Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Jugend und Bildung
Gz: JB
GRDrs 871/2018
Stuttgart,
11/15/2018



Rahmenkonzept der Stuttgarter Kinder- und Familienzentren (KiFaZ)



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Jugendhilfeausschuss
Sozial- und Gesundheitsausschuss
Beschlussfassung
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
17.12.2018
21.01.2019



Beschlußantrag:

Dem neuen Rahmenkonzept der Stuttgarter Kinder- und Familienzentren (KiFaZ) wird zugestimmt.


Begründung:


Kinder aus finanziell belasteten Lebensverhältnissen sind überproportional von Bildungsbenachteiligung betroffen. Um bereits ab der frühen Kindheit einen chancengleichen Zugang zu Bildung zu erhalten, ist eine spezielle Förderung nicht nur der Kinder, sondern auch der Eltern und des gesamten Familiensystems notwendig.
Seit 2012 werden in Stuttgart Kindertageseinrichtungen zu KiFaZ weiterentwickelt, in denen ein hoher Anteil an Kindern mit Bonuscard betreut und gefördert werden. Die Grundsatzziele der KiFaZ sind der Abbau von Bildungsbenachteiligung und eine grundlegende Stärkung der Familien für eine nachhaltige Teilhabe.

Eine Evaluation der Stuttgarter KiFaZ durch das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) e.V. Frankfurt im Jahr 2015 belegte das hohe Engagement der KiFaZ und die Notwendigkeit zusätzlicher Unterstützungsangebote für die Kinder und Familien. Allerdings wurde deutlich, dass trägerübergreifende Qualitätsstandards etabliert werden müssen, um nachweisliche Effekte zu erkennen und Synergien zu nutzen. Darüber hinaus muss die Vernetzung und Kooperation mit weiterführenden Hilfen, die auch nach der KiFaZ-Zeit zu einer Verbesserung der gesamten Lebenssituation beitragen, konzeptionell verankert werden.


Das neue KiFaZ-Rahmenkonzept wurde in einem zweijährigen Beteiligungsprozess gemeinsam mit Vertreter/-innen der KiFaZ-Träger und -Einrichtungen, mit Eltern sowie mit weiteren Expert/-innen aus verschiedenen Handlungsfeldern erarbeitet, unter anderem Vertreter-/innen aus den Stuttgarter Beratungszentren, dem Elternseminar, dem Gesundheitsamt, dem Netzwerk Frühe Hilfen und der Stuttgarter Kinderbeauftragten.

Im neuen Rahmenkonzept
· werden verbindliche Handlungsfelder und Standards für die Stuttgarter KiFaZ beschrieben (Kap. 3),
· sind die bisherigen Förderkriterien erweitert, sodass zukünftig auch kleinere Kindertageseinrichtungen sowie Kinder mit Behinderung und ihre Familien profitieren können (Kap. 6),
· sind KiFaZ-Entwicklungsphasen und die entsprechenden Kernaufgaben definiert (Kap. 7),
· ist ein System für die Kriterienüberprüfung festgelegt, welches den Einrichtungen eine mittelfristige Planungssicherheit gewährt (Kap. 9),
· wurden ein neues Antrags-, Nachweis- und Berichtswesen sowie neue Kommunikations- und Informationsstrukturen festgeschrieben (Kap. 10 und 11).
Noch nicht enthalten ist die konzeptionelle Ausarbeitung von möglichen Baustein-Angeboten im Stadtteil (siehe Kap. 5).

Bei der Fortentwicklung des Rahmenkonzepts der KiFaZ wird zudem geprüft, inwieweit stärker als bisher die Anschlüsse der KiFaZ-Aktivitäten zu den Leistungen und Maßnahmen des Jobcenters berücksichtigt werden können. Hintergrund ist der, dass unter der KiFaZ-Zielgruppe sehr viele Eltern/Familien im Leistungsbezug SGB II sind. Dies gilt vor allem für das Handlungsfeld 2, Standard 3 „Berücksichtigung der besonderen Situation von Alleinerziehenden“ und für das Handlungsfeld 3, Standard 1 „Weiterführende Hilfen eröffnen“.

Das neue Rahmenkonzept der KiFaZ folgt den sechs Leitmotiven für mehr Bildungsgerechtigkeit in Stuttgart (siehe GRDrs 457/2018):
· Die Familien als primärer Bildungsort werden in den KiFaZ gestärkt und in ihrem Handeln zur Stärkung der Bildung unterstützt (Leitmotiv 1).
· Eltern werden in den KiFaZ als Bildungspartner ernst genommen und darin gestärkt, sich neue Verhaltensoptionen anzueignen (Leitmotiv 2).
· KiFaZ gehen auf die zunehmende Heterogenität der Elternschaft sowie ihrer milieu- und kulturspezifischen Lebenswelten ein. Sie haben Wissen und Erfahrung mit Unterschiedlichkeit, schätzen diese wert und haben eine vorurteilsbewusste Haltung (Leitmotiv 3).
· Durch die KiFaZ werden in Stuttgart bedarfsgerechte Schwerpunkte gesetzt und bildungsbenachteiligte Kinder und Familien gezielt angesprochen (Leitmotiv 4).
· KiFaZ erschließen den Sozialraum für die Kinder und Familien als Bildungsort und vernetzen sich mit Bildungs- und weiteren Akteuren vor Ort (Leitmotiv 5).
· KiFaZ ermöglichen Kindern und Familien niederschwellig und im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe (gemeinsames) Lernen und sichern durch trägerübergreifende Standards, dass Bildungsverläufe von Kindern mit hoher Qualität geprägt werden (Leitmotiv 6).

Weitere Schritte:
· Bis Frühjahr 2019 wird ein Vorschlag erarbeitet für die Förderhöhe der verschiedenen KiFaZ-Phasen und -Stufen ab 2020.
· Ebenfalls bis Frühjahr 2019 wird ein Vorschlag erarbeitet für den gesonderten Finanzierungsbedarf möglicher Baustein-Angebote im Stadtteil.
· Im Frühjahr 2019 erfolgt ein Ausbauvorschlag der Verwaltung für weitere Kindertageseinrichtungen, die sich ab 2020 zu einem KiFaZ entwickeln sollen.
Für die genannten Punkte wird für die Haushaltsplanberatungen 2020/2021 eine gesonderte Mitteilungsvorlage vom Referat Jugend und Bildung erstellt.

Finanzielle Auswirkungen

Keine


Beteiligte Stellen

Referat SI

Vorliegende Anträge/Anfragen

Keine




Isabel Fezer
Bürgermeisterin


Anlagen

Rahmenkonzept der Stuttgarter Kinder- und Familienzentren (KiFaZ). Stand: 01.10.2018

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