Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Städtebau/Wohnen und Umwelt
Gz: SWU
GRDrs 929/2020
Stuttgart,
11/05/2020



Planungswettbewerb zum Bau des neuen Stadtbahnbetriebshofs
im Stadtbezirk Weilimdorf, Stadtteil Hausen
(siehe ergänzend GRDrs 747/2020)




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik
Bezirksbeirat Weilimdorf
Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik
Einbringung
Beratung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
17.11.2020
18.11.2020
24.11.2020



Beschlußantrag:


1. Der Durchführung eines Planungswettbewerbs für den Stadtbahnbetriebshof Weilimdorf wird zugestimmt.

2. Dem Inhalt der Wettbewerbsauslobung (Auslobungstext in Anlage 1) zur Durchführung des Planungswettbewerbs „Neubau SSB Stadtbahnbetriebshof – Weilimdorf“ wird zugestimmt.




Begründung:


Ausgangslage:
Die Stuttgarter Straßenbahnen AG plant die Errichtung eines vierten Stadtbahnbetriebshofs (Betriebshof Fahrbetrieb Nr. 4) im Stadtgebiet. Nach einem intensiven Auswahlverfahren wurde der Standort in Weilimdorf angrenzend an das Gewerbegebiet in Ditzingen ausgewählt. Um die bestmögliche Lösung für die anspruchsvolle Planungsaufgabe in den Fachbereichen Architektur, Städtebau und Landschaftsplanung zu finden, führt die SSB AG ein konkurrierendes Planungsverfahren nach der Richtlinie für Planungswettbewerbe (RPW) durch.



Die Planung der Stadtbahnverlängerung U13-Hausen/Ditzingen im Zusammenhang mit der Standortsuche des Stadtbahnbetriebshofs wird mit einer separaten Vorlage (GRDrs 747/2020) eingebracht.

Rückblick 2018
Im Laufe des Jahres 2018 stellte die SSB AG erstmals ihre Überlegungen für einen vierten Stadtbahnbetriebshof in Weilimdorf der Öffentlichkeit vor. Im Anschluss daran begann eine intensive und ergebnisoffene Diskussion in der Kommunalpolitik und der Bürgerschaft darüber, welcher Standort am besten dafür geeignet ist und welche Verbesserungen sich mit diesem Vorhaben für den Stadtbezirk erzielen lassen. Nachdem über mehrere Monate eine Vielzahl von Alternativstandorten durch die SSB AG und die Stadtverwaltung geprüft worden waren, erfolgte nach mehreren Diskussionen im Bezirksbeirat Weilimdorf sowie in zwei Bürgerabenden im Herbst 2018 die Entscheidung:
Am 19. September 2018 stimmte der Bezirksbeirat Weilimdorf mit zwei Gegenstimmen und am 2. Oktober 2018 der UTA einstimmig auf Grundlage der GRDrs 673/2018 für eine Realisierung des neuen Stadtbahnbetriebshofs am Standort „Bei Ditzingen Ost“, d. h. auf Stuttgarter Gemarkung direkt an der Markungsgrenze zu Ditzingen, in Kombination mit der Verlängerung der Stadtbahnlinie U13 bis zum Weilimdorfer Stadtteil Hausen. Diese Lösung beinhaltet die Option einer Verlängerung der U13 nach Ditzingen, die von der Stadt Ditzingen mit großem Interesse verfolgt wird. Zuvor hatte der Planungsausschuss des Verbands Region Stuttgart mit einer Gegenstimme seine grundsätzliche Zustimmung zum gewählten Betriebshofstandort, der innerhalb einer regionalen Grünzäsur liegt, zum Ausdruck gebracht.

Auslobung und Durchführung eines Architekturwettbewerbs für den Stadtbahnbetriebshof Weilimdorf
Der geplante Stadtbahnbetriebshof Weilimdorf liegt nicht nur inmitten einer regionalen Grünzäsur, sondern auch innerhalb eines Landschaftsschutzgebietes. Er stellt an der B295 zudem den Stadteingang zur Gemarkung der Stadt Stuttgart dar. Aufgrund dieser sensiblen Lage haben sich die SSB AG und das Referat Städtebau, Wohnen und Umwelt der LHS Stuttgart über die Durchführung eines Architekturwettbewerbs für den Betriebshof verständigt. Aufgrund der Größe der Anlage und der Vergaberegelungen, der die SSB AG unterliegt, muss dieser Wettbewerb europaweit ausgeschrieben werden.

Sowohl die Maßgaben der Werkstatt- und Abstellhalle als auch die Höhe der Gleisanlage sind im Wettbewerb durch die SSB AG vorgegeben und können aus technischen Gründen bzw. aufgrund stadtbahntechnischer Notwendigkeiten nicht verändert werden.
Gegenstand des Wettbewerbs sind das Dienst- und Sozialgebäude (Lage, Kubatur und Fassade), die Fassaden- und Dachflächen der Werkstatt- und Abstellhalle, die Außenraumgestaltung (v. a. Grünflächen im Bereich des Dienst- und Sozialgebäudes) sowie die Einbettung der Gebäude in die Landschaft.



Der Auslobungstext wurde zwischen der SSB AG und den städtischen Ämtern abgestimmt und liegt dieser GRDrs als Anlage bei. Aus dem Text können auch die Namen der Mitglieder des Preisgerichtes entnommen werden, dem auch Vertreter der Stadtverwaltung, der SSB AG und des Gemeinderates angehören werden.

Im Zuge der Wettbewerbsvorbereitungen wurde das Projekt am 30. Juni 2020 im Gestaltungsbeirat der Stadt Stuttgart vorgestellt. Der Gestaltungsbeirat begrüßte die Möglichkeit, dass durch die Auslobung eines Wettbewerbs „ein architektonisch ansprechendes Vorzeigeprojekt für zukunftsweisende Mobilität entstehen kann, das auch auf regionaler Ebene Strahlkraft entfaltet“. Darüber hinaus werden Ideen für ergänzende oder zusätzliche Nutzungen am Standort erwartet, die einen Mehrwert für die Allgemeinheit bieten.
Die Empfehlung des Gestaltungsbeirats ist Bestandteil der Wettbewerbsaufgabe und fließt in die Bewertung der Wettbewerbsergebnisse mit ein.

Architektonische, städtebauliche und freiraumplanerische Rahmenvorgaben
Der Auslobungstext beinhaltet die folgenden Rahmenvorgaben:
- Mit dem Neubau des neuen Stadtbahnbetriebshofs wird ein repräsentativer Stadtein-
gang geschaffen, der gleichzeitig auch eine ansprechende städtebauliche Haltung und
hochwertige architektonische Gestaltung aufweist.
- Mit dem neu zu errichtenden Gebäude wird eine Integration in den umgebenden,
hochwertigen Landschaftsraum erreicht.
- Alle neu zu errichtenden Gebäude werden architektonisch hochwertig gestaltet.
Besonderes Augenmerk gilt dem Umgang mit der ca. 250 m langen Ost- und
Westfassade der Abstellhalle.

- Gebäude sind zu begrünen (Fassadenbegrünung, Dachbegrünung etc.). Flachdächer
und flach geneigte Dächer müssen mind. extensiv begrünt und dauerhaft begrünt
erhalten werden. Ein kleinerer Teil der Dachfläche kann für Solaranlagen verwendet
werden. Eine Kombination aus Solaranlagen sowie der Dachbegrünung ist
möglich. Fassaden und/oder Gebäudeteile sind dort, wo es möglich ist, zu begrünen
und die Verwendung von Solaranlagen ist hier zu prüfen.
- Die Freiflächen und Außenanlagen sind hinsichtlich des hohen Flächenverbrauchs
weitestgehend versickerungsfähig auszuführen. Sie ermöglichen ein Erleben des um-
liegenden Landschaftsraums und gestalten einen harmonischen Übergang zum an-
grenzenden Freiraum.
- Das überschüssige, nicht schädlich verunreinigte Niederschlagswasser ist möglichst
vollständig im Wettbewerbsgebiet zu bewirtschaften.
- Unterirdische, nicht überbaute Gebäudeteile sind mit einer Erdüberdeckung von 0,8 m
zu versehen, an den Stellen mit Baum- und Gehölzpflanzungen mit einer Erdüberde-
ckung von 1 m.

- Für den SSB Betriebshof wurden von der Stadt und der SSB gemeinsam innovative
Maßnahmen entwickelt, die zu einem klimaneutral betriebenen Gebäude mit
Plusenergiestandard führen.

Wettbewerbsaufgabe
Die Aufgabe des Wettbewerbs beinhaltet die architektonische, städtebauliche und freiraumgestalterische Planung eines neuen Stadtbahnbetriebshofs mit einer Bruttogeschossfläche (BGF) von ca. 17.900 m². Auf dem Gelände des Betriebshofs sollen 48 Züge mit einer Länge von jeweils 40 m abgestellt werden können. Der Betriebshof besteht im Einzelnen aus einem Dienst- und Sozialgebäude mit ca. 2.400 m² BGF, einem Werkstattgebäude mit ca. 6.000 m² BGF und einer Abstellhalle mit ca. 9.500 m² BGF.
Für den Betriebshof ist die Herstellung von ca. 95 Stellplätzen vorgesehen. Es werden


Lösungsvorschläge im Wettbewerb zum Umgang mit den benötigten Stellplätzen gefordert. Für einen Großteil der Stellplätze (ca. 70 Plätze) soll über mögliche Parkierungsformen als bauliche Lösung (Parkdeck, Hochgarage etc.) möglichst unter Ausnutzung der Topographie nachgedacht werden.

Die Wettbewerbsaufgabe enthält des Weiteren die Einbindung des raumgreifenden Vorhabens in die umgebende Landschaft bzw. den regionalen Grünzug, den der Regionalplan des Verbandes Region Stuttgart an dieser Stelle vorsieht. Zusätzlich ist der neue Betriebshof mit einem zukunftsweisenden Energiekonzept auszustatten.

Die bauliche Entwicklung des für den Ausbau des ÖPNV dringend benötigten Stadtbahnbetriebshofs führt zur Erschließung des Stadtteils Hausen durch die Stadtbahn und bringt somit einen Mehrwert mit sich. Demgegenüber stehen jedoch der hohe Verbrauch von Ackerflächen sowie die Vereinnahmung des bisher nicht bebauten Landschaftsraums im regionalen Grünzug. Aus diesem Grund werden auch Vorschläge für eine oder mehrere ergänzende oder zusätzliche Nutzungen am Standort erwartet, die hinsichtlich des Wegfalls landwirtschaftlicher Produktionsflächen und der eingeschränkten Erlebbarkeit der Landschaft und dessen Naherholungsfunktion einen allgemeinen, ausgleichenden Wert besitzen. Aus rechtlichen und betrieblichen Gründen sind betriebsfremde Nutzungen auf weiten Teilen des überwiegend umzäunten Betriebsgeländes nur eingeschränkt möglich, daher muss die Umsetzbarkeit von ergänzenden Nutzungen im Einzelfall geprüft werden. Der einwandfreie Betriebsablauf und die Funktionalität des Stadtbahnbetriebshofs dürfen durch ergänzende Nutzungen nicht beeinträchtigt werden.


Wettbewerbsverfahren
Das konkurrierende Verfahren wird als nicht offener Realisierungswettbewerb nach der Richtlinie für Planungswettbewerbe (RPW) mit vorgeschaltetem Teilnehmerwettbewerb durchgeführt. Nach dem vorgelagerten Bewerberverfahren werden 11 Teilnehmer ausgewählt, weitere 2 werden von der SSB AG und 2 von der LHS Stuttgart gesetzt, um eine Auswahl von 15 Arbeiten zu erhalten.

Die SSB AG wird anschließend an den Wettbewerb mit den Preisträgern Verhandlungsgespräche über die weitere Beauftragung von Planungsleistungen nach der Vergabeverordnung (VgV) führen. Die SSB AG behält sich die Möglichkeit vor, den Auftrag an den 1. Preisträger zu vergeben, sofern er die Eignungskriterien erfüllt.

Um eine Kontinuität im weiteren Planungsprozess zu gewährleisten, werden einzelne Mitglieder des Preisgerichts im Rahmen der Jurysitzung benannt, die zur Festlegung des genauen Umfangs der Beauftragung hinzugezogen und an anschließenden Planungsschritten beteiligt werden.

Der anhängige Auslobungstext ist vorbehaltlich der Preisrichtervorbesprechung, in der sich Änderungen ergeben können.




Finanzielle Auswirkungen

keine



Beteiligte Stellen

Referat T, Referat SOS, Referat S/OB, Referat WFB, SSB

Vorliegende Anträge/Anfragen

keine

Erledigte Anträge/Anfragen

keine



Peter Pätzold
Bürgermeister


Anlagen

Anlage 1 - Wettbewerbsauslobung (Vorzugsfassung)
Anlage 2 - Lageplan Wettbewerbsgebiet


<Anlagen>



zum Seitenanfang