner*innen für das Ressourcen-Netzwerk "Jugendgerechte Stuttgarter Innenstadt" zeigt beispielhaft folgende Abbildung:


Quelle: Mobile Jugendarbeit Innenstadt

Die Mobile Jugendarbeit Innenstadt baut mit Unterstützung der Mitglieder des Strategie- und Aktionsrats seit Beginn des Jahres die Netzwerkkarte auf. Instrumente hierfür sind zum einen ein „Akteur*innen-Fragebogen“ der Mobilen Jugendarbeit, durch den Ressourcen aus den verschiedenen Handlungsfeldern mit Kontaktpersonen erhoben werden. Daraus abgeleitet entsteht eine systematisierte Ressourcen-Netzwerk-Kartierung mit einer Netzwerkdatei, die von den Strategie- und Aktionsrät*innen genutzt werden kann. Ein Verschlagwortungs-/Kategoriensystem ermöglicht, für unterschiedlichste Themen bestehende Ressourcen zu finden und dadurch im Sinne der integrierten Jugendarbeit Aktionen durchzuführen bzw. Hilfeangebote einzuleiten. Die Fertigstellung der Netzwerkkarte ist für Herbst 2021 geplant mit anschließender kontinuierlicher Datenerweiterung und –pflege.

1.5. Aktionen der "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt"

Aus dem Aktionsrat heraus werden anlassbezogen Ad-hoc-Gruppen eingerichtet, die temporär auf eine Aufgabe hin wirken. Sie organisieren spezielle Aktionen, binden themenbezogen Netzwerkpartner*innen ein und führen diese durch. Dies können beispielsweise Kultur- oder Sportereignisse, Themenkampagnen oder auch Aktionen zur Gestaltung des öffentlichen Raums sein.

a) "Random act of kindness" (zufällig freundliche Begegnung)
Mit der im Frühjahr 2021 von der Mobilen Jugendarbeit Innenstadt initiierten Aktion "Random act of kindness" sollen kleine Impulse gesetzt werden, um die Stimmung in der Stuttgarter Innenstadt positiv zu verändern. Dies kann durch ein freundliches Wort, ein Kompliment, eine Blume etc. erfolgen.

Ein erster "Random act of kindness" fand Mitte März 2021 unter Beteiligung der Kinderbeauftragten statt, die in der Stuttgarter Innenstadt mit jungen Menschen ins Gespräch kam und dabei Schokolade verteilte. Die jungen Menschen waren positiv überrascht von dieser Aktion, reagierten ausnahmslos freundlich und entgegenkommend und gaben positive Rückmeldungen.

"Random act of kindness" soll zukünftig verstetigt werden. Geplant ist ein Flyer mit der Botschaft „Tu etwas Freundliches“, der ggf. auch als Plakat vor der Oper aufgestellt werden soll. Eine erste große Aktion fand vom 31.05. bis 05.06.2021 vor der Oper am Bus der Mobilen Jugendarbeit Innenstadt statt. Die Ergebnisse dieser Aktion lagen mit Abschluss der Vorlagenerstellung noch nicht vor.

b) Aktionstag 19. Juni 2021
Der Aktionsrat "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" bildete im Februar 2021 eine Ad-hoc-Gruppe, um Aktionen für den 19. Juni 2021 zu planen. An der Gruppe beteiligt waren sieben Mitglieder des Aktionsrats sowie fünf Interessierte aus dem Ressourcen-Netzwerk. Der Termin wurde bewusst gewählt, um ein Jahr nach der sogenannten "Krawallnacht" einen positiven Akzent zu setzen und einen Blick in die Zukunft einer jugendgerechten Innenstadt zu werfen. Zum Abschluss der Vorlagenerstellung stand der Aktionstag noch bevor, sodass über die Ergebnisse in der Vorlage nicht berichtet werden kann, sondern nur über den Planungsstand im Strategierat am 20.05.2021:
c) Weitere geplante Aktionen der "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt" durch Ad-hoc-Gruppen
d) Anschlussmöglichkeiten für die „Integrierte Jugendarbeit Innenstadt“ aus dem Ressourcen-Netzwerk
Nicht nur die „Integrierte Jugendarbeit Innenstadt“ selbst ist Ausgangspunkt für Aktion und Veränderung. Auch umgekehrt erhält sie bereits jetzt von ihrem Bezugssystem Impulse, sich mit ihrer Zielsetzung der jugendgerechten Stadt einzuklinken. Bei diesen „Integrationsangeboten“ handelt es sich um größere bzw. langfristigere Aktivitäten.

Integrationsangebot „Club und Kultur auf dem Kleinen Schlossplatz“

Das Club Kollektiv Stuttgart e.V. ist seit 2013 der Interessenverband von Clubs und Veranstalter*innen aus Stadt und Region. Das Selbstverständnis des Vereins liegt darin, in erster Linie die Interessen der Club-, Live- und Offkultur gegenüber der Politik und Verwaltung zu vertreten.

Das Club Kollektiv arbeitet eng mit der „Koordinierungsstelle Nachtleben“ und damit mit dem Stuttgarter Nachtmanager zusammen, der zugleich Mitglied im Strategierat "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" ist. Durch diese Schnittstelle entstand die Idee, Angebote der "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt" mit Veranstaltungen des Club Kollektivs zu verknüpfen, die vom 01.07. bis 30.09.2021 auf dem Kleinen Schlossplatz geplant sind. Angedacht ist beispielsweise, die Bühne an ausgewählten Tagen entlang von Jugendwünschen zu bespielen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, außerhalb der Veranstaltungen der Clubszene die Fläche für Aktionen von und für junge Menschen zu nutzen oder während der Veranstaltungen des Club Kollektivs die Peripherie (z.B. Freitreppe neben dem Kunstmuseum) mit Aktionen der "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt" zu bespielen.

Die Konkretisierung der möglichen Verbindung zwischen dem Projekt „Club und Kultur auf dem Kleinen Schlossplatz“ und der "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt" war mit Abschluss der Vorlagenerstellung noch nicht abgeschlossen. Die weiteren Planungen sind aktuell abhängig von den Auswirkungen der Ausschreitungen wie am letzten Mai-Wochenende, in deren Folge die Sperrung der Freitreppe neben dem Kunstmuseum verfügt wurde.

Integrationsangebot beim Vorhaben Pop up Jugendtreff auf dem Züblin-Areal

Der städtebauliche Entwicklungsprozess IBA‘27 in der Leonhardsvorstadt schließt sich an die Philosophie der jugendgerechten Innenstadtentwicklung unmittelbar an. In diesem Areal kommt der Frage nach der Mit-Nutzung bestehender und neu zu erschließender Räume eine besondere Bedeutung zu. Wesentlich hierfür ist, dass junge Menschen Berechtigung erfahren, öffentlichen und halböffentlichen Raum zu nutzen und sich in die gesellschaftliche Vielfalt der City (ohne als störend erlebt zu werden) einzubringen. Der Prozess stellt deswegen aus mehreren Gründen eine erste und besondere Chance für die angestrebte städtebauliche Innovation für Jugendliche dar: Das Entwicklungsgebiet liegt in der erweiterten Zone der Trendorte junger Menschen (Eckensee, Schlossplatz), es beinhaltet selbst öffentliche Plätze und Portale zur Innenstadt wie die Haltestelle Charlottenplatz, und es hat direkte Bezüge zu Orten mit besonderer Zuständigkeit für Jugend: das Jugendamt, Jugendwohnheime, eine Grundschule. Das Gebiet verfügt bislang allerdings über keine angemessenen Jugend-Treffpunkte mit Ausnahme der outdoor-Spielflächen.

Um die beiden Prozesse „IBA’27 Leonhardsvorstadt“ und "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" zu verbinden, ist es aus Sicht der Fachverwaltung höchst sinnvoll, den ab 2022 eintretenden temporären Leerstand im Züblin-Areal in eine von Jugendlichen direkt bestimmte Zwischennutzung zu überführen: Es ergeben sich Experimentierflächen, in denen junge Menschen auf Zeit und mit einem hohen Maß an Mitbestimmung ihre Vorstellungen einbringen und die Innenstadt mitgestalten können, frei von Konsum- und Funktionszwang.

Das Strukturmodell "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" will Patin und Organisatorin sein für diese neue Form von Jugendangeboten, ausgerichtet an den Vorstellungen der jungen Menschen, was Innenstadt ausmacht, und an den vom jeweiligen Gebäude her zulässigen Bedingungen.

Für das Areal wurden von der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft für den Doppelhaushalt 2022/2023 Mittel für einen pop-up-Treff beantragt. Falls dieser Antrag beschlossen wird, wird ab Frühjahr 2022 eine Ad-Hoc-Gruppe eingerichtet mit dem Ziel, Aktionen und Veranstaltungen träger- und einrichtungsübergreifend zu gestalten sowie Ressourcen des Netzwerks „Jugendgerechte Stuttgarter Innenstadt“ zu nutzen.

e) Vernetzung der integrierten Jugendarbeit Innenstadt mit den Respektlots*innen und dem Jugendforum internationale Stadt
Das Projekt „Respektlotsen“ der Landeshauptstadt Stuttgart wurde im Juli 2020 im Rahmen der Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft (AG Gesellschaftliche Integration) als Gemeinschaftsprojekt der Abteilung für Integrationspolitik im Referat Soziales und gesellschaftliche Integration und der Stabsstelle Kommunale Kriminalprävention des Referats für Sicherheit, Ordnung und Sport gestartet und im August umgesetzt. Unterstützt wird das Projekt vom Förderverein Sauberes und Sicheres Stuttgart e.V., die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft, das Gemeinschaftserlebnis Sport und die Stuttgarter Bäderbetriebe.

Insgesamt wurden bisher 20 Respektlotsinnen und Respektlotsen für das Pilotprojekt gewonnen, die an den Wochenenden im öffentlichen Raum für das Thema Respekt im täglichen Miteinander sensibilisieren. Die Respektlots*innen kennen die Lebenswelt der Jugendlichen, sind mehrsprachig und repräsentieren die Vielfalt und Weltoffenheit der Landeshauptstadt Stuttgart.

Die Rückmeldungen, die die Respektlots*innen bei ihren Einsätzen von den Jugendlichen erhalten, sind durchweg positiv. Aber auch ältere Menschen freuen sich, mit den Respektlots*innen ins Gespräch zu kommen – der Redebedarf ist da und auch das Bedürfnis, Respekt im Alltag zu erfahren ist groß. Themen sind vor allem Respekt vor Alt und Jung, Respekt vor besonderen Berufsgruppen (Polizei, Rettungssanitäter*innen, Lehrer*innen), Respekt vor der Natur, Tierschutz, Vermüllung des öffentlichen Raums und Sicherheit und Sauberkeit in der Stadt. Darüber hinaus nehmen die Respektlots*innen Ideen und Bedarfe der Bürger*innen auf und informieren über städtische Angebote, sowie Freizeit-, Kultur- und Sportangebote.
Die große Medienresonanz (ZDF, SWR, Regio TV, StZ, STN) und Anfragen aus anderen Städten zum Stuttgarter Ansatz zeigen die Bedeutung und Notwendigkeit des Projekts. Aufgrund vermehrter Anfragen aus den Bezirken sind die Respektlots*innen aktuell auch in den Stadtbezirken unterwegs.

Parallel zum Respektlotsenprojekt wurde unter der Federführung der Abteilung Integrationspolitik Ende März 2021 die Aktionswoche #Respekt0711 durchgeführt. Eine Woche lang wurden sechs Videospots gezeigt, in denen sich Bürger*innen mit Vertreter*innen bestimmter Berufsgruppen begegnen, um für einen respektvolleren Umgang miteinander zu werben.
Was bedeutet Respekt im täglichen Miteinander?
Was bedeutet Respekt im Berufsalltag?
https://www.stuttgart.de/leben/soziales/aktionswoche-respekt-0711.php

Im Herbst 2020 wurde unter der Federführung der Abteilung Integrationspolitik das Jugendforum Internationale Stadt eingerichtet, um nicht über, sondern mit den jungen Menschen zu reden. Hier geht es darum, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, wie sie die Coronazeit im Alltag, insbesondere Schule, Ausbildung, Studium, Beruf, Arbeitssuche, Familie und Freizeit erleben, wie sie mit den Regelungen, Sorgen und Ängsten umgehen. Gemeinsam werden Ideen entwickelt, wie Jugendliche den öffentlichen Raum mitgestalten können. Teilnehmer*innen sind Jugendliche, die Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration, Dr. Alexandra Sußmann und weitere städtische Akteur*innen, insbesondere die Jugendhilfeplanung und die Mobile Jugendarbeit.


2. Weitere Planungsschritte für das Strukturmodell "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" und Ressourcenbedarf

2.1. Kontaktaufbau zu und Austausch mit umliegenden Stadt- und Landkreisen

Ein großer Teil der jungen Menschen, die die Stuttgarter Innenstadt nutzen, wohnt nicht in Stuttgart und ist daher nicht an das kommunale Jugendhilfesystem angebunden bzw. kann in ihrer Lebenswelt nicht durch dieses erreicht werden. Daher wurde mit der GRDrs 986/2020 beschlossen, Kontakt zu Akteur*innen der freien und öffentlichen Jugendhilfe aus den umliegenden Stadt- und Landkreisen aufzunehmen, um das Stuttgarter Modell einer "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt" ggf. durch Vor-Ort-Maßnahmen in den Heimatorten der jungen Menschen zu ergänzen und damit nachhaltig präventiv zu wirken.

Hierzu gab es bereits zahlreiche Aktivitäten, die auf der nächsten Strategieratssitzung Mitte Juli 2021 zusammengeführt werden, um weitere Schritte zu planen: Darüber hinaus erfolgte durch das Polizeipräsidium Stuttgart eine Anfrage bei anderen Großstädten zu Erfahrungen im Bereich „Sicherheit im öffentlichen Raum“, deren Ergebnisse im Juli 2021 vorliegen und für das Stuttgarter Modell genutzt werden sollen.

2.2. Ressourcen für die am Aktionsrat beteiligten Einrichtungen freier Träger

Bereits in den ersten Monaten der Umsetzung des Strukturmodells zeigt sich, dass sich die innovative Strategie einer integrierten Jugendarbeit in Stuttgart bewährt und zukunftsweisend ist. Das integrative Prinzip funktioniert mit einem großen Ideenreichtum und Engagement der Beteiligten. Die Akteur*innen stehen in enger Verbindung mit den Jugendlichen, erkennen Bedarfe und Ansprüche und leiten daraus gemeinsam kreative Aktionen ab.

Deutlich wird in der Kooperation zum einen die zukünftige und zunehmende Notwendigkeit der "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt":
Im Austausch zum „Blickwechsel Jugend“ in der Strategieratssitzung im Mai 2021 stellten alle Beteiligten fest, dass sich die Situation der jungen Menschen sukzessive verschärft und die Stimmung sowohl in der Innenstadt als auch in den einzelnen Einrichtungen zu kippen droht. Psychische Belastungen, Motivationsverlust und Perspektivlosigkeit nehmen zu; nach vielen Monaten der Isolation und des Kontaktverbots schwindet das Verständnis für die Pandemiemaßnahmen, und es wächst zugleich der Wunsch nach Unternehmungen in der Freizeit. Dies zeigte sich auch in den Vorkommnissen während des ersten warmen Wochenendes Ende Mai 2021, die ebenfalls zu Personenverletzungen und Sachbeschädigungen führten, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie im Juni 2020.

Klaus Hurrelmann, Jugendforscher und Leiter der Shell-Studie, bestätigt in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung am 2. Juni 2021 die von der Fachverwaltung und dem Strategie- und Aktionsrat festgestellte Notwendigkeit und auch die Stärke eines integrierten Konzepts https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.jugendforscher-zu-unruhen-in-stuttgart-ohnmaechtiger-protest-der-schwachen.d4580ded-bb4e-49cb-8d8b-feace40e0b8e.html?reduced=true : Aus seiner Sicht müsste die Stadt Stuttgart „das Thema zur Priorität Nummer eins“ machen, denn „schließlich geht es um die Frage: Wie leben wir hier zusammen?“ Hierfür schlägt Hurrelmann vor, dass die Stuttgarter Kinder- und Jugendhilfe gemeinsam mit jungen Menschen und weiteren Akteur*innen Alternativen entwickelt: „Zum Beispiel Sport in der Nacht ermöglichen, ein Fußballspiel um 22 Uhr, irgendwelche legalen Clubaktivitäten. Das Signal muss sein: Gewalt kommt nicht in die Tüte, aber wir verstehen, was ihr braucht, um eure Energie loszuwerden und auf legale Weise ‚die Sau rauszulassen‘.“

Zum anderen wird deutlich, dass mit dem Beginn der Umsetzung des Strukturmodells weitere Ressourcen notwendig sind:
Direkt in Anschluss an die sogenannte "Krawallnacht" wurde im Sommer 2020 für die Mobile Jugendarbeit Innenstadt eine Projektförderung (01.11.2020 bis 31.10.2024) mit 5,0 Fachkraftstellen beschlossen, was sich als unabdingbare Voraussetzung (Basisarbeit) und absolut effektiv herausstellt. Die Mobile Jugendarbeit Innenstadt ist zentraler Bestandteil und Motor des Strukturmodells "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt". Mit Beginn des Aufbaus des Strukturmodells "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt", welches ebenfalls ab Sommer 2020 unter Beteiligung der Strategieratsmitglieder entwickelt wurde, zeichnete sich bereits ab, dass voraussichtlich auch für die weiteren beteiligten freien Träger Ressourcen notwendig werden für die Beteiligung an Gremien und Netzwerken sowie für Beiträge an gemeinsamen Aktionen. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar, in welcher Größenordnung und mit welcher fachlichen Ausrichtung sich dieser zusätzliche Bedarf bewegt, sodass vereinbart wurde, dass sich die Träger zunächst mit ihren bestehenden Ressourcen einbringen, um im Laufe der Umsetzung zu analysieren, ob zusätzliche Mittel erforderlich sind.

Mit Beginn der Umsetzung des Strukturmodells "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" und mit der ersten Auswertung der Aktivitäten wurde festgestellt, dass für die weitere Entwicklung des Modells größere aktive und konzeptionelle Beiträge der freien Träger eingebracht werden müssen, die nicht mehr aus den Bestandsressourcen heraus geleistet werden können. Das bedeutet, dass zusätzlich zur Projektförderung der Mobilen Jugendarbeit Innenstadt mit 5,0 Fachkraftstellen weitere Personalressourcen für die am Aktionsrat beteiligten Einrichtungen der freien Träger zur Verfügung gestellt werden müssen, um die aktive Beteiligung am Strukturmodell auch zukünftig zu gewährleisten. Darüber hinaus sind Sachmittel für die Aktionen der "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt" und für die Jugendkonferenzen erforderlich.

Für die weitere Umsetzungsphase des Strukturmodells "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" schlägt die Fachverwaltung daher vor, für die am Aktionsrat beteiligten Einrichtungen der freien Träger 2,0 Fachkraftstellen zu fördern. Diese Förderung soll bis zum Ende der Projektlaufzeit der Mobilen Jugendarbeit Innenstadt erfolgen (01.01.2022 bis 31.10.2024). Darüber hinaus wird die Förderung von Sachmitteln für Aktionen der "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt" und für Jugendkonferenzen vorgeschlagen, deren Verwaltung analog zum RTK-Budget erfolgen soll:

TrägerAngebot
Finanzbedarf in Euro
2022
2023 ff.
Träger von Einrichtungen, die am Aktionsrat "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" beteiligt sind2,0-Fachkraftstellen für das Strukturmodell "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt"
157.000
159.900
Träger von Einrichtungen, die am Aktionsrat "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" beteiligt sindSachmittel für Aktionen und Jugendkonferenzen der "Integrierten Jugendarbeit Innenstadt"
17.500
17.500
Summe
174.500
177.400

Die Verteilung der Stellenanteile auf die einzelnen Einrichtungen wird mit den freien Trägern vereinbart und bei Beschlussfassung der Vorlage im Sachbeschluss dargestellt.

Eine Beantragung von Mitteln beim angekündigten Bundes-Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ wird, sobald die Förderoptionen konkretisiert worden sind, geprüft.


2.3. Ausblick: Modell der Zukunft

Ein Auslöser für die Entwicklung des Strukturmodells "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" waren die Ausschreitungen in der Stuttgarter Innenstadt im Sommer 2020. Zu betonen ist allerdings, dass auch ohne diese Vorkommnisse und ohne die Einschränkungen infolge der Pandemie, die junge Menschen massiv in ihrer Entwicklung und ihren Handlungsmöglichkeiten einschränkt, die Kinder- und Jugendhilfe grundsätzlich durch neue Ansätze ergänzt werden muss:

Die Lebensrealitäten und das Treffverhalten junger Menschen haben sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Demzufolge muss auch die bisherige konzeptionelle und räumliche Trennung zwischen den klassischen Arbeitsfeldern der Jugendarbeit wie Jugendhäuser, Mobile Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, Jugendberatung u.a. teilweise aufgehoben werden: Junge Menschen bewegen sich nicht mehr nur in einem Kontext, sie nehmen gleichzeitig verschiedene Angebote wahr, und sie haben durch social media neue Möglichkeiten, sich zu informieren und zu vernetzen.

Das bedeutet, dass – unabhängig von den Vorkommnissen und den Pandemieauswirkungen – die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe stärker zusammengeführt und verknüpft werden und diese gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden müssen, um die Lebenswelten und Räume mit und für junge Menschen angepasst an ihre aktuellen Interessen, Problemlagen und Bedarfe jugendgerecht zu gestalten.

Die Stadt Stuttgart geht mit dem Strukturmodell einen zukunftsweisenden Weg in der Kinder- und Jugendhilfe, denn die "Integrierte Jugendarbeit Innenstadt" bietet die innovative Möglichkeit, Ressourcen zu bündeln, diese handlungsfeldübergreifend zu nutzen und damit der Lebenssituation junger Menschen bestmöglich gerecht zu werden.


2.4. Ausblick: Stuttgarter Jugendstudie

Ein nächster Schritt der kommunalen Strategie für eine jugendgerechte Stadt wird die Vergabe der Stuttgarter Jugendstudie sein (vgl. GRDrs 986/2020):
„Was heißt Aufwachsen in Stuttgart?“
Konzipierung und Durchführung einer Stuttgarter Jugendstudie
mit Handlungsempfehlungen für eine jugendgerechte Stadt

Die Stuttgarter Kinder- und Jugendhilfe wünscht sich mit dieser Studie alternative Deutungen jugendlicher Repräsentationen, auch mit dem Anspruch, den unterschiedlichen sozialen Verhältnissen gerecht zu werden. Es soll dabei eine möglichst nicht institutionelle Perspektive eingenommen werden, die junge Menschen nicht in einem jeweils engeren Sinn als Subjekte von Schule und Ausbildung, von Prävention oder z.B. von Regelmissachtung und somit als Subjekte des erzieherischen Beistands adressiert. Anstatt „Problemfall von…“ und Aufgabe zur...“ sollen junge Menschen als junge Bürger*innen außerhalb zielgruppenspezifischer Festlegungen und institutionell gefasster Aufträge angesehen werden. Die erzielten Ergebnisse sollen daher nicht unmittelbar und in erster Linie zur Weiterentwicklung bestehender Jugendhilfeansätze beitragen. Stattdessen sehen wir die Bedeutung der Studie und ihrer Ergebnisse darin, dass sie uns dabei unterstützen kann, die Infrastruktur einer Jugendpädagogik des städtischen Raums zu definieren. Dies ist ein für die Kinder- und Jugendhilfe weit gefasstes Interesse, das in seinen Voraussetzungen über den eigenen Bereich hinausragt und weitere Akteur*innen und Gestalter*innen von Stadtgesellschaft einschließt. Die Studie soll daher helfen, raumbezogen zu argumentieren und zu überzeugen, worin Merkmale und Prozesse hin zu einer jugendgerechten Stadt bestehen (können).

Allgemeiner Hinweis
Die Dienststelle Förderung freier Träger ist Ansprechpartnerin für die freien Träger, setzt die getroffenen Gemeinderatsentscheidungen um, bewilligt die Zuschüsse, sorgt für den Mittelfluss, stellt die Kommunikation mit 315 freien Trägern sicher und prüft die Verwendung der Zuschüsse. Es wird auf die einschlägigen Stellenplananträge des Jugendamtes verwiesen.

Finanzielle Auswirkungen


Ergebnishaushalt (zusätzliche Aufwendungen und Erträge):
Teilhaushalt 510 – Jugendamt, Amtsbereich 5103162 – Sonstige Förderung freier Träger
Maßnahme/Kontengr.
2022
TEUR
2023
TEUR
2024
TEUR
2025
TEUR
2026
TEUR
2027 ff.
TEUR
Strukturmodell „Integrierte Jugendarbeit Innenstadt“
Förderung 2,0 Fachkraftstellen/43100
157,0
159,9
159,9
159,9
159,9
159,9
Förderung Sachkosten/43100
17,5
17,5
17,5
17,5
17,5
17,5
Finanzbedarf
174,5
177,4
177,4
177,4
177,4
177,4
(ohne Folgekosten aus Einzelmaßnahmen, Investitionen oder zusätzlichen Stellen – diese bitte gesondert darstellen)
Für diesen Zweck im Haushalt/Finanzplan bisher bereitgestellte Mittel:
Maßnahme/Kontengr.
2022
TEUR
2023
TEUR
2024
TEUR
2025
TEUR
2026
TEUR
2027 ff.
TEUR
Förderung Mobile Jugendarbeit Innenstadt, 5 VZK + Sachaufwand /43100
465
465
465
0
0
0


Mitzeichnung der beteiligten Stellen

Die Referate AKR und WFB haben Kenntnis genommen.
Die Referate SOS, SI sowie OB-KB haben die Vorlage mitgezeichnet

Haushalts- und stellenrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der Haushaltsplanberatungen erfolgen.


Vorliegende Anträge/Anfragen

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Erledigte Anträge/Anfragen

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Isabel Fezer
Bürgermeisterin



Anlagen:


<Anlagen>

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