Neben der Unterstützung, Begleitung und Evaluation von laufenden Aktivitäten im Bildungsbereich, entwickelt sie Ideen und Modelle, um Bildungsgerechtigkeit angesichts neuer Herausforderungen zu stärken. 2. Aktuelle Handlungsfelder der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft Die Aktivitäten der Abteilung haben sich mit der Zeit verändert und wurden den Handlungsfeldern entsprechend sukzessiv ausgeweitet. Hier wäre beispielhaft etwa die Begleitung von Qualitätsentwicklungsprozessen sowie der Wissenstransfer mit Fortbildungen und öffentlichen Veranstaltungen zu nennen. Ein Zuwachs an Themen in der Abteilung hat zudem über die Aktivitäten der Bildungsregion (seit 2010) sowie der Bildungskoordination für Neuzugewanderte (seit 2017) stattgefunden. Andere Themen waren zwar schon von Beginn an für die Abteilung vorgesehen, können aber erst jetzt umgesetzt werden (z.B. Bildungsmonitoring). Gemeinsam ist allen Aktivitäten, dass sie helfen, den oben beschriebenen Auftrag zu erfüllen. 2.1 Qualitätsentwicklungsfonds (GRDrs 16/2008, GRDrs 545/2010)
Schulen sind mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Dabei können viele Aufgaben nur gemeinsam mit außerschulischen Partnern gelöst werden. Mit dem Qualitätsentwicklungsfonds eröffnet die Landeshauptstadt Schulen die Möglichkeit, neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln und zu erproben. Dabei unterstützt und berät die Abteilung diverse Schulen und ihre Kooperationspartner bei der Planung und Durchführung relevanter Schulentwicklungsvorhaben. Ebenso bereitet sie die politischen Entscheidungen im Vergabeausschuss vor. Alle Projekte gemeinschaftlicher Schulentwicklung, die von der Stadt durch den Qualitätsentwicklungsfonds gefördert werden, werden intensiv begleitet.
Bislang wurden 19 Schulentwicklungsprojekte, 5 operative Sonderprojekte (z.B. Patenprogramme), 4 pädagogische Verbünde und 5 Bildungshäuser gefördert. Den Verlauf und die Ergebnisse der Projekte werden derzeit mit einer Evaluation erhoben (GRDrs 869/2016). Ergebnisse werden im Herbst 2017 erwartet.
Inhaltlich geht es bei den Schulentwicklungsvorhaben oft um Fragen gelingender Zusammenarbeit aller am Schulleben Beteiligten, die sich unter anderem aus der Entwicklung zur Ganztages- oder Gemeinschaftsschule, aber auch aus Schulschließungen von Werkrealschulen und Umwandlungen in reine Grundschulen ergeben. Ebenso werden Themen der Elternbeteiligung, der sozialräumlichen Vernetzung, der Integration und Inklusion sowie das Zusammenwirken von Lehrkräften mit Musikern und Künstlern bearbeitet. 2.2 Bildungsregion Stuttgart (GRDrs 545/2010; GRDrs 7/2017) Das Land Baden-Württemberg fördert seit September 2009 den Aufbau von Bildungsregionen. Über die Förderung wird eine 50%-Stelle bei Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft und eine 50%-Stelle beim Jugendamt finanziert. Während die Mitarbeiterin der Abteilung alle Themen der Kooperation und Vernetzung in den lokalen Kontexten (mit-) verantwortet, ist der Mitarbeiter des Jugendamts zudem in der Elternarbeit im Übergang von Kindertagesstätte und Schule aktiv.
In den Bildungsregionen soll modellhaft aufgezeigt werden, wie lokale Bildungsverbünde gemeinsam dafür Verantwortung übernehmen, dass auch Kinder sozial benachteiligter Familien eine ermutigende Bildungsbiografie durchlaufen. Von zentraler Bedeutung hierbei sind die Gestaltung der bildungsbiographischen Übergänge von Kindern und Jugendlichen sowie die Entwicklung guter Kooperationsverhältnisse mit Eltern (GRDrs. 09/2011). Modellstandorte in Stuttgart sind die Stadtbezirke Nord, Wangen und Untertürkheim sowie die Stadtteile Hallschlag (Protokoll GRDrs. 203/2011) und Veielbrunnen/Neckarpark (GRDrs. 600/2016). In den Regionen werden folgende Maßnahmen entwickelt und umgesetzt (Auswahl):
· Stadtteilbegehung mit den Lehrerkollegien der örtlichen Schulen zum Kennenlernen der außerschulischen Bildungseinrichtungen (2013)
· Ferienlerncamps zur Sprachförderung von Grundschulkindern mit Elternbegleitprogramm (N=5, 2013-2016)
· Projekt „sichtbare Eltern“ an der Pragschule, um eine gute Zusammenarbeit mit allen Eltern zu erreichen (2012-2016)
· Stadtteilordner „Wer? Wo? Was? – Bildungseinrichtungen in Stuttgart Nord“ als Informationsgrundlage für Fachkräfte sowie zur Orientierung für junge und neuzugezogene Familien (2013), Aktualisierung (2017)
· Projekt „AktivEltern“ zur Begleitung der Eltern von Schüler/-innen im Projekt Agabey-Abla des Deutsch Türkisches Forum an der Rosensteinschule (2016, 2017)
· Computerkurs für Mütter mit Migrationshintergrund (2012)
· Broschüre „Orte der Bildung in Untertürkheim“ als Informations- und Kooperationsgrundlage für Fachkräfte (2012)
· Erzählwerkstatt für Eltern und Kinder an der Wilhelmsschule zur Phantasieanregung, Sprachförderung und Identitätsfindung (seit 2013)
· „Interkulturelle Brückenbauerinnen und Brückenbauer in Untertürkheim“ zur Überwindung von Verständigungsschwierigkeiten in Bildungsfragen (seit 2015)
· Einrichtungsübergreifende Qualifizierung für Fachkräfte zur milieu- und kultursensiblen Kontaktaufnahme und Zusammenarbeit mit Eltern (2016)
· Handbuch „Übergänge gestalten – Eltern unterstützen“ für Fachkräfte zur Unterstützung der Eltern in der Übergangsphase ihrer Kinder von der Kindertagesstätte in die Grundschule (in der Erprobung) (2014-2016)
Die Abteilung baut mit Bildungsmonitoring und Bildungsberichterstattung als Komponenten eines kommunalen Bildungsmanagements ein Instrument auf, mit dem Fortschritte beim Abbau von Bildungsungerechtigkeit dokumentiert und Bedarfe zum Umsteuern identifiziert werden können. Das Bildungsmonitoring ist als ämterübergreifende Informationsplattform konzipiert, die relevante Informationen aus den unterschiedlichen Bildungsbereichen und den bestehenden Berichten der Fachämter bündelt und auf konkrete Fragestellungen im Themenfeld „Bildung in Stuttgart“ bezieht.
Ebenso werden Bildungsberichte erstellt. Ende 2017 soll ein erster Bericht mit inhaltlicher Schwerpunktsetzung auf die Altersgruppe der 5- bis 11-Jährigen und den hier relevanten Themen wie Eintritt in die Grundschule, Grundschulzeit und Übertritt in den weiterführenden Bereich vorgelegt werden. 2.4 Bildungskoordination für Neuzugewanderte (GRDrs 462/2016) Gefördert vom BMBF konnten insgesamt drei Vollzeitstellen befristet besetzt werden. Die Stellen sind als Koordinationsstellen mit je unterschiedlichen Schwerpunkten im Jugendamt (50%), Sozialamt (50%) und im Jobcenter (100%) sowie bei der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft (100%) eingerichtet worden. Die vier Koordinatoren arbeiten eng vernetzt zusammen. Deren Gesamtkoordination und das Projektmanagement liegen bei der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft. Dort erfasst die Stelle seit dem 1.2.2017 bestehende Bildungsangebote für neuzugewanderte Kinder und Jugendliche entlang der Bildungsbiographien, systematisiert diese und unterstützt die Vernetzung der im Themenfeld bedeutsamen Akteure. Die Arbeit soll auch Aufschluss darüber geben, wo Übergänge weiterhin nur mühsam oder nicht gelingen, Brüche in den Bildungsverläufen entstehen und Zugänge erschwert sind.
Über die Netzwerkarbeit wird eine enge Verzahnung zu bestehenden Programmen und Angeboten sichergestellt. Darüber hinaus werden allgemeine Erfahrungswerte gebündelt, die Orientierung und Hilfestellung zur Entwicklung und Etablierung fehlender Angebote geben sowie zur Weiterentwicklung bestehender Angebote beitragen können. Anhand der Koordinierung der Bildungsangebote soll ein kohärentes und aufeinander abgestimmtes Gesamtsystem entstehen. 2.5 Netzwerk Stuttgarter Paten für Bildung und Zukunft (GRDrs 545/2010) Das Netzwerk "Stuttgarter Paten für Bildung und Zukunft" wurde im November 2009 gegründet und richtet sich an die gesamte Stadtgemeinschaft. Beteiligen können sich Bürger, Patenprogramme, Vereine, Unternehmen und Stiftungen. Das Netzwerk verknüpft und stärkt über 30 verschiedene Stuttgarter Patenprojekte über eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, über Fachveranstaltungen, Austauschtreffen und durch die Vermittlung von interessierten Paten sowie mit Weiterbildungen für Haupt- und Ehrenamtliche.
2016 wurde das entwickelte Stuttgarter Qualitätssiegel für Stuttgarter Patenprogramme vorgestellt. Mit dem Siegel sollen qualitativ hochwertige Stuttgarter Patenprogramme zertifiziert werden. Das erste Stuttgarter Qualitätssiegel soll im Juli 2017 verliehen werden. 2.6 Wissenstransfer (GRDrs 545/2010) Die Ergebnisse aus der Arbeit der Abteilung sowie weitere relevante Themen werden auf unterschiedlichen Ebenen in die Breite getragen. Dabei wird (neben klassischen Formen der Öffentlichkeitsarbeit) auf folgende Settings zurückgegriffen:
· Fortbildungen: Mit unterschiedlichen anlassbezogenen Fortbildungen werden fachliche Inhalte transportiert, die sonst nicht ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken würden. Aktuell findet beispielsweise eine zweitägige Fortbildung für Lehrkräfte in „Vorbereitungsklassen“ (VKL) und „Vorqualifizierungsjahr Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen“ (VABO) zum Thema „Lebenswirklichkeit von Flüchtlingen und Neuzugewanderten in Stuttgart“ statt.
· Messeauftritt: Bei der „didacta“ in Stuttgart 2017 wurde bereits zum dritten Mal der Messestand der Landeshauptstadt von der Abteilung organisiert. Unter dem Motto „Bildungsgerechtigkeit gemeinsam stärken“ zeigte der diesjährige Messestand mit einem interdisziplinären Team von Fachkräften verschiedener Ämter auf, wie sich die Bildungsakteure in Stuttgart gemeinsam bemühen, die soziale Herkunft und die künftigen Lebenschancen junger Menschen zu entkoppeln.
· Werkstattgespräche: Die Abteilung veranstaltet jährlich bis zu sechs Werkstattgespräche mit dem Titel „Bildung in der Stadt“. Die Werkstattgespräche, die in der Regel mit Kooperationspartnern z.B. aus der Jugendhilfe, der Kultur und dem Sport durchgeführt werden, haben zum Ziel, unterschiedliche Facetten von Bildung aufzugreifen und mit einem großen Kreis von Bildungsinteressierten und Bildungsakteuren zu diskutieren. Themen in den letzten Jahren waren z.B. „Damit Engagement wirkt“ (2016), „Verdeckte Sprachschwierigkeiten - eine Hürde beim Übergang von VKL-Schülern in Regelklassen“ (2016) und „Umgang mit Mehrsprachigkeit im Bildungswesen“ (2014).
· Bedarfs- und Qualitätsanalyse an Ganztagesgrundschulen (GRDrs 789/2016) In enger Abstimmung mit den beteiligten Ämtern und Trägern hat die Abteilung die Geschäftsführung für die Bedarfs- und Qualitätsanalyse an Ganztagesgrundschulen. Die Bedarfsanalyse soll kleinräumig Klarheit über die weiteren quantitativen Ausbaunotwendigkeiten von Bildungs- und Betreuungsangeboten im Grundschulalter geben. Die Qualitätsanalyse soll aufzeigen, ob und ggf. wo noch Verbesserungsbedarf an dem vom Gemeinderat beschlossenen Konzept und dessen Umsetzung besteht. Die Bedarfs- und Qualitätsanalyse soll eine Grundlage für weitere bildungspoltische Entscheidungsprozesse sein und ein Qualitätsmanagement der Stuttgarter Ganztagesschulen (GRDrs 6/2013) anbahnen.
· Projekt „Musik an Ganztagesgrundschulen“ (GRDrs 875/2016) Über die Kooperation mit der Musikschule und dem Schulverwaltungsamt wird das Musikangebot an Stuttgarter Grundschulen gestärkt. Nach der Analyse der bestehenden Praxis werden die Angebote sukzessive ausgebaut. Ab Februar 2017 konnte durch das Projekt eine weitere Bläserklasse eingerichtet werden.
· Die Abteilung trägt dazu bei, die Kooperationen zwischen den Bildungsakteuren zu stärken, sodass Schnittstellen als gute Übergänge erlebt werden können. Die Komplexität der Bildungsprozesse bringt es mit sich, dass nicht eine Institution allein für eine gelingende Bildungsbiografie ausreichend ist, sondern viele Angebote und Maßnahmen müssen dafür gut ineinander greifen. Dazu sind umfangreiche Kooperationen zwischen Bildungsakteuren erforderlich. Die Abteilung arbeitet daran, die bestehenden Kooperationen zu stärken und auszubauen.
· Die Abteilung zielt mit ihren Aktivitäten darauf ab, das bestehende Bildungssystem zu verbessern und vorhandene Bildungsakteure in die Lage zu versetzen, Lücken dauerhaft zu schließen.
· Die Abteilung nimmt in ihren Aktivitäten sehr verschiedene Rollen ein. Sie moderiert Abstimmungsprozesse und analysiert Angebote, sie begleitet Entwicklungsprozesse und initiiert neue Angebote. Wichtig ist jedoch, dass es stets Rollen aus der Außenperspektive sind und damit die Autonomie der Träger erhalten bleibt.
Vorliegende Anträge/Anfragen Mündliche Anfrage von StRin Ripsam (CDU) im Jugendhilfeausschuss am 5.10.2016 im Kontext der GRDrs 600/2016 Isabel Fezer Bürgermeisterin Schaubild zu den Kooperationsbeziehungen der Abteilung Kooperationsbeziehungen der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft mit weiteren Organisationseinheiten Die Grafik zeigt entsprechend der Anfrage, welche die Kooperationsbeziehungen der Abteilung in den unterschiedlichen Handlungsfeldern innerhalb der Stadtverwaltung und darüber hinaus bestehen. Die inhaltliche Ausgestaltung ist abhängig vom jeweiligen Handlungsfeld. Diese sind in der Vorlage jeweils umrissen. zum Seitenanfang