In Stuttgart nehmen, Stand September 2019, 247 der insgesamt 575 Stuttgarter Kindertagesstätten teil. Insgesamt wurden bereits über 400 pädagogische Fachkräfte zertifiziert und über 30.000 Bewegungspässe an Stuttgarter Kindergartenkinder ausgegeben. Durch die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt, erhalten alle Kinder den Bewegungspass bei der Einschulungsuntersuchung. Außerdem findet der Bewegungspass Zugang in die Stuttgarter Sportvereine und wird für therapeutische Zwecke wie beispielsweise in der Adipositasprävention eingesetzt. Ziel ist die flächendeckende Einführung in allen Stuttgarter Kindertagesstätten sowie die kontinuierliche Verbesserung der Maßnahme und der Implementierung. Nach Anfragen von Kitas, Vereinen und Gemeinden anderer Stadt- und Landkreise und einem Pilottransfer des Konzepts in den Zollernalbkreis, empfiehlt das Landesgesundheitsamt den Bewegungspass als gute Praxis der Gesundheitsförderung. Seit 2019 setzten außerdem der Landkreis Karlsruhe, Stadtkreis Karlsruhe, Landkreis Heilbronn sowie der Bodenseekreis das Konzept in ihren Kommunen um. Weitere Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg planen die Einführung oder zeigen Interesse an einem Transfer. Gegenstand und Ziel der Evaluation des Stuttgarter Bewegungspass Im September 2019 wurde eine flächendeckende Evaluation des Bewegungspass im Rahmen einer Masterarbeit durchgeführt. Die wissenschaftliche Studie untersuchte die Implementierung und Umsetzung des kommunalen Präventionskonzepts in Kindertageseinrichtungen in Stuttgart. Zentrales Ziel der Studie war es, Aufschlüsse darüber zu erhalten, wie die Kindertageseinrichtungen das Konzept und die Materialien des Bewegungspass bewerten, wie sie diese in ihrer praktischen Arbeit umsetzen (können) und welche konkreten Maßnahmen jeweils durchgeführt werden. Außerdem sollten hemmende Faktoren von bisher nicht teilnehmenden Einrichtungen festgestellt werden. Übergeordnetes Ziel war herauszuarbeiten, welche Rahmenbedingungen in der Kita zur erfolgreichen Umsetzung des Bewegungspass bestehen müssen. Ergebnisse der Evaluation und Interpretation 1. Analyse der Verbreitung des Bewegungspass in Stuttgart Im ersten Schritt wurden die teilnehmenden Einrichtungen im Hinblick auf ihre Einrichtungsmerkmale wie Trägerschaft sowie geografische Lage und den damit verbundenen Sozialindikatoren im Stadtteil analysiert. 1.1 Teilnahme nach Trägerschaft der Einrichtung Die bundesweite Studie von Karing und Beelmann untersuchte 2019 die Präventionsarbeit in Kitas. Sie zeigt, dass die Einrichtungsmerkmale Trägerschaft und Einrichtungsgröße signifikant die präventiven Maßnahmen in Kindertageseinrichtungen mitbestimmen. Dabei steigt die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung von präventiven Maßnahmen der Gesundheitsförderung mit zunehmender Einrichtungsgröße sowie mit einer Trägerschaft bei öffentlichen Trägern. Die Evaluationsergebnisse in Stuttgart zeigen ebenfalls, dass die Teilnahme am Bewegungspass stark in Abhängigkeit der Trägerschaft variiert. Einrichtungen unter städtischer Trägerschaft nehmen am häufigsten am Bewegungsprogramm teil und haben zu 61,8 % (n=110) mindestens eine zertifizierte Fachkraft in der Einrichtung. In Kindertagesstätten unter Trägerschaft der Evangelischen Kirche sind nur in 27,9 % (n=29) der Einrichtungen Fachkräfte mit einer Zertifizierung für den Bewegungspass (Abbildung 2). Die Unterschiede der Mittelwerte in Abhängigkeit der Trägerschaft sind signifikant.
1.3 Teilnahme nach Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund im Stadtteil Karing und Beelmann zeigen in ihrer Studie weiterhin, dass der Migrationshintergrund der Kinder in einer Einrichtung signifikant die Umsetzung präventiver Maßnahmen mitbestimmt. Demnach steigen die Chancen der Umsetzung präventiver Maßnahmen in Einrichtungen ohne Kinder mit Migrationshintergrund. Der Sozialdatenatlas Kinder und Jugendliche der Landeshauptstadt Stuttgart (2018) gibt Auskunft über den Anteil der Kinder von drei bis sechs Jahren mit Migrationshintergrund in den Stuttgarter Stadtteilen. Im Durchschnitt liegt der Migrationsanteil der Altersgruppe der drei- bis sechsjährigen in Stuttgart bei 61,7 %. Betrachtet man Abbildung 4, wird deutlich, dass die Verbreitung des Bewegungspass in Stadtteilen mit überdurchschnittlichen Anteil an Migrationshintergrund am höchsten ist (54,9 %). Jedoch wird der Bewegungspass als präventive Maßnahme mit 28,6 % (n=4) der Einrichtungen in Stadtteilen mit deutlich überdurchschnittlichem Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund am wenigsten häufig eingesetzt.