Protokoll: Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik des Gemeinderats der Landeshauptstadt StuttgartNiederschrift Nr.
TOP:
24
1
VerhandlungDrucksache:
GZ:
Sitzungstermin: 28.01.2020
Sitzungsart: öffentlich
Vorsitz: BM Pätzold
Berichterstattung:Herr Franzke (Büro Jo. Franzke Generalplaner GmbH), Herr Schlosser (LBBW Immobilien Development)
Protokollführung: Frau Faßnacht fr
Betreff: Wettbewerbsüberarbeitung Eberhardstr. 18 - 22,
Stuttgart-Mitte
- mündlicher Bericht -

Die zu diesem Tagesordnungspunkt gezeigte Präsentation kann aus Kapazitätsgründen diesem Protokoll nicht als Dateianhang hinterlegt werden. Sie ist dem Originalprotokoll und dem Protokollexemplar für die Hauptaktei in Papierform beigefügt.


BM Pätzold begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt die Herren Schlosser (LBBW Immobilien Development) und Franzke (Büro Jo. Franzke Generalplaner GmbH), die die Wettbewerbsüberarbeitung vorstellen werden.

Nach einem Rückblick auf das Vorhaben und den durchgeführten Wettbewerb durch Herrn Schlosser (LBBW Immobilien Development) stellt Herr Franzke (Büro Jo. Franzke Generalplaner GmbH) im Folgenden die Wettbewerbsüberarbeitung mithilfe einer Präsentation dar. Er geht zunächst ein auf den Kontext mit dem "Inszenierten Glück", dem historischen Entwurf aus dem Jahre 1904. Dieser für Stuttgart sehr wichtige Entwurf habe auch für sein Büro eine wesentliche und inspirierende Rolle eingenommen. Daher bezeichne er diesen Entwurf als den ersten, und den Entwurf aus dem Jahre 1946 mit dem später erfolgten Abriss des Kaufhaus Schocken als den zweiten. Nunmehr wolle man das Ergebnis in einem dritten Entwurf gerne wieder korrigieren und anschließen an den 1909 realisierten ersten Entwurf.

Wesentliche Ideen daraus habe man daher aufgegriffen und als Grundlage gesehen. Er zitiert aus dem Bericht "Inszeniertes Glück": "Die Grundidee für das neue Viertel bestand im Wesentlichen darin, dem Quartier das Aussehen einer wohlhabenden und erfolgreichen, gleichwohl heimeligen Handelsstadt zu verleihen durch eine Steigerung der Anziehungskraft mittels Belebung des Handels sowie durch Verbesserung der Verkehrs- und Wohnsituation. Die Innenstadt sollte die Menschen zum Einkaufen bewegen und zum Verweilen in einem der neuen Gasthöfe und den Stellenwert von Wohnen, Arbeiten und Konsum in Stuttgart unterstreichen. Betont wurde dies durch eine neue Optik, die in Deutschland absolut zeitgemäß war. Hierzu gehörte etwa, dass sämtliche Bauten in geschlossener Bauweise errichtet wurden, überwiegend mit vier bis fünf Geschossen und an der Eberhardstraße, wo der Luxus stattfinden sollte, sechs bis sieben Geschossen." Diese geschlossene Bauweise habe sein Büro in ihren Entwurf übernommen.

In gestalterischer Hinsicht wurde eine Dreiteilung des Viertels vorgenommen: "In die verträumte Geißstraße, in die gediegenere Steinstraße und in die luxuriöse Eberhardstraße, wo moderne Geschäfte jeglicher Art" stattfinden sollten. Man wolle mit dem Entwurf ähnlich wie 1909 einen Neubeginn, ohne Rekonstruktion, aber "eine Reminiszenz und eine Revitalisierung dieses ganz, ganz positiven dem ersten Entwurf zugrundeliegenden Gedankens". Eine Weiterentwicklung der historischen Details und der Materialqualitäten werde angestrebt, ohne die Sprache der Altstadt verleugnen zu wollen.

Anschließend geht Herr Franzke auf die Wettbewerbsüberarbeitung ein und erläutert die Änderungen, die mit dem Amt für Stadtplanung und Wohnen bis ins letzte Detail abgestimmt seien. Nach jetzigem Stand sind 33 % Wohnen mit 3.731 m² vorgesehen (plus 60 m² gegenüber dem Wettbewerb), 44 % Büro-, Gastronomie- und Einzelhandelsflächen mit 4.909 m² (vorher 47 %). Die Gesamtzahl der Nutzfläche sei mit 11.240 m² gegenüber dem Wettbewerbsentwurf etwas höher, was damit zusammenhänge, dass ein immens hoher Technikanteil dabei ist und "ein bisschen mit der Sorglosigkeit der Architekten, die im Wettbewerb die Technik noch nicht so wichtig nehmen".

Dem Dank des Vorsitzenden an die Berichterstatter schließen sich die Rednerinnen und Redner seitens des Ausschusses an.

Für StRin Munk (90/GRÜNE) hat der Bericht gezeigt, dass es sich lohnt, einen Wettbewerb zu machen und intensiv um die richtige Lösung zu ringen. Sie dankt dafür auch der Ausloberin. Es sei aus städtebaulicher Sicht ein großer Gewinn, dass die Überbauung über die Steinstraße wegkommt und eine Sichtachse vom Tagblattturm zum Rathaus entsteht. Sie werte dies als "Stadtreparatur erster Güte". Auch den Städtebau zu mischen und innerstädtisches, urbanes Wohnen in einem breiten Umfang vorzunehmen, sei unheimlich wichtig. Darüber hinaus gefalle die grüne Lunge sehr gut. Sie sei sehr glücklich darüber, dass im Wettbewerbsverfahren sich letztlich für diesen Beitrag entschieden wurde, der eine Reminiszenz an das alte Stuttgart in einer modernen Transformation sei und nun zur Realisierung kommen werde. Einziger Haken in dem Entwurf sei die Tiefgaragenzufahrt von der Geißstraße. Trotz langem Nachdenken, wie man dies anders lösen könnte, habe man erkennen müssen, dass es keine andere Lösung dafür gibt. Dennoch bekomme man eine große Verbesserung gegenüber der heutigen Situation. Es stelle sich die Frage, wie man mit dieser Zufahrt umgeht und vor allem, wie viele Fahrzeuge dort hinein- und herausfahren. Auch wenn der Wunsch der LBBW im Wettbewerb war, am liebsten gar keine Stellplätze bauen zu müssen, gehe sie davon aus, dass zumindest die baurechtlich notwendige Zahl hergestellt werden muss. Sie bittet darum, die möglichst geringe Zahl anzuordnen, denn einen höheren ÖPNV-Bonus als an dieser Stelle gebe es kaum. Sie wünscht dem Projekt gutes Gelingen.

StR Hill (CDU) kommt auf die Besonderheit im Wettbewerb zu sprechen, nämlich, dass der Siegerentwurf durch die Wettbewerbsüberarbeitung auf Platz 2 gerutscht ist und der ursprünglich auf Platz 2 gekürte nun zur Realisierung kommt. Auch er ist sehr froh, dass es zu dieser Umkehrung kam, da man in diesem Entwurf ein Stück Stadtreparatur sehe und diese Antwort an diesem Ort für richtig halte. Die heute vorgestellte Überarbeitung sei im Wesentlichen die Reduzierung eines großen Gebäudes auf jetzt zwei Gebäude und die starke Gliederung der Fassade. Was die innere Erschließung betrifft, so gehe er davon aus, dass die Bauherren und die Architekten zusammen mit dem Stadtplanungsamt darauf achten werden, dass alles gut funktioniert. Was die Anzahl der Stellplätze angeht, so müsse man pragmatisch vorgehen. Er ist zuversichtlich, dass diesbezüglich eine auch städtebaulich gute Lösung gefunden wird. Mit Blick auf die "Großfigur nebenan" äußert er die Hoffnung, dass in den nächsten Jahren durch die Bewegung eine positive Entwicklung entsteht. Die CDU sei sehr zufrieden mit der Wettbewerbsüberarbeitung und freue sich auf die Umsetzung dieses Projektes.

Unter gestalterischen Gesichtspunkten sei es immer eine Gratwanderung, wenn man eine Stadtreparatur macht, findet StR Rockenbauch (Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei). Er halte diese Gestaltung für gelungen, da die Gliederung der historischen Substanz aufgenommen wurde, aber mit den monolithischen Figuren etwas Selbstbewusstes und Modernes danebengestellt wird. Für seine Fraktionsgemeinschaft gehe es aber um die andere wesentliche Frage: Wem nutzt das Ganze? Die Stadtgesellschaft profitiere auf jeden Fall von der Gestaltung und der Reparatur, die die LBBW als Bauherrin macht, "dass die öffentlichen Räume hochwertiger werden. Aber gerade an der Frage der Tiefgarage sieht man, dass noch Optimierungsbedarf ist." Eine Tiefgarage gerade an der Seite vorzusehen, die aufgewertet werden soll, halte man für sehr schwierig. Er erinnert an den Beschluss des Gemeinderats zur Lebenswerten Innenstadt, weshalb es absolut kontraproduktiv wäre, eine Tiefgaragenzufahrt an dieser Stelle zuzulassen. Sollte keine andere Lösung möglich sein, so gebe es eben keine Tiefgarage. Der Rat könne eine Satzung nach § 74 über den Bereich legen, sodass die LBBW keine Stellplätze an dieser Stelle realisieren kann. Nachdem man schon die Instrumente dafür habe, sollte man die LBBW dazu verpflichten, keine Stellplätze herzustellen. Weiter erkundigt sich der Stadtrat nach dem Anteil an gefördertem Wohnraum und wie er dort realisiert wird.

StRin Kletzin (SPD) ist der Meinung, vielleicht habe gerade das romantische Gefühl, das dem ersten Entwurf von 1904 zugrunde lag, die Schwierigkeiten im Wettbewerb beinhaltet, weil es ein grundsätzlich anderer Umgang mit Stadtreparatur sei. Die heute vorgestellte Wettbewerbsüberarbeitung sei tatsächlich von der Entwicklung der Fassaden und von der Detailausbildung etwas mit sehr großer Qualität. Mit Blick auf die Tiefgarage geht sie davon aus, dass wegen der notwendigen Gründung ohnehin zwei Stockwerke tief in den Untergrund gegangen werden muss. Die Frage sei, welche Nutzung kommt für diese unteren Geschosse infrage, könnten dort z. B. Carsharing-Plätze entstehen oder Lagerflächen etc., also Dinge die man auch in der Innenstadt braucht, aber nicht im öffentlichen Raum sein sollen? Was die Nutzung in den oberen Geschossen angeht, so sei zu fragen, wer dort eigentlich wohnen wird - Stichworte Nutzungsmischung, aber auch Ausgeh- und Vergnügungsszene mit entsprechend starker Frequenz in den Abend- und Nachtstunden. "Wie stellen wir sicher, dass die Leute, die dort einziehen werden, auch damit einverstanden sind?" In Bezug auf die grüne Fassade sehe sie ein Risiko aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit Mooswänden und aufgrund der Platzverhältnisse und der geringen Abstände dort.

Auch StR Serwani (FDP) lobt die sehr gelungene Überarbeitung. Er hält Stellplätze in der Innenstadt weiterhin für notwendig, nicht zuletzt auch für die künftigen Bewohner der Wohnungen. Nicht vorstellen könne er sich, dass komplett begrünte Hausfassaden an dieser Stelle funktionieren. Der Stadtrat findet den Nutzungsmix gelungen, denn gerade in der Innenstadt sei es notwendig, auch Wohnbebauung zu machen.

StRin von Stein (FW) ist der Meinung, die vorgestellte Überarbeitung passe sich gut ein. Sie teilt die Ansicht ihres Vorredners die Parkplätze betreffend. Darüber hinaus macht sie darauf aufmerksam, dass Stellplätze durchaus gerne auch als Abstellplatz für Fahrzeuge anderer Art genutzt werden, beispielsweise für Fahrräder, Motorroller, Kinderwägen etc. Mit Blick auf begrünte Fassaden meint sie, dass Spinnen und andere Insekten in den Wohnungen evtl. ein Problem sein könnten.

Sehr gut gefällt die Überarbeitung auch StR Dr. Mayer (AfD), da die "Sprache der Stadt" gut aufgenommen wurde. Er befürwortet ebenfalls ein Stellplatzangebot für die Nutzer der Gebäude. Im Hinblick auf die begrünten Häuser befürchtet er, dass neben Eichhörnchen und Vögeln sich auch Ratten und solche Insekten ansiedeln könnten, die man nicht dort haben möchte.

Aus Sicht von StRin Köngeter (PULS) ist die Gestaltung gut gelungen. Sie kommt zurück auf den Aspekt, wer in den Gebäuden später wohnen wird. Nach ihrem Eindruck ist ein eher hochpreisiger Wohnraum zu erwarten, sodass durchaus Konflikte zu erwarten seien. Was den Aspekt der Stellplätze als Abstellmöglichkeiten angeht, teilt sie die Meinung von StRin von Stein.

BVin Kienzle (Mitte) betrachtet das "Inszenierte Glück" als genau den richtigen Ansatz. Für sie ist darüber hinaus "die beste Gelegenheit, einer Spinnenphobie zu begegnen, einer Spinne mal zu begegnen". Sie habe die Innengestaltung so verstanden, dass noch überhaupt nicht ausformuliert ist, in welcher Form dies geschieht, aber der feste Wille da ist, die Begrünung auch innerhalb des Innenhofs und des Gebäudes umzusetzen. Der Bezirksbeirat Mitte würde dies ausdrücklich begrüßen. Den Wohnanteil hätte man sich auch so vorstellen können, dass 47 % Wohnen und 33 % Gastronomie und Gewerbe realisiert werden. Der Ansatz, dies hochwertig anzugehen, passe genau zu dem, was die Landeshauptstadt Stuttgart den Bauherren schon vor die Tür gelegt hat, nämlich die gesamte Eberhardstraße vom motorisierten Verkehr zu beruhigen und sie zu einer Fußgänger- und Radfahrstraße umzusetzen. Dies bedeute aber auch, dass bei der Gastronomie und bei all dem, was ansonsten angesiedelt werden soll, preislich so eingestiegen werden muss, dass es auch möglich ist. So trage sich ein Laden wie der Artani oder der Teeladen nicht von selber, sondern die Mieten müssten dann so sein, dass solche Läden sich dort auch ansiedeln können. Sie bittet dies als Appell an die LBBW zu verstehen, auf die Art der Vermietung auch mit dem Preis so hinzuwirken, dass dies auch gelingt. Aus ihrer Sicht und auch aus der des Bezirksbeirates glaube sie, dass es eine ausgesprochen gute Weiterentwicklung ist. Daher könne sie sich gut vorstellen, dass auch die Bürgerinnen und Bürger, die sich im Vorfeld deutlich zu Wort gemeldet haben, mit diesem Entwurf sehr zufrieden sein werden.

Auf Nachfrage von StRin Munk bestätigt BM Pätzold, dass dies ein Projekt nach SIM ist, bei dem es eine Wohnungsmischung geben wird. Über das Thema Stellplätze und was legt der Bebauungsplan fest, werde man im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens reden. "Sehen wir dort gar nichts vor? Sehen wir eine deutliche Reduzierung dort vor? Wie gehen wir mit dem Thema um?" Er weist weiter darauf hin, dass es um eine sehr wichtige Ecke der Stadt gehe. Das Wichtigste dabei sei für ihn, dass etwas weggenommen wird, nämlich die Überbauung der Steinstraße. Dadurch ändere sich die Sichtachse komplett und auch der Stadtraum. Es sei die große Qualität, dort ein Stück öffentlichen Raum zurückzubekommen. Die Aufwertung der Querachse, die in Zukunft dort verläuft, werde dadurch eine deutliche Steigerung erfahren. Das Thema Wohnen in der Innenstadt halte die Verwaltung für sehr wichtig. Natürlich gebe es die Probleme, die überall auftreten, wo Clubs oder Gaststätten etc. sind. Jedoch habe der Rat im Zusammenhang mit dieser Diskussion beim Gerber ein- für allemal gesagt, "man kann in dieser Innenstadt auch wohnen und soll auch dort wohnen". Die Probleme müsse man folglich lösen und man sei an verschiedenen Bereichen bereits dabei.

Herr Franzke dankt sehr herzlich für das Lob. Er sagt zu, man werde die Garageneinfahrt architektonisch so gestalten, dass sie überhaupt nicht störend wirkt. Er geht anschließend ein auf die Begrünung und berichtet, in dem Gebäude, in dem er wohne, "sind angefangen von Fledermäusen, über Eichhörnchen bis zum Zaunkönig alle Tiere drin. Ratten gibt's ohnehin nicht - da auf keinen Fall, denn das ist ja schon im 3. OG - und alle anderen Tiere angefangen von Mücken über Spinnen etc. sind die Nahrung der Tiere, die ich eben erwähnt habe. Also die stören überhaupt nicht, die werden einfach weggefuttert." Autos etc. seien kein Element der Natur. Als Architekt könne er darauf verzichten, Stellplätze vorzusehen. Dies müssten jedoch die Politik und der Bauherr unter sich ausmachen.

Herr Schlosser unterstreicht, grundsätzlich stoße der Rat mit dem verkehrlichen Thema bei der Bauherrin offene Türen ein. "Wir haben kein Interesse daran, besonders viel verkehrliche Bewegungen dort zu erzeugen!" Man sehe, dass eine hervorragende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gegeben ist, weshalb das Bestreben sei, die Anzahl an Park- oder Stellplätzen zu minimieren, soweit es die Landesbauordnung (LBO) zulässt. Für Carsharing oder andere neue Mobilitätskonzepte sei man offen. Dies obliege der weiteren Planung und dem, was gemeinsam mit der Verwaltung vor dem Hintergrund der LBO gestalterisch zustande gebracht werden kann.

Im Projekt habe man 20 % gefördertes Wohnen und werde 1,5- bis 4-Zimmer-Wohnungen realisieren. Was die Frage angeht, wer mietet so etwas, gehe man davon aus, dass Wohnungssuchende sich zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten und an Wochen- wie auch an Wochenendtagen in der Gegend aufhalten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob es für sie persönlich das geeignete Stadtviertel ist. Man werde es nicht schaffen, das Stadtviertel - insbesondere den Mikroraum - "durch unsere Installation von Wohnen und diese Immobilie zu ändern". Man habe jedoch den Anspruch, die Wertigkeit zu ändern und die Aufenthaltsqualität rund um den Hans-im-Glück-Brunnen bis zum Tagblattturm zu verbessern.

Auch hätte man nichts dagegen, wenn z. B. "der Entenschnabel", der von der Steinstraße in die Geißstraße bis zur Tiefgarageneinfahrt führt, nicht als Straße ausgebildet würde, sondern als Fußgängerzone und nur noch für Anwohner- bzw. für Lieferverkehr befahrbar wäre. Gleiches gelte für die Platzsituation, die sich zwischen Kaufhof, Tagblattturm und dem Neubau ergibt. Dort sähen die Planungen im Moment "mit prioritären Ausmaßen" Verkehrsspuren vor. Man plädiere dafür, z. B. gerne dort eine eigene Busabbiegespur zu reduzieren und damit dem Platz und der Platzgestaltung mehr Raum einzuräumen, damit die Aufenthaltsqualität verbessert wird und dem Verkehr kein Vorrang eingeräumt wird an dieser Stelle.

Herr Dr. Kron (AWS) ist sehr froh darüber, nach vielen Sitzungen im Planungsamt nunmehr eine so gelungene Überarbeitung bekommen zu haben. Es habe ein großes Stück Überzeugungskraft gebraucht, zu sagen, "wir brauchen das Beste an Städtebau und an der Architektur in diesem Bindeglied zwischen Altstadt und der sog. Weiterentwicklung bis zur Königstraße." Man habe bereits einen Bebauungsplan aufgestellt, der das Gebiet von der Eberhardstraße bis zur Calwer Straße hinauf umfasst. Dieser Bebauungsplan werde im weiteren Verfahren zügig bearbeitet. Beabsichtigt sei, diesen Teil der Eberhardstraße abzutrennen, weil noch nicht endgültig klar sei, wie die sonstigen Entwicklungen weitergehen werden mit dem Kaufhof, mit dem Bereich Steinstraße. Dennoch brauche es ungefähr anderthalb Jahre bis zum Satzungsbeschluss, da man einen Städtebaulichen Vertrag abschließen und dementsprechend weitere Bürgerbeteiligungen und -informationen durchführen müsse. Auch werde man noch im Detail die Flächenverhältnisse abstimmen müssen. Man sei im laufenden Sanierungsverfahren im Umbau mit der Eberhard-/Torstraße. Das Plädoyer von Herrn Schlosser die Busabbiegespur, Platzgestaltung und Radwegegestaltung gegenüber dem Hegel-Haus betreffend teilt er mit, es gebe komplette fertige Entwürfe dazu, die man auch zügig umsetzen wolle, sodass das Ganze stimmig werde. Man werde folglich noch öfters mit diesem Thema im Ausschuss vorstellig werden und über das weitere Verfahren informieren.

Für StR Hill (CDU) herrscht an der Ecke Tor-/Steinstraße ein "Markierungs-Gau". Seines Erachtens gibt es keinen schlimmeren Markierungsort in Stuttgart als dort. Im Zuge der Realisierung dieses Projekts müsse dies anders werden, fordert er.

BVin Kienzle greift das Thema Gastronomie und Wohnen in der Innenstadt und die damit vorhandenen riesigen Probleme auf. Dies liege auch daran, dass die Gastronomie nicht wie früher um 22 Uhr schließt, sondern dass sie teilweise erst um 23 Uhr oder 24 Uhr öffnet. Hier habe man nun durch den Neubau die Chance, die Gastronomie auch akustisch anders zu planen und einzurichten, sodass es durchaus gutgehen kann, beide Nutzungen zu haben. Sie würde es darüber hinaus begrüßen, wenn die obere Zeile des Büroblocks, im Bild unten links, auch noch Wohnen wäre.

StR Ozasek (Die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei) kommt zurück auf die Diskussion um die Stellplatzsatzung. An die Verwaltung richtet er die Bitte, "hier spezifisch eine Lösung auszuarbeiten für das Gebiet der Lebenswerten Stadt für alle". Man brauche eine Stellplatzsatzung, die über die Satzung für den City-Raum gelegt werden kann und die abbildet, "dass wir die Stellplätze entweder nicht mehr vorschreiben, sie ganz untersagen oder die baurechtlich notwendigen Stellplätze verlagern an den Rand des City-Rings und dort abbilden in Tiefgaragen, Parkhäusern, whatever". Er freue sich sehr darüber, dass der Investor sich dem Gedanken, den Verkehr zu minimieren, in dieser Weise angenommen hat. Dies zeige, "dass manch eine Aussage aus dem Rats-Rund substanzlos ist, weil auf Seite der Investoren ein ganz anderes Interesse da ist, nämlich nicht unnütz teure Raumfläche für Automobilität vorzuhalten." Wichtig wäre ihm auch, sich der Umfeldsituation was die Oberflächengestaltung anbelangt in den nächsten Wochen zu widmen.

StR Rockenbauch ist der Auffassung, dass man darauf achten muss, dass die SIM-Quote im Städtebaulichen Vertrag mit 30 % festgelegt wird. BM Pätzold macht auf die geltende Regelung aufmerksam, wonach SIM immer gilt für neu aufzustellende Bebauungspläne. Der Aufstellungsbeschluss für diesen Bebauungsplan sei jedoch vor der Fortschreibung von SIM gefasst worden. Damit konterkariere man die eigenen Ziele bei langlaufenden Planungsprozessen, kritisiert StR Rockenbauch, der eine Parallelität sieht zu den energetischen Standards bei Gebäudesanierungen. Er spricht sich dafür aus, keinen Städtebaulichen Vertrag abzuschließen, sondern so lange mit dem Investor zu verhandeln, bis dieser nachgibt.


Mit erneutem Dank an die Berichterstatter stellt BM Pätzold abschließend fest:

Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik hat von dem Bericht zustimmend und teilweise begeistert Kenntnis genommen.

zum Seitenanfang