Protokoll: Ausschuss für Klima und Umwelt des Gemeinderats der Landeshauptstadt StuttgartNiederschrift Nr.
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VerhandlungDrucksache:
GZ:
Sitzungstermin: 27.09.2019
Sitzungsart: öffentlich
Vorsitz: BM Thürnau
Berichterstattung:-
Protokollführung: Herr Haupt
Betreff: Bericht "Max-Eyth-See"
- Wasserqualität des Max-Eyth-See dauerhaft sichern!
Antrag Nr. 263/2019 (FDP)
... (vollständiger Betreff siehe unten)

Da aus technischen Gründen der Betreff nicht in ganzer Länge im oberen Feld wiedergegeben werden kann, wird er hier vollständig aufgeführt:

Betreff: Bericht "Max-Eyth-See"
Die im Betreff genannten Anträge sind dem Originalprotokoll sowie dem Protokoll-exemplar für die Hauptaktei beigefügt.
Die zu diesem Tagesordnungspunkt gezeigte Präsentation ist dem Protokoll als Dateianhang hinterlegt. Aus Datenschutzgründen wird sie nicht im Internet veröffentlicht. Dem Originalprotokoll und dem Protokollexemplar für die Hauptaktei ist sie in Papierform angehängt.


BM Thürnau schlägt vor, dass die Stadtverwaltung zunächst ihren Bericht vorträgt und damit schon einige Fragen der vorliegenden Fraktionsanträge beantwortet. Da aus seiner Sicht in den Medien der Eindruck erweckt worden sei, die Stadtverwaltung sei untätig in dieser Angelegenheit gewesen, blickt er in die Historie zurück. Schon 2006 habe die Verwaltung den Auftrag vom Gemeinderat bekommen, sich mit dem Thema Max-Eyth-See auseinanderzusetzen und eine Machbarkeitsstudie zur Verbesserung der Wasserqualität zu erstellen (GRDrs 1395/2007). Den Auftrag habe die Verwaltung ausgeführt und in 2009 dem Gemeinderat vorgelegt, was machbar sei (GRDrs 413/2009). Ein externer Gutachter habe als Ergebnis festgestellt, dass man beim Pumpwerk Hofen eine Grundwasserförderung zulasse und in zwei Leitungen Frischwasser am sogenannten "grünen Klassenzimmer" und an der Gabiolenwand in den See einleiten könne (rd. 40 Liter Wasser/Sekunde). Der Max-Eyth-See habe etwa 400.000 m³ Wasserinhalt. Man habe damals festgelegt, diese Menge pro Jahr in den See einzuleiten. Diese Zuführung sollte neben der Frischwasserversorgung auch die Verdunstungsraten ersetzen. Danach habe man einen sehr starken Nährstoffeintrag über den Neckar festgestellt. Daher habe man die Schließung der Neckarschleuse mit dem Überlauf aus dem Max-Eyth-See in den Neckar vorgenommen. Außerdem sei eine Sedimentkonditionierung durchgeführt worden. Die Kosten hätten bei 400.000 € gelegen. 2010 sei der Baubeschluss gefasst worden und in den Jahren 2011 und 2012 die Umsetzung erfolgt. 2017 sei eine Nachbesserung an der Abdichtung der Schleuse erfolgt, da noch keine 100%ige Dichtigkeit vom Neckar in den Max-Eyth-See gewährleistet gewesen sei. Man habe auch darüber nachgedacht, ob eine Wasseraufarbeitung (Phosphat-Eliminationsanlage) für den Neckar installiert werden sollte, also eine Art Kläranlage, die das Neckarwasser reinige. Ebenso habe man darüber nachgedacht, den See baulich zu verändern. Dieser habe eine sehr geringe Wassertiefe von max. 2,80 m, zudem sei eine sehr starke Schlammschicht zwischen 25 und 50 cm vorhanden. Unterhalb der Tonabdeckung liege unbekanntes Material vor. Ein Umbau des Sees sei damals aus Kosten- und technischen Gründen nicht vorstellbar gewesen. Man müsste den gesamten 17,3 ha großen See auspumpen und ausbaggern, was große Auswirkungen auf das Gebiet haben würde. Ob die Baumaßnahme überhaupt zu einer Verbesserung führe, stehe zudem infrage. Damit habe man auf das Thema Wasseraustausch/Wasserzufuhr gesetzt, womit der Bürgermeister die Frage des FDP-Antrags nach einer Anbindung des Max-Eyth-Sees an den Neckar negativ beantwortet. Durch diese Anbindung würden noch mehr Nährstoffe aus dem Neckar in den Max-Eyth-See eingeleitet. An drei Messstellen werde die Wasserqualität im Sinne des Sauerstoffgehalts ermittelt. Bei 3 bis 5 mg Sauerstoffgehalt pro Liter Wasser werde es für unterschiedliche Fischarten kritisch.

Herr Schanz (TiefbA) berichtet anschließend im Sinne der Präsentation.

Bezüglich des Antrags von Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei antworten BM Thürnau und Herr Schanz, Wasserpflanzen wie Laichkraut seien nicht gemäht worden. Der Zeitpunkt sei zu spät gewesen, da die Wasserpflanzen schon abgestorben und abgesunken gewesen seien. Herr Schanz ergänzt, dass bei hoher Sonneneinstrahlung Algen und Wasserpflanzen stark wuchern. Das Risiko bestehe in der Folge darin, dass der See aufgrund des dann weniger vorhandenen Sonnenlichts und somit absterbender Wasserpflanzen und Algen kippe, da diese keinen Sauerstoff mehr produzierten. sondern Sauerstoff verbrauchten.

Hinsichtlich des hohen Fischbestandes und anderer Themen habe es Gespräche mit dem Angelverein (Vorsitzender Herr Schock), der Stiftung Sonntag und BV Bohlmann (Mühlhausen) zu der Frage gegeben, ob es einen "Fischmanagementplan" gebe. Dieser müsse zukünftig erstellt werden, sonst führe es wieder zu ähnlichen Situationen. Bei den Blaualgen existiere das Problem, dass sie toxische Wirkungen entfalten könnten. Darüber habe man in den vergangenen Wochen aber keinen Nachweis führen können.

Bezüglich weiterer langfristiger Möglichkeiten zum Wasserschutz berichtet Herr Mutz (TiefbA) ebenfalls im Sinne der Präsentation. Herr Schanz ergänzt, die Presse habe berichtet, auch beim Bärensee gebe es Probleme. Dabei handle es sich aber um einen See in der Region Filder und nicht um den auf städtischer Gemarkung liegenden See (Stadtbezirk Vaihingen). Dieser habe keinerlei Probleme gehabt und habe sie auch aktuell nicht, weil er völlig anders beschaffen sei. Man sei in Gesprächen mit verschiedenen Institutionen des Landes, die Fachkenntnisse über Seen mit ähnlichen linologischen Situationen hätten, und hole sich dort Rat ein.

Erfreulich für BM Pätzold ist, dass sich die Wasserpflanzen im städtischen Bärensee verbreitet hätten und dadurch Sauerstoff dem See zugeführt werde, was dem Fischbestand zugutekomme. Dies habe sich im Frühjahr auch im Max-Eyth-See gezeigt. Grundsätzliches Problem beim Max-Eyth-See sei, dass er ein künstlicher See ohne Zu- und Abfluss und sehr nährstoffreich sei. Wie bei allen eutrophen Seen erfolge ein Algenwachstum, wenn es warm werde. Die Frage sei nun, wie eine ähnliche Situation zukünftig verhindert oder zumindest abgemildert werden könne. Ganz ausschließen könne man eine erneute „Havarie“ nicht, da die Grundvoraussetzung des Sees problematisch sei. Die in den letzten Jahren häufiger aufgetretenen Probleme seien auch darin begründet, dass die vergangenen Sommer zu den heißesten gezählt hätten. Man sehe daran grundsätzlich die zunehmende Belastung für Seen durch den Klimawandel und die damit verbundene Zunahme der Temperatur. Ziel sei es, den See weiter zu erhalten und die Fischerei zu ermöglichen, aber gleichzeitig auch die Natur zu erhalten. Aus diesem Grund sei das Ausbaggern des Max-Eyth-Sees ausgeschlossen worden. Laut Altlastenverzeichnis gebe es keinen Gefahrenverdacht, lediglich in einem Teilbereich bestehe ein geringes Gefährdungspotenzial. Die Notwendigkeit einer generellen Sanierung sei nicht gegeben, vielmehr bedürfe es einer abgestimmten Gesamtmaßnahme. Das Absinken des Sauerstoffgehalts habe man nicht in der Hand, da sich jeglicher Pflanzen- und auch Fischbestand über das Jahr selbst natürlich einstelle. Zentrales Thema sei, das Problem des Zu- und Ablaufs zu lösen, da dies den größten Effekt habe.

StRin Munk (90/GRÜNE) begrüßt die in der Vergangenheit durchgeführten Maßnahmen. Sie wünscht die Zusendung der Präsentation. Der Klimawandel und die Situation am Max-Eyth-See hätten viel miteinander zu tun: Zu lange sei es heiß gewesen, und es habe zudem wenig geregnet. Auch zukünftig werde man mit dem See Probleme haben, aber man müsse alles tun, dass die diesjährige Situation in diesem Umfang nicht mehr eintrete. Die Berge toter Fische wolle niemand. Es gebe weitere Seen mit einem Algenproblem in der Region, wie beispielsweise bei einem See in Plüderhausen. Bis heute sei dort das Baden verboten. Allerdings habe dieser See im Gegensatz zum Max-Eyth-See einen Grundwasseranschluss. Daher müssten technische Maßnahmen durchgeführt werden. Andere Länder, z. B. Schweden, hätten vor schon 30 Jahren Schilf und Röhrich als eine Art Kläranlage installiert. Es gebe aufgrund der Freizeit- und Naherholungsansprüche einen hohen Nutzungsdruck auf dem See. Großer Wunsch ihrer Fraktion sei es, die Uferzone dort mit Schilf auszudehnen, wo es sinnvoll sei. Einen wertvollen Beitrag für den See würden die Fische leisten. Sie sei erstaunt und erschrocken gewesen, wie viele Fische im See lebten. Im Antrag ihrer Fraktion sei ein Runder Tisch angeregt worden. Es sei zwar richtig, mit anderen Stellen im Gespräch zu sein, aber es gebe zudem auch noch die Möglichkeit, die Bürger*innen vor Ort mit einzubeziehen, die den See kennen und täglich mit beobachten würden. Zudem solle man die Uni Hohenheim mit dem Studiengang Limnologie und den Gewässerkundler*innen mit einbinden. Abschließend fordert die Stadträtin ein besser funktionierendes Frühwarnsystem, und bei dem nicht extra zum Messen hinausgefahren werden müsse. Ihre Fraktion unterstütze den Aufbau einer stationären Messanlage. Spätestens im nächsten Sommer solle beim See dieses Frühwarnsystem installiert sein.

Für die vielen Details der Präsentation bedankt sich StR Hill (CDU). Viele seiner Fragen seien dadurch schon beantwortet worden. Zur Informationssituation vor Ort und zur Betroffenheit der Bürger betont er, Bürger seien auf die Betreuungsstadträte eingestürmt. Die Menschen, die am Max-Eyth-See lebten und dort aufgewachsen seien, hätten diese Betroffenheit auch in Vorwürfen geäußert. Die vielen Informationen des Berichts seien vor Ort nicht bekannt, daher wäre es falsch, wenn die Verwaltung nun für sich intern ein Konzept erarbeiten würde und beispielsweise zusätzlich vom Gemeinderat 200.000 bis 400.000 € für dessen Umsetzung verlange. Vielmehr sei es angebracht, dass die Verwaltung die vorliegenden Informationen mit großer Transparenz vor Ort vorbringe (Fragen der Beschlusslage, Stand der Umsetzung, Menge der Wasserzufuhr, Gründe für die verringerte Wasserzufuhr etc.). Dies könne in einer gemeinsamen, bürgeroffenen Bezirksbeiratssitzung geschehen. Auch die Möglichkeiten weiterer Verbesserungen könnten dort dargestellt werden. Was für von den ihm gegenüber vorgebrachten Vorwürfen übrigbleibe, sei, dass die Verwaltung und die Politik nicht auf einen "Worst Case" vorbereitet war. Man habe Gutachten über die Wasserzufuhr mit unterschiedlichen Zahlen (400.000 m³ oder 600.000 m³) gehabt und gedacht, man habe so die Situation im Griff. In den ersten Tagen nach dem Umkippen des Max-Eyth-Sees hätte man schneller handeln können, wenn ein Notfallplan existiert hätte. Mit den geplanten Maßnahmen sei ein Restrisiko für das Umkippen des Sees verbunden: Selbst der Oberbürgermeister habe gesagt, "ganz ausschließen könne man das nicht". StR Hill stellt sich die Frage, welche Maßnahmen noch im Rahmen des Worst Case passieren und ob das so aufgefangen werden könne. Die Bürger würden nicht akzeptieren, dass man zwar Maßnahmen durchführe, aber wenn es extrem schlecht laufe, dieselbe Situation im nächsten Jahr wieder auftrete. Ein Sprudler als Fontäne in der Mitte des Sees wäre eine dauerhafte Belüftung. Diese Maßnahme wäre nur in den vier Hochsommermonaten notwendig.

Die Ereignisse am Max-Eyth-See seien ein schockierendes Beispiel dafür, wie schnell ökologische Systeme kippen könnten, führt StR Rockenbauch (Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei) aus. Die Präsentation habe gezeigt, innerhalb von 24 Stunden sei der Sauerstoffgehalt extrem gesunken. Gleichzeitig müsse man damit rechnen - wenn die Klimaerwärmung weiter voranschreite - dass sich die Problematik desöftern ergebe. Viele der geschilderten Maßnahmen seien richtig und wichtig. Da kein Zu- und Abfluss am Max-Eyth-See bestehe, müsse man über dauerhafte andere Möglichkeiten nachdenken. Das heiße auch, generell über den gesamten Stuttgarter Neckar zu diskutieren, nicht nur über die Wasserqualität bei der Neckarwelle; der Nährstoffgehalt im Neckar sei höher als im Max-Eyth-See. Der hohe Nährstoffgehalt des Neckars sei eine Herausforderung für alle, die "Stadt am Fluss", "Stadt am Neckar" und "Neckarwelle" befürworten würden. Neben der Uferrenaturierung ist für den Stadtrat das Thema Neckar eine Langfristperspektive, damit zukünftig aufgrund des Durchflusses sich das künstliche Ökosystem wieder stabilisiert kann.

Die Presse habe den Max-Eyth-See als Politikum bezeichnet, sagt StRin Schanbacher (SPD). Der Max-Eyth-See habe eine wichtige Funktion und biete nicht nur für Fische Lebensraum, sondern sei vor dem Hintergrund des Klimapakets eines der wenigen "Blaus" der Stadt. Man müsse sich darüber klar sein, was der Max-Eyth-See den dortigen Menschen bedeute. Für viele sei er der Ersatz für Garten oder Balkon, da sie sich diesen in Stuttgart nicht leisten könnten. Viele Menschen seien auf das Naherholungsgebiet angewiesen, vor allem wenn die Sommer immer heißer würden. Die Frage sei, warum das Frühwarnsystem nicht funktioniert habe. Den Neckarzufluss zu öffnen, mache bekanntlich keinen Sinn. Dass zum Max-Eyth-See angekündigte Gesamtkonzept solle Ende des Jahres vorgestellt werden, wobei sie sich die Frage stelle, ob es bereits in der Präsentation beinhaltet sei. Bezüglich der technischen Organisation bzw. organisatorischer Soforthilfemaßnahmen stimmt sie StR Hill zu, dass man wissen müsse, was im Notfall zu tun sei. Der Blick müsse aber weiter gehen, da es um ein Gesamtkonzept der Nutzung gehe. Es gebe völlig unterschiedliche Anlieger: Angler, Segler, Erholungsuchende. Man müsse sich mit allen zusammensetzen, um zu überlegen, was der Max-Eyth-See in Zukunft sein solle. Bei allen Überlegungen, welche Pflanzen angebaut werden sollten oder wie renaturiert werden solle, müsse man auch die Ansprüche der Menschen mit einbeziehen. Die grundsätzliche Nutzung des Sees sei so festzulegen.

Für die vollumfängliche Beantwortung des Antrags seiner Fraktion dankt StR Dr. Oechsner (FDP). Er bezeichnet nach den Informationen des vorangegangenen Berichts den in seinem Antrag aufgeführten Vorschlag einer Anbindung des Max-Eyth-Sees an den Neckar nun als sinnlos. Er begrüßt den Vorschlag der Verwaltung, die Wasserzufuhr zu erhöhen, ebenso den Abfluss der Wassermenge, die nicht über die Verdunstung verloren geht. Kein Wasser dürfe vom Neckar in den See gelangen. Ebenso begrüßt er die Überlegungen, mehr Pumpen und Düsen einzubauen. Für den Stadtrat ist es selbstverständlich, in den Haushaltsentwurf 2020/2021 schnell Geld für die einzelnen Maßnahmen einzustellen. Jetzt liege ein Konzept vor, das sogar schon vor dem Schadereignis angedacht war. Es sei erstaunlich, wie viele Fische im See gewesen seien, der See sei offenbar gesund gewesen. StR Dr. Oechsner hofft, der See werde wieder gesund mit vielen Fischen. Das Umkippen hätte nicht passieren dürfen, es sei jetzt aber so, und man könne nicht alles vorher erkennen.

StRin Köngeter (PULS) stellt klar, dass zumindest ihre Fraktion nicht an der Kompetenz der Verwaltung zweifle. Sie interessiert, wer an den vorgeschlagenen fischereirechtlichen Gutachten beteiligt werde. Zudem sei ihr nicht klar, ob es sinnvoll sei, den See an den Anglerverein zu verpachten, dessen Ziel vorrangig natürlich das Angeln sei.

StR Currle (CDU) ist überrascht von der Problematik des Max-Eyth-Sees. Einige Dinge seien offenbar aus dem Ruder gelaufen. Er pflichtet StRin Munk bei, der natürlichste Filter sei ein Schilfgürtel. Es gebe aber auch Menschen, die einen Sandstrand präferierten. Ein flächendeckender Schilfgürtel ergebe daher das Problem eines Nutzungskonflikts. Bei rund 3,5 t verendeter Fische sei der Besatz sehr hoch. Hinsichtlich der Nährstoffe gibt er zu bedenken, dass auch Fische aufgrund ihrer Ausscheidungen dazu beitrügen. Außerdem sei er entsetzt, wie viele Wildgänse mit ihren Ausscheidungen am See hausten. Das seien zwei Gründe für die Überdüngung des Max-Eyth-Sees. Wenn die Messstationen digital angeschlossen würden, sei das richtig, und als Sofortmaßnahme könnte man mehrere Lüftungsschläuche einlegen und mit einem Kompressor Luft in den Max-Eyth-See hineinpumpen. Dann könnte man dies mit der Messstation verbinden. Auch sei es nötig, die Frischwasserzufuhr zu erhöhen, eventuell auch über einen weiteren Tiefbrunnen.

Auf die Fragen von StRin Munk und StRin Schanbacher zu einem Runden Tisch führt BM Thürnau aus, dass laut Presseberichten der Bezirksvorsteher Mühlhausens gestern dem Bezirksbeirat wie mit ihm abgesprochen berichtet habe (Vorstellung der Konzeption, Beantwortung von Detailfragen).

Eingehend auf StRin Schanbacher zum Thema generelles Nutzungskonzept erklärt der Bürgermeister, dies beziehe sich nicht nur auf das Gewässer, sondern auch auf die angrenzenden Grünflächen. Schon seit langen Jahren sei die Problematik für das Gartenamt und den AWS, dass dort an heißen Sommertagen viele Menschen grillten und die Liegewiesen bevölkerten. Man wolle mit den Nutzern des Sees und den Menschen, die nahe am See wohnen - losgelöst von der Wasserqualität - bezüglich der Freizeitansprüche diskutieren. Grundsätzlich findet BM Thürnau die Idee eines Runden Tisches besser, als das Thema im AKU zu diskutieren, da dieser sonst überfrachtet würde.

Eingehend auf die StRe Hill und Zaiß (FW) antwortet BM Thürnau, dass maximal 40 Liter Frischwasser/Sekunde im Havariefall hineingepumpt worden seien. In einer damaligen Festlegung über ein eigens erstelltes Gutachten eines Limnologen sei eine Maximalförderung einer Jahresmenge von 400.000 m³ festgelegt worden. Auch das Thema Verdunstung und Wassereinleitung habe eine Rolle gespielt.

Auf die Frage von StR Köhler (AfD) nach Möglichkeiten der Absenkung der Nährstoffe antwortet BM Thürnau, dass dieses mit Fällmitteln möglich sei. Eine verträgliche Chemie werde dabei eingeleitet, und der Nährstoff setze sich im Sediment ab. Damals sei dieses so durchgeführt worden, und man habe den See über einen Zeitraum von 15 Jahren beobachtet, um zu prüfen, ob die eingeleiteten Maßnahmen auch griffen.

Auf die Frage von StR Hill zum Thema dauerhafte Messung bzw. Sofortmaßnahme und ob es diesbezüglich ein Versagen gegeben habe, merkt BM Thürnau an, zwischen der letzten Messung am 31.08.2019 und dem Umkippen des Sees seien keine 24 Stunden vergangen. Wenn man das online aufgeschaltet bekommen würde, was in Klärwerken auch funktioniere, müssten keine Mitarbeiter am Wochenende am Schreibtisch sitzen. Es gebe dort eine Schaltung, die sofort warne und zum Handeln auffordere. Genauso stelle er sich ein System vor: Aufschalten der Meldung und Einleitung von Sofortmaßnahmen.

An StR Currle gewandt erklärt er zur Fragestellung "Belüftung des Sees", eine Seebelüftung sei grundsätzlich richtig. Darum schlage er vor, nicht erst das THW zu bestellen, sondern vielmehr drei feste Stellen mit Venturidüsen im See zu installieren, wie es in der Präsentation dargestellt worden sei. Die von StR Currle erwähnten Schläuche hätten zwei Nachteile: Wenn man auf diese Weise Luft einblase, würde diese blasenförmig aufsteigen. Der See sei aber nur rund 2,50 m tief, daher sei der Zeitraum, in dem sich die Luft mit Wasser verbinden könne, zu gering, und die Luft entweiche einfach an der Wasseroberfläche. Zum anderen sei es von Nachteil, wenn die Leitungen nicht mit Luft beschickt würden (Verstopfungsgefahr). Alle detaillierten Aspekte habe man im Fokus und wolle diese nun zeitnah einbauen. Auf die Frage von StR Currle zu einer möglicherweise höheren Frischwasserzufuhr aus dem Tiefbrunnen erklärt BM Thürnau, diesen Aspekt prüfe man, und Pumpversuche aufgrund der Auswirkungen auf den Grundwasserzustrom müssten durchgeführt werden.

An StR Hill gewandt erklärt BM Thürnau auf dessen Frage, die Kosten von rund 650.000 € seien noch nicht in der Wunschliste des Haushaltsentwurfs enthalten, daher würde man als Verwaltung diese Kosten an die Stadtkämmerei herantragen und darauf hinweisen, dass Handlungsbedarf bestehe. Dies sei dem Oberbürgermeister auch bekannt. Weiter führt er zur Anmerkung von StR Hill bezüglich der Fontäne aus, es gebe eine solche bereits auf der Halbinsel, die nachts ständig in Betrieb sei. Tagsüber sei sie nicht angeschaltet, weil es sonst einen Konflikt mit den Bootsbetreibern gebe. Die Fontäne sei nicht Mittel der Wahl, um Luft ins Wasser einzubringen. Auf die Frage von StR Zaiß antwortet BM Thürnau, das Frischwasser komme im Rahmen der Grundwasserentnahme aus dem Pumpwerk in Hofen. Auf die Frage von StR Sakkaros (CDU), wie viele Fische im See seien, erklärt BM Thürnau, das wisse man nicht. Man wisse nur, welche Menge nach der Havarie aus dem See entnommen worden war und dass der See danach nicht leer gewesen sei. Wenn man die Fische im See zählen wolle, dann müsse man die Fische unter Elektroschock setzen. Diese Methode wolle man allerdings unbedingt vermeiden.

Zur Frage von StR Rockenbauch zur Ausdehnung des Schilfgürtels und der Renaturierung von Uferbereichen berichtet BM Pätzold, der See sei ein ökologisches System, das bei warmer Witterung labil werde. Eine gute Entwicklung sei die Ausdehnung der Wasserpflanzen, schlecht dagegen das Algenwachstum. Man habe diejenigen Maßnahme ergriffen, die bisher gewirkt hätten. Letztes Jahr habe auch schon ein Fischsterben stattgefunden, allerdings in weitaus geringerem Maße. Schon damals sei das Problem der zu geringe Sauerstoffgehalt im See gewesen, aber die eingeleiteten Maßnahmen hätten gegriffen. Dieses Mal sei das nicht der Fall gewesen. Daher müsse man sich fragen, wie das zukünftig abgemindert oder verhindert werden könne. Die Menge des Fischbestandes sei Bestandteil des Ökosystems, und diese stelle sich im See alleine ein. In den 1970er-Jahren sei der See abgefischt worden, dabei habe man 20 t Fische vermutet, es seien allerdings 40 t gewesen. Man könne durchaus diskutieren, wie die Regulierung aussehen könne. Dabei müsse man sich bewusst sein, dass man wieder eine Situation mit einer Sauerstoffnot bekomme. Allein das Thema Renaturierung würde dabei nicht helfen, lediglich einen Teilbeitrag leisten. Nur mit Schilfgürtel oder zusätzlichen Wasserpflanzen werde man nicht verhindern können, dass der See eutroph sei. Der Max-Eyth-See sei ein flacher künstlicher See ohne Frischwasser und Abfluss wie ein Weiher. Einen Gartenteich mit wesentlich geringem Umfang könne man einfach mit Energiezufuhr umwälzen, was beim Max-Eyth-See natürlich nicht möglich sei.

Herr Fritz (Amt für Umweltschutz) ergänzt, Seen würden anhand ihrer Eutrophie, also an ihrer Produktivität, gemessen. Dadurch, dass der Max-Eyth-See lange Zeit am Neckar angeschlossen gewesen sei, habe er als Nährstofffalle fungiert. Im Sommer hätten ausreichende Lichtverhältnisse und genügend Nährstoffe zu einer großen Produktion an Algen geführt. Diese würden bei bedecktem Himmel, Temperaturabfall und in der Konkurrenz zu Wasserpflanzen absterben. Dann drehe sich die Photosynthese schlagartig, und die Sauerstoffwerte würden stark abfallen. Hier könne man dann nichts mehr beeinflussen. Die in die Wege geleiteten Notfallmaßnahmen seien eine Sauerstoffstützung, um die Fische noch am Leben zu erhalten. Allerdings werde dadurch nicht das grundsätzliche Problem beseitigt. Auf die Frage von StR Köhler nach dem Ablauf des tödlichen Kreislaufs im See antwortet Herr Fritz, der einzige Weg müsse sein, die Produktivität zu verringern und die Nährstoffe herunterzufahren. Dies sei unmöglich in kurzer Zeit zu erreichen, sondern es sei vielmehr ein kontinuierlicher Prozess. Die Frischwasserzufuhr vom Pumpwerk in Hofen diene nur dazu, die "dicke Suppe zu verdünnen", bis ein Wert erreicht werde, bei dem sich stabile Zustände einstellten. Das Wasser des Pumpwerks in Hofen habe eine Kombination aus Grundwasser, Uferfiltrat und Muschelkalk. Das Uferfiltrat aus dem Neckar besitze auch Nährstoffe. Man könne so lange verdünnen, bis sich ein Gleichgewichtszustand einstelle, der bestenfalls im unteren eutrophen Bereich liege. Der See werde weiterhin hinsichtlich Nährstoffen sehr produktiv sein, aber er werde stabiler. Die absterbenden Algenmassen seien dann nicht mehr hoch, und alles würde sich nicht mehr unter der Sauerstoffzehrung abspielen. Der Verdünnungseffekt habe die größten Erfolgsaussichten.

Die Frage von StR Hill beantwortend führt Herr Fritz weiter aus, dass der Zulauf aus dem Pumpwerk in Hofen komme und das nährstoffreiche überflüssige Wasser in den Neckar abgeleitet werden solle. Ein zusätzliches Problem sei, dass sich Nährstoffe im Substrat abgelagert hätten und in Rücklösung gehen könnten. Im Sommerhalbjahr nehme man das wertvolle Grundwasser zur Verdünnung. Das gesamte Wasservolumen des Sees von 400.000 m³ wolle man einmal umschlagen. Die weitere Frage von StR Hill nach einer weiteren Erhöhung der Frischwasserzufuhr beantwortet Herr Fritz in der Form, dass es allein von der Ressource im Pumpwerk in Hofen abhänge. Ein altes Gutachten habe ergeben, dass bis zu 115 Liter Wasser/Sekunde gefördert werden könnten. Dann sei aber die Frage, ob sich die Zusammensetzung und der Gehalt der Nährstoffe verändere. Mit den aktuell zugeführten 40 Litern Wasser/Sekunde habe man sehr gute Nährstoffwerte, da diese ausgeschwemmt würden. Wenn man nun den Uferfiltratanteil des Neckars durch erhöhtes Pumpvolumen verstärke, gäbe es höhere Nährstoffwerte, was kontraproduktiv sei. Zusätzlicher Aspekt sei, dass Algen und höhere Wasserpflanzen miteinander konkurrierten. Algen würden den höheren Wasserpflanzen das Licht wegnehmen und umgekehrt. Man strebe einen wasserpflanzendominierten Klarwassersee an. Auch die Temperatur spiele eine Rolle, da bei hohen Temperaturen eine geringe Löslichkeit von Sauerstoff im Wasser bestehe. Der See sollte nicht zu hoch aufgeheizt werden.

Hinsichtlich der Uferzonen wolle man ebenso tätig werden, auf der anderen Seite bestehe hier auch die Möglichkeit, Wasserpflanzen aufkommen zu lassen. Das Thema Angeln stehe dann wieder an, wenn die Nährstoffe reduziert worden seien und man eine stabile Situation habe. Erst dann könne man über Fischbesatz nachdenken, zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Absurd sei, dass gerade nährstoffreiche Seen für die Fische sehr produktiv seien. Man habe auch im Jahr 2015 ein Umkippen des Sees gehabt, und 400 kg Fische seien abgestorben. Jetzt, vier Jahre danach, seien es rund 3,2 t Fische gewesen, was ein enormer Zuwachs sei. Der Sauerstoffgehalt habe damals bei 0 % gelegen. Hinsichtlich des Gesamtkonzepts habe man schon 2006 ein Gutachten angefertigt, in dem man sich sämtliche Stellschrauben habe aufzeigen lassen und u. a. den Neckarzufluss verschlossen habe. Ein Frühwarnsystem sieht Herr Fritz als positiv an, weil die Umsetzung aller angedachten Maßnahmen in der Praxis schwierig sei und es dabei Differenzen geben könne. Daher könne es wieder zur Havarie kommen.

BM Thürnau schlägt vor, bei der Stadtkämmerei entsprechende Finanzmittel anzumelden. Danach werde man das Thema Kommunikation wie vorgestellt durchführen. Ebenso werde geprüft, wie viel Wasser in Hofen entnommen werden könne und wie es sich mit dem Fischbesatz etc. verhalte. Wenn Ergebnisse vorlägen, werde man das im Ausschuss, aber auch mit dem Bezirksbeirat Mühlhausen kommunizieren. Ebenso werde man den Runden Tisch instrumentalisieren. Gegen diese Vorgehensweise erheben sich keine Einwendungen.

BM Thürnau stellt abschließend fest:

Der Ausschuss für Klima und Umwelt hat vom Bericht Kenntnis genommen.
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