2. Die Abteilung Integration wird beauftragt, in enger Kooperation mit den zuständigen Stellen ein Konzept zu erarbeiten und die Federführung für den Aufbau und die Begleitung des Zentrums zu übernehmen. Sie koordiniert ein trägerübergreifendes Netzwerk „Willkommen in Stuttgart“, bei dem die verschiedenen Akteure mit Haupt- und Ehrenamtlichen eingebunden werden. Über das Konzept wird vor Beginn der Aufbauphase berichtet.
3. Die LHS Stuttgart stellt für die Schaffung der räumlichen Infrastruktur jährlich 50.000 EUR zur Verfügung. Die Finanzierung erfolgt im Teilhaushalt 810 - Bürgermeisteramt, Amtsbereich 8107030 - Abteilung Integration, Kontengruppe 44310 - Geschäftsaufwendungen. Im Entwurf zum Doppelhaushalt 2014/2015 sind jeweils 50.000 EUR bereits berücksichtigt. Der voraussichtliche Bedarf an drei Stellen wird durch Drittmittel finanziert.
Kurzfassung der Begründung: Ausführliche Begründung siehe Anlage 1 Ausgangslage Bundesweit wird über eine Willkommenskultur diskutiert; einige Kommunen haben bereits Welcome-Center für Neubürger mit dem Fokus auf ausländische Fachkräfte eingerichtet (z.B. Hamburg mit etwa 10 Personalstellen). In Stuttgart fehlt ein solches Willkommenszentrum, in dem alle Neubürger und auch potenzielle Neuzuwanderer (Fachkräfte, die nach Stuttgart ziehen wollen) Orientierung/Beratung zum Leben und Arbeiten bekommen können und bei Bedarf schnell an die richtigen Stellen weiter geleitet werden. Die Einwohnerzahl Stuttgarts steigt seit einigen Jahren kontinuierlich. Dies ist unter anderem auf eine verstärkte Zuwanderung aus dem Ausland zurückzuführen. Im Jahr 2012 zogen 26.342 Deutsche und 22.447 Pass-Ausländer nach Stuttgart, davon kamen 16.587 aus dem Ausland. (Wegzüge im gleichen Zeitraum: 26.685 Deutsche und 16.585 Ausländer / Saldo: + 5.862, davon 3.909 Ausländer). Durch die EU-Erweiterung und die schlechte wirtschaftliche Situation in manchen EU-Staaten wird vor allem die Zuwanderung aus dem europäischen Ausland in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Im ersten Halbjahr 2013 kamen bereits 5.350 Neuzuwanderer aus EU-Staaten nach Stuttgart (Wegzüge 3.495 / Saldo +1.855). Auch die Zahlen der ausländischen Studierenden steigen. Im Sommersemester 2013 waren an der Uni Stuttgart 4.510 Ausländer eingeschrieben, darunter 3.498 Bildungsausländer (Personen, die ihre Hochschulberechtigung im Ausland erworben haben). An der Uni Hohenheim waren von den 1.115 ausländischen Studierenden 786 Bildungsausländer. Allerdings verlassen viele ausländische Studierende Stuttgart nach ihrem Hochschulabschluss aufgrund verschiedener Probleme beim Übergang vom Studium in den Beruf. Hier verschenkt Stuttgart viele Ressourcen und Potenziale, die für den hiesigen Arbeitsmarkt genutzt werden könnten. Unsere Wirtschaft sucht dringend Fachkräfte und wirbt gezielt im Ausland dafür (Ingenieure, Pflegekräfte). Auch die im Ausland angeworbenen Fachkräfte gilt es schnell zu integrieren und in Stuttgart längerfristig zu halten. Die Notwendigkeit für ein zentrales Willkommenszentrum für Neubürger Wer neu in Stuttgart ist, meldet sich in den dezentralen Bürgerbüros an, Drittstaatsangehörige sprechen zudem bei der Ausländerbehörde vor. Deren Mitarbeiter/innen haben weder die Zeit, auf detaillierte Fragen einzugehen, noch den Überblick über die vielfältigen Angebote und Dienste in Stuttgart. Obwohl es ein umfassendes Beratungsangebot gibt (Sozialamt/Erstberatungs- und Clearingstelle und Fachstelle Migration, Migrationsdienste der freien Träger, Agentur für Arbeit, Hochschulen, Jugendamt, Gesundheitsamt, Schulbehörden etc.), verlieren Neuzuwanderer oftmals viel Zeit, bis sie die richtigen Ansprechpartner/ Beratungsstellen/ Angebote in Stuttgart finden. Nicht selten sind auch die Hemmschwellen gegenüber Behörden und Beratungsstellen hoch. Das bestehende, insbesondere auch das bewährte dezentrale Beratungsangebot soll den Neubürgern durch eine zentrale Erstanlaufstelle schnell und passgenau zugänglich gemacht werden. Dieses neu zu schaffende Willkommenszentrum ersetzt somit nicht die vorhandenen Beratungsstellen und ist auch keine Beschwerdestelle für unzufriedene (Neu-)Bürger, sondern ein „Türöffner“ zum Bürgerservice und in die Bürgergesellschaft (Lotsenfunktion). Für Neubürger aus dem Inland reichen in der Regel allgemeine Informationen aus. Größer ist der Beratungsbedarf für Zuwanderer aus dem Ausland. Erfahrungen aus Hamburg zeigen, dass etwa 80 % der Einzelfallberatungen von ausländischen Neuzuwanderern in Anspruch genommen werden (überwiegend in Englisch). Das Willkommenszentrum ist somit eine Erstanlaufstelle für Studierende, Fachkräfte und Familien, die neu nach Stuttgart kommen, also in erster Linie für EU-Bürger und Drittstaatsangehörige. Aber auch den deutschen Neubürgern steht das Willkommenszentrum offen. Vor allem ausländische Studierende haben vielfach kaum Kontakte außerhalb der Hochschule und somit auch keine sozialen Unterstützungsnetzwerke beim Übergang vom Studium in den Beruf. Aber auch Partner/Angehörige von neu zugewanderten Fachkräften benötigen oftmals Ansprechpartner und Lotsen. Im Willkommenszentrum erfolgt eine Erstberatung und ein Lotsen zu Fachberatungsstellen bei allen Fragen bzgl. Studieren, Arbeiten, Deutschlernen, beruflicher Qualifizierung, Anerkennung von ausländischen Abschlüssen, Aufenthaltsrecht, Kita-Platz, Schule, Wohnen, Vereine, Kultur, Kontakte. Angeboten werden:
· Willkommensmappen, ergänzt durch zielgruppenspezifische Infomaterialien (To do – Liste, Ansprechpartner)
· Willkommensveranstaltungen zentral im Neubürgerservice, im Rathaus etc. und dezentral in den Stadtbezirken, Infoveranstaltungen zu unterschiedlichen Themen, auch in Kooperation mit Vereinen, Kontaktbörsen zwischen den neu zugewanderten Fachkräften und Arbeitgebern, Tipps bei Existenzgründung