Protokoll:
Ausschuss für Umwelt und Technik
des Gemeinderats der Landeshauptstadt Stuttgart
Niederschrift Nr.
TOP:
68
3
Verhandlung
Drucksache:
-
GZ:
Sitzungstermin:
12.02.2019
Sitzungsart:
öffentlich
Vorsitz:
BM Pätzold
Berichterstattung:
die Herren Hund (Fa. Porsche AG), Baukus und Pfeifer
(Fa. Bülow AG)
Protokollführung:
Frau Faßnacht
pö
Betreff:
Porsche Design Tower/Porsche Zentrum
- mündlicher Bericht -
Ein Modell des Bauvorhabens ist im Sitzungssaal ausgestellt.
Die zu diesem Tagesordnungspunkt gezeigte Präsentation kann aus Kapazitätsgründen dem Protokoll nicht elektronisch angeheftet werden. Sie ist dem Originalprotokoll und dem Protokollexemplar für die Hauptaktei in Papierform angehängt.
BM
Pätzold
schickt voraus, das Projekt sei bereits im Städtebauausschuss sowie im Gestaltungsbeirat thematisiert worden. Die Anregungen von dort seien inzwischen aufgenommen und eingearbeitet worden. Es werde nunmehr das überarbeitete Projekt vorgestellt, das innerhalb des geltenden Bebauungsplans machbar ist, und das den Empfehlungen des Gestaltungsbeirats folge. Er begrüßt anschließend Herrn Hund (Fa. Porsche AG) sowie die Herren Baukus und Pfeifer (Fa. Bülow AG).
Herr
Baukus
(Fa. Bülow) dankt für die Einladung und die Möglichkeit, das Projekt in öffentlicher Sitzung vorstellen zu können. Die Anregungen aus den vorausgegangenen Gremien habe man sehr ernst genommen und versucht, diese einzuarbeiten. Anschließend erläutert er die Überarbeitung mithilfe einer Präsentation. Was die Außenanlagen betrifft, so werden intensiv begrünte Flächen auf dem Dach geplant. Die Dachgestaltung sei Gegenstand im Gestaltungsbeirat in der nächsten Woche. Einfahrten seien vorgesehen von der Leitzstraße, von der Heilbronner Straße und von der Siemensstraße, Ausfahrten plane man zur Leitzstraße und zur Heilbronner Straße. Die Vorfahrt für das Hotel erfolge über die Leitzstraße mit Zufahrt in die Tiefgarage.
Für die Präsentation des nunmehr sehr guten Ergebnisses dankt der
Vorsitzende
sehr herzlich. Diesem Dank schließen sich die Rednerinnen und Redner seitens des Ausschusses an.
StR
Kotz
(CDU) unterstreicht, er habe den letzten Entwurf sehr schön gefunden, insbesondere da der Baukörper im niederen Bereich und der Hochpunkt eher eine Einheit gebildet haben. Auch habe man den Hochpunkt vorne an der Straße als gut platziert empfunden. Er bittet auszuführen, was die große Umplanung ausgelöst hat. Unbestritten sei eine gute Kombination zweier schöner Gebäude präsentiert worden, doch hatte der erste Entwurf, was das Hochhaus angeht, eher einen "Unikats"-Charakter.
StR
Winter
(90/GRÜNE) vertritt dagegen die Meinung, die Umplanung habe sich gelohnt, wenngleich er durchaus verstehe, "dass man das Hochhaus vorne an die Ecke legen kann". Er findet, dass die Beziehung der Hochhäuser untereinander und die Achsen sowie das Einbeziehen der Besonderheit des Theaterhauses nun städtebaulich richtig gut gelöst wurden. Er ermutigt dazu, auch energetisch und im Außenbereich das letzte herauszuholen, um in diesen Bereichen herausragend zu sein. Wichtig ist seiner Fraktion, dass die Radwegebeziehungen nicht abgeschnitten werden. Die öffentliche Nutzung begrüße er sehr und freue sich auf die Realisierung.
StRin
Kletzin
(SPD) findet, die Ausbildung des Hochhauses als Solitär wie im ersten Entwurf wäre an dieser Stelle nicht die richtige Antwort gewesen. Die Planung zu überarbeiten war daher richtig. Sie dankt ausdrücklich für die vorgenommenen Änderungen. Auch die Aufnahme einer öffentlichen Nutzung begrüßt die Stadträtin sehr. Sie hätte sich noch mehr öffentliche Nutzung vorstellen können, da es in der Nachbarschaft ungelöste Probleme gebe nicht nur das Theaterhaus, sondern auch das Varieté betreffend. Was die Außenanlagen angeht, erinnert sie an die Empfehlung des Gestaltungsbeirats, auch hinsichtlich der Wegebeziehungen auf die Quartiere zu achten, die drum herum entstehen. Es sei für das neue Quartier dringend notwendig, eine Durchwegung zu bekommen zum öffentlichen Nahverkehr. In diesem Zusammenhang bittet sie aufzuzeigen, wo der Eingang ins Foyer liegt.
Herr
Baukus
antwortet, der Eingang ins Foyer erfolge über die Ecke an der Leitzstraße. Der Eingang werde getrennt in einen Eingang für das Hotel und in einen Eingang für den Bürobereich. Diese Dualität der Eingänge werde jedoch so gestaltet, dass es als ein Eingang wahrgenommen wird. Weiter bittet StRin
Kletzin
darum, die Zu- und Abfahrten zu erläutern. Insgesamt begrüße sie, dass auf dieser Fläche nun etwas entsteht, wobei wichtig sei, dass für die Menschen drum herum keine Problematiken entstehen.
Die hohe Verkehrslast an der Heilbronner Straße spricht StR
Ozasek
(SÖS-LINKE-PluS) an. Das Vorhaben reihe sich ein "in einen investorengetriebenen Stadtumbau insbesondere durch die Automobilwirtschaft". Die Hochpunkte hätten überhaupt keine Gemeinwohlaspekte und keinen wirklichen Mehrwert für die Stadtbevölkerung selbst. Es gehe ausschließlich darum, "mit Betongold Geld zu verdienen". Auch könne er sich nicht vorstellen, dass mit der gezeigten Fassade die Energieprobleme in den Griff zu bekommen sind, zumal kein nachvollziehbares Energie- oder Klimaneutralitätskonzept für dieses Gebäude vorgelegt worden sei. Bei einem solchen Vorhaben könne die Fraktionsgemeinschaft nicht mitgehen. Das Projekt werde weitere Verkehre induzieren und leiste keinen Beitrag zu einem Übergang, um nachhaltige Mobilität in Stuttgart voranzubringen.
StR
Zeeb
(FW) ist stolz darauf, dass die Firma Porsche in diesen Standort investiert, und nicht in einen seiner auswärtigen Standorte. Die so genannte "Automeile" trage zu dem Wohlstand in Stuttgart bei, wodurch beispielsweise kleine kulturelle Projekte über Jahre hinweg finanziert und bezuschusst werden können. Ihm persönlich habe der erste Entwurf des Projektes besser gefallen - obwohl die Überarbeitung den Empfehlungen des Gestaltungsbeirats folge und nachvollziehbar und solide sei. Leider sei nun das flache Gebäudeteil an der prägnantesten Stelle des Grundstücks, sodass "das Eck" an der Kreuzung fehle. Seines Erachtens sollte man "nicht alles, was der Gestaltungsbeirat sagt, immer gleich wie die Wahrheit der Bibel nehmen". Die von StRin Kletzin geforderten Wegebeziehungen halte er "an der meistbefahrenen Kreuzung Europas nicht ganz für so wichtig als die andere Signalwirkung für eine Gewerbeachse, die dort entsteht".
Für StR
Conz
(FDP) war die im letzten Jahr vorgestellte Planung ein Entwurf aus einem Guss, wohingegen sie jetzt aus zwei Gebäudeteilen bestehe. Das Hochhaus besteche nicht durch eine spannende architektonische Brillanz, sondern sei eher banal. Was die Hotelnutzung angeht, so erwarte er, dass das Hotel im Niveau eines 3- oder 4-Sterne-Hotels agieren wird, von denen es bereits viele andere in Stuttgart gebe. Er sehe nichts, was ihn von diesem Entwurf überzeugen könnte.
StR
Schupeck
(LKR) findet, dass der Entwurf eine harmonische Anmutung hat und trotzdem markant ist. Allerdings hätte der erste Entwurf "die große Liebe der Stuttgarter werden können und eine internationale Berühmtheit". Weil die Überarbeitung immer noch eine ziemlich gute Partie für Stuttgart sei, wünscht er dem Projekt weiterhin guten Erfolg.
Nach Ansicht von StR
Dr. Schertlen
(STd) hat sich die Überarbeitung drastisch gelohnt gegenüber dem Entwurf, der im Februar 2018 präsentiert wurde. Er empfiehlt die Zufahrt zum Autohaus über die Heilbronner Straße zu legen, für alle anderen Nutzungen aber eher die Leitzstraße. Würde man den gesamten Zufahrtsverkehr über die Heilbronner Straße abwickeln, würde dies den Radverkehr massiv stören und es gäbe Konflikte zwischen den ausfahrenden Hotelgästen und den einfahrenden Nutzern der Büros. Jedoch müsste die Ampelschaltung auf der Auerbachstraße dann zwingend optimiert werden. Die von StRin Kletzin gewünschte Durchwegung hält er nicht für dringend notwendig.
Der Stadtrat fragt, ob das geltende Mobilitätskonzept (Jobticket, Umkleide- und Duschmöglichkeiten für Radfahrer etc.) für das Porsche-Werk in Zuffenhausen auch für diesen Standort gelten wird, einschließlich der sonstigen Nutzer und Mieter des Gebäudes. Darüber hinaus ist ihm wichtig, dass das Entladen der Fahrzeuge auf eigenem Gelände erfolgt, sodass der Radweg nicht gestört wird, sondern vielmehr der Radweg Vorfahrt hat. Für die Fahrzeuge, die Richtung Heilbronner Straße fahren, seien daher Schilder aufzustellen mit der Aufschrift "Vorsicht, Radverkehr quert!", oder bauliche Maßnahmen vorzunehmen in Form von Überfahrschwellern.
BVin
Metzger
(Nord) teilt mit, dem Bezirksbeirat Nord sei das Thema Verkehrsfluss dort sehr wichtig. Sie bittet daher um eine detailliertere Information. Es werde befürchtet, dass die schon heute stark belastete Stresemannstraße ein weiteres Verkehrsaufkommen erfahren wird, zumal im Bereich Prag noch weitere Projekte realisiert werden. Weiter berichtet sie, es finde seit der Sperrung des bisherigen Parkplatzes im angrenzenden Wohngebiet ein erhöhter Parksuchverkehr statt durch Besucher des Theaterhauses und des Friedrichsbau-Varietés. Sie fragt, ob es einen Spielraum gibt, um - wie beim Parkhaus der Daimler-Bank - Besucher dieser kulturellen Einrichtungen im Parkhaus abends das Parken zu ermöglichen.
Mit Blick auf die Außenanlagen befürchtet StRin
Munk
(90/GRÜNE), es werde auf dem Gelände parallel zur Heilbronner Straße "eine Straße neben der Straße" entstehen. Wenn die innere Erschließung der zwei Ebenen Werkstatt und Showroom zu einem kleinen Autocorso um das Gebäude herumführt, wäre dies eine große Schwachstelle. Der Radweg werde dadurch sehr schmal an dieser auch für die Optik empfindlichen Ecke. Ihre Fraktion stelle sich eher eine Durchgrünung und Durchwegung dort vor, was aber eine andere Gestaltung voraussetze. Für eine bessere Lösung setzt sie auf den Gestaltungsbeirat.
BM
Pätzold
unterstreicht, die Verwaltung sei sehr froh über das Engagement der Fa. Porsche. Dieses Bauvorhaben hänge mit dem Ausbau des Werks in Zuffenhausen zusammen. Er geht davon aus, dass die Themen Bauumsetzung mit Design und Oberflächen hochwertig erfolgen wird, um dem Anspruch der Fa. Porsche auch an dieser Stelle zu entsprechen.
Herr
Oehler
(ASS) führt aus, für die Fachverwaltung sei die Erschließung schlüssig, weil sie - wie dargestellt - an mehreren Stellen andockt. Was die Verkehrserzeugung angeht, so gab es bisher dort einen Parkplatz, der ebenfalls Verkehr erzeugt habe. Dieses Projekt werde mit knapp 1.000 Fahrzeugen in 24 Stunden ein bisschen mehr Verkehr erzeugen. Setze man diese Verkehrsmenge in Relation zu den umgebenden Straßen mit rund 40.000 Kfz am Tag, so werde sie voraussichtlich gar nicht bemerkbar sein. Das Ganze werde funktionieren wie dargestellt, weil die Verkehrsmenge problemlos abgewickelt werden könne.
Das grundsätzliche Verkehrskonzept betreffend ergänzt Herr
Hund
(Porsche AG), die Zahlen ließen sich dahingehend verifizieren, dass man die Verkehrszahlen des heutigen Parkplatzes dagegen rechnet, was rund 800 Fahrten pro Tag waren. Somit werde von einer tatsächlichen Mehrbelastung von ca. 150 - 200 Fahrten ausgegangen. Der bisherige Parkplatz hatte eine Kapazität von ca. 200 Stellplätzen und wurde auch beparkt vom Theaterhaus.
Herr
Baukus
merkt zum Thema erster Entwurf an, als Projektentwickler sei man sehr hinter diesem Entwurf gestanden, habe jedoch nicht nur vom Gestaltungsbeirat, sondern auch im UTA eher eine gewisse Ablehnung dieses sehr massiven Entwurfs gespürt. Nicht zuletzt dies habe dazu bewogen, etwas demütiger mit der städtebaulichen Situation umzugehen. Ein weiterer Faktor war, dass die Verlegung des Hochhauses eine Änderung des Planungsrechts nach sich gezogen hätte.
Herr
Hund
fügt hinsichtlich der Themen Radwege und Grünflächen hinzu, bei den Radwegen habe die Stadtverwaltung sehr stark nahegelegt, darauf Rücksicht zu nehmen. Man werde den Radweg natürlich berücksichtigen so gut es geht. Daher habe man den Verkehr über drei Einfahrten auf das Gelände verteilt. Die Anlieferung oder das Abladen, z. B. von Fahrzeugen, erfolge auf dem Gelände des Porsche-Zentrums. So wurden extra Flächen vorgesehen, wo ein Lkw stehen kann, ohne Rückstau auf die öffentlichen Straßen zu verursachen.
Was die Grünflächen angeht, so entstehe durch die Abbildung möglicherweise der Eindruck, dass eine Betonstraße neben dem kleinen Radweg verläuft. Man habe mit der Stadtverwaltung bereits diskutiert, dass dort eine Weiterentwicklung erfolgen müsse und gehe davon aus, dass das Thema auch im Gestaltungsbeirat diskutiert wird. Diese Straße diene für die interne Bewegung der Fahrzeuge, z. B. auch solchen, die noch nicht zugelassen sind. Man habe den Streifen zwischen Porsche-Zentrum und öffentlichem Gehweg verbreitert, sodass die Grünachse vom Pragsattel herunter zur Heilbronner Straße als solche wahrgenommen werden könne.
Weitere Themen, die man an diesem Standort mit aufnehmen wolle, seien die Themen Nachhaltigkeit, z. B. PV-Anlage, Dachbegrünung, oder, wenn es dort möglich ist, die Fassade mit NOX-Beschichtung zu versehen. Mit Blick auf ein Mobilitätskonzept für Mitarbeiter teilt er mit, es gelten bei der Porsche Niederlassungs-GmbH die gleichen Spielregeln wie für die Mitarbeiter der Porsche AG.
Herr
Pfeifer
(Bülow AG) ergänzt, selbstverständlich erfülle man die Verwaltungsvorschrift Stellplätze und flankiere dies mit Umkleide- und Duschmöglichkeiten für die Nutzer von Fahrrädern. Für die Konferenz-Bereiche und für das Restaurant halte man ausreichend Stellplätze entsprechend der Stellplatzverordnung vor. Derzeit sei keine öffentliche Nutzung in der Tiefgarage geplant. Mit Blick auf das Thema Vogelschutz berichtet er, man habe bereits bei anderen Projekten entsprechende Gutachten gemacht und der Stand der Technik sei bekannt. Man werde das Gutachten für dieses Projekt mit dem Amt für Umweltschutz abstimmen, sodass der Vogelschutz im Rahmen dessen, was möglich ist, gewährleistet werden kann.
Zur Anmerkung bezüglich der Hotelkategorie informiert er, man stehe im Austausch mit 4-Sterne-Kategorie-Hotels. Was die Grundrisse der Zimmer anbelangt, sei das letzte Wort noch nicht gesprochen, zumal man noch mit einer Innenarchitekturplanung befasst sei. Eventuell werde es auch Suiten oder zusammengeschlossene Zimmergrößen geben. Die Zimmergröße betrage derzeit zwischen 25 m² und 27 m² bis 33 m² und genüge damit einer 4-Sterne-Kategorie.
Frau
Steimle
(ASS) erinnert an die Sitzung des Gestaltungsbeirats, wo die Standortdiskussion intensiv geführt worden sei. Es wäre noch ein Standort nach dem Bebauungsplan möglich gewesen in dem Bereich, wo jetzt der Erweiterungsbau für das Theaterhaus entstehen soll. Damals wurde klargemacht, dass dieser Standort aufgrund der eigentumsrechtlichen Situation nicht entstehen kann, sodass der ursprünglich angedachte Dreiklang im Theaterviertel so nicht möglich war. Sie begrüße die Idee, diesen Dreiklang anders zu schaffen und sei der Meinung, die Bülow AG habe dies gemeinsam mit der Fa. Porsche in einer sehr schönen Weise umgesetzt.
BM
Pätzold
weist nochmals darauf hin, dass das Projekt im geltenden Planrecht erfolgt. Mit Dank an die Berichterstatter stellt er abschließend fest:
Der Ausschuss für Umwelt und Technik hat vom Bericht
Kenntnis genommen
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