Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales und gesellschaftliche Integration
Gz: SI
GRDrs 729/2017
Stuttgart,
08/18/2017


Krisen- und Notfalldienst der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V. - Sachstand 2016



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Sozial- und GesundheitsausschussKenntnisnahmeöffentlich25.09.2017

Bericht:


Die Krisen- und Notfallversorgung wurde im Gesetzgebungsverfahren zum Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz Baden-Württemberg (PsychKHG) diskutiert. Es wurde vereinbart, das Thema bei der Überarbeitung des Landespsychiatrieplans aufzugreifen. In diesem Zusammenhang wird exemplarisch der „Krisen- und Notfalldienst Stuttgart“ erwähnt.

Er wurde im Jahr 1985 als Notfalldienst in Stuttgart - psychosoziale und sozialpsychiatrische Hilfen an Wochenenden - unter Trägerschaft der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V. gegründet (Zielgruppe: psychisch Kranke). Im Jahr 2001 erfolgte die Zusammenführung mit dem Verbundprojekt Stuttgarter Familienkrisendienst zu einem zielgruppenübergreifenden Krisen- und Notfalldienst (KND).

Der KND Stuttgart, der im Furtbachkrankenhaus in der Furtbachstraße 6 seine Räume hat, ist ein zielgruppenübergreifendes Angebot. Es steht Menschen jeden Alters offen, die in Zeiten, in denen die jeweiligen Regelangebote (u. a. Sozialpsychiatrische Dienste, Jugendamt) nicht geöffnet haben, sofortige Hilfe benötigen (z. B. bei psychischen Problemen oder belastenden Lebenssituationen wie Stress oder Gewalt in der Familie).

Die Präsenszeiten des Dienstes gliedern sich in den sog. Tagdienst sowie den Abend- und Wochenenddienst. Während der Tagdienst abwechselnd von den zehn Beratungszentren des Jugendamtes durchgeführt wird und von Montag bis Freitag zwischen 9:00 Uhr und 16:00 Uhr erreichbar ist, ist der Abend- und Wochenenddienst, der von der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V. übernommen wird, Montag bis Freitag zwischen 16:00 Uhr und 24:00 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen zwischen 12:00 Uhr und 24:00 Uhr erreichbar.

Der KND ist ein zielgruppenübergreifender Krisendienst, er berät und unterstützt
· Menschen in psychosozialen Belastungssituationen und Lebenskrisen
· psychisch erkrankte und suchterkrankte Menschen und deren Angehörige
· Eltern, Kinder und Jugendliche bei zugespitzten Erziehungsproblemen und familiären Krisen
· Opfer von häuslicher und sexualisierter Gewalt („Stuttgarter Ordnungspartnerschaft gegen häusliche Gewalt“ STOP)
· Hilfesuchende ohne Wohnung oder Unterkunft
· Menschen, die Informationen über das soziale Hilfesystem benötigen (Lotsenfunktion)
· Kolleginnen und Kollegen (psychosozialer) Dienste mit aktuellem Informationsbedarf

Aufgrund seiner zielgruppenübergreifenden Aufgabenstellung ist der KND ein Schnittstellendienst, insbesondere zur Wohnungsnotfallhilfe, Jugendhilfe, Sozialpsychiatrie, Suchthilfe, medizinischen Notfallversorgung u. a.

Mit diesem übergreifenden Angebot und der langjährigen Erfahrung des KND ist die Landeshauptstadt Stuttgart in der psychosozialen Krisen- und Notfallversorgung gut aufgestellt.


Beteiligte Stellen

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Vorliegende Anträge/Anfragen

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Werner Wölfle
Bürgermeister





1. Struktur, Fallzahlen und Perspektiven des Krisen- und Notfalldienstes (KND)
2. Krisen- und Notfalldienst - Überblick über Aufgaben und Leistungen


Struktur, Fallzahlen und Perspektiven des Krisen- und Notfalldienstes (KND)
(Datengrundlage 2016)


1. Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter-Team

Das 21-köpfige Team besteht aus 13 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern/ Sozialpädagoginnen und -pädagogen, 5 Psychologinnen und Psychologen, 2 Psychiatrie-Krankenschwestern sowie 1 Verwaltungsangestellten.

2. Fallzahlen und Zugangswege 2016

Fallzahlen
Fallzahlen insgesamt
3.441
davon im Tagdienst
(Beratungszentren des Jugendamtes)
208
Kontakte am Telefon
3.537 (80 %)
Kontakte im KND
732 (18 %)
Externe Einsätze
96 (2 %)
Zugänge
Klientinnen und Klienten direkt
72 %
soziales Umfeld, (Psycho-)Soziale Einrichtungen, Notdienste, Polizei
28 %


3. Altersstruktur

Bei der Altersstruktur der Nutzerinnen und Nutzer ergibt sich eine deutliche Veränderung entsprechend der demografischen Entwicklung. Der Anteil der 51- bis 60-Jährigen stieg von 12 % auf 28 %, während jener der 31- bis 40-Jährigen von 25 % auf 15 % zurückging. Der Anteil der 41- bis 50-Jährigen blieb konstant bei 25 %.


4. Problemlagen

Psychosoziale Belastungen
44 %
Psychiatrische Krisen
13 %
Suizidale Krisen
2 %
Psychosoziale Krisen
8 %
Familiäre Krisen/häusliche Gewalt
23 %
Suchterkrankungen
2 %
Sonstiges
8 %

Bei den psychiatrischen Krisen handelt es sich um wahnhaftes Erleben, Angst- und Spannungszustände oder schwere Depression (13 %, d. h. 401 Interventionen). In 76 Fällen (2 %) lag eine akute suizidale Krise vor. Bei der Intervention ging es zunächst um Stabilisierung und Abklärung, ob als Sofortmaßnahme Rettungsdienst und Polizei hinzugezogen werden müssen.


5. Kooperationen

· Gemeindepsychiatrischer Verbund (GPV) Stuttgart
Die Zusammenarbeit ist in der Regel fallbezogen und bezieht sich oft auf die Begleitung und Stabilisierung von psychisch belasteten Klientinnen und Klienten außerhalb der Erreichbarkeit der Gemeindepsychiatrischen Zentren. So gibt es z. B. geplante Kontaktaufnahmen sowie abgestimmte, zeitlich begrenzte Kriseninterventionen im Vorfeld und im Akutfall einer krisenhaften Entwicklung.

· Institutionelle Kooperationen, z. B. mit



6. Gremienarbeit

Entsprechend seiner zielgruppenübergreifenden Aufgabenstellung war der KND in folgenden Gremien und Arbeitskreisen vertreten:
· Koordinationskreis Stuttgarter Ordnungspartnerschaft gegen häusliche Gewalt (STOP)
· AK Frauen und Psychiatrie
· AK Kinderschutz/Frühe Hilfen
· AK Krisendienste
· Runder Tisch Armutsmigration
· Koordinationskreis „Netzwerk Psychische Gesundheit“


7. Perspektiven

Als Tendenz lässt sich eine Verschärfung und Differenzierung der Problemlagen im sozialen Umfeld rund um die Familie beobachten, was den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein hohes Maß an Kompetenz abverlangt sowie flexible und verlässliche Kooperationsbeziehungen erforderlich macht.

Insgesamt ist der Dienst durch sein multiprofessionelles Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter-Team und seine gute Vernetzung auch für die Aufgaben der Zukunft sehr gut aufgestellt.


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GRDrs 729_2017 Anl. 2.pdf