Protokoll: Betriebsausschuss Leben und Wohnen des Gemeinderats der Landeshauptstadt StuttgartNiederschrift Nr.
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VerhandlungDrucksache:
GZ:
Sitzungstermin: 23.01.2017
Sitzungsart: öffentlich
Vorsitz: BM Wölfle
Berichterstattung:Frau Boll-Simmler (Wohnheim Nordbahnhofstraße),
Frau Leutert-Ehring (Neeffhaus)
Protokollführung: Frau Gallmeister fr
Betreff: Wohnungslosenhilfe: Bedeutung der stationären Langzeithilfe für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten
- Erfahrungen und Beispiele des Eigenbetriebs Leben
und Wohnen
- mündlicher Bericht -

Die zu diesem Tagesordnungspunkt gezeigte Präsentation ist dem Protokoll als Dateianhang hinterlegt. Aus Datenschutzgründen wird sie nicht im Internet veröffentlicht. Dem Originalprotokoll und dem Protokollexemplar für die Hauptaktei ist sie in Papierform angehängt.


Anhand der Präsentation erläutert zunächst Frau Leutert-Ehring die Bedeutung der stationären Langzeithilfe für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten. Sie geht auf die gesetzliche Grundlage (§§ 67 und 68 SGB XII), die Angebote und Zugänge zur Wohnungsnotfallhilfe in Stuttgart ein. Insgesamt gebe es mehr als 1.800 Plätze in Wohnangeboten von zehn Trägern in Stuttgart. Die Vermittlung erfolge über Fachberatungsstellen. Zielgruppe der stationären Langzeithilfe sind Menschen, die für noch nicht absehbare Dauer in allen Lebensbereichen Struktur, Anleitung und Unterstützung benötigen; mit einer individuell unterschiedlichen Kombination von Problemlagen in verschiedenen sozialen und gesundheitlichen Bereichen, die in ihren Alltagskompetenzen so eingeschränkt sind, dass ambulante Langzeithilfe nicht mehr ausreicht. Seit Mitte 2016 arbeite die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) an einem Positionspapier "Wohnungslosenhilfe in stationären Einrichtungen". Ziel sei die Entwicklung einer gemeinsamen Position, wie diese Bedarfe befriedigt werden können. Am Ende des Prozesses werde ein gedrucktes Positionspapier aufgelegt, das sie zu gegebener Zeit an die Ausschussmitglieder verteilen könne.

Frau Boll-Simmler stellt das Angebot der Langzeithilfe im ELW vor. Ein sicheres Wohnverhältnis im eigenen Zimmer sei die absolute Grundvoraussetzung für Männer und Frauen, um erst einmal zur Ruhe zu kommen. Sowohl im Neeffhaus als auch im Wohnheim Nordbahnhofstraße werde anbietend gearbeitet. Bei der hauswirtschaftlichen Versorgung gebe es die Möglichkeit, dass die Männer im Wohnheim sich mit bis zu drei Mahlzeiten am Tag selbst versorgen könnten, es könnten aber auch drei Mahlzeiten eingenommen werden. Die Reinigung ihrer Zimmer übernähmen zahlreiche Männer selbst, andere müssten ihre Zimmer putzen lassen, da sie selbst körperlich dazu nicht mehr in der Lage seien.

Zum Thema Soziale Beziehung merkt Frau Boll-Simmler an, dass jeder Bewohner/jede Bewohnerin einen Bezugsbetreuer habe, der sich um die jeweilige Person kümmere. Es werde auch versucht, die Verbindung im Stadtteil zu halten, um die Männer und Frauen im Stadtteil präsent zu haben, um eine normale Anbindung in den Stadtteil zu gewährleisten. Es werde auf freiwilliger Basis mit Biografiebögen gearbeitet, welche die Bewohner/-innen, die ins Wohnheim Nordbahnhofstraße oder ins Neeffhaus einziehen, ausfüllten. Wichtig sei auch die Tagesstruktur. Hier würden ebenfalls Angebote gemacht, die angenommen werden könnten; zahlreiche Klienten nähmen diese Angebote in Anspruch, andere gar nicht.

Der geschützte Rahmen sei im Neeffhaus und im Wohnheim Nordbahnhofstraße ganz unterschiedlich. Frauen benötigten einen völlig geschützten Rahmen mit einer Pforte, die immer besetzt sei, um Eingangs- und Ausgangskontrollen durchzuführen. Dies sei bei den Männern im Wohnheim Nordbahnhof nicht so. Für die Männer sei es ein geschützter Rahmen, mit anderen Männern zusammenzuwohnen, die ein ähnliches Schicksal hätten. Durch die individuelle Angebotsvielfalt könne in fast allen Fällen den Bewohnern ein Leben in Würde ermöglicht werden.

StR Dr. Reiners (CDU) dankt den beiden Berichterstatterinnen für ihre Ausführungen. Die stationäre Langzeithilfe für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten stellt seines Erachtens ein sehr wichtiges Angebot der Landeshauptstadt Stuttgart dar, das dann greife, wenn es keine anderen Möglichkeiten mehr gebe. Es sei auch deshalb wichtig, da es die Würde des Menschen nachhaltig tangiere.

Er halte es für sehr wichtig, dass soziale Einrichtungen gut miteinander vernetzt arbeiten, da ein Großteil der Bewohner irgendwann in ein Pflegeheim übergeleitet wird. Wünschenswert wäre es, wenn die Zahl derjenigen, die in privaten Wohnraum wechseln können, erhöht werden könnte, was allerdings schwierig sei.

Namens ihrer Fraktion dankt StRin Rühle (90/GRÜNE) ebenfalls für die Berichterstattung. Positiv bewerte ihre Fraktion, dass die Angebote bei der stationären Langzeithilfe sehr breit angelegt sind.

StR Ehrlich (SPD) dankt Frau Leutert-Ehring und Frau Boll-Simmler für ihre Berichterstattung und zeigt sich beeindruckt, wie intensiv und zuwendend sich Menschen um andere Menschen kümmern, die einfach nicht ins normale Leben zu passen scheinen. Der Dank gelte allen Personen, die in diesem Bereich mitarbeiten. Gespannt sei er auf das Papier der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe.

Auf die aufgeworfenen Fragen geht Frau Boll-Simmler wie folgt ein: Das Altersspektrum in der Langzeithilfe sehe so aus, dass die Jüngsten um die 40 Jahre alt und die Ältesten um die 80 Jahre alt seien. Der Durchschnitt von 61 Jahren sei dabei sehr repräsentativ, da die meisten der Bewohner/-innen in diesem Alter seien. Für die Männer reichten die Langzeitplätze aus. Die Vermittlung in Pflegeplätze sei nicht schwierig. Manche Klienten könnten innerhalb des ELW gut untergebracht werden. Für Klienten mit einem spezielleren Bedarf (§ 67 SGB XII) gebe es Pflegeplätze im Wiechern-Haus der Evangelischen Gesellschaft und außerhalb Stuttgarts. Die Krankheitsbilder hätten sich verändert, ebenso die Aufenthaltsdauer. Die Aufenthaltsdauer werde kürzer, da die Bewohner bereits kränker als früher seien, wenn sie ins Wohnheim kommen. Die Zahl der psychisch Erkrankten sei relativ hoch.

Frau Leutert-Ehring merkt ergänzend an, die 18 Frauenplätze in der stationären Langzeithilfe seien ausreichend. Wenn im teilstationären Bereich des Neeffhauses fünf oder sechs Wohnungen zur Verfügung stünden, könnten fünf Frauen ins Betreute Wohnen umziehen.


Mit dem nochmaligen Dank an die Berichterstatterinnen schließt BM Wölfle den Tagesordnungspunkt ab.

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