Antrag vom 09/01/2010
Nr. 257/2010

Antrag
Stadträtinnen / Stadträte - Fraktionen

SPD-Gemeinderatsfraktion
Betreff

Trockenmauern erhalten - mehr Fachleute ausbilden

Bekanntlich wird es immer schwieriger, die für Stuttgart typischen und ökologisch wertvollen Trockenmauern in den Weinbergen zu erhalten. Zu viele Weinberge sind inzwischen aufgegeben, zu viele Mauern eingestürzt. Wenn nicht energisch gegengesteuert wird, besteht die Gefahr, dass Jahrhunderte altes Kulturgut unwiederbringlich verschwindet, sich das Landschaftsbild negativ verändert und die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt erheblich leidet. Dies gilt es zu verhindern.

Vor annähernd einem Jahr hat die SPD-Fraktion beantragt (Antrag 320/2009), die Verwaltung möge eine Konzeption zum Erhalt des Terrassenweinbaus in Stuttgart erstellen. Leider konnte die Verwaltung unserem Vorstoß damals noch nicht entsprechen.

Die üblichen Gründe: Zu enge personelle Ressourcen; freiwillige Aufgabe der Stadt, die angesichts knapper Kassen nicht in die Landschaft passt usw...

Diese Absage hat uns nicht entmutigt, am Thema dran zu bleiben und zu versuchen, durch pragmatische Schritte vor Ort, voran zu kommen. Erfreulicherweise hat die Verwaltung auf Drängen von Mitgliedern unserer Fraktion, inzwischen ihre eigenen Bemühungen forciert. So hoffen wir, dass schon bald brach gefallene Weinberge in Rohracker wieder aktiviert werden können.

Erste Schritte, denen bald weitere konkrete folgen sollten, z.B. im Bereich der Ausbildung von Fachkräften im Bau von Trockenmauern. Dazu greifen wir eine Initiative des baden württembergischen Landwirtschaftsministeriums auf.

Hintergrund: Neben den finanziellen Problemen, die dem Erhalt und der Pflege von Terrassenweinbergen im Wege stehen, sind es offenbar die zu wenigen qualifizierten Fachleute, die das Handwerk des Baus von Weinbauterrassen wirklich beherrschen.

Wir begrüßen es deshalb ausdrücklich, dass die Landesregierung inzwischen in Rohracker die Arbeitsschritte einer dort vorhandenen Lehrbaustelle dokumentiert und dazu eine Broschüre erstellt. Sie soll als Anleitung zu fachgerechtem Mauerbau dienen.


Broschüren sind gut. Weitere konkrete Schritte sollten geprüft werden.


Dazu beantragen wir:
  1. Die Verwaltung prüft die Ausbildungsmöglichkeit von Fachkräften, die in der Lage sind, Weinbergmauern zu erhalten und wieder aufzubauen. Dazu wird geklärt, ob eine Erweiterung der Ausbildung/Weiterbildung der Weingärtner beim städtischen Weingut möglich ist. Wir denken dabei an einen Ausbildungsverbund, der sowohl das Weingut, das Gartenbau-, Friedhof- und Forstamt, das Tiefbauamt als auch geeignete private Landschaftgärtner (wenigstens ein Betrieb in Hedelfingen ist uns dazu bekannt) umfasst.
  2. Weiter ist zu klären, ob die so ausgebildeten Fachkräfte sowohl im städt. Weingut als Weingärtner und "Terrassenbauer", als auch auf "Lohnbasis" (ggf. in Kooperation mit privaten Betrieben) in privaten Weinbergen bei der Pflege und Errichtung von Weinbergmauern eingesetzt werden könnten. Wir stellen uns vor, dass dies gleichzeitig Synergieeffekte für das städtische Weingut ergibt.
  3. Bei der Besichtigung der Baustelle erklärte die zuständige Staatssekretärin am 17. August, das Land "überlege" sich auch eine stärkere Förderung des Erhalts von Weinbauterrassen. Wir bitten die Verwaltung deshalb, mit der Landesregierung zu klären, ob über eine generelle finanzielle Förderung des Erhalts von Weinbauterrassen hinaus, eine Bemühung der Stadt im Ausbildungsbereich, in der beschriebenen Form voranzugehen, finanziell und ggf. im Rahmen des Berufschulwesens gefördert werden kann.

Dr. Roswitha Blind Hans H. Pfeifer Monika Wüst
Fraktionsvorsitzende Stv. Fraktionsvorsitzender Stv. Fraktionsvorsitzende


Manfred Kanzleiter





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