Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Kultur/Bildung und Sport
Gz: KBS
GRDrs 71/2014
Stuttgart,
02/04/2014



Schulentwicklungsplan 2009-2020 für die allgemein bildenden Schulen der Landeshauptstadt Stuttgart
- Sachstand und Fortschreibung Schulentwicklungsplan
- Aufhebung weiterer Werkrealschulstandorte
- Perspektiven zur Weiterentwicklung der Sekundarstufe I




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Verwaltungsausschuss
Schulbeirat
Bezirksbeirat Mühlhausen
Bezirksbeirat Sillenbuch
Verwaltungsausschuss
Gemeinderat
Einbringung
Beratung
Beratung
Beratung
Vorberatung
Beschlussfassung
nicht öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
öffentlich
19.02.2014
25.02.2014
25.02.2014
26.02.2014
12.03.2014
13.03.2014



Beschlußantrag:

1. Vom Sachstandsbericht über die Schulentwicklungsplanung 2009-2020 für die allgemein bildenden Schulen der Landeshauptstadt Stuttgart (Anlage 1) wird Kenntnis genommen.

2. In Folge der weiter rückläufigen Schülerzahlen an den Werkrealschulen werden folgende Standorte sukzessive aufgehoben:
3. Die in Anlage 2 dargestellten Perspektiven zur Weiterentwicklung der Sekundarstufe I werden zur Kenntnis genommen. Die Verwaltung wird beauftragt, die darin dargelegten Eckpunkte der weiteren Schulentwicklungsplanung zu Grunde zu legen.


Begründung:


1. Sachstand Schulentwicklungsplanung

Bereits mit GRDrs 902/2012 wurde im vergangenen Jahr ein Bericht zum damaligen Stand der Schulentwicklungsplanung für die allgemein bildenden Schulen vorgelegt. Mit der vorliegenden Beschlussvorlage soll gut ein Jahr später erneut ein kurzer Zwischenbericht dargelegt werden. Von den mit GRDrs 358/2011 mit Abschluss der ersten Projektphase der Schulentwicklungsplanung beschlossenen 48 Prüfaufträgen konnte ein Großteil zwischenzeitlich weiterentwickelt, bearbeitet und teilweise bereits in eine Umsetzung überführt werden. In allen Projektphasen wird dabei auf eine enge und kontinuierliche Beteiligung der Schulgemeinden sowie der weiteren Partner vor Ort Wert gelegt.

Gleichzeitig ist zu konstatieren, dass in Folge der vielfältigen Umbrüche in der Bildungslandschaft eine Vielzahl weiterer Aufträge und Maßnahmen über die ursprünglichen 48 Handlungsempfehlungen hinaus als Aufgabenfelder hinzugekommen sind. Dies beinhaltet in erster Linie sowohl schulorganisatorische Maßnahmen in Folge der Einführung der Schulart Gemeinschaftsschule, der zunehmenden Nachfrage nach inklusiven Beschulungsangeboten sowie des veränderten Übertrittverhaltens auf die weiterführenden Schulen als auch bauliche Maßnahme in Folge der Fortschreibung des Sanierungsprogramms Schulen sowie des weiteren Ausbaus von Ganztagesschulen.

Diese vielfältigen und oftmals parallel verlaufenden Entwicklungen haben zur Folge, dass mittlerweile an einem Großteil der allgemein bildenden Schulstandorte in Stuttgart ein konzeptioneller und/oder baulicher Entwicklungsprozess angestoßen werden konnte bzw. in weiteren Fällen noch bevorsteht.

In Fortführung des mit GRDrs 902/2012 dargelegten Sachstandsberichts enthält Anlage 2 eine kompakte Übersicht über den derzeitigen Bearbeitungsstand der mit GRDrs 358/2011 beschlossenen Prüfaufträge. Darüber hinaus werden auch für andere Schulstandorte die wesentlichen Entwicklungen und Meilensteine des letzten Jahres in den Bereichen Betreuung und Ganztag, Schulentwicklung sowie Bau dargestellt.

Zwischen Dezember 2013 und Januar 2014 wurden mit den Schulleitungen sowie Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorstehern aller Planbereiche wie bereits in den vergangenen Jahren Informations- und Diskussionsrunden im Schulverwaltungsamt zum aktuellen Stand der Schulentwicklungsplanung durchgeführt. Neben einem ersten Austausch zu den in Anlage 2 dargestellten Überlegungen zur Sekundarstufe I wurden zahlreiche schulspezifische Probleme und Anfragen angesprochen, die im Weiteren durch das Schulverwaltungsamt bearbeitet werden. Darüber hinaus wurden von den Schulen im Rahmen der Diskussion wertvolle Einschätzungen zu verschiedenen aktuellen Themenstellungen rückgemeldet:

· Mit dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung steht für Eltern zunehmend der Wunsch nach einem hochwertigen Bildungsabschluss im Vordergrund der Wahl einer weiterführenden Schule. Auch werden die zahlreichen Beratungsangebote der Schulen (Beratungsgespräche, Infoabende, etc.) oftmals nicht mehr in Anspruch genommen. Ein Großteil der Schulleitungen geht davon aus, dass dieser Trend zu höherwertigeren Bildungsabschlüssen und damit die hohe Übertrittsquote insbesondere auf die Gymnasien auch in den nächsten Jahren weiter anhalten und eine „Normalisierung“ eher langfristig eintreten wird.

· Die weiterführenden Schulen sehen sich spätestens mit der weggefallenen Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung mit einer stetig heterogener werdenden Schülerschaft konfrontiert. Die damit verbundene Herausforderung, den unterschiedlichen Leistungsniveaus der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden, macht in vielen Fällen die Weiterentwicklung bereits bestehender Förderkonzepte notwendig.

· Hieraus folgt eine Verstetigung der bereits seit längerer Zeit zu beobachtenden Zunahme von Schülerinnen und Schüler, die insbesondere in den Klassenstufen 7 bis 9 nicht mehr in der Lage sind, dem Bildungsgang zu folgen beziehungsweise das Klassenziel zu erreichen (Versetzungsordnung). Daher muss eine zunehmende Zahl an Jugendlichen das Gymnasium bzw. die Realschule in Richtung Realschule bzw. Werkrealschule verlassen („Rückläufer“).

· Das Thema inklusive Beschulung ist mittlerweile als zentrales Handlungsfeld in den Schulen angekommen. Die nach wie vor fehlenden gesetzlichen Rahmenbedingungen werden jedoch in vielen Fällen zunehmend als Schwierigkeit gesehen. Insbesondere die in der Regel unzureichenden sonderpädagogischen Personalressourcen, die fehlenden räumlichen Rückzugs- und Differenzierungsmöglichkeiten sowie die Tatsache, dass inklusive Schülerinnen und Schüler nach wie vor an der allgemeinen Schule nicht zum Klassenteiler gerechnet werden dürfen, stellt vielerorts eine deutliche Hürde dar.

· Teilweise als Folge einer veränderten Schülerschaft wird von einigen Schulen eine spürbare Zunahme der Nachfrage nach Privatschulen festgestellt. Insbesondere die privaten Gymnasien werden in diesem Zusammenhang oft als „elitäre Rückzugsorte“ verstanden, was von den Schulleitungen in der Regel als kritischer Entwicklungstrend gesehen wird. Insbesondere im Innenstadt-Bereich wirken sich zudem verstärkt auch Realschulangebote in freier Trägerschaft auf die öffentliche Schullandschaft aus. Grundsätzlich sieht ein Großteil der Schulen die Notwendigkeit, die Einrichtung weiterer Privatschulen bzw. den Ausbau bereits bestehender Standorte kritisch zu begleiten und strukturelle sowie inhaltliche Auswirkungen auf das öffentliche Schulsystem zu berücksichtigen.

· Mit der Zunahme von Flüchtlingen in Stuttgart steigt im schulischen Bereich auch der Bedarf an Vorbereitungsklassen, in denen ausländische Kinder und Jugendliche die für den Besuch einer Regelklasse notwendigen Deutschkenntnisse erwerben können. Während dieser Bedarf speziell im Grundschulbereich in der Regel durch die Einrichtung weiterer Klassen durch das Staatliche Schulamt bedarfsgerecht aufgefangen werden kann, ergibt sich insbesondere Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren zunehmend die Problematik, dass für diese Altersgruppe nur eingeschränkt Angebote zur Verfügung stehen.


2. Weitere Reduzierung der städtischen Werkrealschulstandorte

Mit GRDrs 902/2012 wurde die Zahl der städtischen Werkrealschule in Folge der stark rückläufigen Nachfrage nach dieser Schulart deutlich reduziert. Von bislang 34 eingerichteten Werkrealschulen sollten ab dem Schuljahr 2013/2014 nur noch 17 Standorte Schülerinnen und Schüler in Klassenstufe 5 aufnehmen, ab dem Schuljahr 2014/2015 noch 15 Standorte. Die restlichen Standorte laufen sukzessive als Werkrealschulen aus. Eine entscheidende Zielsetzung dieser Standortreduzierung war neben einer verbesserten Sicherheit für anstehende Investitionsmaßnahmen auch, die dabei verbleibenden Werkrealschulstandorte für die nächsten Jahre im Rahmen ihrer jeweiligen räumlichen Zügigkeit zu stärken und als handlungsfähige Organisationseinheiten in entsprechender Größe zu sichern.

Auch im aktuellen Schuljahr 2013/2014 ist der Anteil der Übertritte auf die städtischen Werkrealschulen jedoch weiter sichtbar zurückgegangen. Mit einer Übertrittsquote von derzeit noch 8,3% (Vorjahr: 10,7%) ist die Nachfrage an den Werkrealschulen nach wie deutlich rückläufig. Insgesamt haben sich noch 343 Schülerinnen und Schülern in Klassenstufe 5 für eine städtische Werkrealschule entschieden. Dies entspricht in absoluten Zahlen im Vergleich zum vergangenen Schuljahr einem erneuten Rückgang von rund 150 Schülerinnen und Schülern.

Von den 17 verbleibenden Werkrealschulen konnten trotz deutlich verringerter Standortzahl zwei Schulen (Friedensschule und WRS Heumaden) keine eigenständige fünfte Klasse bilden. An drei weiteren Standorten konnte eine Eingangsklasse nur ausnahmsweise gebildet werden, da die Anzahl der Schülerinnen und Schüler unter der zur Bildung einer Klasse notwendigen Mindestgröße von 16 lag. Nur an drei der 17 Standorte kamen zwei Eingangsklassen zustande.

Vor diesem Hintergrund ist es unumgänglich, in einem nächsten Schritt weitere Werkrealschulstandorte aufzugeben, um ein „langsames Sterben“ und damit eine grundlegende Schwächung aller Werkrealschulen in Stuttgart zu vermeiden. Bei der Auswahl der Standorte wurden erneut die mit GRDrs 902/2012 definierten Kriterien (u. a. regionale Bedarfsentwicklung, Raumsituation, bestehende Standortqualitäten, Erreichbarkeit und Nachnutzungsmöglichkeiten) zu Grunde gelegt, wobei der regionalen Bedarfslage eine besondere Bedeutung beigemessen wurden.

Die Werkrealschule Heumaden konnte im aktuellen Schuljahr mit nur 5 Anmeldungen bereits zum zweiten Mal in Folge keine eigenständige fünfte Klasse bilden, derzeit werden die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 und 6 in einer kombinierten Klasse unterrichtet. Hintergrund hierfür ist nicht zuletzt die traditionell geringe Übertrittsquote auf die Werkrealschulen im Stuttgarter Filderraum. So beträgt diese im Stadtbezirk Sillenbuch aktuell gerade noch 3,7%. Die GWRS Heumaden entwickelt sich damit de facto bereits zu einer reinen Grundschule. Eine Nachnutzung des Schulstandorts – auch angesichts des anstehenden Neubaus der Turnhalle mit Lehrschwimmbecken (GRDrs 635/2012) – ist einerseits durch die Grundschule mit der angestrebten Perspektive Ganztagesschule sowie anderseits durch bestehende Überlegungen hinsichtlich einer verstärkten Kooperation mit der Birken-Realschule (siehe Anlage 2) sinnvoll gegeben.

Trotz einer mit 13,6% im Vergleich zur gesamtstädtischen Entwicklung noch überdurchschnittlichen Übertrittsquote auf die Werkrealschulen ergibt sich auch im Stadtbezirk Mühlhausen keine ausreichende Nachfrage, um beide derzeit noch bestehenden Standorte in entsprechender Größe erhalten zu können. Aktuell werden an den beiden Mühlhausener Werkrealschulen Herbert-Hoover-Schule und Jörg-Ratgeb-Schule noch 38 Schülerinnen und Schüler in zwei Klassen der Klassenstufe 5 beschult. Angesichts der eklatanten räumlichen Defizite im gymnasialen und teilweise auch im Realschulbereich in Freiberg und der sich daraus ergebenden Notwendigkeit zur Neuordnung des Schulzentrums (siehe Anlage 2) ist eine frühzeitige Grundsatzentscheidung erforderlich. Mit der Uhlandschule befindet sich eine aufnahmefähige Werkrealschule für Freiberger Schülerinnen und Schüler in nach wie vor zumutbarer Entfernung, eine Anbindung an den ÖPNV ist ebenso beim Werkrealschulstandort in Neugereut gegeben.


3. Perspektiven zur Weiterentwicklung der Sekundarstufe I

Bereits im Rahmen der Schulentwicklungsplanung für die allgemein bildenden Schulen 2009-2020 wurde ein besonderer Handlungsschwerpunkt auf den Bereich der Sekundarstufe I gelegt. Mit dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung haben sich wie bereits dargestellt nochmals deutliche Verschiebungen zwischen den weiterführenden Schularten ergeben, so dass eine grundlegende Neuausrichtung des Sekundarbereichs in Stuttgart notwendig wurde.

Mit GRDrs 902/2012 hat die Schulverwaltung als ersten Baustein dieser Weiterentwicklung eine deutliche Reduzierung der städtischen Werkrealschulstandorte vorgeschlagen. Primäres Ziel dieser Reduzierung war es, das Angebot an Werkrealschulen in Stuttgart auch bei sinkender Nachfrage weiterhin bedarfsgerecht aufrecht erhalten zu können, und gleichzeitig den zunehmenden Bedarfen der Realschulen und insbesondere der Gymnasien gerecht zu werden.

Die drastisch sinkende Nachfrage an den Werkrealschulen, die Ankündigung es Landes, dass auch an Realschulen zukünftig ein Hauptschulabschluss möglich sein soll, sowie die Einführung der Gemeinschaftsschule als zusätzliche Schulart der Sekundarstufe I machen es erforderlich, den bereits im Rahmen der Schulentwicklungsplanung eingeschlagenen Weg zur Weiterentwicklung des weiterführenden Schulsystems fortzusetzen. Dabei geht angesichts dieser Entwicklungen die städtische Schulverwaltung bereits seit längerer Zeit dazu über, die Schularten Werkrealschule, Realschule sowie Gemeinschaftsschule in einer integrierten Planung für die Sekundarstufe I neben den Gymnasien zusammenzufassen.
Situation im Schuljahr 2013/2014 an den weiterführenden Schulen


Im aktuellen Schuljahr 2013/2014 werden in Klassenstufe 5 an den 36 Standorten in der Sekundarstufe I insgesamt 1566 Schülerinnen und Schüler beschult. Dies setzt sich zusammen aus 343 Schülerinnen und Schüler an Werkrealschulen, 1175 an den Realschulen sowie 48 an der derzeit einzigen Gemeinschaftsschule in Stuttgart-Münster. Bei räumlichen Kapazitäten an diesen 36 Standorten für mindestens 2255 Schülerinnen und Schüler ergibt hier auch nach der im vergangenen Jahr erfolgten Reduzierung der Werkrealschulstandorte eine Auslastung von lediglich rund 70%.

Dem gegenüber zeigt sich eine mittlerweile als prekär zu bezeichnende Situation an den 26 öffentlichen Gymnasien in Stuttgart. Bereits mit GRDrs 321/2013 hat die Verwaltung einen umfassenden Bericht zur Situation der Gymnasien vorgelegt. Als Fazit hieraus ist festzuhalten, dass die räumlichen Kapazitäten an dieser Schulart bereits seit mehreren Jahren nicht mehr ausreichen, um die nach wie vor zunehmende Zahl an Schülerinnen und Schülern zu beschulen. So werden im aktuellen Schuljahr in der Eingangsstufe 2312 Schülerinnen und Schüler in 86 Klassen beschult. Die räumliche Kapazitätsgrenze liegt hingegen bei maximal 2133 Schülerinnen und Schüler je Jahrgangsstufe. Die sich hieraus ergebende Auslastung von über 108% ist nur deshalb noch zu bewältigen, da viele Schulen sich durch so genannte Wanderklassen, d. h. Klassen ohne festen Klassenraum, behelfen, oder in geringem Maße noch von den schwächeren Jahrgangsbreiten früherer Jahre räumlich profitieren. Grundsätzlich wird sich aber bereits zum nächsten Schuljahr die Notwendigkeit ergeben, mit den Schulen die Einrichtung von Außenstellen insbesondere an bisherigen Werkrealschulstandorten zu diskutieren. Andernfalls ist eine Versorgung des gymnasialen Schüleraufkommens nicht mehr sicherzustellen.

Für das kommende Schuljahr 2014/2015 ist davon auszugehen, dass erneut mindestens 86-88 Eingangsklassen an den Gymnasien gebildet werden müssen. Um diese weiterhin hohe Nachfrage auch kurzfristig versorgen zu können, hat die Verwaltung den Schulen folgende Optionen zur Einrichtung zusätzlicher Klassen vorgeschlagen:

· Einrichtung einer Außenstelle des Wirtemberg-Gymnasiums am Standort Steinenbergschule

· Einrichtung einer Außenstelle des Wilhelms-Gymnasiums am Standort Filderschule

· Bildung zusätzlicher Eingangsklassen am Königin-Charlotte-Gymnasium durch Nachnutzung von Räumlichkeiten der auslaufenden Werkrealschule Riedseeschule

· Bildung zusätzlicher Eingangsklassen an der Jörg-Ratgeb-Schule durch Nutzung vorhandener Raumkapazitäten im Schulverbund.

Neben den Veränderungen im Übertrittsverhalten und den daraus resultierenden Verschiebungen zwischen den weiterführenden Schularten gilt es in Stuttgart darüber hinaus den demografischen Faktor entsprechend zu berücksichtigen. Entgegen des allgemeinen Trends ist in der Landeshauptstadt in den nächsten Jahren mit stabilen bis leicht ansteigenden Schülerzahlen zu rechnen. Dies zeigt sowohl ein Vergleich der aktuellen Altersjahrgänge mit den Zahlen vergangener Jahre als auch ein Blick auf die derzeitige Situation in den Grundschulen. Während in Klassenstufe 4 derzeit stadtweit rund 4100 Schülerinnen und Schüler an öffentlichen Schulen beschult werden, sind es in Klassenstufe 1 rund 4300 Schülerinnen und Schüler.

Unter Zugrundelegung dieser demografischen Entwicklung wurden durch die Schulverwaltung zwei Szenarien zur Entwicklung der Sekundarstufe I in den nächsten 4-6 Jahren berechnet. Szenario 1 geht von einer anhaltend hohen gymnasialen Nachfrage von rund 60% aus. Dem gegenüber steht somit ein Potenzial für die weitere Sekundarstufe I (Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen) von rund 40%. Szenario 2 hingegen basiert auf der Annahme, dass die Nachfrage an den Gymnasien ihren Höhepunkt erreicht und in den nächsten Jahren wieder leicht rückläufig sein wird. Dies könnte insbesondere durch die weitere Einrichtung von Gemeinschaftsschulen und eine zunehmende Akzeptanz dieser neuen Schulart auch seitens derer Eltern, die für ihr Kind bislang das Gymnasium als weiterführende Schulart vorsahen, der Fall sein.

Aus der Kombination dieser beiden Szenarien ergibt sich ein „Korridor“ für das mittelfristige Potenzial der Sekundarstufe I, der sich zwischen rund 1650 und 1850 Schülerinnen und Schülern bewegt. Die weitere Darstellung geht dabei von einem Potenzial von maximal 1800 Schülerinnen und Schüler pro Jahrgang in der Sekundarstufe I aus. Bei einem planerischen Klassenteiler von 25 (offizieller Klassenteiler 30 bzw. 28) ergibt sich somit für die nächsten Jahre im Maximum ein Potenzial von 72 Klassenzügen.

Aktuell stehen an den 36 weiter bestehenden Standorten (Werkrealschulen, Realschulen, Gemeinschaftsschule) Kapazitäten für 83,5 Züge zur Verfügung, so dass auch nach der im vergangenen Jahr erfolgten Konzentration der Werkrealschulstandorte nach wie vor von einer „Überversorgung“ der Sekundarstufe I ausgegangen werden muss, wenngleich sich diese zwischen den einzelnen Schularten und Stadtbereichen selbstverständlich sehr unterschiedlich darstellen kann. Gleichzeitig zeigen sich wie aufgezeigt an den Gymnasien teilweise eklatante räumliche Engpässe, die entsprechende schulorganisatorische Maßnahmen zum Ausgleich dieses strukturellen Ungleichgewichts dringend notwendig machen.

Anlage 1 schreibt die mit GRDrs 902/2012 skizzierte Entwicklungsperspektive für die Stuttgarter Schullandschaft in den einzelnen Planbereichen fort. Vorrangiges Ziel ist hierbei die Schaffung einer Diskussionsgrundlage im Rahmen der Schulentwicklungsplanung für die grundsätzliche Verteilung und Größe von Standorten der Sekundarstufe I. Hinsichtlich der jeweiligen Schulart an diesen Standorten (Werkrealschule, Realschule oder Gemeinschaftsschule) wird der derzeitige Diskussionsstand wiedergegeben. Dieses Thema wird auf Basis einer grundlegenden Standortstruktur gemeinsam mit den Schulgemeinden im Rahmen der weiteren konkreten Ausgestaltung der Standorte zu entwickeln sein.

Mögliche Standorte und Züge (Perspektive 2020)





Insbesondere die dabei aufgezeigten Gemeinschaftsschulen sind somit als Vorschlag der Schulverwaltung unter Berücksichtigung der äußeren Rahmenbedingungen sowie der jeweiligen Interessenslage an den Schulen zu verstehen. Dabei wurde auch im Einvernehmen mit dem Staatlichen Schulamt Stuttgart Wert darauf gelegt, dass künftige Gemeinschaftsschulen nicht mehr als Fortschreibung bestehender Werkrealschulen dargestellt wurden, sondern in der Regel aus Realschulen oder aus der Kooperation mit einer Realschulen entwickelt werden. Nur so ist im Rahmen eines weiteren Ausbaus von Gemeinschaftsschulen in Stuttgart auch eine langfristige Akzeptanz und Stabilität dieser Standorte sowie ein breites Leistungsspektrum in der Schülerschaft als Kernprinzip dieser Schulart sicherzustellen.

In Summe werden mit diesem Standortvorschlag als weitere Diskussionsgrundlage 71 Züge der Sekundarstufe I abgebildet. Das für die nächsten Jahre prognostizierte maximale Potenzial von 72 Zügen der Sekundarstufe I kann somit dargestellt werden. Die damit verbundenden Einschätzungen der Schulverwaltung und teilweise auch noch offenen Fragen sind in Anlage 2 für die einzelnen Stadtbezirke und Planbereiche aufgezeigt.

Durch die bereits beschlossenen baulichen bzw. die vorgeschlagenen schulorganisatorischen Maßnahmen an Gymnasien können darüber hinaus perspektivisch bis zu 87 Gymnasialzüge dargestellt werden. Bereits im Schuljahr 2013/2014 mussten bei einer aktuellen Kapazität von 79 Zügen jedoch 86 Eingangsklassen gebildet werden, so dass bei einer zu erwartenden weiteren Zunahme der Schülerzahlen selbst bei Umsetzung aller vorgeschlagenen Maßnahmen zusätzliche gymnasiale Angebote notwendig sein werden. Neben dem dargestellten Aufbau eines gymnasialen Angebots in Hedelfingen, anfänglich durch eine Außenstelle des Wirtemberg-Gymnasiums, wurde hierzu bereits im Rahmen des Schulentwicklungsplans 2009-2020 ein weiterer gymnasialer Standort im Innenstadtbereich vorgeschlagen. Mit diesem könnten langfristig mindestens 3 zusätzliche Züge gewonnen und somit perspektivisch rund 90 Gymnasialzüge angeboten werden.


Finanzielle Auswirkungen

Die konkreten finanziellen Auswirkungen durch eine weitere Reduzierung der städtischen Werkrealschulstandorte können derzeit nicht beziffert werden. Es ist davon auszugehen, dass durch die hierdurch frei werdenden räumlichen Ressourcen notwendige Sanierungsmaßnahmen nachhaltiger erfolgen und anstehende Investitionen präziser gemäß den tatsächlichen Bedarfen umgesetzt werden können.


Beteiligte Stellen

Keine

Vorliegende Anträge/Anfragen

Keine

Erledigte Anträge/Anfragen

Keine



Dr. Susanne Eisenmann

Anlagen

Anlage 1: Sachstand Schulentwicklungsplanung
Anlage 2: Perspektiven zur Weiterentwicklung der Sekundarstufe I in den Planbereichen





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GRDrs 71_2014 Anlage 1.pdfGRDrs 71_2014 Anlage 1.pdfGRDrs 71_2014 Anlage 2.pdfGRDrs 71_2014 Anlage 2.pdf