Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Städtebau/Wohnen und Umwelt
Gz: SWU
GRDrs 53/2019
Stuttgart,
04/25/2019



Umgestaltung und Sanierung des Joseph-Süß-Oppenheimer Platzes
in Stuttgart-Mitte




Beschlußvorlage
Vorlage an
    zur
SitzungsartSitzungstermin
Ausschuss für Umwelt und Technik
Bezirksbeirat Mitte
Ausschuss für Umwelt und Technik
Einbringung
Beratung
Beschlussfassung
öffentlich
öffentlich
öffentlich
14.05.2019
20.05.2019
21.05.2019



Beschlußantrag:


1. Dem Gestaltungs- und Sanierungskonzept für den Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz
einschließlich Turmstraße auf Grundlage des Plans vom 22.03.2019 wird zugestimmt.


2. Auf Grundlage dieses Konzepts soll im Zuge der anstehenden Haushaltsplanberatungen über den Fortgang entschieden werden.



Begründung:



Anlass:

Seit vielen Jahren ist das unbefriedigende Erscheinungsbild des Joseph-Süß-Oppenheimer-Platzes einschließlich Turmstraße Anlass zur Diskussion.

Sowohl mit dem Gemeinderatsantrag Nr. 80/2018 „Die Aufwertung der Turmstraße angehen“ der CDU-Gemeinderatsfraktion, als auch mit dem Gemeinderatsantrag
Nr. 83/2018 „Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz: Nach Abschluss der Bauarbeiten Aufenthaltsqualität schaffen“ der B90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion wird das Anliegen einer Umgestaltung thematisiert.

Inzwischen hat sich in Zusammenarbeit mit der Stiftung Geißstraße eine Initiative gebildet, die sowohl die Aufenthaltsqualität auf dem Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz, als auch das Gedenken an den ehemalig herzoglichen Finanzrat verbessern will.

Dieses Anliegen hat die Stadtverwaltung aufgegriffen und in Werkstattgesprächen Ideen und Anregungen zur Umgestaltung gesammelt und daraus einen konzeptionellen Vorschlag entwickelt.

Analyse Bestand:

Der heutige Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz einschließlich Turmstraße wird geprägt durch:

- die Zufahrt zur inzwischen privatisierten Tiefgarage unter dem Platz
- die Funktion als Anlieferhof für die angrenzenden Gebäude und als Bereitstellungsplatz zur Abholung von Müllbehältern dient
- die aktuelle Baustellensituation durch den Umbau des ehemaligen Waldbaurgebäudes, der voraussichtlich noch bis Ende 2019 andauern wird
- abgesehen von zwei Gaststätten (Consafos und Kim`s so) mit Außenbewirtschaftung keine den öffentlichen Raum belebenden EG-Nutzungen
- den Hinterhofcharakter, der in den Platz mündenden Straßen Bebenhäuser Hof und Turmstraße
- die im Zuge der Sanierung des ehemaligen Karstadtgebäudes (Königstraße 27 und
27 a) aufgewertete Verbindung Schmale Straße zur Schulstraße

Heutige Probleme:

- durch die vorausgegangene Baustelle (Umbau des ehemaligen Karstadt-Hauses
durch die Firma Signa) und die jetzige Baustelle erfährt der Platz erhebliche Beein-
trächtigungen was noch durch Wildparken verstärkt wird

- Müllbehälter werden nicht zügig beseitigt
- unerlaubtes Urinieren verschlechtert die Aufenthaltsqualität
- durch die im Zuge der Baumaßnahme abgebauten Pflanzbehälter mit Sitzmöglichkeiten ist die Aufenthaltsqualität erheblich verschlechtert
- insgesamt mangelnde soziale Kontrolle
- seiner Namensgebung wird der Platz in keinster Weise gerecht, da lediglich ein
kleines Hinweisschild mit den Lebensdaten von Joseph Süß Oppenheimer besteht

- durch die Baustelle und den starken Anliegerverkehr sind die Beläge vor allem im
Platzbereich erheblich in Mitleidenschaft gezogen


Planungsziele:

Aus der Analyse des Bestands und der Problembeschreibung ergeben sich folgende konzeptionelle Ziele:

1. Wahrnehmung als eigenständiger Platz 2. Begrünung des Platzes zur Verbesserung der stadtklimatischen Situation
3. Schaffung eines „Gedenkortes Joseph Süß Oppenheimer“


Eine Verlagerung bzw. Bündelung der Lieferverkehre auf dem Platz, um größeren Gestaltungsspielraum zu bekommen, wurde im Zuge der Arbeit am Gestaltungskonzept geprüft. Eine alternative, verträglichere Lösung konnte hier zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht gefunden werden. Das Gestaltungskonzept berücksichtigt daher die derzeitige Situation für Anlieferung und Entsorgung (s. Anlage 1).

Gestaltungskonzept (s. Anlagen 2 und 3):

1. Beläge

Zurzeit ist der Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz mit einer Kombination von Schwarzbelag und Betonpflaster (10x10x10 cm) belegt. Aufgrund des kleinen Betonpflasters, das wegen der geringen Aufbauhöhe (über der Tiefgaragenabdichtung stehen nur ca.
20 cm für Belag und Bettung zur Verfügung) hält die jetzige Oberfläche den Belastungen nicht mehr Stand. Baustellenbedingte Schäden kommen hinzu, sodass insbesondere der Kernbereich des Platzes saniert werden muss. Vorgeschlagen wird hier, einheitlich einen beigefarbenen Possehl einzusetzen, wie er bereits in der Bandstraße am Zugang zum Marktplatz in einem kleinen Teilstück realisiert wurde. Der Belag wird im Bereich Neue Brücke bis an den Fahrbahnrand herangezogen, um den Gehweg in den Platzbereich zu integrieren. In den übrigen Bereichen in Richtung Turmstraße kann der vorhandene Belag repariert und ausgebessert werden.

2. Aufenthaltsqualität

Vor Einrichtung der Baustelle gab es auf dem Platz zahlreiche Pflanzbehälter, an die verschiedene Sitzmöglichkeiten montiert waren. Dieses Thema soll in zeitgemäßer Form wieder aufgegriffen und mit modernem Material umgesetzt werden. Vorgesehen ist, eine prägende Gestaltung mit dem Baustoff Cortenstahl zu erreichen. Dieses besondere Material zeichnet sich durch seine schützende Eisenoxidschicht aus, die den Möblierungselementen auf dem Platz eine einheitliche und prägende Optik geben kann. Dieses Material wurde bereits mit Erfolg am kleinen „Weißenburgplatz“ in Stuttgart-Süd eingesetzt. Die neuen quadratischen Pflanzbehälter ermöglichen eine unmittelbare Befestigung von Sitzmöglichkeiten zum Beispiel aus Holzelementen. Die Kombination von Sitzelementen mit Baumpflanzungen ermöglicht entspannten Aufenthalt im Schatten. Zur Sicherung gegen „wildes Parken“ tragen Sitzpoller bei, die ebenfalls in Cortenstahl gestaltet werden
sollen.

3. Begrünung:

Durch die lineare Anordnung von fünf Pflanzbehältern wird die historische Achse der Schmale Straße mit Baumstandorten hervorgehoben. Ein Baumstandort soll im Einmündungsbereich der Neuen Brücke stehen und als wichtiger Baumstandort in den Platzbereich hineinführen. Weitere vier Baumstandorte in Pflanzbehältern sollen den Gedenkort Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz als „grünes Zimmer“ rahmen.

Sämtliche Baumstandorte können aufgrund der darunterliegenden Tiefgarage oder wegen vorhandener Leitungen nur als Hochbeete erstellt werden.
Ob vor einzelnen Anliegergebäuden noch Begrünungsmaßnahmen in Form von einheitlichen Pflanzbehältern erfolgen z. B. über das Projekt „Urbanes Gärtnern“ soll im weiteren Verfahren geprüft werden.


4. Gedenkort Joseph-Süß-Oppenheimer

Durch die umfangreiche Anlieferung (in den Schleppkurven im Bestandsplan dargestellt s. Anlage 1) ergibt sich auf dem Platz nur eine geeignete Möglichkeit zur Positionierung für einen Gedenkort in der Achse der Zufahrt zur Tiefgarage auf Platzebene. Vorgeschlagen wird hier ein Plateau, das von vier Pflanzbehältern gerahmt wird, die wiederum Sitzmöglichkeiten und Schatten bieten. Analog zum Gerda-Taro-Platz an der
Hohenheimer Straße wird vorgeschlagen, auf geeigneten Stelen eine kleine Dauerausstellung für Joseph-Süß-Oppenheimer zu platzieren. Das Design der Stelen soll sich an der für Karl-Heinrich-Ulrichs aufgestellten Gedenkstele am Südtor orientieren. Zur Konkretisierung wäre ein Planungsauftrag an das dort tätige Designbüro zu vergeben. Für den Inhalt der Tafeln in Form von Text und Bildern hat sich die Stiftung Geißstraße bereit erklärt, dies in einem Beteiligungsverfahren zu übernehmen. Der Gedenkort soll, wie die bereits vorgeschlagenen Möblierungselemente, durch das Material Cortenstahl geprägt sein. Der historische Bezug von Joseph Süß Oppenheimer, bei diesem Platz besteht insbesondere darin, dass die erste Stuttgarter Münze im Bereich der Turmstraße 1 zu finden war. Dieses historische Gebäude existiert zwar nicht mehr, jedoch könnte mit einer passenden Gedenktafel am Gebäude Turmstraße 1 die Erinnerung an diesen Ort dargestellt werden.

5. Außengastronomie:

Die bestehenden gastronomischen Flächen sollen grundsätzlich erhalten werden. Erweiterungsmöglichkeiten für ein gastronomisches Angebot bestehen insbesondere an der Schmale Straße im Zuge der dort vorgesehenen linearen Begrünung.

6. Beleuchtung

Zur Hervorhebung der historischen Achse der Schmale Straße sollen in der Achse der sechs geplanten Baumstandorte dazwischen Stuttgarter Mastleuchten mit sogenannten Residenzaleuchten ausgeführt werden. Für den Gedenkort Joseph Süß Oppenheimer soll ein auf die Gestaltung abgestimmtes Beleuchtungskonzept entwickelt werden.


Finanzielle Auswirkungen


Somit Gesamtaufwand:

Die Gesamtkosten für die Umgestaltung des Joseph-Süß-Oppenheimer-Platzes belaufen sich auf 850.000 €.

Weiteres Vorgehen:

Der Aufwand für die Umgestaltung des Joseph-Süß-Oppenheimer-Platzes im Sinne dieser Konzeption in Höhe von 850.000 €, soll im Zuge der anstehenden Haushaltsplanberatungen entschieden werden. Eine Realisierung wäre, sofern die Mittel bewilligt werden, also frühestens 2021 denkbar.





Beteiligte Stellen

Referat T
Referat SOS
OB/82


Vorliegende Anträge/Anfragen

Antrag Nr. 80/2018 der CDU-Gemeinderatsfraktion vom 09.03.2018 Die Aufwertung der Turmstraße angehen
Antrag Nr. 83/2018 der Bündinis 90/DIE GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion vom 09.03.2018 Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz: Nach Abschluss der Bauarbeiten Aufenthaltsqualität schaffen






Peter Pätzold
Bürgermeister


Anlagen

1. Bestandsplan
2. Gestaltungsplan
3. Visualisierung


<Anlagen>



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