Protokoll: Ausschuss für Klima und Umwelt des Gemeinderats der Landeshauptstadt StuttgartNiederschrift Nr.
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VerhandlungDrucksache:
GZ:
Sitzungstermin: 27.09.2019
Sitzungsart: öffentlich
Vorsitz: BM Thürnau
Berichterstattung:der Vorsitzende, Herr Gauder (Landschaftsarchitekten Gauder + Gehring)
Protokollführung: Herr Haupt
Betreff: "Marktplatzgestaltung klimatologisch prüfen"
- Antrag Nr. 256/2019 vom 01.08.2019
(Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei)
- mündlicher Bericht -

Der im Betreff genannte Antrag ist dem Originalprotokoll sowie dem Protokollexemplar für die Hauptaktei beigefügt.

Die zu diesem Tagesordnungspunkt gezeigte Präsentation ist dem Protokoll als Dateianhang hinterlegt. Aus Datenschutzgründen wird sie nicht im Internet veröffentlicht. Dem Originalprotokoll und dem Protokollexemplar für die Hauptaktei ist sie in Papierform angehängt.


Indem er die Präsentation erläutert, führt BM Pätzold aus, man habe bereits 2017 bei Überlegungen zur Umgestaltung des Marktplatzes intern untersucht, welche Auswirkungen zwei Varianten von Begrünungen auf dem Marktplatz hätten. Da auf der nordwestlichen Seite des Platzes die höchsten Temperaturen erreicht würden, hätten hier die Maßnahmen angesetzt, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Auch eine Variante mit Baumbepflanzung vor dem Rathaus sei geprüft worden mit dem Ergebnis, dass eine Temperaturverringerung von etwa 10 °C erreicht werden könne. Außerdem habe man bei den Planungen mehrere Wasserfontänen an der nordwestlichen Seite vorgesehen. Letztlich seien die Varianten wieder verworfen worden, da kein Eingriff in die Veranstaltungsfläche vorgenommen werden sollte. Am wirksamsten wären breitkronige Bäume an sehr sonnigen Stellen. Grundsätzlich hätten Maßnahmen dort die größten thermischen Auswirkungen, wo die höchsten Temperaturen erzielt würden. Ein weiteres Thema, das allerdings noch nicht untersucht worden sei, sei die Dachbegrünung der umliegenden Gebäude. Hierfür gebe es das Gründachprogramm. Bei der aktuellen Prüfung der Marktplatzbegrünung habe man nun die Vorgabe gemacht, keinen Eingriff in die Veranstaltungsfläche durchzuführen.

Auf das Problem von unterirdischen Verbauungen wie den Rathausbunker und Leitungen geht BM Thürnau ein. Zudem betont er, auf dem Marktplatz würden eine Reihe von Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt, Weindorf und Wochenmarkt etc. stattfinden.

Herr Gauder erläutert anhand der Präsentation vier Begrünungsvarianten und ihre Auswirkungen jeweils auf Wochenmarkt, Weihnachtsmarkt und Weindorf (zusätzliche Baumreihe vor dem Rathaus, Baumreihe Fontänenfeld, Klimawald am Marktbrunnen und Pflanzkübel). Alle Varianten seien mit dem Wegfall von Ständen verbunden, der Tiefbunker und das Leitungsnetz seien allerdings Tabuflächen für die Begrünung. In den ersten Jahren werde die Aufenthaltsqualität damit nicht stark gesteigert. Wichtig bei den zunächst kleinkronigen Bäumen sei zudem ein Anfahrschutz. Mögliche neue Baumarten seien die Zelkove, Silberlinde und Hopfenbuche. Diese kämen mit dem heißen Stadtklima gut zurecht. Die Variante Pflanzkübel sieht Herr Gauder als temporäre Maßnahme und losgelöst von den anderen Varianten, da "mobile Bäume" je nach Veranstaltung umgesetzt werden könnten. In der Münzstraße könnten drei Kübel zum Einsatz kommen, weil hier eine Baumbepflanzung aufgrund der unterirdischen Leitungsführung ausscheide.

Als Antragsteller für seine Fraktion stellt StR Rockenbauch (Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei) die Frage, warum eine Bepflanzung auf dem Bunker ausscheide und ob es technische Möglichkeiten gebe, in den Beton zu schneiden. Zudem hätten alle Varianten das Problem mit der verringerten Veranstaltungsfläche bei Weihnachtsmarkt und Weindorf. Aus klimatischen Aspekten sieht er den Baumstandort am nordwestlichen Marktplatz am vorteilhaftesten an.

StR Winter (90/GRÜNE) betont, man müsse sich vor dem Hintergrund der Marktplatzsanierung die Frage stellen, was für das Klima getan werden könne. Auf Frage des Stadtrats stimmt BM Thürnau zu, die Präsentation zu übermitteln. StR Winter fragt, welche Maßnahmen - wie Dachbegrünung - noch zusätzlich durchgeführt werden könnten, auch auf nichtstädtischen Gebäuden. Man habe Gespräche mit den Marktbeschickern geführt und hierbei vorgeschlagen, die Bäume in die bestehende Stadtplanung zu integrieren. All diese Aspekte werde man nun in der Fraktion diskutieren.

BM Thürnau gibt zu bedenken, dass wenig Zeit für eine Entscheidung bestehe, weil gemäß Antrag die Umgestaltungsplanung derzeit ruhe. Er habe eigentlich damit gerechnet, dass heute eine Entscheidung getroffen werde, damit die Planung weiterlaufen könne. Auch OB Kuhn wünsche dies. Falls die Gemeinderäte noch vier Wochen diskutierten, werde er den OB darauf hinweisen, dass der vorgesehene Zeitplan nicht eingehalten werden könne.

Zum zeitlichen Ablauf macht StR Winter den Vorschlag, das Thema beispielsweise im STA zu behandeln, damit man nicht an die 6 Wochen-Frist gebunden sei. Bei dem komplexen Thema, bei dem man mehrere Abwägungen treffen müsse, könne man nicht schon heute eine Entscheidung herbeiführen. Seine und sicher auch die anderen Fraktionen würden das Thema nun diskutieren. BM Thürnau bekräftigt daraufhin seinen Wunsch, dass der Rat nicht noch sechs Wochen diskutiert, sondern schnell entscheidet.

Gegenüber StRin Schanbacher (SPD) berichtet BM Pätzold, klimatologisch gesehen würde man an der heißesten Stelle einen Baumstandort errichten. Veranstaltungsmäßig gesehen würde man die Veranstaltungsfläche erhalten. Aus gestalterischer Sicht würde man dann eine Konzeption haben, die ansprechend sei und beispielsweise keine Bäume vor einer erst kürzlich denkmalgeschützten Fassade vorsehe. Diese Entscheidung könne man dem Gemeinderat nicht abnehmen.

StR Kotz (CDU) erklärt, aus technischer Sicht sei es schon richtig, Begrünung oder Wasserfontänen an der heißesten Stelle zu etablieren. Der Ansatz seiner Fraktion sei jedoch, insbesondere zu prüfen, was im Bereich der Zugangsstraßen und im Bereich Dachbegrünung machbar sei.

Dass der Marktplatz ein sehr stark frequentierter Veranstaltungsort sei, erläutert StR Zaiß (FW). Daher könne der Platz nicht einfach zugebaut werden, sondern es müsse in die umliegenden Straßen oder in den Bereich Dachbegrünung ausgewichen werden. Der Marktplatz in Stuttgart sei ja eher klein dimensioniert. Zudem sei der Platzbelag eher abstrahlend, was die Hitze eher abschwäche.

StR Rockenbauch stellt in den Vordergrund, dass man auf jeden Fall auf der nördlichen Seite des Marktplatzes Bäume haben wolle. Seine Fraktion wolle das Thema allerdings nochmals abwägen.

Dem stimmt StRin Schanbacher zu. Auf ihre Frage hin antwortet BM Thürnau, bei der Berichterstellung seien keine weiteren Betroffenen eingebunden gewesen.

Da keine Einwände von den Ausschussmitgliedern geäußert werden, äußern zwei betroffene Zuschauer ihre kritische Meinung zu einer Teilbegrünung des Marktplatzes. Ihres Erachtens würde eine Reduzierung der Veranstaltungsfläche zu finanziellen Einbußen bis hin zu Existenzgefährdungen führen. Auch die Attraktivität des Marktplatzes als Besuchermagnet gehe zurück. Eine Stadt wie Stuttgart lebe von Veranstaltungen.

BM Thürnau bedankt sich für die abschließenden Statements und bittet zum Abschluss dieses Tagesordnungspunktes um eine schnelle Entscheidung der Fraktionen.

Der Ausschuss für Klima und Umwelt hat vom Bericht Kenntnis genommen.
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