Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Jugend und Bildung
Gz: JB
GRDrs 795/2017
Stuttgart,
10/10/2017


Frühe Hilfen in Stuttgart



Mitteilungsvorlage


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
JugendhilfeausschussKenntnisnahmeöffentlich16.10.2017

Kurzfassung des Berichts:
Ausführlicher Bericht siehe Anlage 1

Das Jugendamt legt hiermit den 5. Sachstandsbericht zur Umsetzung des Stuttgarter Konzeptes „Frühe Hilfen“ vor. Im Juli 2017 hat sich Stuttgart der bundesweiten Praxis angepasst und benutzt nun ausschließlich den Begriff Frühe Hilfen in Stuttgart.

Begründung
Das Stuttgarter Konzept „Frühe Hilfen in Stuttgart“, das seit Oktober 2010 umgesetzt wird (GRDrs 685/2010), setzt auf Prävention und hat das vorrangige Ziel, Eltern in ihrer Beziehungs- und Erziehungsverantwortung zu unterstützen. Dabei können frühzeitig Risiken für das Wohl und die Entwicklung des Kindes reduziert werden. Frühe Hilfen wenden sich an werdende Eltern ab Beginn der Schwangerschaft und an Eltern mit ihren Kindern mit einem Schwerpunkt auf die Altersgruppe 0 bis 3 Jahren.

Zentrale Zielstellungen des Konzeptes sind: (Quelle: Leitbild Frühe Hilfen, NZFH)
· Frühe Hilfen sind geprägt von einer wertschätzenden und auf Vertrauen basierenden Grundhaltung in der Arbeit mit Familien.
· Frühe Hilfen sind Angebote an (werdende) Familien und ihren Kindern ab der
Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr der Kinder.
· Für die vielfältigen Familienkonstellationen und Lebenslagen der Familien werden vielfältige Entlastungs- bzw. Unterstützungsmöglichkeiten angeboten.
· Familien bzw. werdende Mütter werden möglichst schon in der Schwangerschaft erreicht.
· Frühe Hilfen in Stuttgart ist eine gesamtstädtische Aufgabe und wird im Netzwerk Frühe Hilfen gestaltet und koordiniert.
· Die konkreten Verfahrensschritte an den Schnittstellen zum Kinderschutz sind bekannt. Die Akteure Frühe Hilfen kennen die Unterschiede zwischen den Aufträgen der Frühen Hilfen und des intervenierenden Kinderschutzes und können Übergänge konstruktiv mit gestalten.

Gesetzliche Grundlagen der Frühen Hilfen (Gesetztestexte in Anlage 2)
Mit dem Bundeskinderschutzgesetz, das seit 1. Januar 2012 in Kraft getreten ist, werden die Zielstellungen des Stuttgarter Konzeptes Frühe Hilfen bestätigt und gestärkt:
§ 1 KKG (4) Frühe Hilfen für Mütter und Väter sowie werdende Mütter und Väter zur Unterstützung ihres Erziehungsrechts und ihrer Erziehungsverantwortung durch
die staatliche Gemeinschaft.
§ 2 KKG (1)+(2) (Soll-)Information für werdende Mütter und Väter über die örtlichen Leistungsangebote. Inhalt: Fragen der Schwangerschaft, Geburt und Entwicklungen des Kindes in den ersten Lebensjahren. Dazu die Befugnis, ein persönliches Gespräch anzubieten. Auf Wunsch der Eltern in ihrer Wohnung.
§ 3 KKG (4) Rahmenbedingungen für verbindliche Netzwerkstrukturen in Kinderschutz und in den Frühen Hilfen.


Das Stuttgarter Konzept Frühe Hilfen
Das Stuttgarter Konzept Frühe Hilfen in Stuttgart umfasst folgende Bausteine, um Familien den Start als Familie zu erleichtern. Mit dem präventiven Ansatz in Stuttgart richten sich die Frühen Hilfen an alle Familien, an Familien mit Unterstützungsbedarf und Familien in belasteten Lebenssituationen. Die Übergänge gestalten sich fließend.

Kommunales Netzwerk
Frühe Hilfen
Information, Beratung und Vermittlung
zu den Angeboten Frühe Hilfen
Angebote Frühe Hilfen
1 zentrale Koordination




10 regionale
Netzwerkerinnen
und Netzwerker
am Wohnort
der Familien






Beratungszentren Jugend und Familie
Ansprechpartner Frühe Hilfen
      Willkommensbesuch
Schwangerschaftsberatungs-stellen

Familieninformation

Beratung in Geburtskliniken
      Guter Start für Familien
      Sonnenkinder
Willkommensfrühstück

Homepage Frühe Hilfen
Familienbildung
      STÄRKE Modul I

Spezifische Familienbildung
      STÄRKE Modul II
Rucksack
      Opstapje
      Mirjam

Ehrenamtliche Angebote
      Wellcome,
      Familienpatenschaften
      Initiative Z

Familienentlastung/ Unterstützung
      Team Familienunterstützung
Familienunterstützendes Angebot durch Familienhebammen, Familienkrankenschwestern und Familienpflege
Familienkinderkrankenschwestern vom Gesundheitsamt

Über das kommunale Netzwerk, den Informations-/Beratungsangeboten und den Angeboten Frühe Hilfen wird in Anlage 1 ausführlich berichtet.
1. Kommunales Netzwerk Frühe Hilfen in Stuttgart
Über das Netzwerk sollen alle Eltern früh erreicht, Angebote leicht zugänglich gemacht, Übergänge und Zusammenarbeit zwischen den Netzwerkakteuren gestärkt sowie die Angebote bedarfsgerecht ausgebaut bzw. weiterentwickelt werden. Das Kommunale Netzwerk Frühe Hilfen in Stuttgart besteht aus einem zentralen Netzwerk und zehn regionalen Netzwerken in den Stadtbereichen. Das Netzwerk Frühe Hilfen wurde aufgebaut und hat sich bewährt. Die Koordination des Netzwerks ist eine fortbestehende gesetzliche Aufgabe und kann zeitlich nicht begrenzt werden, daher müssen auch die Personalressourcen dauerhaft gesichert sein.

2. Information, Beratung und bei Bedarf Vermittlung
zu den Angeboten Frühe Hilfen
Familien, vor und nach der Geburt des Kindes, wird in Stuttgart ein buntes und breites Spektrum geboten, (werdende) Eltern über die Möglichkeiten der Entlastung bzw. Unterstützung zu informieren, zu beraten und bei Bedarf in das Regelsystem Frühe Hilfen der Kinder-, Jugend- und Gesundheitshilfe zu vermitteln. Mit den unterschiedlichen niedrigschwelligen Anlaufstellen für (werdende) Eltern wird die Chance erhöht, Eltern möglichst frühzeitig zu erreichen. Vor allem Familien mit wenigen Ressourcen benötigen einen leichten Zugang zu den Angeboten Frühe Hilfen.

2.1 Ansprechpartner Frühe Hilfen, Jugendamt
In den Beratungszentren können sich Eltern mit Kleinkindern über die Möglichkeiten der Frühen Hilfe informieren. Sie finden hier auch fachkompetente Beraterinnen und Berater.
Die psychosoziale Beratung kann sich rund um den Alltag mit dem Kind, die Erziehung und Pflege, die Entwicklung des Kindes und auch um Regulationsstörungen und andere lebenslagenbezogene Schwierigkeiten drehen oder Fragen zur Partnerschaft und Elternrolle aufgreifen. Bei Bedarf werden beispielsweise familienunterstützende Angebote, Patenschaften und Gruppenangebote vermittelt. Die Beratung Frühe Hilfen wird auch aufsuchend angeboten. Die Netzwerkerin bzw. der Netzwerker Frühe Hilfen arbeiten im Beratungszentrum, sie koordinieren die Netzwerke Frühe Hilfen. Gleichzeitig sind sie konkrete Ansprechpersonen für alle Netzwerkakteure, insbesondere für den Gesundheitsbereich. Eine gute und koordinierte Zusammenarbeit zwischen den Akteuren ist notwendig, damit Familien schnell und einfach Zugang zu den Frühen Hilfen finden.
Aufgrund der Dienstleistungsorientierung im Arbeitsbereich und den wachsenden Anforderungen an Qualität, Quantität und Niveau der Frühen Hilfen sind für die Verstetigung und Stabilisierung der präventiven Arbeit weitere Stellenanteile notwendig.
(Flyer zum Angebot in Anlage 3)






2.2 „Willkommensbesuche“, Jugendamt
Die Anzahl der Geburten ist in Stuttgart gestiegen.
2015 wurden 6245 Kinder geboren, davon waren 6007 Kinder in Stuttgart gemeldet und 2016 wurden 6773 Kinder geboren (ein Wert, der letztmalig 1970 übertroffen wurde), davon waren 6714 Kinder in Stuttgart gemeldet. Die Zahlendifferenz zwischen der Geburtenzahl und der in Stuttgart gemeldeten Kinder erklärt sich durch Ummeldungen, bedingt durch Wegzug kurz nach der Geburt des Kindes.
Von 2011 (erstes ganzes Jahr mit Willkommensbesuchen) bis 2016 sind fast 800 Familien mehr besucht worden!
Auswertung der Willkommensbesuche
Jahr
Anzahl der
gemeldeten Kinder in Stuttgart**
Kontakt
kam zustande*
Kontakt
kam zustande*
Okt.-Dez. 2010
1.393
86,6 %
1.064
2011
5.553
82,8 %
4.096
2012
5.562
79,9 %
4.444
2013
5.822
78,5 %
4.569
2014
6.007
77,3 %
4.642
2015
6.243
76,3 %
4.762
2016
6.714
71,9 %
4.827
*Willkommensbesuch zu Hause oder Kontakt im BZ
** Stuttgarter Kinder, die nach ihrer Geburt in Stuttgart gemeldet wurden

Mit der Zunahme von Geburten nehmen auch die Willkommensbesuche zu. Der Informations- bzw. Beratungsbedarf von Eltern während des Willkommensbesuches steigt. Dies macht sich in der Alltagspraxis für die Willkommensbesucherinnen und Willkommensbesucher bemerkbar. Die Willkommensbesuche werden auch in den Flüchtlingsunterkünften durchgeführt. Aufgrund der Personalknappheit und bei Zeitphasen, an denen ausgeschriebene Stellen noch nicht besetzt sind, kann der präventive Auftrag Willkommensbesuche nicht immer zeitnah, wie gewünscht, durchgeführt werden. Die Personalknappheit macht sich vor allem für den präventiven Auftrag bemerkbar, wenn in anderen Fällen ein schnelles Reagieren bei Kindeswohlgefährdung Vorrang hat.

2.3 Schwangerschaftsberatung
pro familia, Jugendamt, Sozialdienst katholischer Frauen e.V., Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V., donum vitae Regionalverband Stuttgart e.V.
Die Schwangerschaftsberatungsstellen sind sehr gut mit anderen Angeboten zum Thema Schwangerschaft, Geburt und Frühe Hilfen vernetzt und dienen als umfassende Informationsstelle für Schwangere und ihre Angehörigen während und nach einer Schwangerschaft. Noch vor der Geburt können sie sich über die Angebote der Frühen Hilfen informieren und sich darüber hinaus über sozialrechtliche Hilfen, Fragen und Unsicherheiten zum Thema Eltern-Werden, ganz lebenspraktische Alltagsfragen, gesundheitliche Fragen und Partnerschaftsfragen, Ansprüchen und Antworten holen.

2.4 Familieninformation, Jugendamt
Kommunen erkennen Familien zunehmend als Leistungsträger der Gesellschaft und machen sich auf, ihnen den Alltag bestmöglich zu erleichtern. Die Familieninformation ist in diesem Sinne umfassendes und etabliertes Servicezentrum für Familien. Mit der Einrichtung der Familieninformation ist es gelungen, einen zentralen Anlaufpunkt für Familien zu schaffen und erfüllt hiermit eine Lotsenfunktion zu den Angeboten für Familien in Stuttgart. Diese Zuständigkeit ermöglicht einerseits die Bündelung von Informationen, die für die Familien wichtig sind. Dies trägt dazu bei, unnötigen Aufwand zu vermeiden, Zeit zu sparen und bietet für die Familien gute Vergleichsmöglichkeiten bei den Angeboten. Durch die Aktualisierung der Informationen stehen den Familien immer die neuesten Informationen zur Verfügung. Der steigende Informationsbedarf von Familien und die steigenden Anforderungen in der Arbeit macht eine nähere Betrachtung der Personalressourcen erforderlich.

2.5 „Guter Start für Familien – gesund und geborgen aufwachsen in Stuttgart“
Caritasverband Stuttgart e.V., Jugendamt
Bereits schon seit November 2011 wird die sozialpädagogische Beratung im Marienhospital und in der St. Anna Klinik, unter der Trägerschaft des Caritasverbandes, mit dem Angebot „Sonnenkinder“ angeboten. Seit November 2016 ist das Angebot „Guter Start für Familien“, unter der Trägerschaft des Jugendamtes im Klinikum Stuttgart/Frauenklinik, im Robert-Bosch-Krankenhaus und im Robert-Bosch-Krankenhaus/Klinik Charlottenhaus vertreten. Die Mitarbeiterinnen „Guter Start“ sind im Beratungszentrum Jugend und Familie, Stuttgart Mitte, verortet.
Die Kooperation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geburtskliniken hat sich sehr gut entwickelt. Pflegekräfte fragen z. B. um die Meinung bei der Mitarbeiterin Guter Start / Sonnenkinder nach, weil ihnen etwas Bestimmtes im Verhalten der Mutter bzw. Eltern aufgefallen ist oder Kinderärzte empfehlen im Rahmen der U2, die Mitarbeiterin Guter Start/ Sonnenkinder einzubinden, z. B. bei zu geringer Gewichtszunahme oder erhöhten Bilirubin-Werten (Neugeborenen-Gelbsucht).
Die Mitarbeiterinnen „Guter Start“ / “Sonnenkinder“ hatten in den Geburtskliniken von November 2016 bis Juni 2017 mit 2987 Familien Kontakt. Die Möglichkeit einer Sozialpädagogischen Beratung wurde von den Eltern sehr gerne in Anspruch genommen. Häufigster Beratungsbedarf war zu folgenden Themen: Beratung zu Angeboten für Familien in Stuttgart, fehlende Hebammen, Information zu den Betreuungsangeboten in Stuttgart und spezifische Fragenstellung von Familien mit Migrationshintergrund oder geflüchtete Familien. Für Stuttgarter Familien stehen bei Bedarf die familienentlastenden bzw. familienunterstützenden Angebote (Kapitel 3.9) zur Verfügung. Vorrang hat hier die Vermittlung an das Team Familienunterstützung.
Für die erste Phase der praktischen Umsetzung finden regelmäßige trägerübergreifende Steuerungsrunden zur Beobachtung und Auswertung des Kooperationsangebotes „Guter Start für Familien – gesund und geborgen aufwachsen in Stuttgart“ statt. Eine Gesamtauswertung für weitere Planungs- bzw. Entwicklungsschritte ist vorgesehen.
(Konzeption in Anlage 4, Flyer zum Angebot in Anlage 5)


2.6 „Willkommensfrühstück“ in den Stadtteil- und Familienzentren (SFZ)
Von September 2016 bis Mai 2017 fanden stadtweit 28 Willkommensfrühstücke in elf Stadtteil- und Familienzentren statt. Das Angebot wird ausgesprochen gut von den Familien in Anspruch genommen. 443 Familien haben das Angebot besucht. Über das Angebot hatten die Eltern über den Willkommensbesuch am häufigsten erfahren, gefolgt von den Stadtteil- und Familienzentren und Freunden/Bekannten.
Im Vordergrund steht der Kontakt(aufbau) zu anderen Familien in ähnlicher Familiensituation. Darüber hinaus geht es den Familien um Anbindung an das Stadtteil- und Familienzentrum oder an andere Gruppen und um Informationen zu verschiedenen Themen bzw. über Angebote. Immer wieder geben die Eltern Rückmeldung zum vielfältigen Angebot im Bereich der Frühen Hilfen in Stuttgart.
Zeitnah wird eine Gesamtauswertung mit allen beteiligten Stadtteil- und Familienzentren, pädagogischen Leitungen und Jugendhilfeplanung stattfinden, um den Bedarf für einen Ausbau des Angebotes zu prüfen. Dabei wird insbesondere der Bereich Zuffenhausen in den Blick genommen, da dort aktuell kein Willkommensfrühstück angeboten werden kann. (Rahmenkonzept, Eckpunktepapier und Flyer zum Angebot in Anlage 6)

2.7 Das Internet – Homepage Frühe Hilfen
Die Ergebnisse der Stuttgarter Elternbefragungen zeigen, dass ein Internetauftritt für Eltern eine hohe Bedeutung hat, sich über Angebote für Familien zu informieren. Dies wird von aktuellen Studien zu den heutigen Nutzungsgewohnheiten und von vielen Elterngesprächen bestätigt. Die Homepage Frühe Hilfen kann Familien zeitlich entlasten, die Kundenfreundlichkeit der Verwaltung erhöhen und Informationen über Beratungs- und Unterstützungsangebote niederschwellig an Familien herantragen. Auf diese Weise trägt sie dazu bei, dem Bedürfnis von Familien nach übersichtlichen Informationen über Familienleistungen und Angeboten für Familien Rechnung zu tragen.
Aktuell stehen Interessierten die Internetseiten www.stuttgart.de/familien/fruehe_hilfen und www.stuttgart.de/Familieninformation zur Verfügung, deren Möglichkeiten begrenzt sind. Das Internetangebot soll daher weiter entwickelt werden. In den HH Beratungen 16/17 wurde hierfür eine 50 % Stelle beim Jugendamt genehmigt, die zum 1.1.2017 besetzt wurde. Hierdurch konnten die inhaltlichen Ansprüche an das Online- Portal für Familien in Stuttgart systematisch erarbeitet werden. Ziel ist es, ein Informationsportal sowohl für Eltern als auch für Fachkräfte des Netzwerkes Frühe Hilfen zu entwickeln. Dabei müssen auch die Schnittstellen zum Netzwerk Kinderschutz berücksichtigt werden.
Die Realisierung der Homepage Frühe Hilfen gestaltet sich sehr komplex. Für die technische Umsetzung der Anforderung einer solchen Homepage gibt es innerhalb des städtischen Internetauftrittes keine Routine.








3. Angebote Frühe Hilfen in Stuttgart
Familienbildung

Landesprogramm STÄRKE
Das Landesprogramm hat zum Ziel, Eltern in der Begleitung und Erziehung des Kindes zu STÄRKEN, damit dem Kind gute Entwicklungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Dafür werden vom Land Baden-Württemberg den Kommunen und Landkreisen Landesmittel zur Verfügung gestellt. Seit 2010 hat sich allerdings das zur Verfügung stehende STÄRKE Budget von 427.254 € (2010) auf 235.321 € (2016) reduziert.

Programm enthält drei Komponenten:
1. Kurse für Eltern von Kindern bis zum 1. Geburtstag (Modul I)
2. Offene Treffs (Modul I)
3. Kurse/Familienbildungswochen für Eltern in besonderen Lebenslagen (Modul II)

3.1 STÄRKE Modul I
Seit Juli 2014 ist die neue Verwaltungsverordnung des Landesprogramms STÄRKE rechtsgültig. Hervorzuheben ist, dass seitdem keine Gutscheine mehr an alle Familien in Baden-Württemberg verteilt werden, sondern Familien in finanziell schwierigen Situationen mit Kindern im 1. Lebensjahr in den Blick genommen werden. Die Tendenz, einen STÄRKE Kurs für Eltern mit Kindern im 1. Lebensjahr zu besuchen, sinkt. Die Vermutung besteht, dass dies am Vorweisen einer finanziell schwierigen Situation liegt.
Die Offenen STÄRKE Treffs werden sehr gut angenommen. Sie werden überwiegend in den Randgebieten Stuttgarts angeboten, da dort häufig wenig Angebote für Familien zu finden sind.
Spezifische Familienbildungsangebote

3.2 STÄRKE Modul II
Die Kurse und Familienbildungswochen für Familien in besonderen Lebenssituationen (Modul II) haben für Stuttgart eine besondere Bedeutung, da diese Familien zielgerichteter angesprochen werden können. Für die Zielgruppe wurde eine Vielfalt an Angeboten konzipiert, je nach besonderer Lebenssituation. Hinzugekommen sind Angebote für geflüchtete Familien.
Die Familienbildungswochen sind für Eltern in besonderen Lebenssituationen ein sehr attraktives Angebot. Häufig verbringen Eltern das erste Mal mehrere Tage mit einer Gruppe. Sie haben eine nachhaltige Wirkung, denn einige Eltern waren bereit, nach einem Wochenende einen Elternbildungskurs zu besuchen.
Da das Landesprogramm STÄRKE bis 31.12.2018 befristet ist, besteht Handlungsbedarf für eine Abwägung, welche Angebote langfristig und gesichert finanziert werden können.
Dafür ist eine Gesamtauswertung mit den beteiligten Akteuren vorgesehen.
(STÄRKE-Broschüre in Anlage 8, Angebotsübersicht STÄRKE Modul II 2015/16 in Anlage 9)



3.3. Rucksack, Elternseminar
Der Rucksack-Kurs beinhaltet Sprachförderung für Kinder und Eltern kombiniert mit Bildungsangeboten für Eltern. Ziel ist es, die Erstsprache von Migrantenkindern und darauf aufbauend den Erwerb einer Zweitsprache zu fördern. Durch die regelmäßigen Gruppentreffen und gemeinsame Freizeitaktivitäten fördert das Programm den Kontakt unter den Familien.

3.4 Opstapje, Eltern-Kind-Zentrum Stuttgart-West
Mit dem präventiven Programm zur Frühen Förderung von Familien, das aus den Niederlanden kommt, werden sozial benachteiligte und bildungsferne Eltern mit Kindern ab 18 Monaten gezielt angesprochen. Die Koppelung zwischen dem Vermitteln von Erziehungsinhalten und Hausbesuchen schafft eine individuelle und intensive Begleitung mit jeder Familie, die am Kurs Opstapje teilnimmt.

3.5 Mirjam, Sozialdienst katholischer Frauen e.V.
Das Angebot „Mirjam“ richtet sich an benachteiligte und belastete schwangere Frauen und junge Mütter. Die Frauen kommen aus dem gesamten Stuttgarter Stadtgebiet und leben von ALG II. „Mirjam“ startet bereits in der Schwangerschaft und ist insgesamt auf eine 2-jährige Begleitung ausgerichtet.
Familienentlastende ehrenamtliche Angebote

3.6 Wellcome, Haus der Familie
Wellcome wird seit 2009 stadtweit für Familien angeboten. Viele Familien melden direkt beim Träger ihren Bedarf für eine stundenweise Entlastung an. Die ehrenamtliche Unterstützung findet stundenweise während der ersten Wochen und Monate nach der Geburt statt. Es gibt drei Wellcome Teams, um möglichst stadtweit die Anfrage von Familien bedienen zu können. Für das Team Nord-Ost und das Team Migration ist die Finanzierung durch kommunale Förderung gesichert. Jedoch wird das Team Süd-West bislang aus Stiftungs- und Spendenmitteln finanziert. Der Träger, Haus der Familie, wird für den DHH 2018/19 einen Antrag auf kommunale Förderung zur Etablierung des bereits bestehenden Wellcome Teams Süd-West stellen.

3.7 Familienpatenschaften, Sozialdienst katholischer Frauen e.V.
Mit diesem Angebot kann eine ehrenamtliche Begleitung von „jungen“ Familien über einen längeren Zeitraum (bis zu einem Jahr) ermöglicht werden. Koordinatorinnen vermitteln Familienpaten an Familien, klären davor die Bedarfslage und schulen die Familienpaten. Das Angebot richtet sich an Familien mit Unterstützungsbedarf oder in besonders belasteteten Familien, flankiert von professionellen familienunterstützenden Maßnahmen.


3.8 Initiative Z, Elternseminar
Familie und Ehrenamtliche gehen für mindestens 1 Jahr eine „Wahlbeziehung“ ein, da eine längere Begleitung vorgesehen ist. Die stadtweite Vermittlung verantwortet eine hauptamtliche Koordinatorin mit dem Ziel, eine passende Wahlbeziehung zu initiieren. Sie organisiert und konzipiert die Begleitung der Wahlbeziehung zwischen Familien und Ehrenamtlichen. Mit der Option, das Angebot intensiver für Familien nach der Geburt zur Verfügung zu stellen, wurde die vorhandene Personalressource um 30 % aufgestockt. Diese Aufstockung um 30 % wird aus den Bundesmitteln der Bundesinitiative Frühe Hilfen und Familienhebammen finanziert. Ein Gesamtblick zum Angebot bietet die Vorlage GRDrs 415/2017.
Niedrigschwellige zeitnahe Familienunterstützung

3.9 Team Familienunterstützung,
Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V., Caritasverband Stuttgart e.V.
Seit November 2016 werden in Stuttgart stadtweit Familien direkt nach ihrem Aufenthalt in der Geburtsklinik in Form von zwei interdisziplinär besetzten Teams Unterstützung angeboten. Ein Team Familienunterstützung steht unter der Trägerschaft des Caritasverbandes Stuttgart e.V. und das zweite Team unter der Trägerschaft der Evangelischen Gesellschaft e.V. Jedes Team ist idealerweise mit Familienkinderkrankenschwestern, Sozialpädagoginnen und Familienhebammen besetzt. Dafür stehen pro Team 300 % Personalressourcen zur Verfügung. Jedes Team verfügt über gute Bereichskenntnisse, damit ein sozialräumlicher Anschluss für Familien gewährleistet ist. Die niedrigschwellige Unterstützung ist zeitlich auf durchschnittlich 15 Stunden befristet.
Im Zeitraum von November 2016 bis Juni 2017 konnten 234 Familien nach ihrem Aufenthalt in der Geburtsklinik eine Unterstützung erfahren. Die Familien reagieren sehr erfreut und erleichtert über diese unkomplizierte Unterstützung für die Zeit nach dem Aufenthalt in der Geburtsklinik. Überwiegend nehmen Familien mit der Geburt des ersten Kindes dieses Angebot in Anspruch. Häufig genannte Gründe für die Familienunterstützung sind, laut Statistik, die Lebenssituation der Familie und die persönliche Voraussetzung der Mutter für die Bewältigung von Fürsorge und Erziehung. Während der Begleitung der Familie standen die gesunde Entwicklung des Säuglings und die Eltern-Kind-Entwicklung im Vordergrund. Mit der Vermittlung zu Unterstützungs- und Vernetzungsangeboten im Stadtteil konnten Netzwerke vor Ort für die Familien entstehen, die Familien stärken.

3.10 Familienunterstützendes Angebot durch Familienhebammen, Familienkinderkrankenschwestern und Familienpflege, Jugendamt
Die aufsuchende, frühe und unkomplizierte Unterstützung von Familien im familienunterstützenden Angebot hat sich bewährt. Die Arbeit der jeweiligen Berufsgruppen wird von den Familien und dem Jugendamt sehr geschätzt. Es ist ein wichtiges Angebot der Frühen Hilfen. Die Zahl der Selbstmelder hat seit 2012 stetig zugenommen (2016: 68 Selbstmelder von 223 Familien).
Von 2012 bis 2014 gab es eine Steigerung der begleiteten Familien durch die Familienhebammen von 80 auf 108 Familien. 2016 ist die Anzahl der Einsätze auf 58 gefallen.
Insgesamt melden die Beratungszentren sowie die Schwangerschaftsberatungsstellen zurück, dass bei Familien ein hoher Bedarf an Familienunterstützung durch Familienhebammen und auch Familienkinderkrankenschwestern besteht. Allerdings sinkt die Nachfrage, weil eine sichere Vermittlung nicht möglich war.
Eine stadtweit flächendeckende Versorgung ist nicht gewährleistet. Gut versorgt durch Familienhebammeneinsätze waren die Fildervororte, andere Stadtgebiete konnten weniger gut versorgt werden. Dies hängt mit dem Arbeitsort der Familienhebammen zusammen.
2015 hatte das Jugendamt als Ergebnis einer Verhandlung mit den Familienhebammen gute Bedingungen für ihre Tätigkeit geschaffen. Dies konnte die Abnahme der Einsätze nicht aufhalten. Die sinkenden Einsatzzahlen hängen sicherlich auch mit der Gesamtsituation der Hebammen zusammen.
Um eine gleichmäßige und zuverlässige Versorgung der Familien zu gewährleisten, wird das Jugendamt Möglichkeiten zur Erweiterung des Angebots prüfen.


3.11 Familienkinderkrankenschwestern, Gesundheitsamt
Erfreulicherweise konnte im Rahmen des Doppelhaushalts 2016/2017 eine weitere Stelle für eine Familienkinderkrankenschwester geschaffen werden, die im Verlauf des Jahres 2016 besetzt werden konnte; die Einarbeitungsphase war zum Jahresende noch nicht abgeschlossen. Von den damit vorhandenen 500 % Stellenanteilen wurden auch 2016
50 % präventiv eingesetzt, insbesondere für eine niederschwellige Beratung junger Mütter, auch mit schwierigem familiären Hintergrund, in Kinder- und Familienzentren. Demnächst haben fünf der sechs in der Fallarbeit tätigen FKKS eine Weiterqualifikation nach
§ 8a SGB VIII zur Fachkraft Kinderschutz bzw. zur „insofern erfahrenen Fachkraft“.


Zusammenfassung und Ausblick
Das Stuttgarter Konzept Frühe Hilfen bewährt sich gut und die einzelnen Maßnahmen haben sich in der Umsetzung etabliert. Wichtig wird es sein, auf mögliche Schnittstellen zu achten und die existierenden Angebote hin zu einer möglichst transparenten, nachvollziehbaren Gesamtlandschaft zu entwickeln. Hierbei können insbesondere die Netzwerkstrukturen wichtige Hinweisgeber und Abstimmungsorte werden.
Entwicklungsbedarf besteht für das Familienunterstützende Angebot durch Familienhebammen, Familienkinderkrankenschwestern und Familienpflege hinsichtlich der Sicherung der stadtweiten Verfügbarkeit des Angebotes. Handlungsbedarf besteht bei der weiteren Entwicklung und Umsetzung der Homepage Frühe Hilfen.
Aufgrund der steigenden Geburtenzahlen sind die Personalressourcen in den Blick zu nehmen für die Angebote Frühe Hilfen: „Willkommensbesuch“ in den Beratungszentren Jugend und Familie und für die Familieninformation. Damit das Netzwerk Frühe Hilfen dauerhaft gesichert werden kann, müssen auch die Personalressourcen entsprechend zu Verfügung stehen.
Die Landesmittel für das Landesprogramm STÄRKE hat sich seit 2010 um knapp 50 % reduziert. Dies hat Auswirkungen auf die Anzahl der STÄRKE-Angebote für Familien. Zudem ist das Landesprogramm bis Dezember 2018 befristet. Es besteht Handlungsbedarf für eine Abwägung, welche Angebote langfristig und gesichert finanziert werden sollten.






Vorliegende Anträge/Anfragen

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Isabel Fezer
Bürgermeisterin





Anlage 1 - Ausführlicher 5. Sachstandsbericht Frühe Hilfen
Anlage 2 - Gesetzestexte Gesetzliche Grundlagen Frühe Hilfen
Anlage 3 - Info-Flyer "Ansprechpartner Frühe Hilfen", Beratungszentren Jugendamt
Anlage 4 - Konzeption "Guter Start für Familien - gesund und geborgen aufwachsen
in Stuttgart
Anlage 5 - Info-Flyer "Guter Start für Familien - gesund und geborgen aufwachsen in
Stuttgart"
Anlage 6 - "Willkommensfrühstück" - Rahmenkonzept, Eckpunktepapier und Flyer
Anlage 7 - Umsetzungskonzept Homepage Frühe Hilfen
Anlage 8 - STÄRKE Broschüre 2015/16 Stuttgart
Anlage 9 - Übersicht STÄRKE Angebote Modul II 2015/ 2016



Ausführlicher 5. Sachstandsbericht Frühe Hilfen in Anlage 1




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