Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR
GRDrs 1046/2018
Neufassung
Stuttgart,
02/14/2019



Förderung des Musikfests 2020 der Internationalen Bachakademie Stuttgart



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Kultur und Medien
Verwaltungsausschuss
Beratung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
26.02.2019
13.03.2019



Beschlußantrag:

1. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von der geplanten Verschiebung des Musikfests der Internationalen Bachakademie Stuttgart vom Spätsommer 2019 in den Juni 2020.

2. Die Internationale Bachakademie (IBA) erhält zur Ausrichtung des Musikfests 2020 eine städtische Zuwendung von insgesamt 668.300 EUR.

3. Der Aufwand wird in den Teilergebnishaushalten 2019 und 2020 im THH 410 – Kulturamt, Kontengruppe 430 – Transferaufwendungen, gedeckt.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Als Veranstalterin des Musikfests Stuttgart plant die IBA zur weiteren Entwicklung von Programmatik und Ausrichtung, den angestammten Zeitraum Ende August/Anfang September dauerhaft ab der Saison 2019/2020 auf einen ebenso lang dauernden,
16-tägigen Zeitraum im Anschluss an die baden-württembergischen Pfingstferien zu verschieben.


Die Gründe für die Verlegung hat die IBA in Anlage 1 ausführlich dargelegt.

Die IBA hat für die Durchführung des Musikfestes 2020, neben der jährlich fortgeschriebenen Projektzuwendung in Höhe von 334.150 EUR, beantragt, die für das entfallende Musikfest 2019 nicht benötigte Zuwendung für das Musikfest 2020 zu übertragen. Vorbehaltlich der Fortschreibung der städtischen Zuwendung für das Musikfest im Rahmen der Haushaltsberatungen 2020/21 im Dezember 2019, würde die städtische Zuwendung für das Musikfest Stuttgart 2020 damit insgesamt einmalig 668.300 EUR betragen.

Der städtische Finanzierungsanteil an den Aufwendungen, die von rd. 765.000 EUR (2018) auf rd. 1.168.300 EUR (2020) steigen, erhöht sich dadurch von 42 % auf 57 %. Nach dem vorliegenden Budgetrahmen soll die Erhöhung insbesondere für höhere Honorare – es sollen mehr und auch Künstlerinnen und Künstler mit internationaler Strahlkraft verpflichtet werden - , eine breit angelegte Musikvermittlung sowie ein zeitgemäßes Marketing verwendet werden.

Bei der beantragten Mittelübertragung handelt es sich um eine freiwillige Leistung, die keinen Einfluss auf die Höhe der städtischen Zuwendungen für das Musikfest 2021ff. hat. Über diese entscheidet der Gemeinderat im Rahmen der Haushaltsberatungen 2020/2021.

Neben der Projektzuwendung für das Musikfest Stuttgart erhält die IBA eine institutionelle Zuwendung in Höhe von jährlich 588.150 EUR.

Finanzielle Auswirkungen

Die Mittel stehen im Haushaltsplan bei der Kontierung 417EMUS10 - Institutionelle Förderung, Sachkonto 43180000 Zuschüsse an den übrigen Bereich, im Haushaltsjahr 2019 zur Verfügung bzw. werden zum Doppelhaushalt 2020/2021 dort veranschlagt. Über die Übertragung von Restmitteln aus dem Haushaltsjahr 2019 ist im Rahmen des Jahresabschlusses 2019 zu entscheiden.




Beteiligte Stellen

Entfällt

Vorliegende Anträge/Anfragen

Entfällt

Erledigte Anträge/Anfragen

Entfällt



Dr. Fabian Mayer
Bürgermeister


Anlagen

Anlage 1: Ausführliche Begründung der Internationalen Bachakademie

Planungen der Internationalen Bachakademie Stuttgart für das
Musikfest Stuttgart 2020ff.


Vorbemerkung
Termin
Das Musikfest Stuttgart, veranstaltet und ausgerichtet von der Internationalen Bachakademie Stuttgart, findet zur Zeit am Ende der baden-württembergischen Sommerferien, während der „großen Ferien“ statt. In Stuttgart ist das Phänomen bekannt, dass es in der Stadt ab dem 15. August (Ferragosto?) deutlich ruhiger als schon zu Beginn der großen Ferien wird. Ein Großteil der Stuttgarter befindet sich im Urlaub. Der Einzelhandel und Restaurants reagieren darauf und schließen zur Sommerpause, die Theater und Orchester haben ohnehin während der gesamten Dauer der Sommerferien Pause.

Zielgruppen
Für die Durchführung eines Festivals bedeutet dieser Zeitraum, dass grundsätzlich ein wichtiges Publikumssegment vom Veranstaltungsbesuch so gut wie ausgeschlossen ist: Kulturinteressierte, die ihren Sommerurlaub in Abstimmung mit den Schulferien verbringen müssen, haben kaum eine Chance, diese Veranstaltung wahrzunehmen. Für ein Festival, das zudem den Namen Musikfest Stuttgart trägt und damit impliziert, ein Angebot für die Stuttgarter zu sein, halten wir den Termin für eine schlechte Wahl.

Programm
Das Programm des derzeitigen Musikfests besticht durch eine durchdachte Dramaturgie. Ausgehend von einem Festivalthema ziehen sich darin verschiedene Programmschienen wie „Sichten auf Bach“, „Bach.Lab“, das „Musikfest-Café“ oder „Unternehmen Musik“ durch. Die wesentlichen Spielstätten bilden eine imaginäre Achse, die von der Liederhalle über den Hospitalhof hin zur Stiftskirche entsteht, ergänzt um die Veranstaltungsräume, die das „Unternehmen Musik“ bringt sowie das Wizemann für „Bach.Lab“. Musikalisch steht die historisch informierte Aufführungspraxis im Mittelpunkt, namentlich durch die Konzerte der Gaechinger Cantorey, des Klangkörpers der Bachakademie. Musik anderer Genres wird vorwiegend im „Bach.Lab“ und bei „Unternehmen Musik“ aufgeführt.

Ziele einer veränderten Musikfest-Konzeption ab 2020
Zielgruppen
Musikfest Stuttgart bezeichnet eine Veranstaltung, die in erster Linie für die Stuttgarter angeboten wird und nicht primär auf überregional zugereistes Publikum setzt. Mit Blick auf das lokale Publikum ist es das Ziel, verstärkt jüngere Zuhörer anzusprechen – eine Herausforderung, mit der sich die meisten Veranstalter klassischer Konzerte schwer tun. Es geht dabei um ein Angebot für Kinder und Jugendliche ebenso wie für Studierende sowie nicht zuletzt für Menschen, die sich in der sogenannten „rush hour“ des Lebens befinden. Um diesen Zuhörerkreisen die Chance zu öffnen, das Festival wahrzunehmen, muss es der erste Schritt sein, den Termin aus der Sommerpause heraus zu verlegen.

Termin
Bei der Sondierung eines geeigneten alternativen Zeitfensters von 16 Tagen hat die Bachakademie auch den Rat der Stuttgart Marketing GmbH eingeholt. Die Wahl fiel auf einen Zeitraum, der am letzten Wochenende der Pfingstferien beginnt und somit zumeist Ende Juni stattfinden wird. Wir sehen diesen Zeitraum als einen Zeitpunkt am Ende einer Saison der städtischen Hochkultur- und Indoor-Veranstaltungen. Erst Anfang Juli startet die Saison der Sommer- und später der Weinfeste, die beliebten Hocketse oder das Festival JazzOpen. Auch die biennal stattfindenden Fußball-Großevents treten erst im Juli in die spannende Phase der Achtel-, Viertel- und Halbfinalspiele. (Fußball-EM 2020: 12.6.-12.7., Fußball-WM 2022: findet im November statt).
Die „Ludwigsburger Schlossfestspiele. Internationale Festspiele Baden-Württemberg“ finden über eine Dauer von acht Wochen in den Monaten Mai und Juni statt und liegen somit gegen Ende parallel mit dem genannten Zeitraum des Musikfest Stuttgart. Sorgfältige Abstimmungen der beiden Festivalleitungen sind eine Voraussetzung dafür, dass beide Veranstaltungen sich nicht gegenseitig „auf die Füße treten“. Gemeinsame Kooperationen und ein reger Austausch miteinander bietet umgekehrt die Chance, zusammen besonders Aufsehenerregendes zu schaffen.
Die Gespräche zwischen Bachakademie und Schlossfestspielen laufen und für 2020 ist bereits eine erste Kooperation vereinbart. Unter der Intendanz Jochen Sandigs (ab 2020) werden die Ludwigsburger Schlossfestspiele übrigens an den Tagen Donnerstag bis Sonntag stattfinden, Montag bis Mittwoch bleiben frei. Demgegenüber bietet das Musikfest an 16 Tagen ein konzises Programm von durchschnittlich drei Veranstaltungen täglich – frühmorgens, mittags, nachmittags, abends / spätabends.

Programm
Das Musikfest Stuttgart hebt sich bereits jetzt durch eine durchdachte Programmdramaturgie ab, die ausgehend von einem Festivalthema viele ‚rote Fäden‘ in Wort- und Musikveranstaltungen spinnt. Die intelligente und fantasievolle Durchdringung eines Themas wird von den Zuhörern sehr positiv aufgenommen und stellt einen erheblichen Faktor der Kundenbindung dar. Diese „kleine, aber feine“ Programmatik soll im neu konzipierten Musikfest in einem größeren Rahmen aufgehen. Das Musikfest soll ausdrücklich nicht zum glanzvollen Klassik-Event werden, das beliebige und austauschbare Projekte, präsentiert von Klassik-Stars bringt. Doch es werden zugkräftigere Namen eingeladen, die einem breiteren Kreis von potentiellen Zuhörern ein Begriff sind.
Das neue Musikfest wird zudem, unter Federführung der Bachakademie, künftig auch als eine Initiative von Stuttgarter Kulturinstitutionen ausgerichtet. Mit den festen Kooperationspartnern Staatsoper, SWR-Symphonieorchester, Stuttgarter Philharmoniker bringt es Stuttgarts Orchester und Ensembles für außergewöhnliche Projekte zusammen und lädt darüber hinaus interessante internationale Künstler aus aller Welt nach Stuttgart.

Weiter nimmt das Musikfest neue Spielorte in Stuttgart in den Blick und verfolgt das Ziel, durch die Bespielung bisher nicht genutzter Räume neue Zuhörerkreise anzusprechen. So ist für den 20.6. ein "Tag der Musik" (Arbeitstitel) in den Wagenhallen in Planung. Gebündelt an einem Tag und Ort wird hier ein dichtes Programm an zielgruppenspezifischen Formaten geboten, darunter ein großes Mitsing-Event im Außenbereich, ein Konzert für die Kleinen (Familienkonzert), ein Gesprächskonzert mit Hans-Christoph Rademann und der Gaechinger Cantorey und am Ende des Tages ein Clubkonzert, das zum Tanz in den längsten Tag des Jahres hinein lädt.

Die Kooperationen mit dem SWR-SO, den Philharmonikern und der Staatsoper (Premiere am Abschlusstag, 28.6.2020) bringen Programme, die abseits des üblichen Abonnementkonzert-Formats liegen. Es finden sich darin Auftragswerke und spannende Programmzusammenstellungen, die eine Auseinandersetzung mit dem Festivalthema reflektieren. Zudem integrieren wir erstmals die Stiftsmusik in das Programm des Musikfests: Die "Stunde der Kirchenmusik" von Kay Johannsen und Ensembles wird ein Beitrag zur Programmlinie "Sichten auf Bach" sein. Auch mit dem Hospitalhof findet eine engere inhaltliche Verzahnung des Programms im "Musikfest-Café" statt. Für die folgenden Jahre ist geplant, auch Kooperationen mit weiteren Einrichtungen wie der Musikhochschule, der Hugo-Wolf-Akademie, Musik der Jahrhunderte etc einzugehen. 2020 ist erst der Anfang.

Insgesamt zeichnet sich das Programm durch eine wesentlich größere Bandbreite in der Programmatik aus: So bringt das Eröffnungswochenende die Uraufführung eines Auftragswerks des Komponisten Mark Andre (Gaechinger Cantorey unter Leitung von Hans-Christoph Rademann) und in weiteren Konzerten einen Fokus auf dessen Schaffen. In einem "Klaviermarathon" über mehrere Stunden spielt der Pianist Alexander Melnikov sämtliche Fugen und Präludien von Dmitri Schostakowitsch. Die Gaechinger Cantorey nimmt sich unter Leitung von Hans-Christoph Rademann Johann Sebastian Bachs größtem Chor-Orchester-Werk, der Matthäus-Passion an. Dazu kommen im gesamten Musikfest 7-8 "Sichten auf Bach" (vorher 4-5), die von internationalen Spitzenorchestern gespielt werden. Es wird - nicht zuletzt bedingt durch das Thema "heilignüchtern" - viel mehr querständige Programme geben, in denen Neue und Alte Musik miteinander kombiniert werden (Beispiele: "Dreams and Prayers" mit Casal-Quartett und David Orlowsky: Mendelssohn und jiddische Musik; Trio Jean Paul: Beethoven + Gordon Kerry|Neue Musik; Freiburger BarockConsort mit Biber und Hölderlin). Das gleiche gilt für die Experimentierschiene "Bach.Lab" mit beispielsweise einer räumlich und visuell gestalteten Installation von Bachs "Kunst der Fuge".

Für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen ist die Planung aufgrund einer Mitarbeitervakanz noch nicht so weit gereift, dass sie hier detailliert vorgestellt werden kann. Klar ist, dass auch die Kommunikationsstrategie deutlich modernisiert und dem Kommunikationsverhalten der Generationen Y (Jg. 1980-95) und Z (Jg. 1998-2012) angepasst wird. So wird es beispielsweise erstmals eine eigene Musikfest-Website geben; bisher wurde das Programm im Internet nur als ein Punkt unter den Bachakademie-Projekten dargestellt.



Finanzen
Musikfest 2018:___________________________________________________________
LHS Projektzuschuss 334.150 EUR Honorare 490.000 EUR
Spenden & Sponsoring 179.000 EUR Spielstätten, Technik 93.000 EUR
Kartenerlöse 231.100 EUR Marketing 150.000 EUR
Mitschnitte, Programmhefte 20.000 EUR Programmhefte 25.000 EUR
Personal 16.000 EUR
_______________________________________________________________________
764.250 EUR 774.000 EUR



Musikfest 2020:___________________________________________________________
Mittelnachtrag 2019 (LHS) 334.150 EUR Honorare 700.000 EUR
LHS Projektzuschuss 334.150 EUR Spielstätten, Technik 150.000 EUR
Spenden, Sponsoring 200.000 EUR Kommunikation 250.000 EUR
Kartenerlöse 280.000 EUR Programmhefte 30.000 EUR
Mitschnitte, Programmhefte 20.000 EUR Personal 25.000 EUR
Sonstiges 13.300 EUR
_______________________________________________________________________
1.168.300 EUR 1.168.300 EUR





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