Landeshauptstadt Stuttgart
Oberbürgermeister
Gz: S/OB-ÖPNV
GRDrs 708/2023
Stuttgart,
06/16/2023


Ergänzungsverkehre in Stuttgart (Ortsbusse) - Kaltental



Mitteilungsvorlage zum Haushaltsplan 2024/2025


Vorlage anzurSitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Stadtentwicklung und TechnikKenntnisnahmeöffentlich27.06.2023

Bericht:

Im Jahr 2021 wurde das Beratungsbüro Graunke von der Landeshauptstadt Stuttgart mit einem Gutachten zum Thema Erschließungsdefizite und Ergänzungsverkehre in Stuttgart beauftragt. Darin wurden im Gegensatz zu den Vorgaben im Nahverkehrsplan deutlich strengere Vorgaben für die Erschließungsradien um Haltestellen gesetzt. Zudem flossen weitere Faktoren wie z.B. Topografie, Altersstruktur und PKW-Verfügbarkeit in die Auswertung mit ein. Das Ergebnis war, dass auch das Stadtgebiet Kaltental laut Gutachten Erschließungsdefizite aufweist. Im Gutachten wurden mögliche Lösungen vorgeschlagen, darunter finden sich klassische Linienverkehre, aber auch SSB Flex als mögliche Optionen.
Grundsätzlich sind klassische Linienverkehre schwer umsetzbar, um die Erschließungslücken zu schließen. Zum einem ist die Errichtung klassischer Linienverkehre mit einem hohen Aufwand verbunden, zum anderen ist in diesen Gebieten prinzipiell mit einer geringeren Verkehrsnachfrage zu rechnen. Außerdem ist die Befahrbarkeit in den Gebieten aufgrund enger Straßen, Einbahnstraßenregelungen und Sackgassen oft problematisch.

Die Stadtverwaltung hat die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB AG) beauftragt, ein Konzept für das Stadtgebiet Kaltental auf Basis des Guthabens zu entwerfen.

Ergänzungsverkehr Kaltental
Aufgrund der Topografie sind die Zugangswege zu der zentralen Stadtbahnachse (U1) oft lang, umwegig und beschwerlich. Die SSB AG hat zwei Varianten für das Stadtgebiet überprüft.


Variante 1: Klassischer Ortsbus (wie z.B. in Stammheim)

Diese Variante orientiert sich an dem Vorschlag des Büros Graunke und ist ein klassischer Ortsbus-Linienverkehr mit einem Kleinbus. Entgegen der Annahme im Gutachten, ist allerdings nur ein 30‘-Takt möglich (im Gutachten 20‘-Takt), da die Fahrzeit im Gutachten zu knapp bemessen war und ausreichend Wendezeit eingeplant werden muss, um einen stabilen Betrieb zu gewährleisten.

Variante 2: Tagesbedienung durch SSB Flex

Auch eine mögliche Erschließung durch SSB Flex wurde im Gutachten genannt. Um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen, wird das Bedienungsgebiet auf den gesamten Stadtbezirk Süd und ggf. weitere Stadtbezirke ausgeweitet (Vaihingen, Degerloch, Möhringen) um dort zusätzliche, ebenfalls im Gutachten aufgezeigte Erschließungsdefizite zu bedienen.

Die folgenden Vor- und Nachteile wurden darüber hinaus für beide Varianten evaluiert.

Ortsbus Kaltental
VorteileNachteile
    - klarer Fahrplan und Linienverlauf
    - gewohnte Haltestellenzugänglichkeit
    - Verwandtschaft zum klassischen ÖPNV bleibt
    - bessere Planbarkeit von Fahrten und Fahrzeugbedarf durch Fahrplanbindung
    - höherer Fahrzeugkomfort (Echtzeitinformation, Platzangebot)
    - barrierefreie Fahrzeuge
    - 30‘-Takt möglich
- ggf. sehr lange Zugangswege zu Haltestellen
- Haltestellenbedienung begrenzt Einzugsgebiet => Schlechtere Erschließungswirkung
      ð Parallelführung zur Stadtbahn in Kaltental
- starre Linienführung (Ringlinie) mit der Folge – je nach Fahrtziel, von Umwegfahrten
- Abweichungen von im Fahrplan genannten Zeiten möglich, durch enge Straßensituation (Unpünktlichkeit)
- durch geringe Fahrgastzahlen, Leerfahrten möglich

Kostenschätzung:
Je nach Bedienzeit ergeben sich zwei Kostenvarianten. Die Kosten setzen sich durch Fahrzeug, Personal und den kilometerabhängigen Kosten zusammen.




SSB Flex
Diese Option bietet eine einfache Erweiterungsmöglichkeit auf andere Stadtbezirke (Süd, Vaihingen, Möhringen, Degerloch)
VorteileNachteile
    - flexible Flächenbedienung
    - individuelle Beförderung und intensivere Kundenbindung durch fehlende Fahrplanbindung
    - höheres Fahrgastpotential durch höheren Erschließungsgrad
    - hoher Komfort durch individuell mögliche Zeitplanung
    - zusätzlicher Komfortgewinn durch Fahrzeitverkürzung gegenüber Linienverkehr
    - kurze Wege zum Abholpunkt
    - z. T. barrierefreie Fahrzeuge
    - Vorbuchung möglich
    - keine Nachteile einer Ringlinie
- Zugangshemmnisse für den Fahrgast durch Abkehr vom vertrauten ÖPNV-System
- Wartezeiten (ggf. hoch) abhängig von der Nachfrage
- Notwendigkeit eines Kundenkontos
- keine Interaktionsmöglichkeit zwischen Fahrer und Kunde bei telefonischer Buchung
- Tarifintegration muss technisch umgesetzt werden

Kostenschätzung:
Bei der Variante SSB Flex entstehen Vorhaltungskosten für Personal und Fahrzeuge, sowie kilometerabhängige Kosten, sobald Fahrten auf Bestellung durchgeführt werden.
Für folgende Bedienzeit und Bedienungsgebiete entstehen folgende Kosten:

Voraussetzungen für die Inbetriebnahme eines Ortsbusses Kaltental ist die Einstellung von Fahrpersonal, sowie Fahrzeugbeschaffung und die entsprechende Haltestelleninfrastruktur. Auch bei der Variante 2 mit SSB Flex wird Fahrpersonal benötigt, sowie die technische Umsetzung der Tarif-Lösung und die Abgrenzung des Bedienungsgebietes.

Mit der Bereitstellung der finanziellen Mittel in Höhe von 500.000 Euro in den jeweiligen Haushaltsjahren sind auch zukünftige Pilotprojekte in anderen Stadtbezirken abgedeckt.


Finanzielle Auswirkungen


Ergebnishaushalt (zusätzliche Aufwendungen und Erträge):
Maßnahme/Kontengr.
2024
TEUR
2025
TEUR
2026
TEUR
2027
TEUR
2028
TEUR
2029 ff.
TEUR
Ergänzungsverkehre, THH 810 – Bürgermeisteramt, Amtsbereich 8107015 – Referat Klima, Mobilität und Wohnen
500
500
Finanzbedarf
500
500
(ohne Folgekosten aus Einzelmaßnahmen, Investitionen oder zusätzlichen Stellen – diese bitte gesondert darstellen)


Mitzeichnung der beteiligten Stellen

Die Referate AKR und WFB haben Kenntnis genommen. Haushalts- und stellenrelevante Beschlüsse können erst im Rahmen der Haushaltsplanberatungen erfolgen.





Dr. Frank Nopper


Anlagen:


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