Protokoll: Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats der Landeshauptstadt StuttgartNiederschrift Nr.
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VerhandlungDrucksache:
GZ:
Sitzungstermin: 30.04.2019
Sitzungsart: öffentlich
Vorsitz: BM Pätzold
Berichterstattung:Herr Weismann (ASP),
Frau Laux, Herr Prof. Dr. Laux (Laux Architekten)
Protokollführung: Frau Faßnacht, Frau Schmidt fr
Betreff: Internationaler städtebaulicher Wettbewerb Rosenstein
- Ergebnis des Preisgerichtes am 08.04.2019
- mündlicher Bericht -

Die Präsentationen können aus Kapazitätsgründen diesem Protokoll nicht als Dateianhang hinterlegt werden. Sie sind dem Originalprotokoll und dem Protokollexemplar für die Hauptaktei in Papierform beigefügt.


BM Pätzold begrüßt die Vertreter der Architekturbüros, die aus dem städtebaulichen Wettbewerb als erst- und zweitplatzierte hervorgegangen sind. Dies sind Herr Weismann und Herr Dietz (beide ASP Architekten, 1. Platz) und Herr Prof. Dr. Laux und Frau Laux (beide Laux Architekten, 2. Platz). Anhand einer Präsentation erläutert der Vorsitzende den bisherigen Verlauf des Wettbewerbes. Phase 1 sei im November 2018, Phase 2 am 08.04.2019 abgeschlossen worden. Es seien zehn Handlungsfelder für das Projekt definiert worden (z.B. gemischt genutztes Quartier mit attraktiven öffentlichen Räumen, Topografie und Einbindung der umliegenden Quartiere, Umgang mit bestehenden Bauten, Parkerweiterung, kulturelle Bausteine). 54 Büros und Arbeitsgemeinschaften hätten teilgenommen (40 deutsche, 8 deutsch/internationale und 6 internationale). Aus Phase 1 seien 11 Arbeiten hervorgegangen, aus denen 4 Preisträger ausgewählt worden seien. Die Plätze 1 und 2 hätten vom Preisgericht die Empfehlung bekommen, die Entwürfe nochmals zu überarbeiten. 11 Arbeiten seien im StadtPalais ausgestellt worden; am Tag der Offenen Tür im Rathaus (11.05.) werden die beiden erstplatzierten Arbeiten zu sehen sein. Ebenso werde in den Bezirksbeiräten und im Städtebauausschuss berichtet. Mit der Überarbeitung solle Mitte bis Ende Mai gestartet werden, um noch vor der Sommerpause eine Jurysitzung zur Bewertung derselbigen abzuhalten. Die Diskussionen im Preisgericht - u.a. mit vier Vertretern aus der Bürgerschaft - seien sehr engagiert verlaufen. Die Aufgabe sei nicht einfach gewesen, da das Gebiet sehr komplex sei. Er sei jedoch der Meinung, dass sich der große Aufwand für den Wettbewerb gelohnt habe, um Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten.

Zuerst stellen Herr Prof. Dr. Laux und Frau Laux ihren Beitrag vor. Herr Prof. Dr. Laux benennt zunächst die beteiligten Partner ihres Wettbewerbsbeitrages, zu denen neben Laux Architekten das Landschaftsarchitekturbüro Terra Nova, der Mobilitätsexperte Prof. Wilko Mans (Büro Inovaplan) und das Ingenieurbüro Hausladen (Themenbereich Energie) gehören. Das 85 h große Areal zu entwickeln, sei eine große Herausforderung gewesen, da der Stadtteil nicht nur eine Ortserweiterung darstelle, sondern eine Transformation für Stuttgart sei. Daher bedeute das Projekt eine enorme Verantwortung und sei weit in die Zukunft bis ins Jahr 2038 gerichtet.

Daraus leitet Frau Laux die Erkenntnis ab, dass nicht mit dem „Städtebau von heute“ an die Sache herangegangen werden könne. Es werde eine Vision benötigt, die 20 Jahre im Voraus antizipiert und vorgestellt werden müsse. Als wichtiges Prinzip des Entwurfes gelte die Achse vom Bahnhof zum Schloss Rosenstein, die parallel zur Felix-Mendelssohn-Bartoldy-Allee verläuft (Folie 7 der Präsentation). Sie diene als Verbindung nach Bad Cannstatt und thematisiere das Schloss Rosenstein, das man als wichtigen Zielpunkt der Entwicklung betrachtet habe. Auf diese Achse sei das Hauptelement des neuen Mobilitätsnetzes gelegt worden, der Super Cycle Highway (Folie 8, grün markiert). Darunter sei keine Fahrradautobahn zu verstehen, sondern eine städtische Promenade, die für alle Arten der alternativen Mobilität diene. Er müsse ein sehr breites Element sein, damit die verschiedenen Arten von Bewegung auch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten darauf funktionierten. Zusätzlich gebe es eine klassische MIV-Erschließung (Folie 8, rot markiert). Zwischen diesen beiden Elementen entwickle sich eine Vernetzung mit einer untergeordneten, internen Quartierserschließung (Folie 9, orange markiert), die als "shared space“ zwischen beiden Achsen aufgespannt werden solle, und übergeordneten Fahrradwegen (Folie 9, grün markiert), die die verschiedenen Stadtteile miteinander verweben. An diesem Netz lägen auch die multimodalen Knoten sowie Mobilitätspunkte, an denen alternative Mobilität angeboten werde. Diese habe eine sehr wichtige Aufgabe für mobile Stadtbewohner, um die sog. "last mile“ bis zum Ziel zu absolvieren. Dadurch werde das Mobilitätsnetz engmaschiger und vielfältiger nutzbar.

Im weiteren Verlauf der Präsentation erläutert Frau Laux die vier Quartiere, die auf dem Gelände entstehen sollen. Im Süden liege das Europaviertel, das sich noch durch „klassischen europäischen Städtebau“ kennzeichne. Dieses solle fortgeschrieben und bis an die Parkkante vorgezogen werden und werde diagonal von der Mobilitätsachse durchquert. Darauf folge die "Park Side", in der Wohnbebauung direkt an den Park herangebracht werden solle. Der daran anschließende "Green Campus" sei durch eine großformatige Schulentwicklung geprägt. In diesem „Lehr- und Forschungsfeld“ könnten zukünftige Bautechniken und Materialien erprobt werden, bevor sie im vierten Quartier "Uptown" zur Anwendung kämen. Letzteres „drehe etwas aus der Entwicklung heraus“ und gebe den Blick auf den Rosenstein frei. Hinzu komme das Kulturquartier, das sich um die Wagenhallen herum entwickle. Dort solle die Containerstruktur ausgebaut und mit weiteren Nutzungen ergänzt werden. Die Schulen seien gleichmäßig über das gesamte Gebiet verteilt und lägen nahe an den bestehenden Knoten des ÖPNV (Folie 12), um Schülern auch aus weiterer Entfernung eine gute Anbindung zu ermöglichen. Die kulturelle Entwicklung (Folie 13) beginne mit den Wagenhallen, die durch einen bogenförmig angelegten Kulturpark mit der Lokhalle im Uptown verbunden würden. Weitere Kultureinrichtungen seien beispielsweise das Überwerfungsbauwerk an den Parkterrassen, das in die neue Bebauung integriert werden solle, das Lindenmuseum oder das Stellwerk. So sei Kultur nicht zentriert, sondern „verteilt“ auf dem Gelände zu finden. Die gewerbliche Nutzung spiele sich in erster Linie am Bürostandort im Europaviertel ab (Folie 14); in den Erdgeschossen der Wohnnutzung bestehe weiteres Potenzial. Dies ergebe eine Geschossfläche von rund 240.000 m². Für das Wohnen werde mit einer Geschossfläche von ca. 630.000 m² kalkuliert; dies entspreche rund 6.300 Wohneinheiten (Folie 15). In der Zusammenschau (Folie 16) ergebe sich ein urbaner Mix, in dem alle Einrichtungen miteinander kombiniert und verbunden seien.

Als wichtigen Freiraumbezug seien die Felix-Mendelssohn-Bartoldy-Allee und der Schlossgarten erkannt worden. Der Schlossgarten werde mit einem "Urban Forest" ergänzt (Folie 18), der durch das „Herausdrehen des Uptown" entstehe und 23 Hektar Parkerweiterung bieten werde. Dieser Wald lege sich wie ein grüner Mantel um das Quartier herum und werde durch den Kulturpark und die Park-Entrées ergänzt. In diesem Freiraumgefüge seien verschiedene Plätze implementiert (z. B. Vorplatz an den Wagenhallen, Uptown Plaza, kleine Quartiersplätze, Kongresszentrum, siehe Folie 19).

Die Leitbilder für den Entwurf erläutert Herr Prof. Dr. Laux anhand einer Graphic Novel. Dabei habe man sich an dem Buch "The Consise Townscape“ von Architekt Gordon Cullen orientiert. Dieser sei davon ausgegangen, dass das Erlebnis von Stadtraum in unterschiedlichen Sequenzen funktioniere, also eine serielle Abfolge von unterschiedlichen Stadträumen sei. Im Wettbewerbsentwurf gebe es daher eine „Taktung“. Des Weiteren sei versucht worden, das Lebensgefühl der Zukunftsgeneration aufzurufen, um ein Leben in Stuttgart in 20 Jahren abzubilden. Mit dem neuen Bahnhof ergebe sich ein völlig neues Erlebnis von Ankunft in Stuttgart; er liege dann nicht mehr am Rand der Kernstadt, sondern die Stadt werde sich um den Bahnhof herum entwickeln. Somit verändere sich die Bedeutung des Bahnhofs als Ankunftsort. Nun stelle sich die Frage, wie die urbanen Themen und Qualitäten entsprechend kommuniziert werden. Es gehe um Klimaanpassung, Mobilitätswende, Energiefragen und soziale Teilhabe. Mit diesen vier gesellschaftlichen Feldern habe man sich zu befassen. Diese seien im Wettbewerbsentwurf in „vier goldene Regeln“ eingefasst worden:

1. Pro Wohneinheit wird ein Baum gepflanzt. Dies betone die Nachhaltigkeit und den Erlebniswert von Stadt.
2. Auf der Mobilitätsachse gibt es neue Mobilitätsformen.
3. Die CO2-Neutralität spielt eine wichtige Rolle.
4. Jedes Haus stellt Extraraum für die Gemeinschaft zur Verfügung, um soziale Teilhabe zu befördern.

Das, was heute als "Smart City“ definiert sei, werde zukünftig natürlich längst zur Anwendung kommen. Er gehe davon aus, dass sich der öffentliche und Individualverkehr nicht mehr stark unterscheiden werden. Bei der zukunftsorientierten Mobilität werden sich die Menschen multimodal bewegen; es zähle lediglich der Zeitaspekt. Dafür gebe es die Mobilitätspunkte, die das Wechseln zwischen den Verkehrsmitteln ermöglichen. Die Autostadt Stuttgart werde einen „totalen Wandel“ erfahren. In der Kombination von unterschiedlichen Verkehrsmitteln liege die Chance der Entwicklung eines Leuchtturmprojektes für Stuttgart. Er gibt zu bedenken, dass hier nicht auf der „grünen Wiese“ entwickelt werde, sondern eine „ordentliche Urbanität“ hergestellt werden müsse. Die fünf Daseinsgrundfunktionen Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Bildung und Verkehr müssten auf dem Gelände entsprechend dargestellt werden. Es sei wichtig, eine starke Durchmischung, eine aktive Struktur zu erreichen. Ausschlaggebend sei die Identifikation mit dem Stadtteil, in dem die Bewohner verortet bleiben sollen und dort alles erledigen, was für den täglichen Bedarf notwendig sei. Die Identifikation werde auch dadurch geschaffen, indem die heute bereits vorhandenen Strukturen (z.B. Stellwerk, Lokhalle, Überwerfungsbauwerke) übertragen und integriert werden sollen.

Das Konzept von Freiraum und Landschaft erläutert Frau Laux. Es basiere zum einen auf der Vision des urbanen Stadtteils, zum anderen solle mit dem Urban Forest eine deutliche Erweiterung des „grünen U“ erreicht werden. Die wichtigste goldene Regel sei das Anpflanzen von einem Baum pro Wohneinheit. D.h. es entstehe ein Stadtteil samt Bürgerpark, und je dichter das Quartier werde, desto intensiver werde der Freiraum. Der Urban Forest kompensiere die hohe Dichte, die in der Urbanität benötigt werde, und gebe zusätzliche Freiraumqualitäten. Das Leitbild der Green City kombiniere also die Parameter Energie, Nachhaltigkeit und Dichte/Kompaktheit. Das Uptown als Pilotprojekt verleihe dem einen ganz neuen Ausdruck. Beim Thema Energie/Nachhaltigkeit wolle man auf eine Betrachtung umsteigen, die als goldene Regel den CO2-Verbrauch pro Kopf und nicht mehr pro Quadratmeter ins Visier fasse. Die Mobilitätsachse spiele hier eine wesentliche Rolle, denn sie sei nicht nur oberirdisch der Mobilität gewidmet, sondern auch die wesentliche Energietrasse, die alle Stadtteile miteinander verbinde. Die Kaskadennutzung beginne im Uptown mit einem hohen Energieverbrauch (auch zum Heizen), der im Rücklauf bis zum Europaviertel geführt und dort zur Kühlung des Bürostandortes verwendet werden könne. Nachhaltigkeit bedeute aber nicht nur energetische/bauliche Nachhaltigkeit, sondern auch soziale Nachhaltigkeit mit der goldenen Regel, wonach jedes Gebäude im Erdgeschoss einen Raum für das Gemeinwohl zur Verfügung stellen müsse. Damit erzeuge man Teilhabe und könne aus der „kollektiven Intelligenz“ schöpfen, die die Bewohner mitbrächten. Jeder Bürger nehme am Geschehen teil und könne über die Nutzung mitentscheiden. Es entstehe ein „Wettkampf der Ideen“, der zur Identifikation beitrage und nachhaltig Teilhabe am sozialen Leben ermögliche.

Das Leitbild des bezahlbaren Wohnraumes, so Frau Laux, hänge ursächlich zusammen mit Dichte und Mischung. Aus dem Hochbau sei bekannt, dass bezahlbarer Wohnraum am besten funktioniere, wenn kompakte Gebäude gebaut würden. Im Uptown solle versucht werden, durch unterschiedliche Typologien unterschiedliche Trägerkombinationen und Wohnformen zu ermöglichen. Vom kleinen Punkthaus über Miniblocks bis zu Hochhäusern sei alles denkbar. Das Leitbild der Naherholung sei über den Urban Forest und den Kulturpark abgedeckt. Wichtiger Ausgangspunkt sei das Kulturschutzgebiet an den Wagenhallen. Mit den dort bereits angesiedelten Nutzern könne eine Debatte über die Ziele für diesen neuen Stadtteil angestoßen werden.

Im Anschluss an den Vortrag von Laux Architekten folgt die Vorstellung des erstplazierten Entwurfes durch Herrn Weismann (ASP Architekten), der von Herrn Dietz (ASP Architekten) begleitet wird. Zunächst stellt Herr Weismann sein Büro mit rund 60 Mitarbeitern aus 15 Nationen vor, das v.a. durch die Mercedes-Benz-Arena bekannt sei. Am Wettbewerbsentwurf beteiligt gewesen seien EE Konzept (Energie), Koehler & Leutwein (Verkehrsplanung) und Dr. Philipp Bouteiller.

Dem nun vorliegenden Wettbewerbsentwurf lägen vier Strategien zugrunde, so Herr Weismann. Aus eigener Wohnerfahrung könne er sagen, dass die Qualitäten der Stadtteile Ost und Nord noch nicht vollständig entwickelt seien. Beispielsweise das Gebiet Stöckach, wo er selbst viele Jahre gewohnt habe, berge ein großes Potenzial, wenn es um die Entwicklung zum Neckar gehe. Herr Dietz, der im Nordbahnhofviertel wohne, und er seien der Meinung, dass die Bahnbauwerke ein großes Hindernis darstellen, um die Stadt zu erreichen. Daher müsse als erste Strategie der neue Stadtteil zunächst sehr gut mit der bestehenden städtischen Struktur vernetzt werden. Im zweiten Schritt müssten moderne, urbane Freiräume geschaffen werden. Daher sei an der Schnittstelle zwischen Nordbahnhofviertel und Rosensteinquartier ein urbaner Park als Rückgrat entwickelt worden. Hier handle es sich nicht um einen klassischen Landschaftspark, sondern um einen Park mit vielen Funktionen (Sport- und Spielflächen, Energieflächen, Flächen für Artenschutz etc.). Diese müssten von den Bewohnern mit Leben gefüllt werden; so könne ein "Bürgerpark“ entstehen. Auf der nächsten Ebene werden überschaubare Nachbarschaften wichtig. Das gesamtstädtische Gerüst habe damit den urbanen Park als Rückgrat, und auf der wahrnehmbaren Alltagsebene der Bewohner gebe es Bezugspunkte, die überschaubare Nachbarschaften seien. Viertes Leitbild sei die Entwicklung der klassischen europäischen Stadt zu einer grünen, dichten, urbanen Stadt. Mit einer Blockstruktur sei dieselbe Dichte wie mit Hochhäusern möglich. So seien aus den denkmalgeschützten Blockstrukturen der Eisenbahnersiedlung „städtebauliche Klammern“ entwickelt worden (Folie 3).

Im weiteren Verlauf der Präsentation erläutert Herr Weismann die „robuste Stadtstruktur“ (Folie 4). Im Europaviertel solle der Bestand weitergebaut, aber bei kleineren Parzellen eine höhere Nutzungsmischung erreicht werden. So könnten die problematischen großen Blockstrukturen vielfältiger werden. Ausgehend vom Bahnhof starte man mit einem Kongressgebäude und drei Nachbarschaften mit gemischten Nutzungen; dazwischen lägen flache Rampen vom Park in die Quartiere, an denen auch soziale Nutzungen wie Schulen angeordnet seien. An der Wolframstraße könne ein Musikgebäude entstehen. In diesem Bereich sehe er auch das neue Lindenmuseum. So würden die kulturellen Nutzungen über das Quartier verteilt. Ein weiterer Schwerpunkt seien die Wagenhallen, wo auch die sog. "Maker City" entwickelt werden solle. Dies sei eine Art "Stadtlabor“, das neue Typologien erarbeiten könne, bei denen die Trennung zwischen Gewerbe und Wohnen aufgehoben werden könne. Über die Verbindung Steinbeisstraße könne auf der gegenüberliegenden Seite ein Bildungscampus Rosenstein angeordnet werden. Der bestehende Lokschuppen könne als Baustein für Sport, Kultur und Gründerzentrum angesehen werden. Der zweite Schulcampus liege zu Beginn des Rosensteinquartiers. Beide Campi seien mit Orientierung und Zugang zum Park angeordnet. Das Überwerfungsbauwerk werde wie eine Art Viadukt freigestellt, und über zwei Schenkel werde der untere Park mit dem Niveau des oberen Gleisbogenparks verbunden.

Folgende fünf Bausteine bildeten das Gesamtkonzept des Entwurfes:

1. Gleisbogenpark (vielfältig vernetzter Landschaftspark; als Patchwork ausgebildet, Folie 7)
2. Europaquartier (auf höherem Plateau, Folie 8)
3. Rosensteinviertel (mit drei Nachbarschaften und Quartiers-Hubs. Aus immobilientechnischer Sicht das attraktivste Quartier, bei dem alternative Finanzierungsformen auch zum Tragen kommen müssten, Folie 9)
4. Rosensteincampus (Folie 10)
5. Maker City (hier könne urbaner Holzbau stattfinden, Folie 11).

Herr Weismann betont die Wichtigkeit der Quartiers-Hubs als Mobilitäts- und soziale Hubs (Folie 12). Bei einem Längsschnitt durch das Gebiet sei zu erkennen, wie die Barriere vom Nordbahnhofviertel zum Park reduziert werde. In manchen Bereichen gebe es auch Barrierefreiheit. Die Quartiere ohne Tiefgaragen seien als autofreie Nachbarschaften gedacht; der Verkehr werde in den Mobilitäts-Hubs abgefangen; Anlieferung sei möglich. In den einzelnen Nachbarschaften werde im Erdgeschoss gewerbliche Nutzung eingerichtet (Folie 14). An den Rändern gebe es ebenfalls gewerbliche Nutzung; zum Nachbarschaftsplatz hin seien gemeinwohlorientierte Nutzungen vorgesehen. Die dazwischenliegenden Wohnstraßen sowie die (nicht versiegelten) Quartiersplätze wiesen einen hohen Grünanteil auf, denn große Laubbäume hätten einen sehr günstigen Einfluss auf das Stadtklima. Bezüglich der Mobilität sei Folgendes geplant: Der neue Stadtteil werde von außen angefahren; die Durchfahrbarkeit werde erschwert. An einer inneren Ringstraße säßen die Mobilitäts-Hubs, wo die Fahrzeuge gestoppt würden. In den autofreien Wohnwegen dürfe nur noch angeliefert werden (Folie 15). Mehrere Fahrradschnellwege (z.B. nach Bad Cannstatt) seien ebenfalls geplant.

Das Energiekonzept (Folie 17) sei geprüft und für funktionsfähig erklärt worden. Ziel sei ein CO2-neutrales Quartier, bei dem mit der "Nur-Strom-Strategie“ des Bundes gearbeitet werde. Erzeuger und Nutzer würden intelligent vernetzt (Smart Grid). Die Wärmeerzeugung werde dezentral in den Hubs über Wärmepumpen entwickelt, so könnten Wärmeverluste minimiert werden. Auf Dächern und Fassaden seien PV-Anlagen vorgesehen. Der im Sommer erzeugte Energieüberschuss könne als Wasserstoffspeicher für den Winter vorgehalten werden (Standort: historischer Tunnel unter dem Rosensteinmuseum).

Insgesamt seien folgende Phasen für die Entwicklung (Folie 18) vorgesehen:

1. Zugang schaffen/Stadtfelder aktivieren: Dies werde über den Bereich Steinbeisstraße/Mittnachtstraße geschehen. Vom Park aus könnten Rampen in Richtung Europaviertel eingerichtet werden.
2. Stadtraum ausbauen: Ausgehend von den Wagenhallen könnten erste Pionierfelder entwickelt werden.
3. Nachbarschaften bilden: Quartiere und Schulcampi.

StR Kotz (CDU) dankt zunächst für die beiden Präsentationen und die Teilnahme am Wettbewerb. Es sei spannend, wenn in einem kurzen zeitlichen Abstand zur Jurysitzung die Präsentationen von den Verfassern erneut dargestellt würden. Dies sei ein besonderes Erlebnis, zumal die Wettbewerbsteilnahme einen großen Aufwand bedeute. Der Stadtrat zeigt sich überrascht über die vielen lokalen Teilnehmer; er habe mit mehr internationalen Büros gerechnet. Insgesamt sei es aber ein Vorteil, den Diskurs mit der Stadtgesellschaft in Deutsch führen zu können. Die Aussage des Preisgerichtes, keine klare Empfehlung abgeben zu wollen, bewerte er positiv. Er selbst hätte sich auch zwei erste Preise vorstellen können. Er freue sich über zwei Konzepte, die beide über sehr großes Potenzial zur Überarbeitung verfügten. Er selbst bevorzuge den Entwurf des Büros Laux, da dieser die Besonderheit und Geschichte des Areals plakativer darstelle. Es sei deutlich zu spüren, dass dieser große Teil Stuttgarts nicht historisch mitgewachsen und zu einem späteren Zeitpunkt in die Stadtarchitektur eingefügt worden sei. Er werde besser wahrgenommen, denn die Art der Bebauung, der "Footprint“, sei deutlicher erkennbar. Den vorgesehenen Urban Forest bewerte er ebenfalls positiv; dieser könne im Durchschreiten erlebt werden. Er gebe eine Antwort auf die Diskussion zum Umgang mit dem Park. Für die Mobilitätsachse für moderne Arten der Fortbewegung müsse die Stadt eine Agenda finden, die diese neuen Ideen nicht überreguliere (z.B. durch Sicherheitsabstände, Geländer etc.). Hier müsse der Rat die entsprechenden Vorgaben zu einem harmonischen Miteinander liefern. Des Weiteren könne er sich höhere Gebäude auf dem Areal vorstellen; dazu müssten die bisherigen Vorgaben zu Gebäudehöhen erneut diskutiert werden. Wichtig sei in beiden Entwürfen die Durchnetzung, um die trennende Wirkung des Gleiskörpers aufzuheben. So könnten Stadtbezirke wie Stöckach und Stuttgarter Norden zusammenwachsen. Dies müsse in der Überarbeitung erneut dargestellt werden, um mögliche Ansatzpunkte herauszukristallisieren. Auf die Standorte öffentlicher und kultureller Einrichtungen dürfe nicht zu viel Energie verwendet werden. Hier müsse im Rahmen des Politischen noch einiges diskutiert werden. Als Beispiele nennt er das Kongresszentrum und eine Philharmonie, wobei letztere auch in einer zukünftigen "Stadt am Fluss“ ihren Platz finden könne. Abschließend bittet er um eine detailliertere, belastbare Darstellung der Bruttogeschossfläche für Wohnen; hier seien deutliche Unterschiede in den beiden Entwürfen erkennbar. Er freue sich nun auf die dritte Phase des Wettbewerbs.

Dem Dank schließt sich StR Winter (90/GRÜNE) an. Er erinnert an die Jurysitzungen, wo ein langsames Herantasten an die Entwürfe stattgefunden habe. Die Einreichung eines Wettbewerbsbeitrages bedeute enorm viel Aufwand, den er honoriere und respektiere. Die beiden nun vorliegenden Entwürfe seien zu diskutieren, und er freue sich auf die anschließende Überarbeitung. An Herrn Prof. Dr. Laux und Frau Laux stellt er die Frage, inwieweit die Mobilitätsachse eine trennende Wirkung entfalten könne und wie groß die topographischen Unterschiede seien. Das Europaviertel werde in der Bevölkerung als "nicht ganz geglückt“ wahrgenommen, und darauf müsse nun eine Antwort gefunden werden. Der Frage von StR Kotz zur Verifizierung der Wohnfläche schließt sich StR Winter an. Beide Entwürfe griffen das zukünftige Mobilitätsthema auf. Es sei nicht damit getan, Mobilität emissionsärmer zu machen, um dann weiterhin individuellen Verkehr zuzulassen. Der vom Automobil beanspruchte städtische Raum müsse zurückerobert werden. Radschnellwege würden weiterhin gebraucht. Er sehe den Entwurf des Büros ASP auf dem ersten Platz und freue sich auf die weitere Bearbeitung des Themas.

Dem Respekt für die Präsentationen schließt sich StR Körner (SPD) an. Es gebe den Entwürfen eine neue Qualität, wenn diese persönlich vorgestellt würden. Aus der Sicht seiner Fraktion seien drei Punkte wichtig: Stadtentwicklung finde auf dem Gelände nicht "auf flachem Grund“ statt, sondern die Topographie des Bodens mache das Projekt zu etwas Besonderem. An Frau Laux richtet er daher die Frage, auf welcher Höhe der Super Cycle Highway verlaufe und wie dieser vom Park aus wahrgenommen werde. Er sehe es kritisch, wenn die Barriere noch stärker als bisher betont werde. Die Topographie Stuttgarts insgesamt sei eher von sanften Übergängen geprägt. Die "Uptown“ sehe er momentan ebenfalls noch kritisch. Als zweiten Punkt nennt er die Vernetzung mit den umliegenden Gebieten. Interessant sei die Überdeckelung der Cannstatter Straße im Entwurf des Büros Laux. Dritter Punkt seien die Nutzungen und hier v.a. das Thema Wohnen, für das viele innerstädtische Flächen gewonnen werden könnten. Er plädiere für eine funktionale Mischung mit hohem Wohnanteil. Mehr Informationen wünscht er sich zur gemeinwohlorientierten Nutzung der Erdgeschossflächen.

An BM Pätzold gewandt erbittet er weitere Informationen zu den 2000 an den Transformationsflächen geplanten Wohnungen. Er sei auch der Meinung, dass die Stadt die Flächen nicht "einfach so“ vermarkten dürfe. Es sei ein großer Gewinn, dass die Stadt Eigentümerin der Grundstücke sei. Von BM Pätzold wünscht er sich Auskunft zum Stand der Überlegungen, wie die Grundstücke nachhaltig sozial gerecht genutzt werden. Aus seiner Sicht bedeute dies kommunalen und genossenschaftlichen Mietwohnungsbau. Bis zu einem gewissen Anteil sei Eigentum (eventuell in Erbpacht) denkbar. Abschließend möge die Verwaltung darstellen, wie der weitere Ablauf des Wettbewerbs sein werde.

Für StR Rockenbauch (SÖS-LINKE-PluS) ist die gesamte Debatte um das Thema Stuttgart 21 schwierig. Er entschuldige sich daher im Vorfeld bei den Wettbewerbsteilnehmern und der Stadtverwaltung für die Debatte und das, was er im Folgenden sagen werde. Das Jahrhundertprojekt scheine die Stadtgesellschaft "richtig zu rocken“. Er habe zwei Probleme mit der aktuellen Debatte: Das erste sei die Realitätsverweigerung, die darin stecke, das zweite sei das mangelhafte Verfahren, für das die Verwaltung und der Rat politisch verantwortlich seien. Vor kurzem erst sei "Fridays for Future“ zu Gast im Gemeinderat gewesen, und jeder wisse, dass Klimawandel ernst zu nehmen sei. Energiewende funktioniere nicht ohne Verkehrswende. Stattdessen werde ein derartiges Projekt zugelassen und sich der Realität des Projektes Stuttgart 21 verweigert. Der Deutschlandtakt funktioniere nicht mit einem Tunnelbahnhof. S 21 könne nicht mal eine Kapazitätssteigerung von 30 % darstellen. Die wichtigen Prämissen, die Stadt zum Wohl zukünftiger Generationen zu entwickeln, würden negiert und ausgeblendet. Ein leistungsfähiger, für die Energiewende notwendiger Bahnknoten sei ohne überirdische Gleisflächen nicht umsetzbar. Dies werde mittlerweile sogar von der SSB bestätigt, die dringend um oberirdische Notfallstrecken bäten. Beim Verfahren des Wettbewerbs zu dieser relevanten, großen Fläche werde der alte Fehler wiederholt, keine gesamtstädtische Strategie zu entwickeln, sondern es werde "an bestimmten Stellen herumgewurschtelt“. Es fehlten klare Prämissen für eine Gesamtentwicklung; Städtebau und Mobilitätskonzept liefen parallel. Probleme und Herausforderungen würden nicht ernst genommen. Die Wettbewerbsausschreibung sei ein Wunschkonzert aus nebeneinanderstehenden Widersprüchen.

Wenn die CO2-freie Stadt ernst genommen würde, müsste nicht über einen Mobilitätsmix geredet werden, sondern dieser sei längst entschieden und bedeute "Autos raus“. Es dürften auch keine bestehenden Strukturen abgerissen, sondern müssten sinnvoll nachgenutzt werden. "Betonorgien“ seien klimaschädlich. Mit diesem Projekt würde eine der klimarelevantesten Flächen der Zukunft überbaut und den Bewohnern Stuttgarts "ein Bärendienst“ erwiesen. Das Verfahren sei zudem aufgrund des Beteiligungsprozesses Rosenstein negativ zu bewerten. Man dürfe nicht so tun, als ob es S 21 nicht gegeben hätte, aber genau das tue die Stadtverwaltung. Es gebe kein strategisches Prozessdesign, keine echte Zweistufigkeit. Es käme lediglich ein "Standard-Architektenkammer-Verfahren“ zur Anwendung; andere Städte seien hier deutlich weiter. Die Jury versuche diesen Fehler zu korrigieren, indem eine Überarbeitung vom Gemeinderat diskutiert werde. Er habe bis jetzt keine Idee zur Diskussion vernommen. Er frage sich, wer über die Aufträge für die Überarbeitung entscheide. Eine echte Bürgerbeteiligung an dieser Jahrhundertchance sei nicht gegeben. Der aktuelle Ablauf sei kein zukunftsfähiges Prozessdesign. Die Büros müssten nun Konzepte vorlegen, bei denen oberirdisch Gleise funktionierten, denn sonst riskiere man einen zukünftigen, leistungsfähigen Bahnverkehr. Dafür trügen die Teams dann Mitverantwortung.

BM Pätzold verweist darauf, dass die Büros die Aufgaben erledigten, die vom Gemeinderat mitgegeben wurden. Diese seien somit für ihren Entwurf verantwortlich und nicht für eine politische Entscheidung, die mehrheitlich gefunden worden sei. Für StR Rockenbauch ist es problematisch, dass nichts entschieden, sondern der Beliebigkeit überlassen worden sei. Die klare Prämisse einer CO2-freien Stadt brauche nicht so viele Mobilitäts-Hubs wie angedacht. Beide Entwürfe benötigten einen besseren Bezug zur Platanenallee und zum Umgang mit der Parkkante. Klarheit würde für die Teams auch bei den Schulflächen benötigt. Dies gelte auch für das Paketpostamt, das noch lange genutzt werde. Es gebe keinen Wow-Effekt und kein Jahrhundertprojekt.

In den Aussagen von StR Rockenbauch fehlt StR Zeeb (FW) der Respekt für die Arbeit der Architekten. Er begrüße den Wettbewerb und seine Zweistufigkeit außerordentlich. Dem Preisgericht, das aus der Vielzahl der eingereichten Arbeiten zwei diskussions- und überarbeitungswürdige Entwürfe ausgewählt habe, spricht er ein Lob aus. Bei allen Komponenten wie Urban Forest, Kulturpark oder Gemeinwohleinrichtungen müsse die Finanzierung bedacht werden. Die Planungen hält er für schlüssig und gut aufbereitet. Höhere Häuser an der Kante seien für ihn vorstellbar. Die Anbindung von Stöckach und weiteren Gebieten sehe er ebenfalls als wichtig an; ebenso den Erhalt bestehender Bauwerke. Er gibt zu bedenken, dass die Bevölkerung 20 Jahre vor Baubeginn nicht überfordert werden darf. Die große Linie sei wichtig.

Angesichts von Begrifflichkeiten wie dem Super Cycle Highway und in den Entwürfen enthaltene Dinge wie "eine Allgemeinnutzungsräumlichkeit im EG und jede Wohnung ein Baum" bezweifelt StR Conz (FDP), ob diese Dinge tatsächlich realisiert werden, seien sie doch "dem Zeitgeist gemäß ideologisch aufgeladen". Beim Thema Mobilität befinde man sich gerade in einem Zeitfenster mit großen technologischen Entwicklungen, weshalb er sich nicht zutrauen würde, zu tippen, wie die Mobilität in 30 Jahren aussieht. Daher wünsche er sich, dass die Entwürfe in diesem Bereich eine große Flexibilität darstellen. Ihm gefalle besonders die Tieferlegung/Überdeckelung der Bundesstraße, zumal die FDP dies seit langer Zeit schon fordere. Den Entwurf mit hohen Häusern in der Stadt finde er super, da er sich unterscheide "vom üblichen spießigen Einerlei, das sonst in Stuttgart gepflegt wird". Beide Entwürfe haben aus seiner Sicht Vor- und Nachteile, spannende Aspekte und weniger prickelnde Stellen. Er hätte sich auch zwei erste Plätze vorstellen können und sei daher sehr gespannt auf die Überarbeitungen.

StR Dr. Schertlen (SchUB) ist nach dieser Präsentation mehr überzeugt vom 1. Platz von ASP, insbesondere gefalle der kleine Park, der im Gleisbogen vorgesehen ist. Was die bauliche Ausrichtung angeht, so regt er an, die Struktur des Gleisbogens mehr aufzugreifen, anstatt auf lange gerade Achsen zu setzen. Ihm gefalle nicht, dass der Schulcampus an die nördliche Ecke gesetzt wird, weil die nächste S-Bahn-Haltestelle sehr weit entfernt sei und die Schule, läge sie mehr in der Mitte, dem Viertel mehr guttun würde. Das Thema Mobilität betreffend ist er wie StR Conz der Meinung, es werde sich bis zur Realisierung noch einiges tun. Das Quartier autofrei zu machen, ist seiner Meinung nach nicht zielführend, da man zum Zeitpunkt der Realisierung sicherlich in der Fläche das autonome Fahren haben werde. Solche Dinge könne man noch später in der Detailplanung festlegen. Ihm wäre jedoch wichtig, dass Vorgaben bezüglich der Fassaden gemacht werden und die Gestaltungssatzung für Fassaden zur Anwendung gebracht wird.

StR Hill hat aus vielen Wettbewerben in der Vergangenheit mitgenommen, "dass wir nach einer robusten Struktur suchen, weil diese Prozesse ja enorm lang sind". Er empfiehlt, den städtebaulichen Entwurf zur Nachnutzung des Killesberg vom Büro Dr. Pesch anzuschauen und zu vergleichen, welche tragende Struktur sich heute dort noch wiederfindet. Letztendlich seien zwei, drei Elemente, die kräftig und tragend sind, von diesem Projekt übriggeblieben. Das gleiche treffe auch für das Projekt NeckarPark zu. Ausgehend hiervon stelle sich ihm die Frage, welcher dieser zwei Entwürfe eine solch robuste Struktur hat. Ihn habe diesbezüglich der zweitplatzierte Entwurf wesentlich mehr überzeugt, gebe er doch Antworten auf klassische Fragen der Erschließung und bilde klare Quartiere, die eine Kraft haben, um über Jahre hinweg eine bleibende Konstante sein zu können. Er fragt BM Pätzold nach den Vorgaben an die Büros was die Weiterentwicklung angeht. Seine nächste Frage, wie mit der Nutzung der Parkflächen umgegangen wird, richtet er an die beiden Preisträger. Eine der Darstellungen habe ihn stark an die Graskissen am Killesberg erinnert. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Parkflächen dort mit ähnlichen Kissen durchzogen wird, sondern er wünsche sich vielmehr, dass eine gewisse großzügige Fläche erhalten bleibt.

StRin Munk (90/GRÜNE) wendet sich an StR Rockenbauch und weist darauf hin, "dass Stadtplanung ein iterativer Prozess ist, und auf diesen Weg haben wir uns gemacht. Wir fangen in groben und großen Strukturen an, und es gab eine breite Bürgerbeteiligung!" Da StR Rockenbauch nicht daran teilgenommen hat, könne er diese auch nicht bewerten. Es gehe nicht an, auf der einen Seite zu sagen, wie es richtig geht, sich auf der anderen Seite aber den Prozessen, die eine Mehrheit entschieden hat, in Teilen zu entziehen. Darüber hinaus habe OB Kuhn ganztägig am Preisgericht teilgenommen und die Entwürfe vorgestellt.

Für sie persönlich zu kurz gekommen sei bisher das Thema der Hochhäuser. Aus den 1970er-Jahren lägen Erfahrungswerte vor, sowohl was Dichte angeht als auch was die Sozialstrukturen angeht. Ihr gehe es um die Frage, was das mit dem Nordbahnhof-Viertel macht. "Entstehen da zwei Gesellschaften, die auseinanderdriften oder gelingt ein Verweben?" Sie geht davon aus, dass der erste Preis inhaltlich wie auch stadtplanerisch konzeptionell ein Verweben der Stadtteile eher schafft. Die Architektur oder das Energiekonzept darzustellen sei nicht die Aufgabe dieser Arbeiten, sondern die Aufgabe, wie die Umsetzung erfolgt. Es gelte, für die Zukunft Fehler zu vermeiden, wie sie früher gemacht worden sind. Auch das Thema der Abstände sei sehr wichtig. Das Protokoll der Jury-Sitzung enthalte die Aussage, dass die jetzt dargestellte Dichte so nicht funktionieren werde. Eine Dichte, wie sie mit Blockstrukturen verträglich machbar ist, bringe ein Hochhausgebiet eher nicht, sondern höchstens gleichwertig, meint die Stadträtin.

BVin Strohmaier (Ost) dankt für die Vorstellung der beiden Entwürfe und lenkt den Fokus auf "die wunderbaren Ideen, die Sie zur Überdeckelung und zur Anbindung zur Cannstatter Straße bzw. zum Wegbekommen der aktuell trennenden Wirkung geleistet haben!" Sie bestärkt die Architekten darin, den Fokus auch weiterhin auf die Vernetzung der Stadtteile zu legen und wünsche sich, irgendwann den Stuttgarter Osten in den Park integrieren zu können und eine wunderbare Wegebeziehung in den Stuttgarter Norden zum neuen Stadtteil zu bekommen.

BM Pätzold informiert, der Wettbewerb sei beendet und das Preisgericht habe eine Reihenfolge festgelegt, sowie empfohlen, mit den ersten beiden Preisträgern in eine Überarbeitungsphase zu gehen, sowie mit dem bisherigen Preisgericht die Überarbeitung zu jurieren. Die Empfehlungen aus dem Protokoll des Preisgerichts seien Grundlage der Überarbeitung, da Themen herausgegriffen wurden, die jeweils zu den speziellen Arbeiten, die zu überarbeiten sind, genannt wurden. Der Ausschuss habe seinerseits die Themen klargemacht, die er zu überarbeiten sieht und die sich mit denen des Preisgerichts decken. Es gehe dabei um den Umgang mit der Topografie, die Vernetzung und Verbindung mit dem bestehendem Stadtraum, um den Nachweis der Nutzungsmischung - insbesondere dem Wohnungsgemenge. All dieses sei Grundlage für die Überarbeitung. Zum Thema Wohnungen bestätigt er an StR Körner gewandt, seien es in dem eigentlichen Gebiet 5.600 oder 6.000 Wohneinheiten. Bei dem Zusatzgebiet gehe es um die Potenziale, die es im Bereich des Nordbahnhofes und des Europaviertels noch gibt, z. B. die ISARIA-Flächen oder das Epple-Areal. Das Nordbahnhof-Viertel sei der Kern des neuen Stadtteils und werde sich weiterentwickeln, wie z. B. durch die Entwicklung des Siedlungswerks.

Gegenüber StR Rockenbauch stellt er klar, die strategische Ausrichtung sei bereits mit dem Flächennutzungsplan 2010 diskutiert worden. Die klare Ausrichtung bestehe in der Aussage, dass man auf die Außenentwicklung verzichten wolle, die S 21-Flächen aber deswegen zentrale Flächen in der Innenentwicklung sind, die es mit Wohnungsbau zu entwickeln gelte. Es habe sich inzwischen die Einstellung geändert, wie man diese Flächen entwickeln möchte - nämlich eher im Rahmen des bezahlbaren Wohnungsbaus. Den Äußerungen der Fraktionsgemeinschaft zufolge fordere sie zwar mehr Wohneinheiten, möchte aber gleichzeitig die Flächen mit Gleisanlagen belegen oder mit Park. Insofern stelle sich die Frage, wo SÖS-LINKE-PluS bezahlbaren Wohnraum realisieren möchte. Die von StR Rockenbauch aufgezeigten Widersprüche seien solche, die es im Städtebau immer gebe. Es gehe in der Stadtplanung und beim Städtebau immer darum, verschiedene Nutzungsansprüche zusammenzubringen. In der Diskussion über die Auslobung habe sich bereits gezeigt, wie vielfältig die Ansprüche sind, die Ziele und die Nutzungsmischungen. Es zeichne die Auslobung aus, dass sich intern und mit den Bürgerinnen und Bürgern bereits intensiv damit beschäftigt wurde, was in diesem neuen Stadtteil passieren soll und wie er aussehen soll.

Es treffe nicht zu, dass beim Paketpostamt vieles ungeklärt ist. Es habe eine ausführliche Diskussion stattgefunden, an deren Ende die Mehrheit des Rates beschlossen hat, dass das Paketpostamt abgerissen wird. Überrascht sei er davon, dass nun selbst Dinge wie Mobilitätspunkte, wo z. B. Räder, Lastenräder geparkt werden und neue Mobilität stattfinden sollen, infrage gestellt werden und die Leute nach den Vorstellungen von SÖS-LINKE-PluS die letzten 500 Meter bis zu ihren Wohnungen zu Fuß laufen sollen. Letzten Endes werde die Fraktionsgemeinschaft so oder so diese Planung ablehnen. Nichtsdestotrotz sehe eine große Mehrheit hier das Bild eines zukünftigen Stadtteils als Grundlage für die weitere Bearbeitung. Es sei wichtig, nun städtebaulich weiter das Vorgehen vorzubereiten, wie sieht die Entwicklung dieses Stadtteils aus und wie können wir den Anteil für bezahlbaren Wohnraum heben? Für ihn sei daher wichtig, dass die Bahn endlich ihr Projekt abschließt, um die relevanten Flächen, die im Eigentum der Stadt sind, zu entwickeln.

Man freue sich daher, dass innerhalb dieses Wettbewerbs mit 54 Büros ein großes Engagement vorhanden war. Er spricht den beteiligten Büros ein großes Lob für dieses Engagement aus. Stolz sei er auch darüber, "dass vorne Stuttgarter Büros liegen". Dies zeige, dass die Stuttgarter Architektur- und Stadtplanungsbüros sich sehr engagiert für dieses Thema interessieren und sehr gut gearbeitet haben. Spannend sei es auch, mit zwei so unterschiedlichen Entwürfen in die Überarbeitungsphase zu gehen. Nachdem die Jury ihre Empfehlung abgegeben hat, entscheide am Ende der Gemeinderat darüber, mit welcher Variante man in die detaillierte Planung einsteigen werde.

Frau Laux geht zunächst auf den Begriff des Super Cycle Highway ein und stellt klar, dieser Begriff komme aus Kopenhagen, wo es sehr viele dieser Fahrradwege gebe, die so gestaltet sind, dass sie sehr breit sind, und somit sehr viele unterschiedliche Geschwindigkeiten ermöglichen. Dadurch werde ein sehr entspanntes Fahren ermöglicht, "sehr multimodal - Sie können jederzeit das Rad irgendwo mit in die S-Bahn nehmen -, sodass die Verknüpfung bestens funktioniert". Dies führe dazu, dass die Leute Rad fahren, weil es schnell geht und angenehm ist. In München verwende man für derartige Fahrradwege den Begriff "Radl-Ramblas". Diesen Begriff habe man selbst erfunden, zeige er doch vor dem inneren Auge die Mehrfachnutzung solcher breiter Ramblas mit verschiedenen Zonen.

Die Mobilitätsachse müsse auch über die Parkkante hin vermitteln. Aus diesem Grund habe man unter anderem eine Bebauung dieser Parkkante vorgeschlagen. Darüber hinaus habe die Mobilitätsachse zwei Ebenen: Sie müsse einerseits oben bleiben, damit sie geradläufig senkrecht auch als Achse funktioniert, sie werde andererseits aber immer eine zweite Spur haben, die den Hang hinauf- und hinuntergeht. Man sei sehr dankbar für die Chance, dies in der Überarbeitung in einem anderen Maßstab zeigen zu können.

Das Thema Erdgeschosse und die Frage betreffend: "Braucht es tatsächlich einen Ex-tra-Space für das Gemeinwohl?" bejaht Frau Laux. Man habe eine konkrete Vorstellung, wie das gehen könnte: "Das Wichtigste daran ist, dass Sie diese Entscheidungen von Anfang an treffen, denn nur, wenn sie bei der Grundstücksbewertung bereits bekannt sind, wirken sie sich nicht negativ auf die Mietpreise aus. Und da gibt es zwei Instrumente. Das eine ist, sie in den Grundstückspreis - sei es jetzt ein Erbpachtpreis
oder ein Kaufpreis - von Anfang an zu implementieren, das zweite ist, diese Nutzungen von Geschossfläche freizustellen, also eine Bonus-Geschossfläche hierfür zu erteilen. Das sind beides Instrumente, mit denen Sie diese Flächen nachhaltig sichern können.


Zum Thema Erbpacht: In München ist es jetzt im Moment gelungen, einen ganzen Stadtteil mit 20.000 Einwohnern einzig auf Erbpacht zu vergeben, und zwar im Rahmen einer Konzeptvergabe. Das ist etwas, was ich Ihnen ganz dringend ans Herz legen möchte. Die Stadt hat, wenn sie die Liegenschaften behält, zwei Vorteile: Einmal, sie kann in der Konzeptvergabe Forderungen stellen, die auch ins Grundbuch implementiert und eingetragen werden, also langfristig Bestand haben, zum anderen, man behält als Stadt auch den Zugriff. Es gibt ja im Prinzip nichts Schlimmeres als eine Wohnungseigentümergemeinschaft, weil sie an diese Liegenschaften nie wieder rankommen, weil sie die nie aktualisieren können, weil keine Entwicklung auf diesen Liegenschaften mehr möglich ist. Insofern sehen Sie meine Sympathie zu dem Erbpachtmodell.

Zum Thema des Abtauens in gewisser Weise, so wie wir es dargestellt haben, auch als eine Art Ufo, wie es da gelandet ist: Diese Kritik habe ich erwartet und es ist natürlich auch ein Bild, das wir damit erzeugen wollen. Wir haben persönlich vor den Hochhäusern nicht so viel Sorge, denn die Hochhäuser als soziale Brennpunkte sind eigentlich aus der Epoche der städtebaulichen Großform bekannt. Das ist natürlich etwas Anderes, wenn ich den Asemwald baue, als wenn ich einzelne und sehr unterschiedliche Typologien eng verwebe ins Quartier. Das Hochhaus ist nicht automatisch der soziale Brennpunkt und es ist nicht automatisch die Luxusimmobilie. Weder noch. Das beginnt eigentlich auch wieder mit der Konzeptvergabe. Für uns ist es ein Element, diesem Quartier eine Typologie mitzugeben neben all den anderen normalen Häusern, sage ich mal. Also in dem Abtauen wird es einen Sockelbereich geben, in dem es ganz normale Baustrukturen geben muss, aber einige Spitzen da herausragen zu lassen, um auch zum heutigen Zeitpunkt zu visualisieren, dass es dort evtl. neue Typologien gibt. Verstehen Sie es bitte als dieses Bild. Wir sind weder auf die Höhe festgelegt noch, dass es jetzt so viele sind. Das wird sich entwickeln, insofern finde ich es gut, dass Sie das betont haben, dass es robuste Strukturen braucht, die wir als Stadtgesellschaft, Planer, Verwaltung, aber von Bürgern vor allen Dingen, gemeinsam weiterentwickeln werden."

Herr Prof. Dr. Laux ergänzt, zur Berücksichtigung des demografischen Wandels sei es wichtig, nicht in der klassischen Familienstruktur aus Mutter-Vater-Kind-Kind zu denken. Aus München könne man berichten, dass genau diese gesellschaftliche Konstellation nur insgesamt etwa 12 % Gesamtanteil der Stadtbevölkerung sind. 60 % seien Ein-Personen-Haushalte, 30 % Zwei-Personen-Haushalte mit zwei Einkommen ohne Kinder. Familienwohnen spiele angesichts des gesellschaftlichen Wandels nicht mehr die Rolle wie in früheren Jahrzehnten.

Herr Weismann spricht die Aspekte Flexibilität und Robustheit der Entwürfe an. "In meiner Vorstellung als Städtebauer hat Robustheit sehr viel mit Wegeverbindungen und
-beziehungen zu tun. Das ist die Grundhaltung, die wir haben. Deshalb sieht unser Entwurf auch anders aus als der zweite Entwurf. Das sind, glaube ich, zwei unterschiedliche Haltungen, die wir auch diskutiert haben. Wir haben viele unterschiedliche Versionen gehabt, wie jetzt die Parkflächen bebaut werden. Wir haben uns bewusst dafür entschieden für diese vor allen Dingen Wegebeziehungen zwischen Osten und zwischen dem Norden, aber auch über den Gleisbogenpark quasi aus der Innenstadt Richtung Neckarrund. Ich denke mit dem Gleisbogenpark und diesen Wegebeziehungen gibt es eine robuste Struktur, die eigentlich ganz viel, ob es jetzt in der Höhenentwicklung ist, ob das in der Typologie ist, ob das in der Nutzungsmischung ist, man dann damit aus meiner Sicht alles machen. Man kann auch diese Felder mit Hochhäusern und so entwickeln. Wir werden das auch darstellen, wahrscheinlich in Varianten, nehme ich mal an. Also Flexibilität und Robustheit, würde ich sagen aus meiner Sicht, zeichnen unseren Entwurf aus."


Eingehend auf die Kritik an den zahlreichen Mobilitäts-Hubs führt er aus, heute könne niemand abschätzen, wie Mobilität sich entwickeln wird. Jedoch könne man anfangen, sich Gedanken zu machen, wie man Infrastruktur nachnutzen kann. Man habe daher höhere Geschosshöhen vorgesehen, sodass die Parkgaragen in Teilen umnutzbar sind und sowohl in der Struktur als auch im Nutzungskonzept so angedacht sind, "als sie keine reinen dummen Parkhäuser sind." Der Gedanke dahinter sei, jetzt mit einem relativ pragmatischen überschaubaren Element anzufangen, das sich später, wenn die Entwicklung sich verändert, nachnutzen bzw. umnutzen lässt. Natürlich habe man in dem Mobilitätskonzept auch eine Busroute vorgesehen, wo irgendwann mit selbstfahrenden Kleinbussen gefahren werden kann, sowie einen Fahrrad-Highway, auch wenn dieser nicht so benannt wurde. Diese Elemente seien heute in der Stadtplanung Stand der Dinge.

Was die Graskissen im Park angeht, stellt er klar, das, was im Bild zu sehen war, seien Wegeverbindungen durch den Park, die es angesichts der Größe dieser Flächen dort unbedingt brauche. Man könne an beiden Entwürfen viele Kleinigkeiten kritisieren, doch bei einem anonymen Verfahren könne man sich nur an der Ausschreibung festhalten und mit deren Inhalten arbeiten. Wichtig aus seiner Sicht sei, ob die Grundstruktur, die Haltung, die richtige ist und in die Stadt passt. Für die Stadtplanung in der Fläche sei es interessant, wie die Vorzüge der europäischen Stadt quasi in eine neue Zeit gebracht werden können, sie grün und resilient gestaltet wird und wie die Nutzungsmischung gelingt. Mit Blick auf das bezahlbare Wohnen merkt er an, sein Büro habe in Stuttgart Wohnprojekte, wo der Grundstückserwerb fast 60 % der Bausumme ausmacht. "Das ist für mich keine Architektur mehr, da fühle ich mich eher als Anlageverwalter oder irgend so etwas. Das, was da entsteht an Architektur, hat ganz viel damit zu tun, wie Sie mit dem Boden umgehen. Das ist die entscheidende Schlüsselfrage, da haben Sie völlig recht mit Ihrem Erbpachtmodell usw. Aber wenn Sie jetzt das alles lösen wollen, überfrachten Sie, dann überfordern Sie sich selber, aus meiner Sicht. Danke."

StR Kotz geht davon aus, dass der Vorteil des jetzt formal beendeten Verfahrens genutzt wird, damit in einer weiteren Jury-Sitzung beide Büros ihre Überarbeitungen präsentieren werden. Dies wird vom Vorsitzenden bestätigt.

StR Rockenbauch (SÖS-LINKE-PluS) erinnert an den Antrag der Fraktionsgemeinschaft, den der Gemeinderat abgelehnt hat, bei der Vermarktung der S 21-Flächen den Verkauf zu streichen. Er freut sich über die fachliche Unterstützung im Umgang mit dem Boden durch die berichterstattenden Büros. BM Pätzold stellt klar, die Flächen seien weder auf dem Markt noch habe der Gemeinderat eine Entscheidung getroffen.

Die "Legende" aufgreifend, nicht bauen zu wollen, bestreitet StR Rockenbauch. Vielmehr wolle man sich "aus tiefer fachlicher Überzeugung nicht mit einem Phantomprojekt beschäftigen", was es auch bleibe, wenn nicht nachgewiesen wird, dass es mit oberirdischen Gleisen geht. Anders dürfe es nicht sein, da man sonst die Leistungsfähigkeit des Verkehrs in Stuttgart riskiere. Außerdem habe die Fraktionsgemeinschaft gefordert, die EnBW-Flächen in städtischer Hand zu entwickeln, doch hätten sich Grüne und CDU nicht getraut, eine städtische Entwicklungsmaßnahme für diese EnBW-Flächen zu machen. Dies wären wunderbar integrierte Quartiere, die im Heute und Jetzt entwickelt werden können, ohne den Verkehr zu riskieren für die Zukunft in Stuttgart.

Seines Erachtens wurde bisher nicht verstanden, was Infrastruktur ist, nämlich die wesentliche Komponente, die das zukünftige Raumverhalten vorbestimmt. Er führt dies aus und unterstreicht, das cleverste Verkehrsmittel aus Sicht der Fraktionsgemeinschaft sei der Rad- und Fußverkehr und in zweiter Linie der ÖPNV. Die vorgesehenen Hubs brauche es deshalb nicht in der vorgestellten Zahl. Eine Entfernung von 500 m sei daher nicht zu viel, wenngleich eine ÖPNV-Haltestelle auch näher sein könne.

Die Jury habe klar zum Ausdruck gebracht, dass jetzt die Chance besteht, so vorzugehen wie es beispielsweise in München Standard ist. Zu sagen, Stadtentwicklung sei ein iterativer Prozess, helfe dabei nicht. Strategische Prozesse müssten so robust sein, um zumindest den Versuch zu machen, zu überlegen, wie in welchen Phasen und in welcher Mehrstufigkeit die Bürger beteiligt werden. Hier sei jedoch noch nicht einmal geklärt, wie am Ende die Entscheidung getroffen werden soll. Somit habe man aus S 21 und dem Wunsch der Bürgerinnen und Bürger, über Stadtentwicklung mitzuentscheiden, nichts gelernt.

Beim erstplatzierten Entwurf empfinde er den Umgang mit den Parkkanten, was den nördlichen Schulcampus und insbesondere die riesigen Sportflächen zum Rosensteinpark angeht, dringend überarbeitungsbedürftig. Was die Parkkanten zum Unteren Schlossgarten angeht, so halte er eine Überarbeitung nicht nur aus Klimagründen für spannend. Beide Preisträger gehen relativ vor an die Kante und beide nähmen das Verweben der Stadtteile ernst, "aber sie führen das durch Wohnbebauung durch". Er würde es begrüßen, wenn auf die ganze vordere Reihe der Bebauung verzichtet würde. Dann müsse jedoch ein Nachweis erfolgen, wie überhaupt ein urbanes Quartier dort möglich ist. Vielleicht sei dies durch die Höhe der Bebauung möglich. Wichtig finde er auch ein Nacharbeiten des Gleisbogenparks im Hinblick auf den Nachweis einer Nutzbarkeit. Planerisch halte er es nicht für klug, die grüne Infrastruktur und Zäsur dort zu machen, sondern sehe es eher als Beitrag, das Viertel als Insel auszugestalten.

Zum zweitplatzierten Entwurf kommentiert der Stadtrat: "Wenn man eine Uptown-Geschichte macht mit der Dichte, finde ich das insofern clever, weil Sie haben die Masse da, um dort die urbane Dichte hinzukriegen, die man braucht. Da kann man sagen, da funktioniert dann auch ökonomisch so etwas wie mit den Erdgeschossen, da kriegt man die öffentliche Nutzung rein. Ich verstehe nur nicht, warum Sie die Dichte dann nicht nutzen, um an anderer Stelle sozusagen wieder etwas gutzumachen, wieder zurückzugeben, für das Klima und auch nachweisen können, dass Gleise auch erhalten bleiben können". Nicht klar sei ihm die Funktion der Türmchen an der Radl-Ramblas.

Es stehe fest, dass das Paketpostamt von der Post genutzt wird und die Flächen nicht der Stadt gehören. Geklärt sei also nicht, was mit dem Paketpostamt wird. Ihm sei nicht bekannt, dass der Gemeinderat einen Enteignungsprozess beschlossen hat oder eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme am Laufen hat. Nicht geklärt sei außerdem der gigantische Ressourcenaufwand und die graue Energie, die vernichtet würde. Beide Entwürfe seien seines Erachtens jedoch so robust, dass man das Paketpostamt nachweisen könnte. Für entscheidend hält er, dass beide Entwürfe oberirdische Gleise nachweisen können. "Wie man mit Bebauung etc. dort umgehen kann, wie man über die Gleise kommt, wäre ein spannender Prüfauftrag, um dann in einem offenen Diskurs darüber reden zu können."

StR Körner fällt es "angesichts der Egozentrik, die einige im Rund an den Tag legen, schwer, genau hinzuhören". Er teilt die Kritik am Verfahren insbesondere beim Thema Bürgerbeteiligung. Festzustellen sei aber gleichzeitig der Zeithorizont, sowie die Schwierigkeit, bei einem städtebaulichen Ideenwettbewerb eine gute Beteiligung zu erzielen. Im weiteren Verfahren hält er es für entscheidend, diesbezüglich besser zu werden und ggfs. andere, passendere Beteiligungsformate zu wählen. Die Exkursion nach Hamburg habe hierfür gute Hinweise geliefert. Für "völlig irre" halte er die absolut widersprüchliche Haltung von SÖS-LINKE-PluS zum Thema Wohnungsbau in Stuttgart. Man könne durchaus mit guten Argumenten gegen das Bebauen der grünen Wiese sein, aber wenn man dies ist, so könne man nicht gleichzeitig gegen die Wohnbebauung dieses Areals sein.

Einen sensiblen Punkt sieht er im Übergang vom Europa-Viertel ins Rosensteinquartier an der Wolframstraße, und zwar nicht nur wegen der Topografie. Er bittet die beiden Büros sich diesen Übergang anzuschauen. Was die Befassung der Jury und die Überarbeitung angeht, bittet er um Erläuterung des Begriffs "Jurieren": "Stimmen wir da nochmal ab?"

Letzteres wird von BM Pätzold bestätigt. Das Preisgericht, welches den gesamten Prozess begleitet hat, trete noch einmal zusammen und die Büros stellen ihren überarbeiteten Entwurf vor, anschließend bestehe die Möglichkeit für Rückfragen. Danach diskutiere das Preisgericht, stimme ab und gebe eine Empfehlung ab.

An StR Rockenbauch gewandt verweist er auf die Diskussion vor einem Jahr zur Frage, wie geht man mit den oberirdischen Gleisen um. Dabei wurde mehrheitlich beschlossen, dass es dort keine oberirdischen Gleise geben wird. Dies war eine Rahmenbedingung für den Wettbewerb und sei daher kein Thema. Die Empfehlung des Protokolls für die Überarbeitung umfasse die Ausbildung der Parkkante, die Höhenentwicklung und das Thema Weiterentwicklung des Schulcampus. Diesbezüglich führe man weiterhin Gespräche, doch könne man die Empfehlungen der jeweiligen Fachverwaltungen nicht ignorieren. Folglich werde man die Empfehlungen des Preisgerichts als Bearbeitungsthemen sehen und die Diskussion im UTA. Die Überarbeitung werde nicht alle Probleme lösen können, sondern man werde aufbauend auf das städtebauliche Konzept und den Entwurf in die Detailplanung gehen. Vorgesehen sei die Vorstellung in öffentlicher Sitzung im Städtebauausschuss am 14.05.2019 und in gemeinsamer Sitzung der drei Bezirksbeiräte am 13.05.2019. Darüber hinaus habe man im StadtPalais präsentiert, und man werde beide Entwürfe am Tag der offenen Tür im Rathaus vorstellen, sodass für die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit zur Rückmeldung bestehe und Anregungen zu den Entwürfen zu geben.

BM Pätzold freut sich auf den weiteren Prozess, dankt den Berichterstattern sehr herzlich und stellt abschließend fest:

Der Ausschuss für Umwelt und Technik hat vom Bericht Kenntnis genommen.
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