Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales und gesellschaftliche Integration
Gz: SI
GRDrs 181/2017
Stuttgart,
06/06/2017


Wilde Bühne e. V.: Personalbedarf für das Angebot "TrotzAlter"



Mitteilungsvorlage zum Haushaltsplan 2018/2019


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Sozial- und GesundheitsausschussKenntnisnahmeöffentlich26.06.2017

Bericht:

Das Ausmaß von Sucht und Suchtmittelmissbrauch im höheren Lebensalter wird häufig unterschätzt. In Deutschland konsumieren 27 % der Menschen über 60 Jahre in riskanter Weise Alkohol, 17,5 % rauchen. Bis zu 10 % der älteren Menschen nehmen zu viele psychoaktive Medikamente wie Schlaf-, Schmerz- oder Beruhigungsmedikamente ein. Etwa 14 % der Menschen, die von ambulanten Pflegediensten oder in stationären Einrichtungen der Altenhilfe betreut werden, haben Alkohol- oder Medikamentenprobleme (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS), Jahrbuch Sucht, 2015).

2015 lebten in Stuttgart 138.338 (23,6 %) Personen über 60 Jahre, 56,3 % waren weiblich und 43,7 % männlich. Von diesen Personen hatten 41.528 Personen (30 %) einen
Migrationshintergrund. Knapp die Hälfte (48,2 %) aller Haushalte mit Personen über 60 Jahren sind Einpersonenhaushalte. 4,5 % aller Einwohnerinnen und Einwohner über 65 Jahren bezogen Leistungen zur Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (GRDrs 232/2015 „Ausschreibung Sucht im Alter 2“ Projekt: „Un-abhängig Älter werden - Miteinander im Stadtteil“). Ältere Menschen in Stuttgart werden bisher nur in geringem Umfang durch suchtpräventive Maßnahmen angesprochen: Nur 7 % aller von Suchtpräventionsmaßnahmen erreichten Personen sind älter als 60 Jahre (GRDrs 247/2017 „Jahresbericht 2016 der ambulanten Suchthilfe für die Bereiche Suchtprävention, Beratung, Betreuung und Behandlung“). Es gibt bislang in Stuttgart keine Angebote für die Ziel-gruppe „ältere Menschen“ und keine Zugangswege zu dieser Zielgruppe. Eine Handlungsempfehlung der Gesundheitskonferenz - Tagung 2013: „Gesund älter werden“ besteht darin, Angebote und Zugangswege zu initiieren, auf deren Grundlage Kompetenzen zu den Themen Suchtprävention und Gesundheitsförderung im Alter verankert werden.


Mit „TrotzAlter: unabhängig, mittendrin“ wurde als gemeinsames Projekt des Gesundheitsamts der Landeshauptstadt Stuttgart und des Stuttgarter Suchthilfeverbunds ein ganzheitliches, wohnortnahes und sozialraumorientiertes Konzept zur Suchtprävention und Gesundheitsförderung für Menschen ab 55 Jahren entwickelt und in die bereits bestehenden Versorgungsstrukturen des Stadtbezirks Vaihingen eingebettet. Mit den GRDrs 232/2015 „Ausschreibung „Sucht im Alter 2 Projekt „Un-abhängig Älter werden - Miteinander im Stadtteil“, GRDrs 894/2015 „TrotzAlter: unabhängig, mittendrin - Bericht zum derzeitigen Stand des Projektes“ und GRDrs 846/2016 „TrotzAlter: unabhängig, mittendrin - Bericht zum derzeitigen Stand des Projektes“ wurde dem Sozial- und Gesundheitsausschuss über das Projekt berichtet.

Aktuell fördert die Landeshauptstadt Stuttgart 1,5 Stellen der Wilden Bühne e. V.,
0,2 Stellen werden über Eigen- und Projektmittel finanziert.

Im Rahmen von „TrotzAlter: unabhängig, mittendrin“ konzipierte die Wilde Bühne e. V. eine Themenreihe „Spätlese - Glück im Alter“ (Improvisationstheater für Seniorinnen und Senioren) und entwickelte Theaterstücke zu Lebenslagen und Schicksalen älterer Menschen, die Themen der Suchtprävention und Gesundheitsförderung ansprechen. Durch den anschließenden Austausch oder die Interaktion während der Vorstellungen werden Problemlösungskompetenzen, Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie Reflexionsvermögen bei den Seniorinnen und Senioren gefördert. Durch Informationsweitergabe und Aufklärung wird ein Entwicklungsprozess eingeleitet, bei dem vermittelt wird, dass die Aus-einandersetzung mit den angesprochenen Themen auch positive Auswirkungen auf die eigene Lebensqualität beim Älterwerden haben kann.

Mit den bisherigen Angeboten der Wilden Bühne e. V. im Rahmen des Projekts „TrotzAlter: unabhängig, mittendrin“ wurden 2015 und 2016 insgesamt 13 % aller Endadressatinnen und Endadressaten (Abbildung 1) erreicht. Darüber hinaus leistet die Wilde Bühne e. V. auch im Projekt wertvolle Multiplikatorenarbeit in Form von kollegialer Beratungen, Schulungen und Informationsveranstaltungen zu den Themen Sucht im Alter und Übergangsbegleitung.

Abbildung. 1: Anzahl der erreichten Personen im Projekt „TrotzAlter“


Der aktuelle Stand der Anfragen an die Wilde Bühne e. V. zum Thema Suchtprävention im Alter und Übergangsbegleitung ist durch die im Rahmen des Projekts „TrotzAlter“ vergebenen Projektmittel gedeckt. Nach Ablauf der Projektzeit, 30.06.2018, werden diese Anfragen die Kapazitätsgrenzen der Wilden Bühne e. V. überschreiten.

Das Projekt „TrotzAlter: unabhängig, mittendrin“ und damit auch die durchgeführten Maßnahmen der Wilden Bühne e. V. werden vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit (ZI) nach Projektende evaluiert.

Aus sozialplanerischen Erwägungen wird das Angebot „TrotzAlter“ der Wilden Bühne e. V. als bedarfsgerecht, zeitgemäß und dauerhaft erforderlich erachtet.

Ausgehend von den geltenden Förderkriterien und unter Berücksichtigung einer jährlichen TVöD-Erhöhung von 2 % errechnet sich für die beantragte 0,25-Stelle ab 01.07.2018 ein zusätzlicher Mittelbedarf von 7.443 EUR für das Jahr 2018 und von 15.166 EUR/Jahr ab 2019.

Die Träger des Suchthilfeverbundes haben darüber hinaus die Erhöhung des Förder-satzes von 77,5 % auf 80 % und die Erhöhung der Sachkostenpauschale von 3.500 EUR/
Vollkraftstelle auf 4.600 EUR/Vollkraftstelle ab dem Jahr 2018 beantragt. Zu den finanziellen Auswirkungen wird auf GRDrs 180/2017 „Erhöhung des Fördersatzes und der Sachkostenpauschale der Träger der Suchthilfe in der Landeshauptstadt Stuttgart“ verwiesen.



Finanzielle Auswirkungen


Ergebnishaushalt (zusätzliche Aufwendungen und Erträge):
Maßnahme/Kontengruppe
2018
TEUR
2019
TEUR
2020
TEUR
2021
TEUR
2022
TEUR
2023 ff.
TEUR
1.31.60.01.00.00-500 Förderung freier Träger der Wohlfahrtspflege / 430 Transferaufwendungen
7
15
15
15
15
15
Finanzbedarf
7
15
15
15
15
15
Für diesen Zweck im Haushalt/Finanzplan bisher bereitgestellte Mittel:
Maßnahme/Kontengruppe
2018
TEUR
2019
TEUR
2020
TEUR
2021
TEUR
2022
TEUR
2023 ff.
TEUR
1.31.60.01.00.00-500 Förderung freien Träger der Wohlfahrtspflege / 430 Transferaufwendungen
3.784
3.848
3.848
3.848
3.848
3.848

Das Fachamt hat insgesamt 30 Mitteilungsvorlagen für die Haushaltsplanberatungen 2018/2019 gefertigt. Die darin enthaltenen Maßnahmen sind eine konsequente Beschränkung auf die wesentlichsten Bedarfe aus Sicht der Fachverwaltung und keine abschließende Wertung aller notwendigen Vorhaben. Im Juli 2017 wird die Fachverwaltung eine priorisierte Übersicht vorlegen.








Mitzeichnung der beteiligten Stellen

Referat WFB hat Kenntnis genommen, ist aber der Auffassung, dass es nicht zwangsläufig Aufgabe der Landeshauptstadt Stuttgart ist, den Wegfall der Finanzierung aus Drittmitteln durch städtische Fördermittel zu kompensieren. Vor einer Entscheidung über die Weiterführung des Angebots sollte aus Sicht der Finanzverwaltung die Evaluation des Projekts, die nach Projektende vorgenommen wird, abgewartet werden.

Vorliegende Anträge/Anfragen

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Erledigte Anträge/Anfragen

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Werner Wölfle Bürgermeister


Anlagen:

1. Antrag des Trägers vom 08.02.2017





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GRDrs 181_2017 Anl. 1.pdf