Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales und gesellschaftliche Integration
Gz:
GRDrs 461/2021
Stuttgart,
06/14/2021


Hallo Demokratie – politische Bildung für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche in Stuttgart



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Internationaler AusschussKenntnisnahmeöffentlich30.06.2021

Bericht:


„Hallo Demokratie“ ist ein außerschulisches Bildungsprojekt mit einem breiten Kooperationsnetzwerk, das mit einer offenen Haltung neu zugewanderte Kinder und Jugendliche dabei unterstützt, unsere Demokratie und unsere Gesellschaft näher kennenzulernen und Teil von ihr zu sein.

Neu zugewanderte Schüler*innen aus Vorbereitungsklassen lernen, was Demokratie und Gesellschaft in ihrer Stadt bedeutet. Dies erfolgt durch eine Mischung aus Workshops, wöchentlichen Treffen, Exkursionen und Gesprächen mit vom Projekt geschulten Dialogmoderator*innen. Im Fokus des Projekts sind die Themen Demokratie, Gesellschaft und die Geschichte Deutschlands. Das Projekt ist dialogisch, sprachsensibel und sozialraumorientiert ausgerichtet und begleitet Vorbereitungsklassen über den Zeitraum von einem Schulhalbjahr. Es werden auch Workshops für Regelklassen zu politischen Bildungsthemen und Fortbildungen zu Demokratiebildung für Lehrkräfte angeboten.
Die Koordination erfolgt über die Abteilung Integrationspolitik der Landeshauptstadt Stuttgart (SI-IP).

Der Gemeinderat hat im Rahmen der Haushaltsplanberatungen 2020/2021 Mittel in Höhe von 10.000 € p.a. bewilligt. Über den Zuschuss für die Partnerschaft für Demokratie wurden weitere 15.000 € p.a. abgerufen, um das Programm wegen der großen Nachfrage auszuweiten. Ein Förderantrag auf Drittmittel beim Bund wurde für 2021 abgelehnt, da städtische Projekte aus dem Bundesprogramm nicht mehr gefördert werden dürfen.

Bedeutung der Demokratiebildung
Politische Beteiligung setzt politische Bildung voraus. Politische Bildung für neuzugewanderte Schüler*innen ist ein wichtiger Bestandteil der Integration in die neue Gesellschaft. Für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche gibt es in Stuttgart wenige passende Angebote politischer Bildung. Dazu kommt, dass Schüler*innen aus Vorbereitungsklassen eingeschränkt an außerschulischen Angeboten teilnehmen können. Die politischen Bildungsangebote nach der Integration in Regelklassen ist für Schüler*innen konzipiert, die hier aufgewachsen sind. Die politische Bildung ist nur bedingt bis kaum an die Lebenswelten und Vorstellungen von neu zugewanderten Schüler*innen anschlussfähig.

Ansatz und Methoden
Der demokratiepädagogische Ansatz von „Hallo Demokratie“ ist sprachsensibel, dialogorientiert, multimethodisch und auf den Sozialraum ausgerichtet. „Hallo Demokratie“ hat den Anspruch, Grundbegriffe der Demokratie zu vermitteln und die Schüler*innen an Orte mitzunehmen, die mit Demokratie und Sozialraum verknüpft sind. Dabei stehen Konzepte, Vorstellungen und Ideen der Schüler*innen ebenfalls im Mittelpunkt. Thematisch geht es zentral um die Themen Demokratie und (deutsche) Geschichte.
Jede Klasse wird von einem speziell fortgebildeten Tandem über ein Halbjahr begleitet. In diesem Halbjahr bekommt die Klasse einschlägige Workshops und eine wöchentliche Begleitung. Ziel ist es nicht nur über Aspekte von Demokratie, Stuttgarter Stadtgeschichte zu sprechen und etwas darüber zu vermitteln, sondern auch Orte zu besuchen, die damit etwas zu tun haben. Solche Orte können etwa der Landtag, das Rathaus oder ein Theater sein, aber auch ebenso das lokale Jugendhaus oder das Bezirksrathaus. Auch das Einladen oder Besuchen von Expert*innen gehört dazu. Das Projekt verfolgt auch das Ziel, dass die Schüler*innen auf niederschwellige Art ihre Stadt und Umgebung kennenlernen. Ihnen soll durch das Projekt vermittelt werden, wie vielfältig und offen Demokratie in unserer Stadt ist.
„Hallo Demokratie“ wird ist ein Zusatzangebot für Schulen. Die Umsetzung erfolgt in enger Absprache mit den Lehrkräften. Als Standard für die Arbeit von „Hallo Demokratie“ gelten der Beutelsbacher Konsens, der aktuelle Orientierungsrahmen für Lehrkräfte und das Curriculum des Kultusministeriums Baden-Württemberg für den Bereich der Vorbereitungsklassen. Der Standard ist somit genauso hoch wie der Standard des Unterrichts.

Eckdaten
Seit dem Beginn des Projekts im März 2018 hat das Programm bereits 300 Schüler*innen aus 27 Klassen aller Altersgruppen erreicht. Die Klassen haben an insgesamt 45 Exkursionen zu politischen Orten teilgenommen. „Hallo Demokratie“ ist gegenwärtig an zwei Grundschulen (Bachschule und Grundschule Birkach) sowie an sechs Werkrealschulen (Uhlandschule, Rosensteinschule, Ostheimschule, Jörg-Rathgeb-Schule, Altenburgschule, Schickhardtschule) aktiv.

Partner*innen:

Staatliches Schulamt
„Hallo Demokratie“ ist in enger Absprache mit dem Staatlichen Schulamt entstanden. Das Staatliche Schulamt unterstützt das Programm über seine Netzwerke. Darüber hinaus geben Moderator*innen aus „Hallo Demokratie“ gemeinsam mit Lehrkräften Fortbildungen für andere Lehrkräfte aus dem Bereich Vorbereitungsklassen. Seit 2018 wurden drei Fortbildungen mit dem Staatlichen Schulamt durchgeführt, sowie auch zwei pädagogische Tage an Partnerschulen zu Demokratiebildung. „Hallo Demokratie“ beteiligt sich auch am Netzwerk Niklas (ehemals „Migranten machen Schule“).

Partnerschaft für Demokratie
Über die Partnerschaft für Demokratie Stuttgart wurde ein Drittel der Projektmittel finanziert (zusammen 35.000 Euro in 2018, 2019, 2020). Ohne diese Drittmittelfinanzierung wäre die Entwicklung und Erprobung des neuen Ansatzes nicht möglich gewesen. Die Partnerschaft für Demokratie ist Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.



AWO (Programm Respektcoaches)
Über das bundesweite Präventionsprogramm wurden der Einsatz an der Altenburgschule in 2020 finanziert und soll weiterhin finanziert werden.

Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Im Sommer 2019 wurde „Hallo Demokratie“ über einen Seminarkurs zu Methoden sozialwissenschaftlicher Bildungsforschung evaluiert. Die Zusammenarbeit wird künftig ausgebaut. Die PH ist Teil der Ausbildung bei Hallo Demokratie und unterstützt bei der Akquise neuer Dialogmoderatoren.

Weitere Kooperationspartner*innen
Haus der Geschichte (Hotel Silber), Landtag Baden-Württemberg, Stadtjugendring, Lernort Geschichte, Anti-Helden, Linden-Museum, Landeszentrale für politische Bildung und weitere.

Der Sachstandsbericht wurde im 6. Februar 2019 im Internationalen Ausschuss vorgestellt.
Im Mai 2021 wurde die Broschüre Hallo Demokratie - Begegnung mit jungen neuen Stuttgarter*innen als Good Practice für andere Kommunen und Träger politischer Bildung veröffentlicht (Anlage).






Dr. Alexandra Sußmann
Bürgermeisterin





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Broschüre_Hallo Demokratie.pdf