Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Allgemeine Verwaltung/Kultur und Recht
Gz: AKR
GRDrs 638/2019
Stuttgart,
07/03/2019



Umbau des Adolf-Hölzel-Hauses zur kulturellen Einrichtung



Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien
Beschlussfassung
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
17.07.2019
19.11.2019



Beschlußantrag:

1. Die Adolf-Hölzel-Stiftung erhält für die Umsetzung des Umbaus des Adolf-Hölzel-Hauses eine einmalige Investitionszuwendung in Höhe von maximal 900.000 EUR. 2. Der Aufwand wird im Teilfinanzhaushalt 410 - Kulturamt, Projekt-Nr.: 7.410700.800.300 Kulturförderzuschüsse Bildende Kunst, Ausz.Gr. 781 Zuweisungen und Zuschüsse für Investitionen finanziert.



Kurzfassung der Begründung:
Ausführliche Begründung siehe Anlage 1

Unterstützt vom 2014 gegründeten Förderverein Adolf-Hölzel-Haus e. V. plant die Adolf-Hölzel-Stiftung, das Hölzel-Haus, Ahornstraße 22, zukünftig als kulturelle Einrichtung für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Nutzungsprogramm sieht vor:

· Ausstellungen zu Werk und Wirken von Adolf Hölzel
· Arbeitsräume zur Hölzel-Forschung für Kunstwissenschaftler/innen
· ein Wohnatelier für junge Künstler/innen (Kunststipendiaten/innen)
· den Betrieb einer Malschule für Kinder

Für den dafür notwendigen Ausbau hat der Gemeinderat insgesamt Mittel in Höhe
von 900.000 EUR zur Verfügung gestellt, davon 825.000 EUR im DHH 2018/19 und 75.000 EUR im DHH 2016/17.





Finanzielle Auswirkungen

Die Mittel stehen im Teilfinanzhaushalt 410 - Kulturamt, Projekt-Nr.: 7.410700.800.300 Kulturförderzuschüsse Bildende Kunst, Ausz.Gr. 781 Zuweisungen und Zuschüsse für Investitionen zur Verfügung.




Beteiligte Stellen

Die Vorlage ist mit Referat T abgestimmt.

Vorliegende Anträge/Anfragen

keine

Erledigte Anträge/Anfragen

keine



Dr. Fabian Mayer
Erster Bürgermeister


Anlagen

Anlage 1: Ausführliche Begründung


Ausführliche Begründung:


Historische Bedeutung von Adolf Hölzel und des Hölzel-Hauses

Adolf Hölzel war einer der bedeutendsten Lehrer an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Dort wirkte er von 1905 bis 1919 als Professor, Rektor und Lehrer namhafter Schüler wie Willi Baumeister, Johannes Itten und Oskar Schlemmer. Noch vor Wassily Kandinsky ging er als ein Wegbereiter der abstrakten Malerei in die Annalen der Kunstgeschichte ein. Im Kunstmuseum Stuttgart beherbergt die Stadt den bedeutendsten Bestand an Werken Hölzels in öffentlichem Besitz, der neben den Beständen von Otto Dix und Willi Baumeister das Profil der Sammlung maßgeblich prägt.
Nach seiner Emeritierung bezog Adolf Hölzel das 1905 erbaute Haus in der Ahornstraße 22 und schuf dort sein bedeutendes Spätwerk. Gleichzeitig setzte er hier seinen Malunterricht fort und machte seine neue Wirkungsstätte zum Treffpunkt der Stuttgarter Avantgarde. Hier fanden Vorträge und Vorlesungen statt und die Stuttgarter Avantgarde traf sich zum Kunstdiskurs.


Adolf-Hölzel-Stiftung

Nach Hölzels Tod 1934 blieb das Haus im Besitz der Familie und wurde als Ort der Bewahrung des künstlerischen Nachlasses und seiner Erforschung genutzt. 2005 hat die Enkelin des Künstlers, Frau Doris Dieckmann-Hölzel, zur weiteren Förderung des Ansehens von Hölzels Leben und Werk die Adolf-Hölzel-Stiftung gegründet und nach ihrem Tod 2010 den gesamten Nachlass einschließlich des Hauses der Stiftung vermacht. Unterstützt vom 2014 gegründeten Förderverein Adolf-Hölzel-Haus e. V. plant die Stiftung nun, das Hölzel-Haus zu sanieren und anknüpfend an dessen Tradition zukünftig wieder als Kultur- und künstlerische Begegnungsstätte mit Malschule zu etablieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.


Nutzungskonzept

Ziel der Stiftung ist es, das Hölzel-Haus als "Tatort der Moderne" in Gestalt einer Gedenkstätte zu erhalten und im Geiste Adolf Hölzels zu nutzen, insbesondere zur Ausstellung von Werken des Künstlers, einschließlich des umfangreichen schriftlichen Nachlasses mit gelegentlichen Vernissagen, Diskussionsrunden, Seminaren, Symposien, Lesungen und Vorträgen in Zusammenarbeit mit der Staatsgalerie, dem Kunstmuseum, Stuttgarter Schulen und gemeinnützigen Organisationen, weiter die Ermöglichung der wissenschaftlichen Aufarbeitung des malerischen, zeichnerischen und literarischen Nachlasses des Künstlers und die Einrichtung einer Stipendiaten-Wohnung mit Atelier für junge begabte Künstler/innen. Durch die Einrichtung einer Malschule soll an die herausragende Bedeutung von Hölzel als Lehrer namhafter Vertreter der Klassischen Moderne angeknüpft werden.

Nach einer dementsprechenden Bauvoranfrage hat das Baurechtsamt den Bauantrag vom 18.12.2018 als genehmigungsfähig eingestuft. Die Genehmigung zur Zweckentfremdung wurde am 26.02.2019 erteilt.


Umbaukonzept

Ganz im Sinne des Künstlers und Lehrers Adolf Hölzel wurde die Idee für die architektonische Umgestaltung des Hölzel-Hauses zur Kulturstätte in einem Wettbewerb mit Absolventen/innen des Studiengangs Architektur der staatlichen Akademie der Bildenden Künste entwickelt.

Der prämierte Entwurf des mit der Planung und Ausführung beauftragten Planungsbüros B.K.M.W.G. GbR sieht vor, den alten Baubestand der Villa weitgehend zu erhalten. Lediglich der Haupteingang wird von der Ahornstraße in die Felix-Dahn-Straße verlegt, von wo ein barrierefreier Zugang durch den neuen Anbau zum Haus ermöglicht wird. Das Gebäude erhält einen innenliegenden rollstuhlgerechten Aufzug der vom UG bis ins 1. OG führt. Somit werden alle Zugänge im Haus für Rollstuhlfahrer/innen barrierefrei zugänglich.

Bei ihrem Konzept „Doppelgänger Reloaded“ kombinieren die Architekt/innen den Altbestand mit einem Neubau, der den rückwärtigen Gebäudeteil (zwei Geschosse plus Mansarddach) kopiert und nach außen und ein Geschoss tiefer angliedert. Die Lage des Anbaus ergibt sich durch das Baurecht. Das Baufenster und die Abstandsflächen sind dabei vollständig ausgenutzt.

Im Zusammenwirken mit dem Bestandsgebäude werden durch den Anbau neue Flächen generiert, welche den Anforderungen und Wünschen der Stiftung entsprechen. Die Malschule wird als weiterer Baustein das Bestandsgebäude beleben und alle Nutzungen werden durch das Konzept in einem Haus zusammengeführt. So kann vermieden werden, dass die funktionalen Abläufe der Mitarbeiter/innen durch eine räumliche Trennung der Malschule erschwert werden und zusätzlicher Mehraufwand an Personalkosten für den laufenden Betrieb entstehen.

Der Anbau ermöglicht weiterhin die Nutzung eines Großteils des parkähnlichen Gartens und stärkt darüber hinaus den Bezug zum Garten, da das Gartengeschoss mit seinen Kellerräumen erst durch die Belegung der Malschule im Anbau vollflächig genutzt werden kann.

Bei der Behandlung des Vorhabens am 19.02.2019 im städtischen Gestaltungsbeirat, der eine beratende Funktion hat, zeigte sich dieser von den Umbauplänen weder architektonisch noch gestalterisch überzeugt. Er konstatierte einen enormen planerischen und handwerklichen Aufwand, um den aus Betonfertigteilen konstruierten Neubau mit der alten Bausubstanz zusammenzufügen und äußerte grundsätzliche Bedenken bezüglich der technischen Umsetzbarkeit.

Den Architekt/innen ist der besondere technische und gestalterische Anspruch des Entwurfs bewusst. Aufgrund dessen wird das Bauvorhaben seit Beginn an vom renommierten Büro WENZEL + WENZEL GmbH (Matias Wenzel) in allen Leistungsphasen begleitet. Die Adolf-Hölzel-Stiftung hat zudem mit Herrn Rolf Mühleisen (Mühleisen + Partner Planungsgesellschaft mbH) einen erfahrenen Architekten als Berater an ihrer Seite, der u.a. bereits einige Villen von ähnlichem Bestand wie dem des Hölzel-Hauses in Stuttgart Degerloch saniert hat.


In den vom Gestaltungsbeirat vorgeschlagenen Planungsalternativen eines Pavillons im Garten oder eines Wintergartens als Bestanderweiterung sahen die Stiftung und die Architekt/innen keine neuen Optionen, da sie diese Ideen in einer Machbarkeitsstudie schon selbst untersucht und als nicht zielführend verworfen hatten.
Aufgegriffen wurden die vom Gestaltungsbeirat angesprochenen bauphysikalischen und konstruktiven Notwendigkeiten. Hier wurde die Planung komplett überdacht. Von der Konstruktionsweise und Materialität für den Anbau mit vorgehängter Betonfertigteilfassade wurde nach reiflicher Prüfung abgesehen. Um sich dem Bestand angemessen zu nähern und die Bauweise innerhalb des Budgets zu vereinfachen, ist jetzt vorgesehen, den Anbau in konventioneller Bauweise (Dachziegeldeckung und Putzfassade) herzustellen. Dies hat u.a. den Vorteil, dass die bauphysikalischen Notwendigkeiten erfüllt werden und kein zusätzliches Fugenbild benötigt wird. Die Materialität muss jedoch in Bezug auf Gestaltung, Farbigkeit und dem angestrebten Erscheinungsbild noch weitergehend überprüft bzw. vertieft werden.


Kosten und Finanzierung des Bauvorhabens

Zu einem Umbau, der im Hölzel-Haus zukünftig einen dauerhaften Kulturbetrieb gewährleisten soll, reichen die finanziellen Ressourcen der Stiftung nicht aus. Insbesondere Renovierung und Sanierung des gesamten Hauses, welche die geplante Nutzung voraussetzt, sind von der Stiftung nicht finanzierbar. Für die entsprechenden Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen hat die Adolf-Hölzel-Stiftung der Stadt daher erstmals zur vorletzten Haushaltsdebatte einen Kosten- und Finanzierungsplan vorgelegt und einen einmaligen Zuschuss von 920.000 EUR beantragt. Der Gemeinderat entschied im Doppelhaushaltsplan 2016/2017, Finanzmittel in Höhe von 75.000 EUR und im Doppelhaushaltsplan 2018/2019 weitere 825.000 EUR für den Ausbau zur Verfügung zu stellen.

Die Kostenberechnung geht von Kosten in einer Gesamthöhe von rd. 1,8 Mio EUR aus. Neben den Fördermitteln der Stadt in Höhe von insgesamt 900.000 EUR sind zur Finanzierung 200.000 EUR zugesagte private Spenden und ein zugesagtes zinsloses Darlehen der Südwestbank AG von 708.000 EUR vorgesehen.

Das Hochbauamt wurde vom Kulturamt mit der Überprüfung der vom Planungsbüro B.K.M.W.G. GbR aufgestellten Kostenberechnung vom 29.03.2019 für den Anbau, die Sanierung und den Umbau des Hölzel-Hauses beauftragt.

Die vorgelegte Kostenberechnung wurde vom Hochbauamt auf Plausibilität geprüft. Insgesamt wurde festgestellt, dass alle Preise sehr günstig kalkuliert wurden. Dies hat auch die Prüfung durch das Architekturbüro (Wenzel +Wenzel GmbH) ergeben. Nach Einschätzung des Hochbauamts ist für das nicht standardisierte und anspruchsvolle Bauvorhaben ein höherer Prozentanteil für die Baunebenkosten einzuplanen. Aufgrund des durchgehend niedrigen Preisansatzes und der momentanen Situation im Baugewerbe ist die Kostenberechnung aus Sicht des Hochbauamts sehr optimistisch erstellt.

In ihrer Stellungnahme verweisen die Architekt/innen darauf, dass für die geprüfte Kostenberechnung zu den kostenrelevanten Positionen bereits entsprechende Angebote von ausführenden Firmen eingeholt wurden, um Planungssicherheit herzustellen. Geplant ist ausschließlich mit lokal ansässigen Firmen zusammen zu arbeiten. Auch die Baunebenkosten beinhalten schon die Kosten aller für die Planung notwendigen Fachplaner als Pauschalen, basierend auf bereits abgeschlossenen Verträgen.

Aufgrund der Tatsache, dass das Bauvorhaben für einen privaten Bauherrn im öffentlichen Interesse geplant wird, liegen der Stiftung Erfahrungswerte vor, dass viele der lokalen Firmen bereit sind, ihre Leistungen zu günstigen Preisen anzubieten oder auch Spenden für die Stiftung und ihr ambitioniertes Bauvorhaben in ihre Angebote mit aufzunehmen.

Bei dem einmaligen Zuschuss in Höhe von 900.000 EUR handelt es sich um eine Freiwilligkeitsleistung an die Adolf-Hölzel-Stiftung. Es besteht keine rechtliche Verpflichtung zur Aufstockung des Zuschusses seitens der Landeshauptstadt Stuttgart.



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