Protokoll: Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen des Gemeinderats der Landeshauptstadt StuttgartNiederschrift Nr.
TOP:
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VerhandlungDrucksache:
GZ:
Sitzungstermin: 17.02.2023
Sitzungsart: öffentlich
Vorsitz: BM Fuhrmann
Berichterstattung:Herr Christen (in.Stuttgart)
Protokollführung: Frau Faßnacht fr
Betreff: Bericht über den Weihnachtsmarkt 2022
- mündlicher Bericht -

Zu diesem Tagesordnungspunkt begrüßt der Vorsitzende ganz herzlich Herrn Christen von in.Stuttgart und bittet um seinen Bericht.

Der Weihnachtsmarkt 2022 schickt Herr Christen voraus, war kalendarisch bedingt mit 31 Tagen der längste. Der kommende Weihnachtsmarkt werde - ebenfalls kalendarisch bedingt - mit 24 Tagen die kürzeste Dauer haben. Das Wetter war beim letzten Weihnachtsmarkt vor allem in den ersten Tagen komplett verregnet, danach gab es ein paar Tage Eis und Schnee. Was die Zahl der Besucher aus Stuttgart und aus der Region angeht, habe dies keinen Abbruch getan. Es seien etwas weniger Busse gekommen, was jedoch allgemein deutschlandweit der Fall gewesen sei. Dies hatte vor allem den Grund, dass man bis August 2022 noch nicht wusste, ob der Weihnachtsmarkt 2022 tatsächlich ohne Abstriche durchgeführt werden kann. Daher sei der Weihnachtsmarkt auch nicht so beworben worden, wie es üblicherweise getan wird. Dies mache man bei den Busreiseunternehmen und -veranstaltern in der Regel im Frühjahr/Sommer. In diesem Jahr gehe man wieder so vor, weshalb er davon ausgehe, dass zum Weihnachtsmarkt 2023 wieder deutlich mehr Busse in Stuttgart begrüßt werden können.

Die Besucher des Weihnachtsmarktes 2022 hätten sich zufrieden geäußert, auch die Beschicker waren überwiegend zufrieden. Für die Imbiss- und die Glühweinstände sei es ein sehr guter Weihnachtsmarkt gewesen, aber auch für die Händler sei es ein guter Weihnachtsmarkt gewesen.

Dass der Marktplatz beim letzten Weihnachtsmarkt nicht so stark beschickt war, liege daran, dass der eine oder andere Händler pandemiebedingt aufgehört habe. Wie schon bei der letzten Sitzung erwähnt, wollte man die Lücken nicht mit irgendwelchen Essensständen auffüllen, wie es andere Städte getan haben, z. B. Nürnberg. Derzeit sei man dabei, ein neues Konzept zu entwickeln, damit der Marktplatz wieder eine Einheit wird und schön gestaltet wird. Er sei guter Dinge, dass dies gelingt, zumal es bereits wieder sehr viele Bewerbungen gebe.

Auch Stuttgart Marketing habe inzwischen erkannt, dass weniger ausländische Besucher als sonst den Weihnachtsmarkt besucht haben und die Hotellerie weniger stark frequentiert haben. Doch sei man guter Dinge, mit einer gemeinsamen neuen Werbestrategie auch diese Besuchergruppe wieder stärker zu gewinnen.

"Fazit: Ein guter Weihnachtsmarkt für die Händler, für die Besucher, nicht so für uns, weil wir einfach immense Kosten haben im Ordnungsdienst, mit den Auflagen, mit Reinigung, mit Müllentsorgung und auch mit dem Roten Kreuz. Das DRK hat keine Ehrenamtlichen mehr, die dort arbeiten, sondern das sind alles Hauptamtliche. Den Effekt haben wir auch beim Volksfest, und auch in der Schleyerhalle inzwischen. Deshalb sind die Ordnungsdienste, die DRK-Kosten immens. Und deshalb ist es für uns ganz besonders wichtig, dass wir jetzt wieder eine Platzgelderhöhung durchziehen. Die ist natürlich ein Stückweit höher als wenn wir es nach drei Jahren gemacht haben, wir haben es ja ausgesetzt. Und wir haben die Erhöhung auch nicht pauschal mit 20 % für alle vorgeschlagen, sondern dass wir die Imbisse ein Stückweit höher und die Händler, die nicht so stark profitieren von dem Erfolg des Weihnachtsmarktes, ein Stückweit niedriger erhöhen."

Dem Dank von BM Fuhrmann an Herrn Christen für den Bericht schließen sich die nachfolgenden Redner und Rednerinnen seitens der Fraktionen an.

StR Winter (90/GRÜNE) merkt an, natürlich habe sich die Unsicherheit im Vorfeld ausgewirkt auf die Zahl der auswärtigen Besuchenden. Gleichzeitig sei das Bedürfnis der Menschen, sich wieder zu treffen, sehr stark wahrnehmbar gewesen und somit habe es viel Zuspruch und Zufriedenheit seitens der Besuchenden gegeben - auch für die sehr schöne Stimmung. Die Erhöhung der Platzgebühren sei nachvollziehbar und seine Fraktion halte es auch für richtig, die entstandenen Standlücken nicht einfach mit weiteren Imbissbuden aufzufüllen. Auch die Differenzierung der Erhöhung zwischen Imbiss- und Glühweinständen und Ständen mit eher traditionell weihnachtlichem Handel unterstütze man ausdrücklich. Zu hoffen bleibe, dass beim nächsten Jahr mit weniger Unsicherheit auch wieder mehr auswärtige Gäste auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt begrüßt werden können.

StRin Porsch (CDU) findet es schön, dass der Weihnachtsmarkt wieder stattgefunden hat trotz des "Kaltstarts" und der teilweise widrigen Wetterbedingungen. Was die Lücken auf dem Marktplatz betrifft, so freue man sich über das angekündigte neue Strategiekonzept, da ihre Fraktion die Gestaltung dort nicht als einer Landeshauptstadt angemessen empfunden habe - insbesondere angesichts der attraktiven Weihnachtsmärkte mit eigener Gesamthandschrift in der Umgebung, wie Ludwigsburg und Esslingen. Sie fragt weiter nach der Einschätzung von in.Stuttgart bezüglich der Verlagerung des Antiquitätenmarkts in den Weihnachtsmarkt und nach der weiteren Strategie. "Wie viele Beschicker haben wir denn noch, die in diesem klassischen Weihnachtsmarktsegment - Kunsthandwerk etc. - unterwegs sind? Gibt es noch genug Auswahl? Gibt es vielleicht die Überlegung, müssen wir das neu überdenken oder wo kriegt man die her?" Außerdem bittet sie um eine Aussage zu den Standgebühren im Vergleich zu anderen Städten. Die vorgeschlagenen Erhöhungen in TOP 2 halte ihre Fraktion für absolut vertretbar und stimme der Vorlage zu. Abschließend fragt sie nach der Resonanz der Beschicker in Bezug auf die Dauer von 31 Tagen und stellt die Überlegung in den Raum, analog zu Ludwigsburg den Beginn des nächsten Weihnachtsmarktes um ein, zwei Tage vorzuziehen.

StR Dr. Jantzer (SPD) dankt dem Team um Herrn Christen dafür, den Weihnachtsmarkt 2022 in so kurzer Zeit so aufgestellt zu haben, dass es nicht nur den Beschickern, sondern vor allem auch den Besucher*innen dort gut ging und sie sich wohlgefühlt haben. Auch er unterstützt die Absicht, den Weihnachtsmarkt nicht zur "Fressbude" weiterzuentwickeln und hält daher auch die Differenzierung bei der Preisgestaltung des Platzgeldes für absolut richtig. Er bittet Herrn Christen, einen Ausblick zu geben im Hinblick auf die Erwartungen für den Weihnachtsmarkt 2023: "Kommen die alle wieder, sehen Sie da vielleicht sogar, ausbauen zu können im Bereich der Händler?"

StRin Tiarks (Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei) hat den Bericht von Herrn Christen so verstanden, dass beim diesjährigen Weihnachtsmarkt insgesamt wesentlich mehr Besucher*innen erwartet werden. Sie bittet zu erläutern, weshalb ein Unterschied gemacht wird zwischen Weinständen und Glühweinständen, wenn doch alle ein so sehr gutes Geschäft gemacht haben. Weiter fragt sie, ob die Einnahmen von 124.000 € ausreichen, um die immensen Kosten für Ordnungsdienst, DRK usw. zu decken. Aus Sicht ihrer Fraktionsgemeinschaft reichen 24 Tage Weihnachtsmarkt vollkommen aus. Es sei ein kommerzielles Fest und nicht jede*r könne es sich leisten, es zu besuchen. Die Innenstadt sei vor allem auch öffentlicher Raum, weswegen man sich gegen eine Ausweitung ausspreche.

StR Puttenat (PULS) dankt dem Team um Herrn Christen für die Arbeit und vertraut auf deren Empfehlungen.

StR Zaiß (FW) ist der Meinung, man müsse sich genau überlegen, ob man den Weihnachtsmarkt verlängern will oder nicht. Schließlich könnten die Menschen das Geld nur einmal ausgeben. Aus seiner Sicht wird es immer so sein, dass manche Stände bessere Geschäfte machen als andere. Es liege zum guten Teil auch am Betreiber, was er daraus macht. Die Freien Wähler können die beantragten Erhöhungen mittragen.

Herr Christen geht ein auf die Wortbeiträge und Fragen:
"Es wurden andere Märkte angesprochen. Esslingen spezialisiert sich ja auf den Mittelaltermarkt. Inzwischen ist es so, dass Esslingen die Stände einkauft. Die sind früher von sich aus gekommen, weil sie gesagt haben, 'das ist toll, da kann man Geld verdienen.' Inzwischen muss Esslingen sehr tief in die Tasche greifen, damit die Mittelalterstände da überhaupt noch hinkommen. Da wollen wir eigentlich nicht hingehen, deshalb das Konzept. An dem arbeiten wir noch, wir können auch noch nicht sagen, welche Händler alle kommen. Die, die sich jetzt beworben haben, da sehen wir, dass es wieder auf ein hohes "vor-Corona"-Niveau ansteigt. Bewerbungsschluss ist 15.03.2023, wir haben also noch vier Wochen und es gibt einige, die sich richtig spät bewerben.

Wir hatten früher immer 280 Händler, wir sind jetzt auf 235 beim vergangenen Weihnachtsmarkt zurück und wir möchten wieder über 260, 270 kommen. Aber da geht natürlich auch die Qualität vor Quantität, denn wir möchten hier schon einen hochwertigen Weihnachtsmarkt haben. Wir haben die Kunsthandwerker, wir haben die Glasbläser, die Töpfer und die Korbflechter nach wie vor auf dem Weihnachtsmarkt, was auch sehr wichtig ist. Aber auch solche Händler, die Christbaumkugeln verkaufen, die man ja leicht auch im Internet heutzutage kauft. Deshalb sind uns solche Händler sehr, sehr wichtig, dass man da noch durchlaufen kann und auch mal ausgefallene Christbaumkugeln hier erwerben kann. Und wir sind mit denen auch im Gespräch und bitten sie, sich genau zu überlegen, ob sie aufhören möchten oder nicht.

Bei den Standgebühren sind wir deutschlandweit im Durchschnitt, obwohl wir sicherlich einer der attraktivsten und größten Weihnachtsmärkte Deutschlands sind. Wir vergleichen uns hier auch nicht unbedingt mit Esslingen und Ludwigsburg, sondern wir vergleichen uns hier auch mit den großen Städten wie Dresden, Hamburg, Nürnberg, auch Konstanz und da liegen wir deutlich darunter bzw. im Schnitt. Aber wir kommen mit den Kosten dann hin für die nächsten Jahre wieder. Natürlich, wenn wir 30 %, 40 % erhöhen ist es einfacher für uns, aber man muss das ein Stückweit relativieren. Wir haben ja auch andere Einnahmequellen: Mehr Besucher trinken mehr Glühwein, die kaufen dann die Tassen. Allein über diese Tassen nehmen wir knapp sechsstellige Summen ein, was dann ja wieder der Besucher indirekt bezahlt und nicht der Händler strapaziert wird. Das haben wir vor Jahren angefangen und wir versuchen, unsere Kosten auch hier ein Stückweit aufzuteilen, sodass wir nicht nur immer über die Händler das alles abzwicken. Die Imbisse an sich sind natürlich die Profiteure, aber die bezahlen auch ein ordentliches Platzgeld. Die haben ja auch andere Quadratmeterpreise, die sind schon im fünfstelligen Bereich, was sie Platzgeld bezahlen. Damit ist natürlich immer noch Geld verdient, aber ein Händler, der jetzt hier Christbaumkugeln verkauft oder Strohsterne, ist auch im dreistelligen Bereich. Und deshalb ist das immer noch ein Bereich, wo ich denke, das ist vertretbar insgesamt.

Ein Tag früher: Ludwigsburg und Esslingen beginnen immer einen Tag früher wie wir und hören einen Tag früher auf. Und es ist einfach kalendarisch bedingt, dass wir diesen Weihnachtsmarkt hier 24 Tage haben und dann Jahr für Jahr wieder einen Tag drauflegen bis wir bei 31 Tagen sind. Wir hatten vor neun oder zehn Jahren den Weihnachtsmarkt einmal anstatt donnerstags mittwochs angefangen, haben also einen Tag vorher schon begonnen. Wir würden es dabei auch belassen. Sicher könnte man auch noch einen Tag wollen oder zwei Tage wollen, aber das macht es nicht attraktiver. Wir haben es auch gemerkt in den Jahren, als wir gesagt haben, wir machen den Weihnachtsmarkt bis zum 31.12. Da sind die Händler nicht alle begeistert, weil, dann reicht es irgendwann. Und nach Heiligabend verkaufen sich schlechter Strohsterne und Christbaumkugeln und Krippefiguren. Das ist dann vorbei. Da gehe ich nur noch in die Stadt, wenn ich meine Geschenke umtausche und trinke einen Glühwein. Und dann sind die Händler wirklich nur noch Statisten und das möchten wir nicht."

Mit Dank an Herrn Christen und dem Hinweis, das neue Konzept im Ausschuss vorzustellen, stellt BM Fuhrmann Kenntnisnahme zum Bericht fest.
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