Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Jugend und Bildung
Gz:
JB-BIP
GRDrs
69/2019
Stuttgart,
01/25/2019
Handlungsempfehlungen aus der
Qualitätsanalyse Ganztagsgrundschulen
Mitteilungsvorlage
Vorlage an
zur
Sitzungsart
Sitzungstermin
Jugendhilfeausschuss
Schulbeirat
Kenntnisnahme
Kenntnisnahme
öffentlich
öffentlich
11.02.2019
02.04.2019
Bericht:
Ausgangssituation
Im November 2018 wurde der Abschlussbericht zur Qualitätsanalyse Stuttgarter Ganztagsgrundschulen im Schulbeirat und Jugendhilfeausschuss der Landeshauptstadt Stuttgart vorgestellt und diskutiert (GRDRs 916/2018).
Der Abschlussbericht enthielt die Ergebnisse der „Qualitätsanalyse“. Grundlage dieser Qualitätsanalyse waren insgesamt 14 Qualitätsmerkmale, die auf Basis unterschiedlicher Quellen, insbesondere des Stuttgarter Rahmenkonzepts, entwickelt wurden. Anschließend wurde mittels eines breit angelegten Analyseverfahrens überprüft, inwieweit diese an den Schulen erfüllt werden. In ihrer Summe bilden die verwendeten Qualitätsmerkmale eine gelingende Ganztagsgrundschule ab.
Die Frage, inwieweit die je nach Standort und Umfeld der Schule unterschiedlichen Rahmenbedingungen die Umsetzung der Qualitätskriterien erleichtern oder erschweren, lässt sich nicht aus der Qualitätsanalyse ableiten. Hierzu kann das Bildungsmonitoring, auf den der 1. Stuttgarter Bildungsbericht fußt, Informationen liefern.
Handlungsempfehlungen
Aus den Ergebnissen der Qualitätsanalyse wurden in enger Abstimmung des Schulverwaltungsamts, des Statistischen Amts und der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft die vorliegenden Handlungsempfehlungen abgeleitet. Einbezogen waren die Akteure des Runden Tisches (Vertreter der Jugendhilfeträger im Ganztag, Staatliches Schulamt, Geschäftsführende Schulleiter, Kinderbeauftragte). Zudem wurden die Empfehlungen in vielen Gesprächen an Schulen (N=25) erhärtet.
Damit sind die Handlungsempfehlungen Resultat einer intensiven Auseinandersetzung mit den Analyseergebnissen durch sachkundige Akteure der Verwaltung und der Praxis.
Adressaten
Die Handlungsempfehlungen richten sich sowohl an die Akteure an den Schulstandorten, als auch an übergreifende Akteure. Die Akteure der Schulstandorte sind neben der Leitungsebene (Schulleitung, Trägerleitung) die pädagogischen Fachkräfte, die Lehrkräfte und alle weiteren Akteure vor Ort. Die übergreifende Ebene umfasst die Träger der Jugendhilfe (Stuttgarter Jugendhausgesellschaft, Caritas Stuttgart, Jugendamt, Evangelische Gesellschaft, AWO), die Kommune (Landeshauptstadt Stuttgart) und das Land Baden-Württemberg.
Die Handlungsempfehlungen sollen die Akteure vor Ort dabei unterstützen, die Herausforderungen an den Schulstandorten zu erkennen und Maßnahmen zum Umgang mit diesen Herausforderungen zu entwickeln. Die übergreifenden Akteure können durch die Empfehlungen ihre Strukturen anpassen, sodass sowohl die Arbeit vor Ort, als auch die Bedingungen der Kinder besser gestaltet werden können. Insgesamt zielen die Handlungsempfehlungen darauf ab, die im Rahmenkonzept zum Ausbau von Ganztagsgrundschulen definierte Qualität an den Schulen weiter zu steigern.
Kernfaktoren
Im Zuge der Qualitätsanalyse wurden die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Qualitätsmerkmalen näher untersucht und daraus Kernfaktoren abgeleitet. Diese Kernfaktoren geben den Ausschlag, wie die Qualität der Ganztagsgrundschulen insgesamt zu bewerten ist. Entsprechend sind die Kernfaktoren die zentralen Grundlagen für das Gelingen der Ganztagsgrundschulen. Der Fokus bei der Qualitätsentwicklung sollte auf diese gelegt werden.
Es wurden folgende Kernfaktoren identifiziert:
§
die gemeinsame
Haltung
zur Ganztagsgrundschule
§
das Vorliegen eines von den verschiedenen Akteuren gemeinsam entwickelten
Gesamtkonzepts
§
die fortwährende
Qualitätsentwicklung und -sicherung
§
das Funktionieren der Zusammenarbeit auf
Leitungsebene
Qualitätsanalyse, -sicherung und -management
Für die kontinuierliche
Qualitätssicherung
(Schulverwaltungsamt), das
Qualitätsmanagement
(Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft) und die
Qualitätsanalyse
(Statistisches Amt) werden dauerhaft ausreichend personelle Ressourcen und für die Umsetzung der Handlungsempfehlungen entsprechende finanzielle Ressourcen benötigt.
§
Die
Qualitätsanalyse
beschreibt und überprüft die Qualität der Stuttgarter Ganztagesgrundschulen anhand der Qualitätsmerkmale und schreibt die Merkmale stetig weiter fort.
§
Das
Qualitätsmanagement
organisiert den Prozess der einzelnen Bausteine und verknüpft die verschiedenen Themen miteinander.
§
Die
Qualitätssicherung
arbeitet eng mit den Akteuren der Schule, um eine Verbesserung der Qualität vor Ort zu schaffen.
Hierzu gehören neben den Themen der Raumplanung die Schulverpflegung und die regelmäßigen Jour-Fixe mit der Schulleitung und der Trägerleitung an den Schulen.
Um die Qualität an den Stuttgarter Ganztagsgrundschulen nachhaltig zu sichern und weiter zu entwickeln, wurde der „Runde Tisch Qualitätsentwicklung an den Ganztagsgrundschulen“ eingerichtet. In diesem Gremium, das von der Bürgermeisterin für Jugend und Bildung geleitet wird, sind die sozialpädagogischen Träger der Ganztagsgrundschulen, das staatliche Schulamt Stuttgart, der geschäftsführende Schulleiter der Grundschulen, die Kinderbeauftragte, die Vertretung des gesamtstädtischen Elternbeirats und die städtischen Vertreter (Schulverwaltungsamt, Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft, Statistisches Amt, Jugendamt) vertreten.
Auch die Akteure vor Ort sind maßgeblich für die Fort- und Weiterentwicklung der Qualität verantwortlich. Dazu empfiehlt es sich, je Schulstandort ein Steuerungsgremium zu etablieren, welches neben der Schulleitung auch die Leitung der sozialpädagogischen Träger und weitere Lehr- und Fachkräfte umfasst.
Steuerungsmodell für die Qualität Stuttgarter Ganztagsgrundschulen
Ausblick
Durch die Handlungsempfehlungen gibt es konkrete Vorschläge, wie die Qualität der Stuttgarter Ganztagsgrundschulen gesteigert werden kann. Bedacht ist hier sowohl die Schulebene, die einrichtungsübergreifende, als auch die strukturelle Ebene. Einige Handlungsbedarfe wurden schon in einem sehr frühen Stadium der Analyse erkannt und somit konnten Ansätze der Qualitätsverbesserung bereits umgesetzt werden:
§
Für einen besseren Einstieg in die Schule wurde das sogenannte „Einschulungsbuch“ konzipiert und zur Erprobung für drei Schulen erstellt. Es ermöglicht den Kindern, gemeinsam mit ihren Eltern, sich bereits vor dem Eintritt in die Schule mit der neuen Umgebung zu befassen.
§
Bis Ostern werden alle Qualitätsentwicklungsgespräche an den Schulstandorten abgeschlossen sein, somit kennen dann alle Ganztagsgrundschulen ihre Schulergebnisse. Die Schulen haben damit begonnen, erste Maßnahmen umzusetzen. Somit kann die Qualitätsverbesserung auf Schulebene in die Regelstrukturen der Qualitätssicherung des Schulverwaltungsamts übergehen.
Die Dringlichkeit der Empfehlungen ist in zwei Phasen zu bearbeiten und bezieht sich in erster Linie auf die einrichtungsübergreifende Ebene. Die Umsetzung der ersten Phase ist für das laufende Schuljahr geplant. Erforderlichenfalls werden hierzu Vorlagen eingebracht. Die zweite Phase schließt sich an die erste an und sollte mittelfristig in die Umsetzung kommen. Im Folgenden werden erste Handlungsempfehlungen vorgeschlagen, die in der ersten und zweiten Phase priorisiert behandelt werden sollten.
Erste Phase:
Das Einschulungsbuch wurde gemeinsam mit den drei Pilotschulen und weiteren Akteuren, die den Übergang in die Grundschule bearbeiten, evaluiert und einigen Stellen verbessert. Die Rückmeldungen aus den Schulen zeigen, dass die Kinder davon profitieren, sodass die Verbreitung auf alle Ganztagsgrundschulen vorgeschlagen wird.
Es sollte eine professionsübergreifend und zielgruppenspezifische Konzeption zur Kinderbeteiligung mit Blick auf überschaubare Abläufe für Kinder entwickelt und entsprechende Personalressourcen zur Verfügung gestellt werden. Die Kinderbeteiligung, die im Zuge der Qualitätsanalyse erfolgt ist, hat aufgezeigt, welchen Mehrwert es hat, die Kinder am Geschehen ihres Lebensraums Schule zu beteiligen. Diese gelungene Beteiligung sollte als Anstoß verstanden werden, eine entsprechende Konzeption zur Beteiligung von Kindern zu entwickeln. Mit der dann anzustrebenden Umsetzung sind dann möglicherweise zusätzliche Personalbedarfe vorhanden.
Ein wesentlicher Indikator der Verknüpfung von Lehr- und Fachkräfte sind gemeinsame Fortbildungen beider Professionen. Um dies zukünftig zu gewährleisten, benötigt es seitens der Stadt Stuttgart ein Fortbildungskonzept, welches den Zugang aller Akteure der Ganztagsgrundschule ermöglicht. Zu berücksichtigen ist hierbei die Positionierung des neu gegründeten Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung des Landes Baden-Württemberg. Die Inhalte der Fortbildungen sollten sich auf die operative Ebene beziehen und Themen wie beispielsweise der Umgang mit Datenschutz, Haltung zum Kind, individuelles Lernen, Rollenklärung der Professionen beinhalten.
Der Übergang von den Kindertageseinrichtungen in die Schule wird als besonders wichtig beschrieben. Wie kommen die Kinder in der neuen Umgebung der Grundschule an? Wird diese besondere Situation von allen Beteiligten als gemeinsame pädagogische Aufgabe verstanden und entsprechend gehandelt? Der Übergang in die Ganztagsgrundschule wird durch die lange Anwesenheit der Kinder als zusätzliche Herausforderung beschrieben. Die Kinder müssen sich die neue Umgebung sowohl hinsichtlich des schulischen Lernens, der neuen Umgebung, als auch des neuen Tagesablaufs aneignen. Um diese vielen Herausforderung etwas zu entzerren, sollten die Kinder bereits vor der Einschulung in den letzten Ferienwochen die Ferienbetreuung der Schule in Anspruch nehmen können.
Zweite Phase:
Die gelungene Zusammenarbeit der Leitung (Schulleitung/Leitung pädagogisches Personal des Trägers), hat sich im Zuge der Qualitätsanalyse, als deutlicher Indikator für eine gute Ganztagsgrundschule aufgezeigt. Um diese Zusammenarbeit zu stärken, sollte es eine gemeinsame Supervision, Teamcoaching und Führungsfortbildung geben. Um die in der Analyse festgestellten Kernfaktoren (Haltung, Gesamtkonzept, Qualitätsentwicklung und -sicherung, Leitungsebene) zu stärken, sollten in den Führungsfortbildungen strategische Überlegungen angestellt werden, wie diese Kernfaktoren an der jeweiligen Schule gestärkt werden können.
Das Qualitätsmerkmal Partizipation beschreibt die Einbindung aller Mitgestaltenden der Ganztagsschule. Hierdurch findet eine Identifikation mit dem Lebensraum Schule statt. Sowohl Kinder als auch Eltern haben ein berechtigtes Interesse an der Gestaltung der Schule. Die Beteiligungsbereiche beziehen sich auf die Schulgestaltung und werden deutlich durch Schulversammlungen, der Mitgestaltung von Inhalten des Themenunterrichts und bei der Essensauswahl. Die Beteiligung muss in den Organisations- und Abstimmungsstrukturen der Schule verankert sein. Bei den Qualitätsentwicklungsgesprächen wurde deutlich, dass die Stuttgarter Ganztagsgrundschulen bei diesem Qualitätsmerkmal sehr heterogen aufgestellt sind. Um voneinander lernen zu können, sollte ein Handbuch mit Beispielen guter Praxis zum Thema Eltern- und Kinderpartizipation erstellt werden.
Isabel Fezer
Bürgermeisterin
- Handlungsempfehlungen Qualiätsanalyse
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Handlungsempfehlungen QA.pdf